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Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen

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sequoiaundco:
Hi Tuff

Von den bei Li erwähnten 179 Folssilienfundstellen liegen nur 7 in China, davon auch nur 4 in Zentralchina, obwohl alle Autoren von großen Populationen dort in verschiedenen Zeiten ausgehen.
Ich kann mich dir also nur anschließen: Die Datenlage scheint noch unzureichend. Wie du schon sagtest, „zu groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß man die entscheidenden Fossilien einfach noch nicht gefunden hat, oder daß sie aus 'geologischen' Gründen nie entstanden sind“. Ich denke auch, dass die Chinesische Bevölkerung  in den letzten Jahrzehnten zu viele oberirdische Probleme und Krisen zu meistern hatte und den paläobotanischen Blick nach unten noch nicht so geschärft hat wie z.B. in den USA oder Japan.
Von daher finde ich den Versuch von Liu u.a., neben den geologischen Verschiebungen (wie Landbrücken, Kontinentalverschiebungen u.a.) mehr die klimatischen Bedingungen und Veränderungen in den Fokus zu nehmen, eine gute Ergänzung.
Trotzdem ein dichter Nebel und viele Spekulationen bleiben.

Wie schrieb kürzlich Klaus im Forum zum Thema Vortragskonzeption: „Aussichten nicht nur Rückblicke !“ - auch sehr sympathisch.

chris  (sequoiaundco)

Bakersfield:
Hallo Hobby-Sequoia-Genetiker,

ich bin auf einen interessanten (aber zugegeben etwas betagteren, vom Jahr 2000) Artikel im "www" gestoßen:

http://www.genomenewsnetwork.org/articles/08_00/redwood_genome.shtml

Hier ist die Rede vom Redwood-Genom, welches der kalifornische Wissenschaftler Chris Brinegar schon seit 1994 untersucht hatte.

Einiges aus dem Artikel war mir bereits bekannt, manches aber auch neu. Ein Detail fand ich sogar sehr erstaunlich. Hier einige der bemerkenswerten Stellen, von mir frei übersetzt:

- Man neigt ja dazu anzunehmen, dass ein kalifornischer KM-Wald auf Grund der großen vegetativen Vermehrungskraft der Spezies einen relativ hohen Klonanteil in sich trägt. Aber dem ist nicht so:


--- Zitat ---"Ich hatte nicht erwartet, viel genetische Variation anzutreffen" sagt er (Brinegar). Aber das habe ich. In den Groves haben wir im Abstand von 50 Metern große Vielfalt gefunden. Und auf einer aktuellen Testfläche haben wir keine zwei Gleichen gefunden, selbst unter benachbarten Bäumen."
("I wasn't expecting to find much genetic variation," he says. But he did. "In groves even 50 meters apart we found great diversity. And in a current test area, we haven't found any two alike, even among neighboring trees.")

--- Ende Zitat ---

- Bei den Hexenringen denkt man ja an identische Klone der Mutterpflanze. Naja, aber nicht ganz identisch... ;) :o


--- Zitat ---"Erwachsene Redwoods sind häufig in kreisförmigen Formationen, bekannt als "Hexenringe", angeordnet, welche lange als klonale Wurzelschößlinge galten, die ihren längst abgestorbenen Mutterbaum umringen. Aber selbst unter diesen Bäumen finden die Forscher manchmal geringfügige genetische Variationen"
("Adult redwoods are frequently arranged in circular formations known as "fairy rings," which were long thought to be clonal sprouts surrounding a long-dead parent tree. But even among these, researchers sometimes find slight genetic variations.")

--- Ende Zitat ---

- Außerdem hat die Spezies "Sequoia sempervirens" noch eine ganz spezielle genetische Eigenschaft zu bieten, welche sie auch auf diesem Gebiet einzigartig macht... 8)


--- Zitat ---"Und das UniCalifornia-Team Davis hat sogar noch eine andere ganz außergewöhnliche Qualität in den Redwoods gefunden - ihren Vererbungsmodus. Pflanzen haben drei DNA-Quellen: den Zellkern (Nukleus), das Mitochondrium und das Chloroplast, welches an der Photosythese beteiligt ist. Einige Studien weisen darauf hin, dass die Mitochondrium-DNA von der Mutter kommt, die Chloroplast-DNA vom Vater und die Nucleus-DNA von beiden Eltern. Der Küstenmammutbaum war die erste entdeckte Pflanze bei der sowohl die Chloroplast- als auch die Mitochondrium-DNA vom Vater vererbt wurde. "Wir wissen nicht, was das im Bezug auf die Abstammung und die Speziengesundheit bedeutet - aber es ist einfach eine weiteres Beispiel für diesen Baum als sehr alleinstehenden (einzigartigen) Organismus."
("And the UC Davis team found yet another extraordinary trait in redwoods—their mode of inheritance. Plants have three sources of DNA: the cell nucleus, the mitochondria, and the chloroplast, which participates in photosynthesis. Some studies indicate that mitochondrial DNA comes from the mother, chloroplast DNA from the father, and nuclear DNA from both. The coast redwood was the first plant discovered that inherited both chloroplast and mitochondrial DNA from the father. "We don't know what that means in terms of ancestry or species fitness—but it's just another way that this tree is a very singular organism," says Rogers.")

--- Ende Zitat ---

Interessanterweise wird außerdem noch erwähnt, dass ein weiterer US-Wissenschaftler Sämlinge aus 90 unterschiedlichen KM-Groves großgezogen und dann durch Stecklinge vermehrt hat, welche dann zu Forschungszwecken auf unterschiedliche Länder aller 5 Kontinente verteilt wurden.

Wäre doch interessant herauszufinden, ob und wo diese Pflanzen in Deutschland gelandet sind... ;) Und was beim Herkunftsvergleich herauskam bzw. herauskommen könnte... ;) In Frankreich hat man anscheinend forstliche KM-Anbauten, die einen um das 54fache höheren Holzertrag pro Hektar erbringen als der Durchschnitt... :o Aber wir wissen ja, dass es in Europa einige begünstigtere Klimazonen gibt als unser nördliches Kontinentalklima... ;)

So, nun reicht's aber erst einmal wieder mit dem Tippen. Sonst ist ja immer Tuff für die Beiträge mit Überlänge verantwortlich... ;D

Ausgedehnte Grüße,
Frank

sequoiaundco:
Hi Frank,


--- Zitat ---Wäre doch interessant herauszufinden, ob und wo diese Pflanzen in Deutschland gelandet sind.

--- Ende Zitat ---
In Deutschland ist damals davon leider nichts gelandet. Aber in Frankreich bei
AFOCEL
Domaine De L'Etançon 77370 Nangis
FRANKREICH
Tel.: +33 1 60 67 00 30
Fax: +33 1 60 67 00 27 / 01 60 67 00 40
E-mail : publi@afocel.fr

Vielleicht versucht mal jemand die Kontaktaufnahme und hat mehr Erfolg als ich.

Im übrigen waren die Herkunftsversuche und Selektionen damals (Kuser u.a.) auf Wuchs-/Massenleistung ausgerichtet, nicht etwa auf Kälte-u. Trockenheitstoleranz, was für uns vorrangig relevant wäre. Die daraus entstandenen klonbasierten Samenplantagen in Kalifornien und anderswo sind deshalb für uns wenig hilfreich.

chris  (sequoiaundco)

Tuff:
L. F.,
t. kann auch kurz

xandru:
Hallo zusammen,

Wir hatten am Donnerstag hier Gespräche mit einer Rundfunk-Journalistin. Sie arbeitet über „150 Jahre Bergmammutbaum in Deutschland“ und wollte wissen, woher bei uns die kleinen Bergmammutbäume kommen.

Die Geschichte von den Bienchen und Blümchen wollte ich ihr nicht erzählen; Naturverjüngung bei Mammutbäumen kommt in Europa bekanntlich sehr selten vor und ist ein anderes Thema. Die Geschichte mit den „Nachmacherbäumen“ ist sicherlich etwas für Idealisten: Die Idee kommt vom Fürsten, dann kopieren sie die Großbürger und schließlich selbst die Besitzer der kleinsten Vorgärten.

Etwas anderes ist aber die genetische Frage nach der Herkunft: Wo kommen die Pflanzen physikalisch her? Kann jemand abschätzen, welche Form der Vermehrung bei den Bergmammutbäumen in Deutschland welche Rolle spielt:
* vegetative Vermehrung aus heimischem Material (genetisch identische Klone),
* geschlechtliche Vermehrung aus heimischem Material (Gefahr der Inzuchtdepression),
* genetisch durchmischtes Saatgut vom Naturstandort?Was sollen wir auf diese Frage antworten?

Überfragte Grüße,
Wolfgang

PS: Namen von Gartencentern werden als Antwort auf die Herkunft nicht akzeptiert ;)

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