Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Experten- und Fachbeiträge
Selbstbestäubungsproblematik/Genetik bei Mammutbäumen
denniz:
Hi Chris,
Vielleicht gibt es ja tatsächlich in einigen Jahrhunderten stabile Populationen, die sich an die hiesigen Gegebenheiten anpassen konnten.
Möglichst aus vielen verschiedenen Herkünften brauchbare Pflanzen zu selektieren, ist da schon der richtige Weg denke ich.
Die hier entstehenden Naturverjüngungen, und auch Absaaten der jungen gemischten Bestände in Wuppertal oder Kaldenkirchen,
haben sicher die eine oder andere Überraschung zu bieten.
Habe heute nochmal die Spitzen der Sequoias angeschaut, die treiben alle schon langsam aber stetig aus. (alle Herkünfte !)
Was das nun zu bedeuten hat ??
aufjedenfallebenfallslaienhaf ten-Gruß
Denniz
sequoiaundco:
Hi Dennis,
--- Zitat ---Die hier entstehenden Naturverjüngungen, und auch Absaaten der jungen gemischten Bestände in Wuppertal oder Kaldenkirchen, haben sicher die eine oder andere Überraschung zu bieten.
--- Ende Zitat ---
Überraschungen ja, aber welche?: Zumindest meine Sämlinge aus Burgholz zeigen krasse Symptome von Inzüchtigkeit.
Auf Absaaten/Naturverjüngungen aus der Klonwirtschaft Burgholz und Kaldenkirchen (50 % Klone) zu setzen, hat aus meiner Sicht nur Sinn, wenn nach genanalytischer Differenzierung einzelne Plusbäume künstlich befruchtet werden. Das ist technisch bei ca. 30 Meter hohen Bäumen wohl kaum umsetzbar (na vielleicht per Hubschrauber wie in den USA). Um eine stabile "Landrasse" zumindest für die klimatisch günstigsten Zonen Deutschlands zu erzielen, müsste das Verfahren natürlich über weitere Generationen fortgesetzt werden. Aller schwierig und langwierig und das in unserer schnelllebigen Zeit!
realistisch chris (sequoiaundco)
denniz:
Hi Chris,
Das ist sicher ein Langzeitprojekt. Sollten die beiden Bestände vielleicht mit
zusätzlichen Herkünften aufgestockt werden? Dann hätte man in der Zukunft bessere Chancen
auf gesundes Material... Die Differenzierung der bereits gepflanzten Herkünfte wäre auch ein
wichtiger Schritt. Wen muss man überreden im Burgholz zusätzliche Pflanzareale anzulegen?
Für die Sequoiafarm ist dieser Punkt ja schon geklärt und in Planung.
geduldigen Gruß
Denniz
sequoiaundco:
Hallo Dennis,
1. Um die genetische Vielfalt zu erhöhen ist es sinnvoll, verschiedene isolierte Genotypen zusammenzuführen z.B. in einer Samenplantage.
2. Um einen bestimmten Genpool zu erhalten, der sich z.B. als besonders anpassuungsfähig und vital erwiesen hat, ist es sinnvoll, diese Basis frei von Fremdgenen zu halten.
Es mag viele Gründe/Motive geben, in Kaldenkirchen oder Burgholz KM neu anzupflanzen. Daran aber irgendwelche positiven genetikbezogenen Hoffnungen zu knüpfen, halte ich für unsinnig bzw. äußerst kontraproduktiv.
Zu 1. Eine Samenplantage, die einen solchen Namen verdient, in Kaldenkirchen anzulegen, ist nicht möglich; für Burgholz wäre es ein ganz neues Projekt, weit weg von den bisherigen forstlichen Demonstrationsanbauten (auch räumlich: mindestens 400m).
Zu 2. Um den Genpool „Schenck-Grove“ eindeutig zu erhalten, haben die Martins zu Recht alle angezogenen Pflanzen aus anderen Herkünften in Mengen vernichtet, um einer unkontrollierbaren Durchmischung vorzubeugen. Dieser gute Ansatz wäre durch eine Ergänzungspflanzung vernichtet und auch die Chance, das Wissen über die „deutschen Sequoien aus dem Schenck-Grove“ über Jahrhunderte zu tradieren. In Burgholz würde eine Ergänzung nur das vorhandene Kuddelmuddel vergrößern.
An unsere bisherige Diskussion hier anschließend, kann ein genetikbezogen, d.h. auf gesunde Nachkommen hin Arbeiten in Kaldenkirchen eigentlich nur bedeuten: Klone/Stecklinge genanalysieren und rausschlagen (50% des Bestandes). In Burgholz liegt die Wahrscheinlichkeit, klonal selbstbestäubte Inzuchtsämlinge zu ernten, in Richtung 100 %. Da erhoffen wir gute forstliche Erträge beim Holzeinschlag – Saatguternten gilt es aber zu verhindern.
mal wieder skeptisch chris (sequoiaundco)
denniz:
Hallo Chris,
Das hier verstehe ich nicht ganz:
--- Zitat ---Klone/Stecklinge genanalysieren und rausschlagen (50% des Bestandes)
--- Ende Zitat ---
Die Klone sind im Prinzip Kopien der vorhandenen Bäume, die die sich als wüchsiger oder
was auch immer (jedenfalls Plusbaum) erwiesen haben wurden dazugepflanzt, sind aber dann
wieder von der gleichen Herkunft. Die Selbstbestäubung kann auch in einem Wald von verschiedenen
Genotypen stattfinden, der Baum ist ja ein sehr grosses Gebilde. Die Chance auf Selbstbestäubung erhöht sich
zwar wenn mehrere identische Bäume in der Gruppe stehen, aber die Chancen sind dann auch grösser
dass Plusbaum-Gene sich mit den anderen kreuzen. Wenn sich also Inzuchtpflanzen ohnehin durch
schlechten Wuchs zeigen, können diese immernoch in den ersten Jahren aussortiert werden.
Den Gedanken dort eine "reine Herkunft" zu bewaren kann ich nachvollziehen. In den stabilen Bestand
Lücken einzuschlagen, überhaupt nicht.
Ich habe mich schon gewundert, als ich las dass Herr Hogrebe auch Stecklinge des Zwiesel KM pflanzen liess.
Einer von meinen Stecklingen aus dem Burgholz von der Klongemischfläche zeigt ebenfalls diese Zwieselneigung, ergo müssen die Stecklinge dieses Baumes auch dazwischen gepflanzt worden sein.... warum?
Der Baum soll ja sehr frosthart sein, aber eben auch genetisch "defekt", bzw. für waldbauliche
Interessen eine unerwünschte Eigenschaft tragend.
Hatten die damals alle keinen Plan, oder hat man einfach nicht über die Zukunft nachgedacht?
Viele-Fragen-habend
Denniz
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