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Wipfeldürre

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denniz:

--- Zitat ---Verschärft wird diese Situation natürlich durch Reinbestände wo auf der Fläche noch mehr Wasser benötigt wird.
--- Ende Zitat ---

Ich habe vor einiger Zeit einen 100 jährigen BM gesehen der auf eine Wiese relativ freistehend
weitstreichende Wurzeln von fast 30m Länge gebildet hatte, diese wurden immer wieder
von dem Rasenmäher beschädigt. In der Sequoiafarm sind die BM die direkt am Rand der Gruppe
die Fläche der Wiese ausnutzen können deutlich dicker, die Bäume im Inneren der Gruppe
sind teilweise abgestorben. Man sollte darüber nachdenken, den Weg der durch diese Gruppe führt,
dick zu mulchen oder sogar mit einer Brückenkonstruktion zu versehen, damit der Boden nicht
unnötig verdichtet wird, was wiederum die Wasseraufnahme behindert.
Auch der Eingang direkt neben der BM-Gruppe ist suboptimal, da Fahrzeuge den Boden deutlich
stärker verdichten als Füsse.

auch schon eine kahle Stelle am Kopf bekommend
Denniz

Waldläufer:
Hallo,
ich denke man solle bei der Situation in Deutschland bleiben. Die Wuchsbedingungen sind in England nun mal andere in einem
milderen feuchteren ozeanischen Klima mit wolkenreichem Himmel. Auch in England war ich vor über 20 Jahren enttäuscht als ich
einige forstliche Versuchsflächen sah. Diese kränkelnden ebenso. Daß dort die Solitäre weitgehend gesund sind mag sein,
das ist aber auch weitgehend aus den von mir beschriebenen Gründen bei uns so. Ein Solitär ist in der Regel auf zusagendem
Standort in der Lage seinen Wasserbedarf auch auf Kosten seiner Nachbarschaft zu sichern. Auf gleichhohe Konkurrenz ist er aufgrund
seines Lichtbedarfs mit steigendem Alter nicht eingestellt und er wird dadurch geschwächt. Jeder Einzelfall kann natürlich nicht schlüssig geklärt werden. Jedem Forstmann ist aber klar, daß bestimmte anspruchsvolle Arten zumindest im Reinbestand nur an den
Standorten langfristig gedeihen die ihre Ansprüche erfüllen. Außerdem ist nicht jede Art reinbestandsfähig. Es kommt auch niemand auf die Idee die Bergulme flächenhaft anzubauen, lassen wir mal den Splintkäfer weg. Der Gm bildet  keine Schlußwaldgesellschaft wie z.B die Buche bei uns, sondern ist eine langlebige Pionierholzart. Das nicht zufriedenstellende Gedeihen des Gm im Reinbestand ergibt sich aus der Summe der angeführten Einschränkungen. Das Verbreitungsgebiet des Gm ist viel zu klein als daß die Genetik eine große Rolle spielen könnte.

                                                          VG                Bernt

Odysseus:
Liebe Mitdiskutanten,

noch Folgendes: In Heidelberg im Arboretum auf der Sprunghöhe stehen Mammutbäume seit 1872. In einem Bestand, in dem auch noch ab und zu eine Hemlocks steht, eine Thuja, ein paar Götterbäume, ein paar hohe, dünne Atlaszedern, alte Nordmänner und noch anderes exotisches Gewächs. Alle etwa so alt wie die Mammutbäume. Die Bäume sind also etwa 140 Jahre alt.
Ich kenne den Bestand seit 1972 und bin dort etwa 10 Mal im Jahr.
Die Mammutbäume stocken auf sehr sandigem oberen Buntsandstein.
Im Moment sind's, wenn ich mich recht erinnere, noch 23 Bäume. Nach 2003 sind 2 oder 3 ausgefallen. Komplett dürr geworden. Die anderen sehen seit 2003 nicht ganz toll aus, sind aber soweit okay.

50 Meter weg stehen wieder Mammutbäume. Schätze mal, sie wurden Anfang der 1960er Jahre gepflanzt. Darunter auch ein paar fremdländische Gehölze. Sie sind also etwa 50 Jahre alt.
Der Boden ist dort der gleiche. Es ist sogar eher feuchter, wie man an den Farnen, Moosen und anderen Feuchtezeigern sehen kann.
Die Bäume haben nahezu alle vor etwa 15 Jahren, vielleicht war's auch vor 18 oder 20 Jahren, jedenfalls deutlich vor 2003,  gleichzeitig die Wipfeldürre bekommen. Ich hab das nicht fassen können. Manche Bäume sind abgestorben oder entnommen worden. Dürre Wipfel haben noch viele. Gut aussehen tun sie auch nicht.
Ich betone: Es sind nicht einzelne Bäume, die krank sind, sondern der ganze Bestand.

Jetzt guckt euch einmal das Niederschlagsdiagramm von Mannheim an. Es geht von 1892 bis 1998 (Der Pfälzer Neumayer hat als einer der ersten in Deutschland mit der systematischen Klimaaufzeichnung begonnen. Nach ihm auch benannt Neumayer Station auf der Antarktis. Siehe auch "Mannheimer Stunden", zu denen die Meteorologen weltweit zu gleichen Zeiten ihre Wettermeldungen abgesetzt haben).

Das Mannheimer Diagramm kann man nicht auf Heidelberg direkt übertragen. Aber die Tendenz müsste in Heidelberg, das ja nur 13 km weg ist von hier, gleich sein.
(Ich habe im Moment keine Langzeitdaten von HD, sonst könnte ich das direkt vergleichen. Letztes 30jähriges Mittel sind 800 mm für HD).

Wenn man also annimmt, die Tendenz des Mannheimer Diagramms gelte auch für HD, dann hätten die Altbäume in HD die ersten 50 Jahre mit etwa 100 mm Niederschlägen weniger auskommen müssen, als die jetzt wipfeldürren Jungbäume, und seien trotzdem nicht abgestorben.

Insgesamt sieht man auf dem Diagramm sowieso eine klare Tendenz: Es wird feuchter. Von 1890 bis 1940 gab es in MA durchschnittlich 500-550 mm Niederschläge im Jahr, von 1940 bis heute sind es mehr als 100 mm im Jahr mehr.

Und obwohl es feuchter wird, sterben jetzt Jungbäume ab, aber Altbäume haben das damals gepackt mit 100 mm weniger Feuchtigkeit und packen es jetzt weiter! Aber die Jungbäume sterben, und der Grund für das Absterben der Jungbäume heute ist mangelnde Feuchtigkeit (in Verbindung mit einem Pilz)? - Macht das Sinn?

Und in England geht's allen gut? Jungen und alten?

- Interessant wäre zu sehen, gibt's unsere Art der Wipfeldürre in den USA?
- Gibt es sie in Neuseeland, wo es meist feuchter ist als hier?
- Gibt es sie in Norwegen oder Schweden?
- Gibt es sie in südlichen Ländern?

Viele Grüße
Walter


Bakersfield:
Hallo Walter,

die Niederschlagsentwicklung ist interessant. So gesehen ist es schon kurios. Aber weißt du denn wieviele BMs 1872 gepflanzt wurden? Und wieviele waren 1922 noch im Rennen? Nur so könnte man das wirklich vergleichen. Und wie wurden die Pflanzen gezogen? Von den Drehwurzeln wusste man vielleicht noch nichts. Könnte ja sein, dass die jüngeren BMs dort alle durch solche Wurzeln gehemmt werden, was jetzt langsam fatal wird. Wie eng stehen sie denn dort? Zu hohe Dichte ist ja auch ein großes Problem.

Viele Grüße,
Frank

Tom E:
Hallo Walter,
ich würde mich nicht zusehr auf den Jahresniederschlag konzentrieren, sondern mehr auf die Aufteilung der Niederschläge.
Zudem werden es immer mehr - für unser Klima - extrem warme Tage. Während es um 1980, z.B. in München, nur Jahre gab
in denen es kaum Tage gab mit Temperaturen über 30°C, gibt es inzwischen fast jeden Sommer mindestens 10, wenn nicht
sogar bis deutlich über 20 Tage mit solcher "Hitze". Was natürlich auch deutlich höhere Verdunstungen mit sich bringt. Wenn
jetzt dazu noch weniger Regen in Frühling und Sommer fällt, dafür aber mehr in Herbst/Winter könnte das durchaus auch
dazu beitragen, dass es den aktuellen Bäumen trotz "mehr" Niederschlag schlechter geht.
Klar ist Heidelberg nicht München, wahrscheinlich gibt es dort aber eine ähnliche Veränderung der sowieso schon höheren
Temperaturen.

Ich kenne mich jetzt nicht wirklich mit den Heidelberger Beständen aus, aber stehen die 23 Altbäume denn genauso dicht
wie die Jungbäume? Reinbestände von BM sind bei uns wohl ohne darunterliegende Quelle nicht gesund überlebensfähig.

Bezüglich packen oder nicht... ich würde mich nicht auf irgendetwas festlegen. Der Abbauprozess bei einem alten Baum
kann sich sehr lange ziehen und endet doch irgendwann im Tod.
Zudem habe ich mal einen Bericht gelesen bezüglich der Nebelproblematik bei den KMs, worin geschrieben stand, dass
die alten KM den weniger werdenden Nebel besser verkraften würden als die Jungen. Ob sowas auch beim BM gilt kann
ich natürlich nicht sagen. Womöglich zeigt es sich auch nur später.

Für alle ein Stückchen Spekulatius.  ::)

Gruß
Tom

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