Hallo Lukas,
Wir hatten ja anfangs mal eine kurze Diskussion darüber was ein 'Weitflieger' ist. Zunächst ist es ja einfach mal eine Ansichtssache was man weit oder nah nennt. 180 Meter erscheinen uns Menschen vielleicht 'weit'. Für einen wirklich vom Design her zum Fliegen geschaffenen Samen ist es aber eher wenig. Dazu habe ich heute zufällig zwei Zahlen zur Douglasie gefunden: Bei der Wiederbesiedlung einer großen Brandfläche fanden sich Sämlinge häufig in 200 m Entfernung, seltener kamen auch 900 m und mehr vor. Ich nehme mal an das bedeutet 200m bei normalem Wind, 900m bei Sturm. (Müsste man aber erst genauer nachlesen wie es gemeint ist.) Das ist nach meinem Gefühl schon an der Grenze zum Weitflieger, und entspricht einer Art die daran angepasst ist 'Rohböden' von außen zu besiedeln.
[] Isaac, Isaac, and Meagher, G.S.(1936): Natural reproduction on the Tillamook Burn two years after the fire. Pacif. Northwest Forest Exp.Sta., Portland, Oregon. 19p + map.
Sequoiadenron folgt meiner Meinung nach einer anderen Strategie. Durch die einzigartige Wuchsgeschwindigkeit bringen sie es so schnell wie möglich zu einer enormen Masse, in der das Feuer in tiefen Brandhöhlen an Sauerstoffmangel erstickt. So können größere Bäume mitten im Inferno überleben. Eine spezielle Anpassung, die als Überlebens-Strategie extrem selten ist, und durch die die scheinbar widersprüchlichen Eigenarten dieser Baumart auf einmal zusammenpassen. Und die mir irgendwie Ehrfurcht und Respekt einflößt. Die Survivors können sich ohne Konkurrenz weiter ausbreiten. Besonders weit fliegen war in dieser Situation nie nötig.
Es gibt in der Ökologie ein Konzept, über das man streiten kann. Jedenfalls besagt es daß die Streuweite bei Baumarten mit Keimlingen mit speziellen Standortansprüchen nicht so hoch sein sollte wie bei Pionierpflanzen die auf allen möglichen Standorten keimen können. Sie bleiben lieber in der Nähe (menschlich gesprochen) statt in der Ferne zu scheifen. Solche Baumarten breiten sich eher als fortschreitender Waldsaum aus. Möglicherweise spielt auch der Schutz der Altbäume (Windschatten, Frostschutz, Luftfeuchte) eine Rolle. Der nächste evolutionäre Schritt ist für solche Arten übrigens die Symbiose mit einem tierischen 'Vektor', der die Samen gezielt an geeignete Standorte bringt.
Sequoiadendron hat einen speziellen Standortanspruch: Gute Wasserversorgung. Ich vermute daß die innerhalb der Koniferen im unteren Bereich liegende, relativ geringe Flugtauglichkeit einhergeht mit Anpassungen an das 'Finden von Wasser'. Dazu könnte die eigenartige Form zählen, die den schwimmfähigen Samen vielleicht irgendwie hilft mit dem Regenabflußwasser zu schwimmen, und später dennoch in Spalten des Bodens versenkt zu werden.
Die Form und das Gewicht der Samen wären also eventuell eine Kombinationslösung für verschiedene scheinbar widersprüchliche Aufgaben.