Bezüglich der Wurzelentwicklung sollte man folgendes klären:
(1) Soll man bei Sämlingen in den ersten Jahren überhaupt von einem Wurzeltyp (Pfahlwurzel, Senkerwurzel ...) sprechen ? Die initialen Wurzeln können sich auch später noch umbilden, etwa kann sich dann doch noch eine Pfahlwurzel bilden.
Eine von Anfang an und über die ersten paar Jahre deutlich erkennbare zentrale Wurzel würde ich zwar als Hinweis auf ein Pfahlwurzelsystem sehen. Aber es ist auch hier denkbar, daß der Sämling nach Erschließung des Bodens in der (vieleicht nur geringen) Tiefe auf ungünstige Bedingungen trifft und dann sein 'System wechselt'. Wenn der Baum aber nachweislich nur aufgrund schwieriger Bodenverhältnisse (Stauwasser, Grundgestein) von der Pfahlwurzel abweicht, kann man deswegen seinen 'natürlichen Typ' nicht anders benennen.
Im Grunde müsste man einen tiefgründigen gut belüfteten Boden zum Maßstab nehmen, und nur hier die Systeme vergleichen.
(2) Was ist der 'natürliche Typ' wenn der Baum in der natürlichen Umgebung (etwa der BM in der Sierra Nevada) auf mäßig tiefen bis flachgründigen Böden wächst, auf lockeren tiefgründigen Böden über Grundwasser aber ein Pfahlwurzelsystem macht ?
Es gilt als gesichert, daß der BM viele Millionen Jahre lang in einer anderen Umwelt wuchs, als heute.
Die Sierra existierte lange Zeit nur als flache Hügelkette entlang der noch sehr viel näheren Küste (sie war sozusagen was heute die Coast Ranges sind), regenreiche Westwinde wurden also noch nicht nach Osten hin abgeblockt, und das heutige Nevada war ein grünes Paradies aus Canyons, und im Süden sogar Lagunen. Das nördlich gelegene Colorado Plateau war in den höheren Zonen ein extrem artenreiches 'cloud island', also mit Nebelwäldern. Das dort regenreiche milde Klima, generell ohne tiefe Winter, sicherte viele Millionen Jahre lang eine stetige Wasserversorgung.
Die Bergmammutbaum-Groves der Sierra Nevada wurden zusammen mit dem Gebirge emporgehoben, und haben ihre heutigen Areale dann als Folge der Eiszeiten 'zugewiesen' bekommen. Populationen im Osten (ob nun südlich oder nördlich) starben im zunehmend trockeneren Klima aus.
Heute liefert der Schnee die stetige Bewässerung, und der Winter schützt Keimlinge. Viele gehen erst im Herbst auf, wenn die Sommertrockenheit vorbei ist, und sind dann im Frühling noch lange in schmelzenden Schnee eingepackt, und so sicher vor dem Vertrocknen in der Frühlingssonne.
So ersetzt der Winter ein ursprünglich ganzjährig feuchtes mildes Klima.
Vielleicht ist das der Grund, warum der BM so 'flexibel' oder opportunistisch erscheint: Weil er im Prozess der Anpassung an neue Lebensräume ist, aber genetisch noch viele ursprüngliche Merkmale mitbringt.