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Kinderstube Sequoiadendron giganteum

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isbg33:
Hallo Tuff!

Mit dem "Spezial-Sumpfbeet" würde ich sehr vorsichtig sein. BM lieben zwar einen feuchten Standort, aber ob sie ständig nasse Füße mögen, bezweifele ich! Die meisten Bäume mögen das nicht.
Bei einem UM sieht das u. U. etwas anders aus - da kenne ich Fotos aus China, auf denen sie im Wasser stehen.

Tuff:
Hallo Ingolf,

Danke für den Einwand ! Leider fiel mir unter schwierigen Bedingungen (ich wohne zu weit weg und kann nur 3-4mal im Jahr danach schauen) nichts besseres ein. Dieses Fließwasserbecken ist leicht zugänglich, und wenn es im Sommer trocken wird, haben die Bäumchen eine Chance weil die untersten 5 cm der Kästen das Wasser halten, und es unten hoffentlich auch dann noch kühl und feucht ist wenn kein Wasser mehr nachfließt. Die Kästen sind ca 30cm tief mit Substrat in Schichten gefüllt, in der Wurzelschicht ist es grobkörnig-mineralisch, so daß von den Seiten her viel Luft hereinkommt. Genauere Beschreibung hier !

Der maximale Wasserstand soll bei etwa 10cm liegen/Kasten liegen, er ist regulierbar (im Bild links unten der Ablauf) -  gelegentliches kurzzeitiges Fluten auf 20cm ist bei Regen möglich, kann aber durch die Abflusskontrolle auch verhindert werden (das ist die 'default' Einstellung). Durchschnittlich liegen also etwa 20cm Substrat über dem Wasserspiegel. Bei langanhaltender trockener Witterung verdunstet alles freie Wasser aus dem Sumpf,  und nur in den untersten 5cm erhält sich für eine Weile ein Notvorrat. Die Sämlinge müssen sich also im Frühjahr sputen in die Tiefe zu kommen, und genau darauf ist Sequoiadendron eingestellt. Bei (hoffentlich) nur temporärem Hochwasser haben sie durch Substrat und die seitlichen Löcher im Kasten i.d.R. viel Luft zum Atmen. Das kommt natürlichen Bedingungen relativ nahe - also auch ihren Nachteilen: (1) Erfolg ist abhängig von der Witterung und (2) fast kein Schädlingsmanagement möglich (Pilze, Insekten, Schnecken).

Hier ein Bild des 'Rohbaues' der im Führjahr noch fertig gestellt werden muß. Er hat zwei Stufen, die tiefere ist für die Mörtelkästen, die seichtere (eigentlich als reine Trittstufe angelegt) für etliche Standardblumenkästen die ich im Herbst bereits angelegt hatte, unter Zeitdruck und etwas planlos. Die wenig tiefen Blumenkästen sind ungünstig, sie implizieren ein Vereinzeln in der 1. oder spästestens 2. Vegetationsperiode, wenn die Sämlinge noch zu empfindlich sind, außerdem können sie noch nicht direkt an Ort und Stelle, müssen also einmal mehr 'verschult' werden. Jedes Verpflanzen unterhalb einer bestimmten Größe (etwa 3 Jahre ?) ist bei BM extrem kritisch, wesegen ich auch eigentlich lieber mit 'Jiffy' - Verfahren arbeiten würde. Dann hätte ich aber wahrscheinlich die dreifache Saatfläche gebraucht.

Bergbauer:
Hallo,

ich möchte noch ein paar Praxiserfahrungen einbringen:

Ein Duzend 1-Jährige BM habe ich im Herbst 2007 von 7cm Töpfen in ca. 20 cm tiefe Palmentöpfe umgepflanzt und in den Bergen (Zone 6a) samt Töpfe auf einer Wiese 3 Meter von einer 1-seitig geschützten Wand vergraben und eine kleine Schicht Rindenmulch darüber gestreut. Es hatte im Winter dort sicher -15 Grad (allerdings nicht sehr lange). Die BM, obwohl nicht wirklich verholtzt, haben das schadlos überstanden. Niemand hat gegossen.

10 BM zur Kontrolle in NRW unter gleichen Bedingungen untergebracht (gemessen hatte ich max -6 Grad). Diese haben an den Nadeln eine deutliche Rotfärbung und sehen nicht so gesund aus.

Alle BM sind den Winter über nicht gewachsen, die Wurzeln sind jedoch in 8 Monaten so stark gewachsen, das der Topp nach unten hin vollständig mit Wurzeln ausgefüllt ist. Zur Seite hin ist der Wurzelwuchs nicht so stark. Jedenfalls hat sich meine Vermutung bestätigt das der Baum zuerst nach unten wurzeln möchte und dann erst in die Breite. Wäre ja auch logisch, Wasser ist nun mal tiefer sicherer zu finden und eben das wichtigste. Das gilt jetzt für die ersten beiden Jahre. Was danach passiert weiß ich noch nicht, ich habe sie kurzerhand in noch tiefere und breitere Töpfe umgepflanzt.

2 BM und ein UM (je 3 Jahre alt) die ich im Wald ausgepflanzt habe sind seit 2 Jahren nicht weiter in die Höhe gewachsen, ich vermute das sie die volle Kraft in das Wurzelwachstum gesteckt haben. Ich hab sie anständig gewässert und gedüngt, mal sehen was beim nächsten Besuch im August daraus geworden ist.

Ein Kuriosum nebenbei: Im Wald wurden neue Wege angelegt. Dadurch wurde es heller und an den Hängen über den Wegen sind richtige "Fichtenwiesen" mit vielen 1000enden jungen kleinen Fichten entstanden. Ein schöner Anblick. Leider werden nur wenige überleben, der Hang ist mit Steinen übersät und wenn die Sonne richtig knallt, da haben es die kleinen wohl nicht so leicht. Hab leider nur ein Handyfoto davon, wenn ihr wollt, dann kann ich die hier einstellen, wäre aber wohl OT.

Gruß, Herbert

Tuff:
Herbert,

Danke für den aufschlussreichen Bericht !

Habe ich das richtig verstanden, Du hast die Bäumchen mit Topf 'eingeschlagen' und dann die ganze Pflanze mit Rindenmulch bedeckt (also nicht nur die 'Wurzelscheibe') ?

Deine Erfahrungen spiegeln das Problem mit dem Winter in tieferen Lagen wieder: Es wird zwischendurch immer wieder warm. Wie soll man als Baum damit zurechtkommen. Viele beginnen sich zu regen als wäre es Frühling, Saft schießt in die Zweige und Knopsen beginnen zu treiben, und dann -  schlägt unvermittelt die Frostkeule doch wieder zu. Im Gebirge wird es (tendenziell) nur einmal Winter, aber richtig, und einmal richtig Frühling, wie in den guten alten Zeiten :) NRW hängt klimatisch großenteils zwischen kontinentalem Winter und ozeanischer Milde (daher wird das Klima auch 'subozeanisch' genannt). Besonders ungünstig sind eisiger Ostwind oder Frost nach hoher Luftfeuchte - also etwa nachts nach einem verregneten Wintertag der besser ein Schneetag gewesen wäre. Im Gebirge werden solche Witterungen durch den Schutz des Schnees entschärft.

Für Koniferen spielt aber die Frosttrocknis meistens eine größere Rolle als direkte Erfrierungen. Daher sollte man Pflanzen bei gefrorenem Boden vor direkter Sonne schützen.

Bergbauer:
Hi Tuff,

danke für die Infos. Ich hatte mich schon gewundert warum die Zöglinge im wärmeren Klima schlechter abgeschnitten haben.

das Loch im Boden war tief wie der Pflanzentopf bzw. um einige cm tiefer. Nein, nicht die ganze Pflanze mit Rindenmulch zugedeckt. Eigentlich wollte ich nur den Boden abdecken. Es sind aber die unteren Äste mit in den Rindenmulch geraten, was sie schadlos überstanden haben.
Ich hab mal ein paar Handyfotos angehängt, auch mal von den vielen Minifichten.

Erstaunt hat mich besonders das die sehr jungen BM schon so viel Frost gut verkraften. Immer wieder wird doch behauptet das sie erst ab dem 3. Jahr Frostfest sind. Das unglaubliche Wurzelwachstum in der kurzen Zeit und eigentlichen Ruhephase der Bäumchen war für mich das 2. Wunder. Ich werde sie so bald wie möglich bzw im Herbst, spätestens im nächsten Frühjahr an den endgültigen Standort versetzen.

Gruß, Herbert

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