Es ist eine interessante Frage wie sich solche Wälder wie bei Dir, Remi, entwickeln würden, wenn wie durch Zauberhand von heute auf morgen keinerlei menschliche Steuerung mehr stattfände und auch kein Bejagen der Rehe.
Zunächst würden die Rehe jede Naturverjüngung weitgehend vernichten, ausser vielleicht Fichten wenn diese sich in dichten Gruppen verjüngen. Buchen zB. würden nur vereinzelt und als Krüppelbaum hochkommen.
Schliesslich würde der Altbestand mal zusammenbrechen (vielleicht in einem Sturm) und auf der lichten Fläche würde sich Gebüsch ausbreiten, welches die Rehe nicht gerne fressen: Faulbaum oder Ilex, Brombeeren. Vor allem in Brombeer-Arealen würden sich dann auch andere, rasch wachsenden Baumarten (also keine Eichen oder Eiben) verjüngen können, wenn die Samen von weit her anfliegen: Birken, Weiden, Ahorn und Esche ... je nachdem was es gibt. So würde der Wald im Laufe der Jahrhunderte "ausgetauscht". Durch Reh und Hase bedingt, würde der Wald aber stammzahlarm bleiben, mit relativ eintönigem Gebüsch darunter, vielleicht auch geprägt von Adlerfarn und Indischem Springkraut.
Ein beeindruckendes Beispiel sind die großflächigen und sehr wüchsigen Bestände von Weidenröschen (Epilobium angustifolium) die ich in beiden über 12 Jahre lang eingezäunten Flächen hatte. Übrigens ein Genpool eingekreuzt aus regionalen und überregionalen Vorkommen, mit interesanten Unterschieden. Die Bestände hielten interessanterweise bestimmte Grenzen ein - dahin, wo es ein enig schattiger wurde, drangen sie nicht vor bzw. zogen sich zurück. Auch verdrängten sie die Himbeer-Inseln nicht, sondern die beiden hielten sich in etwa die Waage.
Heute, 2 Jahre nach Öffenen des Zaunes, sind diese Bestände zu 99,9% ausgelöscht. Die Himbeere ist auf demselben Weg. An die Stelle treten nun Brennessel und Brombeere, welche hier sowieso überall wachsen.
Ggeenüber einem Wald ohne Rehe, verursachen diese m.E. eine geringere Diversität, vielleicht sogar eine relative Artenarmut.