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Autor Thema: Bergmammutbaum-Sämling unter Altbaum im Botanischen Garten Bonn -- Verpflanzt  (Gelesen 18577 mal)

Tuff

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Liebe Mammutbaum-Community,

Hier stelle ich ein interessantes Ereignis aus dem Botanischen Garten von Bonn vor.

Einige Jahre lang beobachtete ich mit Spannung die Entwicklung eines Bergmammutbaum-Sämlings unter einem Altbaum. Er war den Gärtnern zum ersten mal im Jahr 2006 aufgefallen, ein fachlich sehr versierter Mitarbeiter (der hunderte von Baumarten selber anzog) schätzt daß er im Jahr 2005 gekeimt ist. In diesem Jahr wurde das 'Heide-Beet', in dem der Altbaum steht, mit regelmässig geharktem, weitgehend offenliegendem und unbewachsenem Boden, aufgrund großer Trockenheit im Frühjahr / Sommer mit einem  Rasensprenger bewässert. Man kann daher nicht eigentlich von einer 'Naturverjüngung' sprechen. Der Sämling entkam der Gärtnerhacke weil er direkt in einem Ginsterbusch aufwuchs.
« Letzte Änderung: 26-September-2013, 02:52 von Tuff »
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Tuff

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Zunächst einmal möchte ich den an sich schon interessanten Altbaum vorstellen. (Alt bedeutet hier natürlich auch nur in der 100 Jahre Klasse). Er weist einen deutlichen Schaden am unteren Stamm auf, der durch unvorsichtige Baggerarbeiten entstand, und steht außergewöhnlich schief. Da er in Richtung eines Betriebsgebäudes kippt, ist er schon seit langem als Kandidat zur Fällung eingestuft. Man hat es aber offensichtlich nicht eilig.

Weiterhin interessant ist, daß des Sommers in der sehr warmem, sandigen Boden am Stammfuß die Schildkröten aus dem Nachbarteich ihre Eier ablegen. Es reicht aber nicht zum Schlüpfen. Außerdem tummeln sich an heißen Tagen Eidechsen in den Spalten der abplatzenden Borke.
« Letzte Änderung: 26-September-2013, 03:59 von Tuff »
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Tuff

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« Letzte Änderung: 26-September-2013, 02:56 von Tuff »
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Der Sämling wuchs in sonniger Lage in circa 10m Entfernung direkt an der Stammwurzel des Ginsterbusches auf, und entwickelte sich bald sehr gut.

(Datum im Dateinamen als Jahr-Monat-Tag)
« Letzte Änderung: 26-September-2013, 03:03 von Tuff »
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Interessanterweise begann der Ginster ab dem Jahr 2009 abzusterben, während der Jungbaum immer üppiger wurde.
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Im Jahr 2011 entwickelte der Jungbaum einige klein bleibende Zapfen, von denen einige anscheinend auch wenigstens äußerlich ausreiften (ein Einsäen habe ich mir aber gespart). Zapfen können durch eine Vielzahl von Faktoren induziert werden, unter anderem durch besonders viel Sonnenlicht bei sehr guter (zu guter?) Nährstoffversorgung; andererseits aber auch bei Trockenstress.

An den Fotos von 2011-04 und 2011-06 kann man ein rapides Wachstum erkennen.
« Letzte Änderung: 26-September-2013, 04:08 von Tuff »
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Seit einigen Jahren verhandelte ich bereits mit dem Leiter des Gartens, welcher den Jungbaum entfernen wollte, weil er sich 'thematisch fremd' im Heidebeet befand. In einigen Schreiben sowie in Gesprächen mit den Gärtnern versuchte ich nahezulegen, welches außergewöhnliche Ereignis hier stattfand und welche Chance sich bietet, dem Publikum ein interessantes Phänomen zu zeigen. Dazu gehört auch der poetische Aspekt eines zum Tode verurteilten Altbaumes welcher seinen Überlebenstrieb, und zugleich sein außergewöhnliches Glück, in einem ganz unwahrscheinlichen Nachkommen manifestiert.

Um den Sämling zu retten, entwarf ich - unter Hinweis auf die jüngst im belgischen Hohen Venn abgebrannten Heideflächen - ein Konzept, wie man den Altbaum mit Gurten sichern und später absichtlich anbrennen kann, um den Sämling als neuen Baum neben einer markanten Baum-Ruine hochwachsen zu lassen. Damit könnte man das ganze Beet - immer noch mit Heidearten - inklusive einer schönen Schautafel dem Thema Feuerökologie widmen. Das wäre vermutlich Deutschlandweit, vielleicht sogar für ganz Europa, etwas Besonderes gewesen.

Aber lediglich der Unteraspekt 'spezifische Totholz-Flora' begeisterte und wurde später in einer anderen Ecke in Form eines Haufens verkohlter Äste realisiert. Man blieb dabei, der Jungbaum musste weg.

Man fragte mich, ob ich ihn ausgraben und woanders unterbringen könnte. So fand ich einen neuen und sogar optimalen Standort im Siebengebirge nahe Thomasberg / Heisterbacherrott. Ende November letzten Jahres (2012) war es dann soweit. Dankenswerterweise gruben die Gärtner und Gehilfen vom Botanischen Garten den Baum für uns aus, was ein anständiges Stück Arbeit war. Sie waren bereits vor dem vereinbarten Treffen damit fertig, so daß ich von diesem Schritt leider keine Fotos machen konnte.
« Letzte Änderung: 26-September-2013, 04:20 von Tuff »
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Es zeigte sich übrigens dass der Baum zur Hälfte über einem alten Stück Ziegelmauer stand, welches umgekippt in ca. 30 cm Tiefe lag. Vielleicht war das (mit) der Grund warum er keine Pfahlwurzel aufwies.
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Der neue Standort liegt in einem Gehölzstreifen mitten in den Weiden eines Pferdezüchters, mit dem ich seit Jahren in losem Kontakt stehe. Mit seinem Hänger fuhren wir den Baum zu seinem Hof ...
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... wo wir ihn (diesmal nur zu zweit) auf den Traktor umluden und an Ort und Stelle brachten.
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Der Baum war zu diesem Zeitpunkt bereits über 4m hoch und ganz schön schwer. Wir operierten daher mit einer Rutschbahn aus Bohlen über die wir ihn ins Loch zogen.

Es war schon dunkel als wir endlich fertig wurden, das abschließende Angießen und die letzten Handgriffe geschahen im Scheinwerferlicht des Traktors. (Fotos mit ISO-1000 und Belichtungszeiten über 1s)

Da der Winter direkt vor der Tür stand, packten wir den Baum sehr gut ein.
« Letzte Änderung: 26-September-2013, 04:24 von Tuff »
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