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Pflanzabstände beim BM

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Waldläufer:
Hallo,
soche Diskussiionen bringen das Forum weiter, auch wenn nicht allle gleichzeitig Recht haben können. Das Motto nichts ist falsch oder richtig
ist doch etwas zu kuschelig. Wenn man falsch liegt lernt man eben was dazu. Muß jetzt doch noch mal einige Aspekte ansprechen.
Der eine will weil er zuviele Pflanzen ( ist mir auch oft so passiert) angezogen hat dichte Reinbestände anlegen u. die Selektion ihr Werk verrichten lassen
in der Hoffnung auf Genoptimierte Altbäume. Bei starkem Dichtstand stagniert der Mammutbaum u. kann schnell absterben. Man sollte also dem M.baum schon
den nötigen Wuchsraum geben sonst gibts nur Leichen. Die hohe Vegetationsdruckanfälligkeit ist amtlich u. sollte einfach mal akzeptiert werden.
Da der G.-Mamutb. ein relativ kleines Areal besiedelt ist die Genvarianz relativ bescheiden aber schon vorhanden.
Grundlage jeder Pflanzung sollte doch das Wissen über die Anprüche u. Eigenschaften hier des M.-Baumes sein. In vielen forstlichen Versuchen wurde die hohe
erwähnte Vegetarionsdruckempfondlichke it in Verbindung mit anfangs nur moderatem Wachstum das fast immer zur Bedrängnis durch andere Arten führt
als starkes Erschwernis für den forstlichen Anbau erwähnt. Auch Mammutbaumkollegen werfen Schatten! Kiefer,Lärche u. Kirsche sind Schnellstarter das sollte
auch ein Förster wissen. Auch wenig Schatten ist zuviel.
Der Trockensommer 2003 hat gezeigt, daß Altreinbestände dies nicht verkraften, während kleine Gruppen u. Einzelbäume keine Probleme hatten.

Zinnauer:

--- Zitat von: JNieder am 18-November-2009, 01:48 ---
--- Zitat von: Zinnauer am 18-November-2009, 00:40 ---Eines ist klar:
Die Verfechter weiter Abstände werden nie wissen,
welche Chancen auf besseres Wachstum sie vergeben haben.

--- Ende Zitat ---
Aber die der Verfechter der "kürzeren Abstände" auch nicht ! :)

--- Ende Zitat ---

Da möchte ich nochmals widersprechen und meinen Standpunkt anhand eines Gedankenexperiments unterstreichen:

Stellt euch vor, man möchte im Prinzip BMs in relativ weiten Abständen aufwachsen lassen - allein oder mit diversen Füllbaumarten ist jetzt nicht wichtig. Man möchte Abstände von rd. 20m haben und pflanzt an den gewünschten Standorten statt einem BM 2, etwa im Abstand von 2,5 - 3m. Diese 2 werden sich vielleicht nach 7 bis 10 Jahren berühren, können aber ohne merkbare Wachstumsverluste 15 bis 20 Jahre nebeneinander wachsen. Danach fällt man eine Entscheidung für den einen oder anderen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird einer der beiden besseres Wachstum als der andere zeigen. (Wobei natürlich auch Entscheidungen nach rein subjektiven Kriterien wie Kronenform, Nadelfarbe, Zapfengröße oder was immer denkbar sind.)

Hat man dann am Ende dieses Prozesses nicht einen besseren BM-Wald geschaffen als hätte man an die gewünschten Standorte nur jeweils einen BM gepflanzt?

LG
Michael

Xenomorph:
Hallo Remi,


--- Zitat ---...hoffentlich kommt die message rüber...!?
--- Ende Zitat ---

ja ist angekommen. Ich verstehe was du meinst bzw. erreichen willst und halte es auch nicht für abwegig. Wenn du es gewissenhaft und "sanftmütig" angehst, kann dein Weg ebenfalls zum Erfolg führen.  :)

Aber: Ich glaube dass du das Ausmaß, in dem sich der BM von anderen, insbesondere europäischen Baumarten unterscheidet, noch nicht voll verinnerlicht hast. Ich habe den Eindruck du hältst ihn immer noch für eine zwar etwas exotische und vielleicht etwas größere, aber ansonsten im Prinzip stinknormale Nadelbaumart.

Dem ist aber nicht so! Der BM stammt nicht nur, wie wir ja alle wissen, aus einer komplett anderen Waldgemeinschaft bzw. einem komplett anderen Ökosystem, er stammt zusätzlich auch aus einer komplett anderen Zeit! Er ist ein Anachronismus, auch in seinem natürlichen Habitat in der Sierra Nevada.

Er macht als junger Baum einen sehr modernen, geradezu perfekten Eindruck, und er war zweifellos ein großer (in jeder Hinsicht!  ;D) Wurf der Evolution, aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen! Michael (Tuff) und ich sind uns inzwischen einig, dass nicht einmal die Sierra Nevada zu ihren besten Zeiten und wenn man jeden menschlichen Einfluss mal ausklammert das optimale Habitat für den BM darstellt bzw. als der Ort gelten kann, an dem sich der BM entwickelt hat und an den er eigentlich angepasst ist. Die Sierra dürfte allenfalls ein schlechter Ersatz für diese "Urheimat" (nämlich das Colorado-Plateau im Tertiär) sein. Heute schafft er es gerade so, dort als Art zu überleben.

Das Vorhaben ihn in unsere Wälder zu integrieren ist von Anfang an kein natürlicher Prozess. Zumal wenn man ihn im Flachland in dichte Laubwälder einbauen will. Da kann man doch nicht mit der Brechstange vorgehen und meinen, wenn man ihn nur hart genug anpackt wird er von heute auf morgen ein "urdeutscher" Baum. Mann kann doch seine "Wurzeln" (im Sinn von Herkunft, Ökologie, Entwicklungsgeschichte) nicht einfach ignorieren.

Es geht doch nicht darum dass ich den BM für ein Sensibelchen halte das man mit Samthandschuhen anfassen muss, sondern es geht um artgerechte und schrittweise Integration in die europäischen Wälder (wobei ich wie schon gesagt die Gebirge und Mittelgebirge für die vielversprechendsten Standorte halte, da sie dem BM am weitesten entgegen kommen).

Was hilft es dir, um auf dein Beispiel mit den KM zurückzukommen, wenn du 20 KM-Sämlinge hast, von denen vielleicht einer die genetische Veranlagung hat -18° C aushalten zu können, wenn du alle deine Sämlinge -20° C Frost aussetzt? Sie werden alle tot sein, und von dem besonders frostharten wirst du nie etwas erfahren. Das Beispiel ist natürlich übertrieben, aber es zeigt doch dass man behutsam vorgehen muss.

Was kann man denn von einem BM für den Mischwald im europäischen Flachland maximal erwarten? Vielleicht dass er etwas pilzresistenter ist als die Norm, dass er ein kleines bisschen mehr Schatten verträgt und ein kleines bisschen schneller wächst als die Norm, um mit dichteren Waldgemeinschaften besser klarzukommen. Aber du kannst ihn nicht komplett "umkrempeln". Und diese gewünschten Eigenschaften kannst du doch schon bei deinen Sämlingen selektieren, bevor du sie auspflanzt. Da kannst du deine Begeisterung für's Züchten ausleben.  ;)

Verwende einfach kein Fungizid und schon kommen nur die durch die sich am besten gegen Pilze zur Wehr setzen können; nimm nur die Wüchsigsten sowie evtl. dunkler benadelte Exemplare (wobei letzteres auch keine Garantie für effiziente Fotosynthese ist, Wüchsigkeit hingegen denke ich schon). Danach pflanze sie aber so, dass sie eine echte Chance haben zu großen, stattlichen und schönen Exemplaren zu werden. Das ist doch für's erste Selektion genug!

Ausfälle am Endstandort kommen so oder so noch dazu. Denk doch zB. mal an die Wilhelma-Saat: Die haben Winter hinter sich wie wir sie heute nicht mehr kennen. Und bestimmt auch viele völlig verregnete und trübe Sommer, die in den letzen Jahren so auch nicht mehr vorkommen. Das ist doch schon eine Selektion, und ich halte diese BM für wertvoll obwohl nördliche Herkünfte vielleicht nicht als die wüchsigsten gelten.

Aber wenn du sie zu dicht pflanzt entspricht das nicht den natürlichen Ansprüchen des BM, also wenn du das willst warum pflanzt du dann nicht lieber eine andere Baumart? Man muss es doch nicht gegen den Strich erzwingen wollen. Der Waldläufer/Bernt hat es auch schon geschrieben: Es liegen doch schon vielfache Erfahrungen vor die gezeigt haben, dass der BM viel Licht braucht und kaum Konkurrenz verträgt. Das sagen auch die Fachleute die vielleicht ansonsten die von dir zitierten engen Pflanzabstände für europäische Baumarten vorschlagen. Warum sich gegen Ergebnisse stemmen die bereits bei zahlreichen verlustreichen Versuchen erzielt wurden?

Wenn die Pflanzung von Mammutbäumen hierzulande eh schon rein menschengemacht ist, warum dann nicht wenigstens für einigermassen artgerechte Bedingungen sorgen? Und zudem: Ein paar besonders starke werden auch bei dir überleben, aber sind die dann eine gute "Reklame" für unser Vorhaben wenn sie auf Grund der schwierigen Umstände alle nur weit unterdurchschnittlich groß, evtl. schräg gewachsen und schütter sind? Da wird doch jeder sagen: "nee der BM ist nix für den deutschen Wald- ich pflanz lieber was anderes". Wollen wir das?  ;D

Soweit zu meinem Standpunkt. Hoffe auch diese message ist angekommen?  ;) :)

Urzeitliche Grüße, Clemens

Fritz:
Superspannendes Thema! Nach jedem Eurer Beiträge denke ich "stimmt" ...  ::) ... was natürlich nicht geht bei völlig konträren Meinungen aber meine Sorge als (leider) kein Waldbesitzer auch nicht sein soll  :P

Fakt ist aber leider, dass BM echt rummickert wenn andere Bäume (fast egal welche) in seiner Nähe stehen ... seine Konkurrenzschwäche (jedenfalls die ersten 100 Jahren) will so gar nicht zu seinem Machoimage passen ... jede (zu eng stehende) Waldkiefer/Fichte/Lärche oder Laubbaum wird ihn (mind.) stark im Wuchs beeinträchtigen und zu Deformationen führen. Was aber auch "natürlich" ist und evtl. mickerten auch die derzeitigen (echten) Giganten  in Zeiten vor dem römischen Prinzipat (ganz schön lang her!) auch rum und sahen aus wie ein überfahrenes Hühnchen ...  zogen sich aber dann, 500 Jahre später, wieder gerade  ;D

Wenn man ehrlich ist, entzieht sich ein BM sowieso menschlicher Einflußnahme durch schlichten Zeitablauf ... wenn Mr. Spok (oder so) im Jahr 4.469 im Spacepark Wahlenstedt landet wird er denken was unsereins in Stonehenge denkt ("Wat soll dat denn?")  ;D     

Ring frei!  ;)

VLG Fritz

sequotax:
Gruß in die Runde !

Ich verstehe den Clemens !
Und finde seine Argumentaion auch völlig korrekt !

Den wirklich einzigen Unterschied zu meinem Standpunkt sehe ich darin, dass er seine Zukunftsbäume direkt pflanzen will, wohingegen ich auf Masse setzen und der Natur die Entscheidung überlassen will...

Ich denke, dass GERADE WEIL der MB hier (noch) nicht optimal angepasst ist, eine Selektion UNBEDINGT notwendig ist !!!
Die Vorauslese im Sämlingsalter kann da ganz schön trügerisch sein - Hallimasch, extremer Frost, Trockenheit, Schnellwüchsigkeit, Schattentoleranz...
Vielleicht bildet eine genetische Variation mal eine echt fette Pfahlwurzel... ;D

Jetzt kommt noch ein menschlicher Aspekt:  Meine Kurzlebigkeit !
Obwohl ich besser als jeder andere hier an Tabletten herankomme ( ;D :P ;D ) schätze ich meine Lebenserwartung mal auf 80 Jahre (Ärzte leben übrigens kürzer als die Normalbevölkerung :-X).
In dieser Zeit will ich noch was erleben, will beobachten, welcher der tausend sich am besten entwickelt, ob es Variationen gibt und und und...

Auslichten wird wohl notwendig sein, aber wann ?
Mit 3 bis 4 m Abstand wissen die Kerle lange Zeit nichts voneinander (haben ja keine Augen ;D) !
Sollte es wirklich dann eng werden, gibt der ein oder andere sicher von alleine auf - das Feld wird dann wieder freier. Ich glaube nicht an die plötzliche Apokalypse, in welcher meine tausend alle gleichzeitig umfallen (Ausnahme: Meteoriteneinschag). Nein, selbst wenn ich gar nichts unternehme, werden vielleicht mal zehn eng beieinander stehende mickern, dann acht eingehen (die schwächsten), die überlebenden zwei dann sofort wieder kräftiger, später wieder konkurrieren...
Das regelt sich von selbst.
Ein in euren Augen mitleiderregender, da abgekämpfter BM hat danach ja ein paar tausend Jahre Zeit, um sich von dieser Prozedur zu erholen...
Wenn die Bäume in der Sierra ihr Leben lang keine Konkurrenz gehabt hätten, wären sie dann wirklich bis in solche Höhen astfrei ?
That's life ! :)

Tausend Bäume sind einfach besser als fünfzig !
Die Chance auf angepasstere Exemplare 20fach besser (Z.n. Mathe-LK ;D) !

Was macht ihr mit den ganzen Sämlingen ?
(ICH züchte so viele, weil ich eng pflanzen will und pflanze nicht eng, weil ich so viele gezüchtet habe ! ;))

Wollt ihr den ein oder andern stattlich aussehenden Mammutbaum in Stadt, Wald und Flur oder wollt ihr heimische Mammutbäume in Deutschland ? ? ?

Schon wieder der Remi

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