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Die Entwicklung der Wurzel des Bergmammutbaumes

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Bakersfield:
 *zu den US-Sämlingen: Wayne, weißt du noch woher das Saatgut genau stammte, welches du Margit mal zu einem Treffen in 2009 oder 2010 mitgebracht hattest?

Tom E:
Heute habe ich hier mal einen kleinen Vergleich zum Wurzelwachstum unserer Mammutbäume. Und zwar habe ich hier eine junge Douglasie im Topf, seit über 2 Jahren steckt sie inzwischen im selben Topf - man beachte die Wurzeln. Das ist die Monatsleistung eines Bergmammutbaumes. Die Wurzeln von Nr.3 musste ich nach nur 4 Monaten bereits wieder 50cm weit verlegen, obwohl beim Eintopfen garantiert keine Wurzel am Topfrand war.

Der Mammutbaum ist einer der Fünf, nach dem ersten Jahr im größeren Topf. Die "ausgerollten" Wurzeln waren zu dem Zeitpunkt über einen Meter lang.

Vergleichender Gruß
Tom

Bakersfield:
Hallo Tom,

schöner Vergleich. Hatte ich bis eben übersehen... :-[

Irgendwie ist diese Wurzelexplosion beim BM schon extrem. Wenn man ihm genug Wurzelraum gibt und er ihn auch ohne Hindernisse durch Deformationen erschließen kann, dann sollte er auch in unseren Breiten jede Dürre überstehen und jede Pilzattacke abwehren können.

Ich möchte wetten, dass bei einem Großteil der vertrockneten Altbäume der letzten Jahre eben diese beiden o.g. Punkte nicht gegeben waren... :-\

Viele Grüße,
Frank

Tuff:
Frank, bei deinen Töpfen verstehe ich noch nicht wieso Du von 'entwirren' sprichst ... bedeutet das, Du schneidest die Töpfe zum Auspflanzen auf ? Denn sonst bekommt man die Wurzeln doch niemals unversehrt aus dem Topf.

Die Bilder von Tom und Dir zeigen eines deutlich: Eigentlich ist kein Topf groß genug für die BM Wurzeln, und man sollte konsequent zum Air Pruning oder ähnlichen Verfahren gehen.

Aus dem Gefäß herauswachsende Wurzeln sind im Zweifelsfall sogar gut, jedenfalls besser als wenn sie sich innendrin ineinander und im Kreis winden. Man kann die hinauswachsenden Wurzeln zum Pflanzen kappen; wenn Pflanz-Zeitpunkt und Boden optimal sind, sollte der Baum das überstehen.

Dann muss man sich aber auch mal fragen wozu der Topf überhaupt noch notwendig ist: Nämlich nur noch zum Transport an den Pflanzort. Zur Anzucht an sich könnte man aber auf ihn verzichten, und die BM etwa in große Kästen (auf Rollen) oder einfach in den Boden säen.

Der Vorteil gegenüber den Einzeltöpfen ist die anfängliche Zeitersparnis: Kein Pikieren, kein Umtopfen. Ohne Pikieren mehr Sicherheit für den empfindlichen Keimling. Dafür innerhalb eines Kastens im 2. Jahr evenutell Auseinanderpflanzen, was aber sehr schnell geht und in dem Stadium kein großes Risiko ist. Zum Auspflanzen hat man auch etwas mehr Arbeit.

Ich verwende durchlöcherte 90 Liter Mörtelkübel, mit circa 30cm Tiefe, was ich als das absolute Minimum ansehe. Eigentlich sollten die Kisten eher doppelt so tief sein. Ich steche die Pflanzen mit einem ø 20 cm Rohrstück aus. Man kann dieses primitive Werkzeug konstruktiv verbessern, so daß der 'Klumpen' auch sicher im Ganzen mit herauskommt. Ich verwende allerdings einen Heber den ich drunterschiebe.

Im zweiten Frühjahr pflanze ich manche BM auseinander oder konsolidiere Vereinzelte in einem einzelnen Kasten. Dazu setze ich sie gleich etwas erhöht auf einen kleinen Hügel, so daß sie noch tiefer wurzeln können. Im selben Jahr im Herbst pflanze ich sie normalwerweise aus, es gibt aber bei meinem speziellen Verfahren (Water Pruning in der Tiefe)  keine Eile damit und ich kann auch getrost noch 1 Jahr warten. Die minimale Pflege-Notwendigkeit war einer der Hauptgründe, dieses System zu entwickeln.

Typischerweise zeigen die BM in der Umstellung von Water Pruning auf normale Bodenverhältnisse im ersten Jahr einen deutlichen Pflanzschock, und müssen bei Trockenheit gegossen werden. Ich stelle mir vor, daß die Wurzel keinen 'Pfahl' ausbilden kann und sich daher eher dicht verzweigt, bei reduziertem Gesamtwuchs aufgrund des zunehmenden Sauerstoffmangels in der Tiefe. Vermutlich wird im Jahr der Auspflanzunug daher die ganze Energie in die Umorganisation der "Wasserwurzel" gesteckt. Im nächsten Jahr wachsen die BM dann bereits kräftig zu und brauchen auch nicht mehr zwingend eine Bewässerung.

Natürlich gehören zu dem Gesamtsystem noch eine Menge wichtiger Details. Ich kann aber inzwischen bestätigen, daß es bei den letzten Dutzend so Ausgepflanzten trotz schwieriger "Wildnis-"Bedingungen keine Ausfälle mehr gegeben hat. Ich habe inzwischen für meine Fläche das Vertrauen, einem so gezogenen und gepflanzten BM 99% Überlebenschance zu geben - und die 1% Vorbehalt gelten nur dem Mauskragen, dem ich immer noch nicht absolut sicher trauen mag, obwohl er bisher (bei 20 Pflanzen und hoher Mäusedichte) noch nicht unterwandert wurde.

Water Pruning mittels Durchflusswasser ist ein System, welches die Wasserversorgung bei nicht existenter Pflege (also praktisch in Abwesenheit) sichern kann. Der resultierende Pflanzshock ist aber ein deutlicher Nachteil gegeüber dem Air Pruning, welches wiederum existentiell von kontinuierlichem Bewässern abhängig ist.

Andererseits ist es für einen BM in der Sierra nicht untypisch, in einer feuchten Mulde oder einer Frühjahrs-Schmelzwasserpfütze zu keimen, welche dann im Sommer trockenfällt. Das sind genau die Bedingungen die ich mit meinem Design simuliere, allerdings leider mit zuwenig Wurzelraum in der Tiefe. Leider konnte ich aus Zeitmangel im letzten Jahr nicht daran arbeiten, die Mängel zu beseitigen. Vermutlich werde ich stattdessen aber nochmal zurück auf "Start" gehen und etwas ganz neues bauen.

Tuff:
Nachtrag zu "Pfahlwurzeln" .... heute habe ich ein paar Lärchen umgepflanzt, welche zu dicht standen und in Zukunft wohl gekappt worden wären. Sie sind alle aus Naturverjüngung und an Ort und Stelle gekeimt. Die größten 2 waren 3m hoch, im Unterstand unter Fichten und in dichter Verjüngung aufgewachsen und so um die 5 Jahre alt.  Das interessante ist, dass diese nur einen sehr kleinen Wurzelballen hatten, von dem erwartungsgemäss oberflächennahe einige sehr weit (mindestens 2m)  streichende eher dünne Wurzeln ausliefen;  und eine Art "Pfahlwurzel" (mittig nach unten) die dick aber nur sehr kurz war, nur ca. 15 cm lang aus dem Wurzelballen herausragend und dann plötzlich in einem dünnen Zipfel auslaufend.

Der Boden darunter ist etwas steinig, aber nicht undurchdringlich, und diese Hauptwurzeln (ich nenne es lieber so, da die Lärche kein spezieller Pfahlwurzeltyp ist) hätten den Steinen ja auch einfach ausweichen können.

Ich konnte kein Foto machen da ich aufgrund großer Zeitnot im Dunkeln bis spät nachts arbeite (mit der Kopflampe). Ich könnte allenfalls eine Zeichnung machen wenn diese Beschreibung nicht ausreicht.

Ich hätte diese Art von zentraler Wurzel bei einer Lärche nicht erwartet, die Kürze  bestätigt aber wohl nur daß sie kein echter Pfahlwurzler ist.

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