Joachim,
Ja andere Arten wie Sequoia und Metasequoia waren mit Sicherheit weit verbreitet über die nördliche Hemisphere. Es gibt hunderte von Fundstellen und die Funde sind von hunderten von Paleontologen untersucht worden. Paleontologen sprechen ja eigentlich lieber von
Gattungen (Sequoia, Sequoiadendron, Metasequoia) - die fossilen
Arten können aber durchaus andere als die heutigen gewesen sein.
Fossilien werden ja grundsätzlich erstmal nur einer Gattung zugeordnent, mit einem 'Artnamen' der etwas über die Fundstätte oder den Finder aussagt (Homo neandertalensis oder Sequoiadendron chaneyi) oder irgendwie sonst aussagekräftig ist. Niemand wird seine Hand dafür ins Feür legen dass Sequoia abietinis nicht doch identisch mit S. sempervirens war, oder für das Gegenteil. Dazu sind die Fundstücke meist zu wenige. Die Bestimmung der Gattung reicht für die meisten Zwecke aus, und wenn man davon ausgeht dass es sich um die direkten Vorfahren unserer heutigen Arten handelt, erschliesst sich die Phylogenie.
Leider sind die Vorfahren der Taxodiaceen nicht sicher geklärt. Man ist sich nicht mal sicher wie die Verwandschaften innerhalb dieser mittlerweile aufgelösten Gruppe sind, oder wie die einzelnen Arten zu den anderen Cupressaceen stehen. Man hat diese Gruppe geschaffen weil sie wesentliche gemeinsame Merkmale aufweist, aber man hat sie vieleicht auf der falschen Ebene zusammengestellt. Möglicherweise wird man aus der Gruppe der Taxodiaceen ein paar neue Familien bilden. Oder sind die ähnlichkeiten als Ausdruck einer eigenen Ordnung anzusehen (also eine Ebene höher) und einige der Gattungen sind in Wirklichkeit die letzten Vertreter einer eigenen Familie, so wie bei Ginkgo ?
Die räumliche Nähe von Sequoiadendron zu Sequoia hat viele verwirrt. Bedenkt man jedoch die gravierenden Unterschiede sowohl in ihrer Erdgeschichte als auch in ihrer Ökologie, ist diese Nähe als purer Zufall anzusehen. Darum ist es so wichtig die beiden Arten auseinanderzuhalten. Es besteht die Möglichkeit daß sie ganz verschiedene Ursprünge haben.
Lustigerweise ist es so ähnlich wie mit den Ureinwohner Nord- und Mittelamerikas, welche aus verschiedenen Himmelsrichtungen kamen (zumindest glaube ich an diese Theorie), aus Eurasien aber auch vom Pazifik her. Die nördlichen asiatischen Stämme hatten mit den südwestlichen pazifischen Stämmen zunächst nicht viel zu tun. Das erklärt zum Beispiel die sehr verschiedenen Sprachen und das unterschiedliche Aussehen.
Wir Europär haben sie alle einfach Rothaut genannt, dder sogar einfqach 'Indianer' was sprachlich total falsch war, und dennoch existiert dieser Begriff beharrlich weiter.
Rothaut -- Redwood, Indianer -- Sequoien ...irgendwie müsste es da doch klingeln.
Geht man weiter in der Zeit zurück, sagen wir, mehr als 70 Millionen Jahre, verliert sich die Spur von Sequoiadendron im Dunkel. Es geht in die Richtung Cordaiten oder Voltziales oder Cheirolepidiaceen, aber das ist schon wieder ein Zeitalter weiter. Vieleicht handelte es sich um eine damals weitverbreitete Gruppe. Wir sprechen aber jetzt von einer Zeit wo die Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika noch bestand, aber Eurasia vom Urkontinent Pangea schon lange abgespalten war. Der Weg über die Beringstrasse ist ein extrem langer und führt durch die Polarnacht. Einige Eigenschaften von Sequoiadendron passen einfach nicht zur (damals natürlich gemässigt-warmen eisfreien) Arktis, etwa der enorme Lichtbedarf der Keimlinge, die Verfärbungen durch Frost, die Abhängigkeit von Feuer. Könnten die Vorfahren von Sequoiadendron nicht auch über Südamerika (dem damals Neuseeland und Australien nahestanden) oder über mit der Farallonplatte herandriftende pazifische Inseln aus dem Westen gekommen sein ?
Das ist der Grund warum ich mich frage ob die Vorfahren der rezenten Art wirklich jemals in Europa waren. Oder vieleicht gab es eine europäische Sequoiadendronart, die nicht der direkte Vorfahr der nordamerikanischen Art war, mit einer ganz anderen Ökologie ?
Aber natürlich ist es nicht ausgeschlossen, viele Wege führen nach Rom
und die niedrigen vulkanischen Gebirgsketten im südlichen Gebiet der Tethys (nicht verwechseln mit dem älteren Tethys-Meer), von der heute noch das Mittelmeer übrig ist, waren vernmutlich ein geeigneter Lebensraum für die Gattung Sequoiadendron. Wenn es sie dort nicht gegeben hat, hätte man sie grad hinbringen müssen
Deswegen finde ich den Türkei-Fund besonders interessant.
Aber aufgrund seiner Isoliertheit muss er validiert werden.
ps. Die Links zu den online-Datenbanken die ich durchsucht habe sind
hier ! (Aber ich habe nicht immer alles notiert, und es gibt vermutlich sowieso noch mehr)