Diskussion
Wasserversorgung
Das Becken trocknet aufgrund der massiven Verdunstung durch die umgebende Vegetation bei tagelanger starker Sonneneinstrahlung bis auf den Grund aus. Um diesen Effekt abzuschwächen wurde die Vegetation zurückgeschnitten und teilweise mit Dachziegeln abgedeckt. Wenn das Becken trockenfällt, dürfte die 5cm tiefen Wasserrückhaltung am Grund der Kästen noch für ein oder zwei Tage eine Notversorgung aufrechterhalten. Dennoch ist die Konstruktion in der vorliegenden Form nicht vor dem Austrocknen gesichert und von regelmässigen Regenfällen abhängig.
Keimung
Die relativ massive Bedeckung mit Blumenerde und Granulat hat das Durchstoßen der Keimlinge nicht verhindert, sonst hätte ich beim Durchsuchen der Erde 'Fehlschläge' entdecken müssen. Die wenigen in der Tiefe frisch gekeimten Samen waren sehr wahrscheinlich Nachzügler die es auch noch nach oben schaffen würden.
Mortalität
Schnecken hätten bei ständigem Wasserpegel nicht auftreten dürfen, da sie wohl kaum durchs Wasser kriechen. Wenn das Becken jedoch austrocknet, ist ihr Zutritt über den Beckenboden nicht zu verhindern. Dass sie gezielt Keimlinge abgegrast haben konnte nicht beobachtet werden, es ist jedoch nicht auszuschließen.
Möglicherweise beißen die häufig anzutreffenden braunen Wegameisen aus mir unbekannten Gründen gelegentlich Nadeln ab. Das würde die auf dem Boden liegenden Nadeln erklären, die sauber abgeknipst und nicht angefressen waren. Insbesondere ist mir unklar, wie sich eine aufblühende Ameisenpopulation auf einer periodischen Insel entwickelt und wovon sie sich während der Trennung vom 'Festland' ernährt. Vieleicht ist das Abknipsen eine Stressreaktion ?
Die Ausfälle hielten sich 4 Wochen nach dem Keimen der ersten Samen mit rund 16 % in erträglichen Grenzen. Sollten sie jedoch weiterhin in dieser Größenordnung auftreten, werden Herkünfte mit geringer Keimzahl nicht durchkommen.
Da in den nächsten 3 Jahren sowieso mit erheblichen weiteren Reduktionen zu rechnen ist, haben nur die Einsaaten mit hohen Keimlingszahlen eine reelle Chance auf Nachkommenschaft, also wahrscheinlich Mountain Home, Redoute-Park, Liliental, und Wintererstraße 12.
Keimrate
Die Keimrate der Herkunft 'Mountain Home' ist vergleichbar mit den üblicherweise aus dieser Herkunft erzielten Werten [5]. Das vulkanische Granulat und die Tiefe der Einsaat hatten offenbar keinen negativen Einfluß auf den Keimungserfolg.
Relativ keimfreudig scheinen die Bonner Herkünfte Redoute-Park (Bad Godesberg) und Prof. v. Neu (Beuel), ferner aus Freiburg Habichtweg und Wilmersdorferstr (Anne Frank Schule), sowie vom nahe gelegenen Kaiserstuhl die Herkunft Liliental. Eine statistische Auswertung ist leider nicht möglich, und die Andeutung eines Musters kann ich hier auch intuitiv nicht entdecken. Ich vermute dass die Keimrate hauptsächlich von der Qualität der Zapfen abhing, welche ich leider nicht dokumentieren konnte, denn der Versuch überschritt auch so schon die vertretbaren zeitlichen Ressourcen, aber auch deshalb weil die unerlässliche Altersbestimmung der Zapfen ohne Feinschnittmikroskopie sehr unsicher ist.
Die Bonner Herkünfte wurden sehr spät gesammelt und mehr oder weniger direkt nach dem Trocknen eingesät, was die Keimrate positiv beeinflusst haben kann. Doktor Seehann (mündl. Mitteilung von 2008-04, siehe Fußnoten im Anhang) ist der Ansicht dass die Samen nach dem Herausfallen aus dem Zapfen bei langer Lagerung Gefahr laufen, durch ihren Stoffwechsel an Vitalität einzubüßen, und daher so bald wie möglich eingesät werden sollten. Er berichtet von einem Sequoiadendron-Zapfen, den er vor ca. 10 Jahren im Baden-Badener Kurpark fand und aus dem nach sofortiger Einsaat 70 Keimlinge gewonnen wurden. Eine solch hohe Keimrate habe ich nie mehr berichtet bekommen. Es liegt nahe anzunehmen, dass es sich um einen besonders 'günstigen' Zapfen handelte. Die unter den süddeutschen Herkünfte ebenfalls passabel gekeimten Samen waren jedenfalls länger gelagert worden. Natürlich könnte es sein dass ihre Keimrate bei Einsaat sofort nach dem Ausfallen aus dem Zapfen höher gewesen wäre.
Schlussfolgerungen:
Unter Freilandbedingungen sind gegenüber der Anzucht unter kontrollierten Bedingungen zusätzliche Ausfälle unbestimmter Höhe durch Witterungsextreme und Prädation möglich. Daher ist es hier dringend geboten, mit hohen Keimlingszahlen zu arbeiten. Um nicht zuviel Saatfläche zu vergeuden, ist es unerlässlich, Keimrate und Qualität des Saatgutes zu erhöhen. Es stehen prinzipiell zwei Wege zu diesem Ziel frei: Saatgut aus Kalifornien zu beziehen, oder Zapfen optimaler Qualität von einheimischen Bäume zu ernten.
Um den zweiten Weg gangbar zu machen, müssen weitere Keimungsversuche durchgeführt werden, die belegen können, durch welche Merkmale sich Zapfen optimaler Qualität auszeichnen, wann die beste Erntezeit ist, und wie Zapfen oder Samen sachgerecht gelagert werden können.