Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Experten- und Fachbeiträge
Pflanzabstände beim BM
Tuff:
Steffen,
und wie sind Deine Erfahrungen mit dem BM (im Wald) ?
steffen129:
Hallo Tuff
durchaus geteilt er erträgt jahrelang schatten ohne einzugehen. er ist aber auch anfällig für Hallimasch. an guten Standort geht er ab wie nix selbst die krüppel machen sich.
ja als Reinbestand mache ich ihn nicht dazu ist mir dann doch die Holzqualität zu einseitig. aber so als gesamtes EXOTEN Wald da bin ich dabei. am ende diesen Jahres werde ich dann auch meine 2009er alle melden.
lg steffen frohe Ostern
Giganteum:
Ein Hallo an alle Mammutbaumfans,
ich habe diesen Thread nun komplett durchgelesen und finde diesen äußerst spannend. Ich bin auch noch nicht allzu lange im Forum unterwegs und habe mich eher mit lesen als schreiben beschäftigt. Ich bin auf dem gesamten Thema ein Anfänger, möchte aber mein bisheriges Wissen an dieser Stelle mal niederschreiben.
Im klassischen Waldbau unterscheidet man zwischen Nieder-, Mittel- und Hochwald.
Ein Niederwald ist ein Wald, der nach einer sehr kurzen Zeit abgeerntet wird. Dafür sind schnell wachsende Sorten (z.B. Pappeln) geeignet. Vorteilhaft ist hier weiterhin, dass diese Bäume an den Schnittstellen erneut austreiben. Die Pflanzabstände werden dann der Umtriebszeit (alle 2 bis 10 Jahre) zwischen 30cm und einem Meter variiert. Diese Waldform ist für den BM absolut ungeeignet; Er ist zwar recht schnell wachsend, aber treibt nach einmaligem Absägen nicht neu an der Schnittstelle aus.
Ein Hochwald besteht aus fast gleichaltrigen Bäumen, die alle zur gleichen Zeit gepflanzt und nach einer festen Zeit alle geerntet werden (Kahlschlag). Im Unterstand befinden sich hier meistens keine naturverjüngten Nachkommen. Die Fläche wird dann neu bepflanzt und der Zyklus beginnt von vorne. Dies ist für Bäume, die keine Naturverjüngung vollziehen (oder nur in geringem Maße) eine ideale Form, wenn man die Sorte Walbaulich nutzen möchte/kann. Der Pflanzabstand ist hier so gewählt, dass er zum Endzeitpunkt optimal ist. Dazu muss man aber wissen, ob man diese nach 60 oder 150 Jahren fällen möchte. Zudem sind Wuchsbreite, Wuchshöhe und Stammzieldurchmesser als Parameter zu Wissen.
In einem Mittelwald gibt es sowohl junge als alte Bäume. Es gibt einige kräftige alte Bäume, die beim Erreichen eines Zieldurchmessers geerntet werden. Darunter warten schon junge Nachkommen, die dann wieder zur Elite herangezogen werden können. Man hat verschieden alte Bäume und meist auch verschiedene Sorten (Mischwald). Bei den Z-Bäumen oder Zukunftsbäumen werden die Bedränger konsequent herausgeschnitten und die Krone stets frei gehalten. Dieser Waldtyp verlangt zum Einen Naturverjüngung und zum Anderen genügend Zeit. Der Pflanzabstand zwischen den Z-Bäumen ist beim 25-fachen des Zielstammdurchmessers anzusetzen, wobei dies auch auf die Art und den Kronendurchmesser ankommt.
Wenn man dieses klassische Bild mal ansieht, dann kann der BM am Ehesten in den Hochwald passen. Nun kommt die große Frage, was setzte ich als Zieldurchmesser für meine Ernte, welchen Kronendurchmesser besitz der Baum dann und wie alt ist dieser dann? Um nicht mit dem Waldgesetz in Konflikt zu kommen sind dann noch Fragen wie:
- mit was forste ich wieder auf?
- darf ich den Wald dann schon roden?
- bekomme ich dafür überhaupt eine Genehmigung?
zu klären.
Wenn man sich mal eine Wald aus (Laub-)Edelholz nimmt, dann setzt man anfangs wirklich sehr eng: 1.000, 2.000, vielleicht sogar 5.000 oder 10.000 Bäume pro ha. Warum?
Ziel ist eine astfreie Stammlänge von etwa 6-10 Metern, je nach Baumart, denn Holz mit Astlöchern ist nicht so edel. Damit schafft man zum Einen, dass sich die Bäume durch aneinenderreiben gegenseitig von ihren Ästen befreien und zum Anderen, dass die Bäume schnell in die Höhe wachsen. Es entsteht zuerst ein Stangenwald. Jetzt sortiert man in den ersten Jahren die krumm gewachsenen, kleinen Vertreter ihrer Art aus. Man möchte ja schließlich in der kurzen Zeit möglichst viel Holz haben. Die besten Bäume werden nun schon früh frei geschnitten und eine Wertastung durchgeführt, was bedeutet, dass man etwa 2/3 Stamm und 1/3 Krone schneidet, bis die astfreie Stammlänge erreicht ist. Sogenannte Zwiesel (Doppelspitzen) sind für Edelbäume nicht geeignet und müssen frühzeitig entfernt werden.
Hat der Baum die astfreie Stammlänge erreicht, wird die Krone nur noch konsequent frei geschnitten und der Baum darf einen schönen dicken Stamm bekommen. Nun landet man auch unweigerlich bei den etwa 25-fachen Stammdurchmesser als Pflanzabstand (je nach Sorte), hat aber wirklich nur diejenigen Bäume, die sehr gerade und schnell wachsen um gutes, teures und möglichst viel Holz zu liefern.
Das Ziel ist hier allerdings in allen Fällen reiner Gewinn und nicht, dass man einen Baum Pflanzen möchte, der 2000 Jahre da steht und gut aussieht.
Mit genügend Zeit ließe sich dann auch hierzulande eine neue Gattung Forst generieren:
Mammutbäume mit etwa 60m Höhe im Oberstand, Pflanzabstand etwa 150m (6m Stamm x 25) und einem Unterstand aus Buche, Eiche , oder sonstigem was eine Naturverjüngung vollzieht. Da stört es dann auch nicht, dass die Buche 150 Jahre bis zur Hiebreife braucht. Die Mammutbäume haben sicherlich länger gebraucht...
Es kommt nun aber auch auf den Geschmack des Einzelnen an, ob man die Äste bis runter auf den Boden, oder den (meiner Meinung nach sehr attraktiven) Stamm sehen möchte. Was nun in sagen wir mal 100 Jahren mit den Holzpreisen passiert, oder ob der Mammutbaum bis dahin hier eine Marktreife erlangt hat, weiß niemand. Wir werden (vielleicht zum Glück) nicht mehr mitbekommen, dass unsere schönen Bäume versilbert werden, aber ich finde man sollte dem Mammutbaum auch als Forstbaum eine Chance einräumen.
Wie aber schon häufiger erwähnt braucht man dazu ein gutes Auge um die richtigen Bäume auszuwählen und ein kaltes Herz um diese frühzeitig freizuschneiden und diese groß werden zu lassen.
Pflanzt man eng, muss man schnell ran und sich entscheiden, Pflanzt man weit, kann man sich mit der Auswahl noch Zeit lassen, muss aber die Zwischenräume eventuell frei halten von wachsendem "Unkraut" wie heimische Laub- oder Nadelbäume, oder Wildgebüsch. Arbeit macht es in jedem Fall.
Nun kommt es als letztes noch darauf an, wie viel Platz und wie viele Bäumchen man zur Verfügung hat:
Habe ich 1ha zur Verfügung und 1000 MB's dann setze ich halt enger und schneide raus (Muss ich dann aber auch machen).
Habe ich 500 Quadratmeter Garten und eine MB, dann setze ich den halt als schönen Solitär, ist ja logisch, was soll ich sonst machen...
Man muss sich vorher im Klaren sein was man möchte: Schicken Solitär im Garten, Samenfarm, Holzproduktion im Forst, Parkanlage, Bergmammutbaumallee, ...
Danach muss ich den Pflanzabstand wählen und zusätzlich noch ein wenig in die Zukunft schauen...
Nun bin ich gerne offen für Kritik
Gruß Tobias (Giganteum)
denniz:
Hallo Tobias,
Ich denke du siehst diese sehr spezielle Baumart aus den Augen eines eher forstlich Interessierten.
Hierzu muss man sagen, dass es schon einige Experimente mit BM im Waldbau gegeben hat, und
auch immer noch gibt. Man ist sozusagen noch dabei diese Baumart zu beurteilen.
Die Holzqualität ist aber ebenfalls kontrovers diskutiert worden, und so ist man relativ vorsichtig mit dieser Baumart.
Dazu kommt die sehr aufwendige Aufzucht und Kulturpflege in den ersten Jahren.
Meist wurde eine Art Mischbestand oder eben eine Reihe als sogenannter Riegel oder Allee gepflanzt,
wobei der BM sich im Mischbestand nicht so gut schlägt, da habe ich schon starke Ausfälle beobachtet.
Auch weiss man natürlicherweise noch nicht wie alt die BM bei uns werden können, und welche
Ansprüche sie im hohen Alter entwickeln werden.
Auch scheint sich der Waldbau als solcher zu wandeln, Kahlschläge gehören hoffentlich
bald der Vergangenheit an.
Der grosse Vorteil des Bergmammuts ist die Sturmfestigkeit und eben die sehr schöne Gestalt wenn der
Baum genug Platz zum wachsen hatte. Ich selber pflanze diese Baumart als Windschutzbaum und als
immergrüne Abgrenzung zu einer stark befahrenen Strasse. Hier kommt mir die Fähigkeit des BM sehr viel
CO2 einspeichern zu können ebenfalls sehr gelegen.
Ehrlich gesagt möchte ich mir grosse BM-Bestände im Forst nicht vorstellen, da würde diese Baumart
ihren besonderen Reiz verlieren.
sparsam pflanzenden Gruß
Denniz
Tom E:
Hallo Tobias,
Kahlhiebe will man ja eigentlich nicht mehr und von der von dir beschriebenen Negativauslese kommt man gewöhnlich auch ab, bzw. betreibt sie bereits nicht mehr. (zumindest hier unten) Wobei man den Punkt bei Nadelhölzern sowieso fast streichen kann.
6m Zielstärke beim Mammutbaum? :o Am wahrscheinlichsten scheint mir, dass man sie auch ab 40-50cm Durchmesser nutzt, denn wer schneidet überhaupt noch so dicke Brummer, bzw. wer kann etwas damit anfangen? Man muss auch bedenken was man kaputt macht, wenn man einen so dicken Baum im Wald umwirft und raus will er ja auch noch. ???
Ich könnte mir auch vorstellen, dass einzeln beigemischte BM einen Bestand zusätzlich durch ihre Wurzeln stabilisieren können. Für die Holzproduktion womöglich uninteressant, aber für den Bestand vielleicht durchaus nützlich? Das würde auch uns als MB-Freunde entgegenkommen, wenn diese schönen Bäumchen als ewig dienende Individuen im Wald verbleiben würden.
Gruß
Tom
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