Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Experten- und Fachbeiträge
Der Bergmammutbaum im Waldbau
Tuff:
Anbauen kann man überall alles. Die Frage ist, taugt es was.
Im einfachsten Fall ist man zufrieden wenn eine Generation Holz heranwächst, und man zur Verjüngung nachpflanzen muß. Dann stellt sich die Frage ob es effektiv (Lawinenschutz) oder rentabel (Verkauf) ist, oder ob andere Baumarten nicht besser geeignet sind.
Eine andere Dimension kommt hinzu, wenn man Naturverjüngung möchte, sei es um naturnahen Waldbau zu betreiben, sei es um die Fläche für lange Zeit sich selbst zu überlassen. Dann kommen plötzlich die Ansprüche der Keimlinge ins Spiel. Die brauchen schon früh im Jahr genügend Wärme, um mit der Wurzel tief genug zu kommen, um im Sommer nicht zu vertrocknen, oder sie keimen im Herbst (vorausgesetzt der ist sehr feucht), müssen dann aber im frühen Stadium den Frost überstehen, Frühfröste (ohne Schneeschutz) sind sind dann wahrscheinlich fatal. Spätfröste im Frühjahr evtl. auch.
Weil Sequoiadendron sehr alt werden kann, und relativ katastrophenfest ist, kann man sich, wenn keine Holzernte beabsichtigt ist, nach einer gelungenen Anpflanzung vermutlich erstmal zurücklehnen.
Xenomorph:
Das hier bezieht sich zwar nicht speziell auf den BM im Waldbau, ist aber dennoch interessant in dem Zusammenhang:
http://www.tagesschau.de/inland/wald100.html
Besonders folgende Stelle im letzten Absatz:
"Zudem solle der Aufbau von resistenteren Mischwäldern vorangetrieben werden. Nur so könne den Herausforderungen zur Anpassung der Wälder in Zeiten des Klimawandels wirksam begegnet werden. Deutschlands Wälder speichern laut BUND jährlich rund 70 Millionen Tonnen Kohlenstoff."
Zinnauer:
Leider kann ich mich manchen der hier geäußerten Thesen nicht anschließen:
BMs brauchen Weinbauklima: warme, trockene Sommer und Winter ohne Extreme. Wenn auch in der kalilforn. Sierra Temperaturen von -20 (selten bis -32)° C vorkommen, heißt das nicht dass die Bäume dies über einen längeren Zeitraum oder einzelne noch tiefere Temperaturen (wie z.B. in inneralpinen Lagen) ertragen.
Ähnliches gilt für KMs, deren Ansprüche hinsichtlich Wärme, Wintermilde und Feuchtigkeit noch höher sind. Winterhärtere Selektionen scheinen hier ein Ausweg zu sein, bergen aber die Gefahr genetischer Einengung. Ich seh kein Problem für Bäume in Gärten und Parks, im Wald ev. schon.
Wenn uns auch der Klimawandel bisher zu kalte Zonen für die Sequoias öffnet, so wird es noch Jahrzehnte dauern, bevor ein Wachstum in inneralpinen Lagen möglich sein wird. Das sollten wir respektieren, wollen wir "unserer Sache" (der weiteren Verbreitung der Sequoias) nicht durch vorhersehbare Rückschläge mehr schaden als nützen.
Kassandrischer Ruf vom Zinnauer
Xenomorph:
Hallo Zinnauer! (wie heißt du eigentlich mit Vornamen?)
Auf welche Thesen beziehst du dich denn genau? Ich nehme mal an du meinst die Idee deines Landsmanns Martin/MaPr, BM's in den Alpen anzupflanzen, richtig?
Also Frost sehe ich beim BM eigentlich nicht als zentrales Problem an. Es wird in der Literatur und auf den Internetseiten der Baumschulen zwar immer wieder geschrieben, der BM sei leicht frostempfindlich, aber in der Praxis habe ich das bisher noch nie gesehen oder gehört, weder hier im Forum noch außerhalb.
Natürlich hat die Frosthärte des BM ihre Grenzen, für sibirische Temperaturen ist er sicherlich nicht geeignet. Deswegen habe ich oben auch geschrieben, dass ich ihn mir nur an den unteren Hanglagen der Alpen vorstellen kann (tiefmontane bis mittelmontane Höhenstufe, also bis 1200, maximal 1400m Höhe). Was natürlich auch erst auszuprobieren wäre (durch Pioniere... ;D).
Zu den Höhenstufen: http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6henstufe_(%C3%96kologie)
Viel entscheidender ist meiner Meinung nach eine gute Wasserversorgung, insbesondere im Sommer. Und damit steht natürlich auch der Boden in Zusammenhang. Aber es gibt doch viele Gegenden in den Alpen, die nicht zu hoch liegen und mit üppigen Niederschlägen (Stauregen) gesegnet sind. Hier könnte ich mir den BM sehr gut vorstellen. Dass der BM nur in Gegenden dauerhaft gedeiht, in denen Weinbau möglich ist, halte ich für überzogen, sorry. Er braucht viel Sonne und viel Wasser, aber dass er ein so mildes Klima braucht wie der Weinanbau glaube ich mit Bestimmtheit nicht.
Die Wasserversorgung ist wie ich denke auch im Zusammenhang mit dem Klimawandel der entscheidende Faktor, denn leider sollen ja nicht nur die Temperaturen steigen, sondern gleichzeitig die Niederschläge zurückgehen, jedenfalls während des Sommers (alles bezogen auf Westeuropa). Insbesondere in Ostdeutschland dürfte das Klima zu trocken für den BM (und damit auch den KM) werden.
Beim KM hast du, was die Frosthärte betrifft, natürlich recht. Das ist eine große Herausforderung, und selbst wenn die Selektion frosthärterer Bäume gelingt würde ich hier in der Tat nur Lagen empfehlen, in denen auch Weinbau möglich ist. Voraussetzung wäre auch hier, wie beim BM, eine gute (vielleicht sogar noch bessere) Wasserversorgung.
Xenomorph:
--- Zitat ---Das sollten wir respektieren, wollen wir "unserer Sache" (der weiteren Verbreitung der Sequoias) nicht durch vorhersehbare Rückschläge mehr schaden als nützen.
--- Ende Zitat ---
Da gebe ich dir allerdings Recht, man sollte hier keine falschen oder zumindest ungesicherten Versprechungen machen. Umso wichtiger ist es, wenn Leute mit den nötigen Möglichkeiten, Mitteln und der entsprechenden Begeisterung hier als Pioniere fungieren, um gesicherte Erkenntnisse und Erfahrungen zu gewinnen. Wer 100%ige Sicherheit haben möchte wird nie "Neuland" betreten, und ein Risiko geht nur ein, wer die nötige persönliche Begeisterung mitbringt, in diesem Fall für Mammutbäume. ;)
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