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Pflanzabstände beim BM
Mick Rodella:
Hallo Pflanzer!
lebendiger, toller Thread. :)
Ich habe leider weder Geld noch Zeit, ein Wäldchen zu begründen und gratuliere allen hier, denen sich eine solche Möglichkeit bietet. Es ist wirklich beeindruckend, was hier schon gemacht worden ist und durch den Austausch im Forum noch passieren wird. Auf eigenem Grund und Boden zu experimentieren ist ein tolle Sache und Tipps sind ja gottseidank keine Vorschriften.
Zu meinen Beobachtungen: So eindrucksvoll größere BM-Pflanzungen auf den ersten Blick sind – die Bäume haben ja immerhin zu etwa 90 % überlebt – ich habe kaum ein zufriedenstellendes Zwischenergebnis notieren können. Weil nicht rechtzeitig ausgelichtet wird, egal ob Reinbestand oder Vergesellschaftung. Von selbst reguliert sich da bisher gar nix – ganz im Gegenteil. Vorherrschende Pflanzabstände bei ca. 40jährigen Beständen: ca. 4-5 Meter, manchmal noch weniger. Die Kronen sind logischerweise winzig und entsprechend anfällig. Stammzahl höchstens um 10–20% reduziert. Sieht fast so aus, als würde man nur die Todgeweihten entfernen. Wahrscheinlich hätte man bereits nach 20 Jahren die Anzahl halbieren müssen. Man hat den Eindruck, die Bäume kümmern nicht nur aufgrund von Lichtmangel, sondern sie graben sich gegenseitig das Wasser ab. Da scheint es unwahrscheinlich, dass Einzelexemplare wirklich Chancen haben, ihr Potenzial zu zeigen. Kränkelnde BM fallen ja nicht um, sondern stehen den gesünderen dauerhaft im Weg. Ich möchte mir nicht anmaßen zu behaupten, dass sich nicht doch am Ende einige Exemplare nachhaltig durchsetzen können – es wäre mir bloß zu riskant, darauf zu setzen.
In der größten Mammutbaum-Parzelle im Forstbotanischen Garten Köln scheint man die zu eng gesetzten BM fast schon aufgegeben zu haben – trotz (zu später?) Auslichtung wird eifrigst Sequoia dazwischengesetzt. So sehr ich den KM mag – die Bergmammuts werden in absehbarer Zeit den kürzeren ziehen, von den äußeren Exemplaren mal abgesehen.
Die Frage ist natürlich, welche Intention hinter diesen Pflanzungen stand. Wahrscheinlich ging es nach Kaldenkirchener Vorbild um einen Test für die forstwirtschaftliche Eignung = kurzfristigen Erfolg bei relativ geringem Aufwand, nicht um eine umfassende Nachbildung des Originalstandortes oder gar eine Integration in "heimische" Bestände.
Es gibt natürlich auch Beispiele, die einem den Atem verschlagen, und man würde sich wünschen, an der einen oder anderen überschaubaren (Wald!-)Wilhelma-Gruppe wären damals schon weitflächig und großzügig BM gepflanzt worden.
Perfekte Wald-BM stehen in z. B. in Auenwald. Liegt allerdings auch am tollen Boden und guter Exposition. Wir werden es noch erleben, dass die Bäume 60 m erreichen. Vermutlich wuchsen sie anfangs relativ unbedrängt am Hang, Abstand vielleicht 15-20 m. Natürlich genial weitsichtig, viel breiter werden die Kronen ja auch in 1000 Jahren nicht. Heute tolle Wipfel, die 20 m hoch frei über dem jüngeren Wald stehen. Wenn man die Bäume sieht, versteht man sofort, wie ein passender BM-Wald oder Wald-BM nach 100 oder 150 Jahren mit Perspektive auf weitere Jahrhunderte aussehen muss. Die BM kümmert überhaupt nicht, was sich unter ihnen drängt. Leider stehen dort nur 6 alte Bäume. Es hätten großzügig verteilt (ca. 5 ha) auch 100 sein können. Dabei stellt sich vielleicht die Frage, wann diese optimal gesetzten Waldbäume denn mal Durchmesser von sagen wir mal 4 m erreichen werden. Das könnte dort noch 200 Jahre dauern, aber diese Burschen könnten es schaffen.
Ich schäme mich nicht, trotz sachlicher Beurteilung betr. der Eignung als Forstbaum den König der Bäume auch aus romantischer Perspektive zu sehen und bin stolz darauf, in einem Land zu leben, wo es so viele tolle Exemplare zu bewundern gibt. Auch im Wald.
Das funktionierende Ökosystem Wald ist natürlich genauso faszinierend und noch erstrebenswerter, da gibt es aber weit mehr zu reparieren als das eine oder andere etwas misslungene BM-Konglomerat.
Warum sollten es nicht einige von uns schaffen, den Grundstein für ein ansehnliches und funktionierendes BM-Mischwäldchen plus passendes Beiwerk (gerade auch durch den erhellenden Erfahrungs- und Meinungsaustausch) auf die Beine zu stellen? Meine Meinung allerdings: wer eng pflanzt, wird weitaus mehr BM beseitigen müssen, als nach vielleicht 30 Jahren übrig bleiben. Wer das auch im höheren Alter noch bewerkstelligen kann, darf sich glücklich schätzen. Vielleicht wäre es leichter, sich als "junger Mann" in der Anfangsphase um die nötige Freistellung bei größeren Abständen zu kümmern. Aber ich hab ja gut reden aus dem Hintergrund... ;)
Thema Begleitbaum: vielleicht könnte sich ein Experiment mit Metasequoia als Begleitgehölz lohnen. Recht schlank und luftig im Bestand, von November bis Mai eh keine Konkurrenz (bekommt der BM noch zusätzlich 5-10 Jahre Vorsprung, fällt mir kaum eine besser geeignete Konifere ein).
Schön, dass man hier bei der erneuten Pionierarbeit live dabeisein darf. :)
LG Micha
Xenomorph:
Hallo BM-Freunde,
um das mal klarzustellen, ich verstehe jeden der aus purer Leidenschaft lieber mehr als wenig pflanzt. Der Boden sieht ja am Anfang so schrecklich kahl aus, man möchte am liebsten jeden Quadratmeter mit seinen Lieblingen beglücken... ;)
Ich nehme mich da nicht aus und kann mir gut vorstellen, dass ich mich auch erst dazu zwingen müßte, meine eigenen theoretischen Vorgaben einzuhalten, wenn ich selber ein Waldstück hätte. Aber letzlich würde ich es tun. Denn wenn man ein echter Freund der Mammuts ist kann man doch nicht allein vom eigenen kurzfristigen "Genuß" ausgehen sondern muss das Ganze vom "Standpunkt" der Bäume aus sehen. Der ist nun mal kein menschlicher, besonders was die Zeitdimension betrifft, da hat Fritz recht. Und letztlich ist das doch auch im eigenen Sinn- man möchte doch etwas Bleibendes hinterlassen, gerade mit einem BM.
Deswegen lieber weniger BM, die dann aber (fast) alle zu dem werden was sie werden können und "wollen" als hunderte von schütteren, kümmerlichen Patienten. Das ist vielleicht keine "plötzliche Apokalypse" aber ein schleichendes Dahinsiechen und Sterben.
Wohin mit den überzähligen Sämlingen? Ich glaube da findet sich immer ein Abnehmer! Wie wäre es mit dem Projekt im Schloßpark Dennenlohe? Das ist vielleicht dann kein "normaler" Wald aber etwas Dauerhaftes, Beeindruckendes und sicher eine tolle Samenplantage für die Zukunft!! 15 Hektar so wie ich das verstanden habe!! Remi, da kannst du dich züchterisch austoben!! :D Und vielleicht wird es doch irgendwann mal einen Vereins-Grove geben? Außerdem kann man bei örtlichen Forstverwaltungen nachfragen, ob Interesse besteht. Oder bei Gemeinden... Wenn's was umsonst gibt (und dazu noch so was Großes und Populäres) finden sich immer dankbare Abnehmer! ;D
Ansonsten kann ich mich nur dem Mick anschließen, ich glaube er hat mehr BM-Bestände im Wald gesehen als die meisten von uns, seine Beobachtungen sind nicht von der Hand zu weisen! Das sollte jeder akzeptieren der ggf. an meinem theoretischen Gelabere Zweifel hegt... ;) ::)
Den Bestand in Auenwald kenne ich bisher leider nur von den Fotos hier im Forum, aber diesen Wald habe ich immer im Hinterkopf wenn ich mir vorstelle, wie es sein sollte. Er zeigt dass es machbar ist und wie schön und natürlich so ein Bestand aussehen kann!! Natürlich sollte er viel größer sein, und es gäbe tolle Begleitbaumarten die man integrieren könnte und sollte. Aber dieser Wald ist ein guter Anfang und sollte uns als Vorbild dienen!
Urzeitliche Grüße, Clemens
Zinnauer:
@ Clemens:
Jetzt malst du wirklich den Teufel an die Wand. Enger pflanzen kann wohl nicht automatisch bedeuten, dass die BMs schleichend dahinsiechen und sterben.
Mein Gedankenexperiment hast du nicht kommentiert, obwohl es eigentlich für Weitpflanzer gedacht war.
@ MickRo:
Dieses BM/UM-Experiment habe ich auf kleiner Fläche schon begonnen. Die BMs hatten etwa 5 Jahre Vorsprung. An eher trockenen Stellen blieben die BMs vorne, an feuchten Stellen haben die UMs die BMs inzwischen locker eingeholt.
Fazit: Ich halte die Baumarten UM, Lärche, (Wald-)Kiefer und Tsuga, zT auch Chamäcyparis und Thuja als Mischbaumarten zu BM für ungeeignet bzw. zu risikoreich. Sie sind meist (in der Jugend) zu raschwüchsig. Wirklich geeignet sind zB Tannenarten, ev. Schwarzkiefer, da Sie in der Jugend langsam starten und den BMs genügend Wuchsvorsprung lassen.
LG
Michael
Fritz:
--- Zitat von: Zinnauer am 20-November-2009, 01:15 ---@ Clemens:
Jetzt malst du wirklich den Teufel an die Wand. Enger pflanzen kann wohl nicht automatisch bedeuten, dass die BMs schleichend dahinsiechen und sterben.
LG
Michael
--- Ende Zitat ---
Hallo Michael Z. - was passiert denn sonst mit ihnen? Da keiner freiwillig die Koffer packen wird um umzuziehen, werden sie sich gegenseitig Licht, Wasser und Nährstoffe wegnehmen bis sie aussehen wie die von Mick aufgezählten Beispiele ... oder sterben.
BMs mit Platz = sieht aus wie Wald,
BMs mit Konkurrenz = spargeliger, häßlicher Forst ... mindestens die ersten Jahrhunderte!
Vote for Space! ;)
LG Fritz
sequotax:
Hallo Forum,
glaubt hier denn niemand an die genetische Varianz bei BMs ?
Auch wenn die Restbestände eher winzig sind, gibt es doch riesige Vielfalt !
Und aus dieser Vielfalt gilt es, die hier geeignetsten Exemplare herauszuselektieren, um 'Zukunftsbäume' zu generieren...
Ihr liebt jeden Baum (ich auch) und wollt nicht Hand anlegen (ich eigentlich auch nicht). Deshalb wollt ihr pflanzen, jeden einzelnen Baum hegen und pflegen bis er aus dem Gröbsten heraus ist !
Bringt das die MBs weiter ?
Sind die Nachkommen deshalb angepasster ?
Pflanze ich hunderttausend Sämlinge in bitteren Frost, überlebt vielleicht einer.
Pflanze ich hunderttausend Sämlinge in den Schatten, überlebt vielleicht einer.
Pflanze ich hunderttausend Sämlinge auf trockenen Boden, überlebt vielleicht einer.
Pflanze ich hunderttausend Sämlinge in Botrytis- u/o. Hallimaschrefugium, überlebt vielleicht einer.
Wisst ihr, was ich meine ?
An Clemens:
Setzte ich meine KMs -20°C aus und alle sterben, dann könnten meine nächsten Versuche z.B. SO aussehen:
- ich nehme nicht 1 g Samen, sondern 100 g
- ich teste nicht -20°C sondern -19°C
Beispiel Lukas:
Warum erntet er nicht 1 Zentner Zapfen, trocknet diese und schüttelt sie dann...
Von diesen Samen könnte einer vielleicht sogar auf der Autobahn keimen ! (Na ja ;D)
Man kann sehr wohl durch Züchtung das Erbgut der Mammutbäume an unsere Verhältnisse anpassen. Noch mehr - will man ihm hier eine echte Chance geben, MUSS man züchten !
Womit ihr alle unbestritten Recht habt:
Ein einzelner Baum, gehegt und gepflegt, gedeiht besser !
Die Hürde für einen Mammutbaumliebhaber, einen dicht gepflanzten Wald zu durchforsten ("...mit klarem Kopf und kaltem Herz..."), ist riesig !
Eingriffe werden auch nach unserer Zeit notwendig sein...
Alle (meine :-[) Kritiker im Forum gehen allerdings scheinbar davon aus, dass ein Wald später nicht mehr gepflegt wird !
Alle habt ihr Angst vor einem hässlichen Forst !
Aber kaum einer sieht die Chance, die von der von mir propagierten Methode ausgeht:
Zukunftsbäume (oder auch nur deren Elterngeneration) !
Ein Zukunftsbaum in meinen Augen ist nicht der Zwerg, der als Tempelbaum 2.000 Jahre alt wird...
Alle anderen Waldbäume werden einer strengen Selektion unterworfen - der BM kämpft somit gegen die jeweils besten...
Das Potenzial, das in ihm steckt, wurde doch noch gar nicht geweckt !
Natürlich kann man 50 Bäume pflanzen und nach tausend Jahren mal nachsehen...
Euer Weg dauert mir gefährlich lange...
Beispiel 'Hazel Smith' - Klonbaum nach Kälteexperiment !
Beim KM Marke 'Oregon' setzen wir doch auch ganz klar auf Masse, da hohe Ausfälle zu erwarten sind...
Wer ist reiner Liebhaber, wer ist Züchter ?
BM-Evolution
"Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters"
Mir gefallen auch Baumgruppen und schlanke, hohe Riesen...
Noch was:
Einzelne BMs in einen bestehenden Wald zu integrieren ist aufgrund der Lichtbedürftigkeit sehr schwierig. Da eignen sich ja fast ausschließlich Kahlflächen. Und hier jetzt auf einen Hektar 50 Bäume drapieren und die dann 5 - 10 Jahre von Konkurrenz befreien...
So kommt der Baum nicht in den Wald !
Waldbauern - und da kenne ich viele - denken da anders !
(Die haben auch keine Hemmungen beim Läutern !)
Nachdenklich,
Remi
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