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Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen
Bakersfield:
Hallo Wolfgang,
meine Einschätzung wäre:
- 10% vegetative Vermehrung (bei manchen Gärtnern und Baumschulen überraschenderweise der Aussaat vorgezogen)
- 5% heimisches Saatgut (wahrscheinlich alles private Pflanzen)
- 85% Saatgut aus den USA
Genau wird man das nicht herausbekommen.
Viele Grüße,
Frank
Bakersfield:
Hallo Community,
aus gegebenem Anlass möchte ih hier in diesem Genetik-Thread einmal eine einfache Formel einstellen, die verdeutlicht, warum man bei der MB-Zucht nicht nur auf dem Standbein "Saatgut vom Naturstandort" verharren sollte:
--- Zitat ---genotype (G) + environment (E) = phenotype (P)
--- Ende Zitat ---
Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Phenotype
Leider ist der deutsche Wikipedia-Artikel etwas kürzer gehalten, daher habe ich mich der englischsprachigen Version bedient.
Zur Erläuterung: Der Genotyp ist das reine Produkt seiner genetischen Anlagen. Beim Phänotyp kommen noch die spezifischen Einflüsse seiner Umgebung dazu, welche ebenfalls an seine Nachkommen weitergegeben werden.
Das Fähigkeit dieses Generationentransportes ist von Spezies zu Spezies unterschiedlich stark ausgeprägt. Man nennt diese Eigenschaft auch "Phänotypische Plastizität", wobei eine hohe Plastizität eine stark ausgeprägte Anpassungsfähigkeit der Spezies an ihre Umwelt bezeichnet.
Leider konnte ich bisher keine wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema finden, die sich mit einer der Mammutbaumarten beschäftigen.
Lediglich zu anderen Baumarten der Sierra Nevada (Pinus jeffreyi, Pinus lambertiana, Pinus ponderosa & Abies concolor) konnte ich folgendes PDF auftreiben: Plasticity in physiological traits in conifers: Implications for response to climate change in the western U.S.
Natürlich kann man die Anpassungsfähigkeit einer Spezies je besser untersuchen desto mehr verschiedene Gebiete/Klimazonen sie besiedelt. Da das bei Sequoiadendron giganteum im Prinzip nicht der Fall ist, hat man solche Untersuchungen (direkt in der Population, wie bei der o.a. Studie) wahrscheinlich auch noch gar nicht durchführen können. Untersuchungen an Sämlingen könnten jedoch eventuell schon durchgeführt worden sein, danach müsste ich noch einmal schauen.
Um jetzt aber mal meine Sichtweise in dieser Problematik auf den Punkt zu bringen. Aussaaten von heimischen Kleingruppen und Solitären des Bergmammutbaumes sollen und können nie die Basis eines neuzugründenden großflächigen Bestandes sein. Sie können aber sehr wohl eine ergänzende und bereichernde Rolle darin spielen.
Und alleine die theoretische Möglichkeit, dass sich die Nachkommen unserer BMs eventuell an neue ökologische Nischen anpassen können, sollte Ansporn genug sein. Ein kompletter Verzicht wäre, in meinen Augen, auch eine vollkommen unnötig vergebene Chance.
Viele die Chance gerne ergreifende Grüße,
Frank
Waldläufer:
Hallo Frank,
erstmal finde ich es gut daß du dir auf sachlicher Basis Gedanken zu diesem Thema machst.
Unter Phaenotyp versteht man soviel ich weiß eine in einem bestimmten Wuchsraum des Gesamtvorkommens
vorkommende Wuchsform die durch diese speziellen Gegebenheiten optisch an diese Gegebenheiten angepasst ist.
Oft wird unter Phaenotyp aber auch nur allgemein der Wuchstyp angesprochen, also z.B. eine schlanke Wuchsform,
eine mit hängenden Ästen, eine feinastige usw.
Sicherlich hat schon jeder unbeabsichtigt Samenquellen verwendet die überwiegend selbstbestäubtes Material enthielten.
Sicherlich kann man auch absichtlich solche aussäaen um den Unterschied zu sehen.
Von einigen selbstbestäubten Pflanzen wird eine größere Pflanzung kaum beeinflußt, von zahlreichen schon.
Leider sieht man erst relativ spät welche Pflanzen selbstbestäubt sind, so daß man das im Vorfeld schlecht kontrollieren kann.
Wir sind zwar alle schon dieser Idee aufgesessen, daß man bestimmte MB in unwirtlichen Verhältnissen oder besonders schöne
generativ vermehren sollte, doch ist dies gerade bei MB aufgrund der hohen Selbstbestäubungsrate wirklich nicht zu empfehlen.
Erschwerend sind bei uns ungünstige Witterungsverhältnisse während der Bestäubung und das einzelne Vorkommen.
Außerdem hat speziell der Gm gar nicht das genetische Spektrum für spezifische Anpassungen wie man sie ihm offenbar unterstellt.
Viele Grüße Bernt
Bakersfield:
Hallo Bernt,
wir müssen jetzt gar nicht alles von Neuem durchkauen. Das meiste ist ja auch hier schon geschrieben worden. Du hast deine Überzeugung, ich habe meine. Jeder interessierte Leser kann sich seine eigene Meinung bilden.
Eine Anmerkung noch zum Begriff "Phänotyp".
--- Zitat von: Waldläufer am 06-März-2014, 13:56 ---Oft wird unter Phaenotyp aber auch nur allgemein der Wuchstyp angesprochen, also z.B. eine schlanke Wuchsform,
eine mit hängenden Ästen, eine feinastige usw.
--- Ende Zitat ---
Auch mir ist in botanischen Zusammenhängen schon öfters der Begriff genauso begegnet, wie du ihn hier beschreibst. Doch handelt es sich dabei nur um eine Seite der Anpassung. Und zwar nur die optische, weil sie ja auch am besten zu erkennen und damit nachzuweisen ist.
Im Grunde müsste man aber auch bei jedem Individuum untersuchen, welche Anpassungen innerhalb des Organismus (Stoffwechsel, Fortpflanzung, Zellbildung,...) sich noch verändert/angepasst haben und das kann man nunmal nicht so leicht von außen erkennen.
Ich glaube, dass hier allgemein noch sehr viel im Dunkeln ist und bleibe daher gedanklich offen für diese Thematik. Eben jeder so wie er möchte. Und den erhobenen Zeigefinger lasse ich lieber in der Hosentasche... ;)
Viele sachliche Grüße,
Frank
denniz:
Nabend allerseits,
In der Tat gibt es einen neuen Ansatz in der Genetik, nämlich den des "Genetischen Gedächtnisses"
das die "Erfahrungen" eines Individuums an seine Nachkommen weitergeben kann.
Insofern kann schon eine Anpassung stattfinden, die hebt aber nun nicht die Inzuchteffekte auf.
Andererseits ist der Bergmammutbaum immernoch eine Reliktbaumart, die fast ausgestorben ist...
Ein gewisser musealer Respekt wäre angebracht. Habe heut im Burgholz einmal mehr diesen
wirtschaftlich motivierten Massenanbau anschauen dürfen, es nimmt dem Baum das besondere.
Schlimm ist dann so eine Klonarmee die als Bestand empfunden wird, weil es ja nicht dransteht...
Man kann generell aber die Aussaat von zertifizierten Saatgutquellen empfehlen, und von der
Aussaat hiesiger Kleingruppen-Samenquellen abraten.
..wirkt jedenfalls professionell.. ;)
depressiven Gruuß
DDEENNNNIIZZ
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