Hallo, nach einigen Jahren nehme ich den Faden mal wieder auf.
Zunächst mal vielen Dank (nachträglich...) für die wichtigen Infos zu Schneckenfraß. Leider konnte ich meine Saatkisten in den letzten Jahren immer weniger pflegen und das Problem dürfte nur noch größer geworden sein. Insgesamt kamen aber immer noch ausreichend Keimlinge durch.
Obwohl ich zur Zeit unterwegs bin und jetzt keine Fotos posten kann, beginne ich nun endlich mal, nach und nach, weitere Ergebnisse des Experimentes zu schildern.
Meine Zielsetzungen sind im Laufe der Jahre vielfältiger geworden, mittlerweile ist mir aber auch klar daß es bessere Anzuchtmethoden gibt, selbst wenn man selektieren will.
Mein Design ist daher nicht als Vorbild gedacht, sondern zunächst mal ein von der Not ditkiertes Experiment. Ich habe über die Ökologie der Keimlinge und Sämlinge daraus viel gelernt, was schon immer ein wichtiges Ziel war. Insofern war das Ganze sehr erfolgreich.
Da ich meine Bäume an einem anderen Ort anziehe, als mein Wohnort, wo ich auch keine Infrastruktur nutzen kann (kein Leitungswasser, kein Strom, keine zur Verfügung stehenden Gebäude), und ich durchschnittlich nur alle 6 Wochen dort bin, musste ich ein System finden bei dem die Keimlinge allein zurechtkommen. Mein System ist so beschaffen, daß es praktisch überall (auch fernab der Zivilsation) funktionieren kann, sofern es einen Bach oder Teich gibt.
Einen Bodenaustausch betreibe ich fast gar nicht mehr, sondern fülle nur Löcher wieder auf, so daß ich inzwischen, nach Jahren, von (regelmässig gekappter) Begleitvegetation und leider auch von Unkraut intensiv durchwurzelte, ansonsten weitgehend ungedüngte Kisten habe, in denen über die Wintermonate in 20 cm Tiefe bereits das 'Grundwasser' steht. Im Sommer sinkt der Wasserstand, jedoch selten bis zum Trockenfall, und selbst dann bleiben die Kisten innen feucht. Zudem verfügen sie ganz unten über einen 5cm hohen Notvorrat. Nach Regenfällen werden die Kästen dann kurzfristig wieder befeuchtet.
Das ist gar nicht so weit entfernt von den Schmelzwasser-Rinnen und Mulden in denen kleine BM in der Sierra Nevada offenbar sehr gute Überlebenschancen haben.
Nach der Einsaat passiert im Grunde pflegemässig fast nichts mehr bis zum Auspflanzen (idealerweise im 2. Jahr, in einer 600 m entfernten Fläche in der ich nur mit hohem Aufwand (Wasser zu Fuß tragen) gießen kann, und es deshalb nur extrem selten tue. Diese seit 60 jahren nicht mehr bewirtschaftete 'Unland'-Fläche mit schlechten Boden und dichter vielfältiger Grasflora ist eine kleine Wildnis und wird von Rehen, Hasen, Wühlmäusen uva. intensiv genutzt. Sie steht als Insel im Weideland voll im Wind und bekommt sehr viel Sonne.
Als Folge des 'water pruning' und des geringen Nährstoffangebotes erziele ich kleine, aber robuste Pflanzen, welche keine tiefen Wurzeln haben und mit einem festen Ballen ausgestochen werden, aufgrund der Kleinheit nur wenig Wasser verbrauchen, und trotz des extremen Standort-Wechsels nur einen geringen einen Pflanzschock bekommen. Jedoch brauchen sie vor Ort noch für etwa 2 Jahre punktuelle Pflege, vor allem Winterschutz auf- und abbauen sowie, falls vorhanden, Unkraut rupfen). Selbstverständlich bekommen alle kleinen Sämlinge für die nächsten Jahre einen Wühlmausschutz (Mauskragen) und sie müssen gegen Reh und Hase geschützt werden.
Ich hatte auch schon Sämlinge, welche im ersten Jahr > 15 cm erreichten. Diese sind dann in der ersten harten Sonnenstrahlung, Ende Februar / anfang März, sofort vertrocknet. Instinktiv würde ich solche Vorwüchsigen hier in unserem Klima lieber nicht aktiv schützen und fördern.