Nun zu den 'Stammkränzen' - seitlich ausweichenden 'richtigen' Stämmen. Sieht man keine Verbindung zum Hauptstamm, kann von einem Absenker eigentlich nicht die Rede sein - es sei denn, man hätte den zum Stamm herangewachsenen Ast sorgfältig abgetrennt. Das ist aus so vielen Gründen (vor allem aus gärtnerischer Sicht) so absurd, daß ich mir die Erläuterung spare.
Ich kann in diesen Fällen mir folgende - undokumentierte - Ursachen vorstellen:
(1) Astansatz unter Bodenniveau
(2) Nachpflanzen
(3) Wurzelbrut (nach Frank)
(4) Naturverjüngung
(5) Zurückfallen einiger schwacher Exemplare gegenüber einem Vorwüchsigen (bei gleichzeitiger Pflanzung)
Wurzelbrut wurde bisher noch nie dokumentiert (auch nicht in der Sierra), und Naturverjüngung unter einem Altbaum ist außerhalb der Sierra anscheinend extrem selten (und wurde in Europa bisher nur mit Rasensprenger erzielt, das kann aber in einem Park durchaus geschehen).
Bei einigen Exemplaren (etwa im Cambridge University Botanical Garden, oder Audley House, Essex) kann man eine Verbindung zum Stamm erkennen. Hier würde ich dennoch - bis zum Beweis des Gegenteils - davon ausgehen, daß lediglich ein sich aufstützender Ast überproportional massiv wächst. Auch ohne Aufstützen gibt es ja regelmässig BM mit einem besonders starken Ast, etwa gerade bei einem der Bäume in Cambridge, oder auch bei dem in Moerschwil CH.
Zumindest bei den Bäumen in Cambridge und Essex liegen die vom Baum ausgehenden 'Astverbindungen' jedoch extrem tief, man könnte hier leicht einen Austrieb aus einer Wurzel vermuten. Man erkennt aber direkt in Bodenhöhe auf jeden Fall auch einige Astkragen. Man muß also davon ausgehen, daß die Englischen Gärtner schon bei den ganz jungen Bäumen sorgfältig um jeden tiefen Ast herum gemäht und Unkraut gerupft haben; später werden sich die Bäume durch ihre Nadelstreu dann immer weiter 'selber aufgeschüttet' haben, oder vielleicht hat man auch immer wieder gemulcht.
Einen Astansatz unter Bodenniveau könnte man durch Aufgraben identifizieren (Astkragen).
Der Knackpunkt ist die Dokumentation. Ich weiß ja nicht wie repräsentativ der Botanische Garten von Bonn ist, aber hier fand ca. 2005 eine 'Rasensprengerverjüngung' unter einem Altbaum statt, das Bäumchen habe ich 2012 in einer offiziellen Aktion ins Siebengebirge umgepflanzt. Datum und Ursache der Verjüngung war lediglich einem einzigen angestellten Gärtner (verantwortlich für die Bäume) bekannt, der inzwischen nicht mehr da ist. Den anderen Angestellten ist nicht mal aufgefallen daß da ein zusätzlicher Baum wuchs. Weder der Sachverhalt als solcher, noch die Verpflanzung, wurde irgendwo schriftlich niedergelegt, und der neue Leiter des Garten weiß überhaupt nichts davon. In einigen Jahren, wenn alle Beteiligten nicht mehr dort sind, wird es schlicht vergessen sein.
Deshalb, und weil ich schon so viele male an hunderten von Bäumen nachgefragt habe, und entweder mit 'keine Ahnung' oder mit Falschinformationen geantwortet wurde (im Stil von '500 Jahre alt') , habe ich erhebliche Zweifel an der pauschalen Annahme, daß in Parks oder irgendwo sonst alles Wesentliche dokumentiert wird.