Jürgen, Astscheren quetschen den Ast ab, das gibt an der Druckstelle (meistens die untere Scherenklinge) keine sauberen Schnitt. Aber die meisten Baumsägen sind auch nicht besser, und reißen ja die Rinde auf. Man schaue sich so einen 'sauberen Schnitt' mal unter der Lupe an und stelle sich vor, das sei eine Rißwunde am menschlichen Körper.
Es kommt immer auf den vertretbaren Aufwand an. Bei einer Reihe von 20 Obstbäumen oder bei einer Hecke wird man nicht viel Federlesens machen. Wenn man aber nur einen selbstgezogenen UM beschneidet, auf den man jeden Tag draufguckt, kann man sich auch mehr Mühe geben. Ich schneide bei solchen Bäumen alle Schnittflächen mit einem Okuliermesser nach (Cutter geht auch). Ganz dünne Ästchen oder "Zweige" schneide ich gleich nur mit dem Messer - Zweig festhalten, und mit Gefühl durchziehen, wie bei einem Katana
Steiler Zahn = Stabil ... hmmm, aber in welche Richtung. Es ist wohl wahr, daß statisch gesehen steil immer noch besser ist als nicht seil. Im Sturmböen wird der Baum aber in eine seitliche Richtung gebogen und schwingt mit Wucht wieder zurück. Oft rotieren Bäume bei schweren Stürmen regelrecht, ich habe es in 'Kyril' bei meinen Fichten beobachtet. In 'Lothar' war die Kraft zu große zum Rotieren, die Fichten (diesmal im Schwarzwald) wurden immer wieder fast bis auf den Boden heruntergedrückt, und erhoben sich wieder, aber jedesmal weniger. Ich würde sagen, ein 'Kyril' ist häufiger als ein Lothar.
Ich denke, der Grund warum Steilzwiesel gefährlich sind, ist eher die Tatsache, daß sie bei schlechter Verwachsung (eingewachsene Rinde) und raschem Wuchs zwischen sich einen Druck aufbauen. Vor allem bei heftigen Bewegungen der Stämme kann der Druck für Sekunden so große werden daß es regelrecht auseinanderplatzt. Jetzt hat aber gerade der UM eine dünne Rinde und verwächst vielleicht relativ gut ? Darüber habe ich keine Informationen.