Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Eigene Anzucht
BM-Herkunftsvergleich - Ein Langzeitexperiment
Tuff:
Ebenfalls Danke, Frank, für die gute Dokumentation !
Ich pikiere nicht und pflanze meine Sämlinge idR. mit 5cm Höhe aus (mit einem hohen Aufwand an Schutzmaßnahmen), daher kann ich eines sagen: Die draußen groß werden entwickeln nicht den gedrungenen Habitus den ich typischerweise von Topfpflanzen kenne, welche 'zu lange' im Topf stehen. Den genauen Zusammenhang kann ich mir noch nicht herleiten, vor allem, weil es auch andere Topfpflanzen gibt. Ich kann aber praktisch alles unterstreichen was Chris schreibt. Es könnte sehr gut mit Menge und Art des Düngers zusammenhängen. Und ein Substrat wählen welches dem Zielort entspricht ist eine extrem gute Idee, welche minestens 1 Jahr Wuchsverzögerung verhindern kann.
Im Übrigen beobachte ich genau das Du auch sagst, Frank: Vorwüchsige die Gefahr laufen (aufgrund schlecht ausgehärteter Triebe) im Winter oder Frühling eins auf die Rübe zu bekommen; Nachzügler die dann doch noch plötzlich losziehen, oder auch nie. Mein wertvollstes Bäumchen keimte Ende 2008, und wuchs bis zum Jahr 2013 nur pummelig (in dem Jahr noch ein ca. 5cm hohes kleines hartes Büschel) weswegen ich ihn 2013 an eine andere Stelle umpflanzte, wo er auch als Bonsai noch in 100 Jahren genug Licht bekommen würde. Dieses Jahr begann das Mistviech auf einmal loszuziehen wie 'normal' !
Deine Balinger sehen interessant aus. Ob die auch später noch buschig-zwieselig bleiben ? Du merkst, ich bin immer auf der Suche nach genetischen Variationen :) leider, oder gottseidank ?, verschwinden die Unterschiede der Sämlinge meistens wieder, aber dafür tauchen neue Unterschiede auf.
Tuff:
Matze, meine allerersten 5 selbstgezogenen BM (vor ~12 Jahren) sahen nach dem Winter draußen genauso aus wie Deine. Damals konnte ich ich mir nicht vorstellen daß die wieder grün werden, und habe sie weggeschmissen. Hätte ich nur damals schon solche Bilder wie Deine gesehen !
Dennoch bedeutet so ein schlechter Zustand im Frühjahr oft, daß Knospen kaputt gegangen sind, und das Bäumchen wächst erstmal büschelig in alle Richtungen. Überleg doch mal ob Du, solanger die noch so klein sind, nicht wenigstens den Leitrieb im Februar-März gegen direkte Sonne schützen kannst, etwa mit etwas Watte oder so. Ab einer Höhe von ca. 1 m ist ein besonderer Schutz dann normalerweise mehr nötig (kommt natürlich immer aufs Klima an.)
Bakersfield:
Hallo Micha,
danke für das Feedback. Aber auch für deine vielen wertvollen Beiträge/Dokumentationen der letzten Jahre hier im Forum... :) Muss schließlich auch mal gesagt werden... ;)
Auf die Schnelle eben, was mir momentan so im Kopf herumgeht:
- anscheinend ist man vor dem BM-Wachtumsschub nie "sicher". Stell doch mal ein Foto von deinem Ex-Bonsai ein.... ???
- vielleicht topfe ich meine Zwerg-Kandidaten auch besser in XL-Pötte und schaue, ob sie nicht schon dadurch einen Schub bekommen. Mit einem gelben Zwerg hatte ich's schon gemacht
- auch die Düngerproblematik gibt mir etwas zu denken. Ich werde wohl mal ein Experiment machen. Von der hinteren Sequoiafarm-BM-Gruppe habe ich so ca. 65 Sämlinge. Bis jetzt alle sehr gleichmäßig und uniform gewachsen. Damit könnte man doch mal die unterschiedlichen Varianten (Dünger, Erde, Topfgröße, Position im Garten,...) testen. Was meinst du?
- das mit der Topferde vom Bestimmungsort ist tatsächlich eine gute Idee von Chris. Doch irgendwie finde ich es dann inkonsequent die Bäumchen vor dem Winter (Watte auf den Leittrieb) zu schützen... :-\ Wenn Anpassung, dann richtig... ;)
Bis denne und viele Grüße,
Frank
Bakersfield:
--- Zitat von: Tuff am 24-Juli-2014, 20:53 ---Deine Balinger sehen interessant aus. Ob die auch später noch buschig-zwieselig bleiben ? Du merkst, ich bin immer auf der Suche nach genetischen Variationen :) leider, oder gottseidank ?, verschwinden die Unterschiede der Sämlinge meistens wieder, aber dafür tauchen neue Unterschiede auf.
--- Ende Zitat ---
Ach ja, hierzu hatte ich ja auch noch etwas... ;)
Mindestens einen der Balinger werden wir wohl weiter beobachten können. Eine Enkelin der Martins hat sich vor ein paar Wochen auf der Farm die #066 ausgesucht und versprach auch Fotos von der Pflanzung (für ihren Sohn) per Mail zu schicken. Die Balinger hatten zu Beginn relativ kurze Seitenäste und auch kurze harte Nadeln, der buschige Wuchs ist aber in der Auflösung begriffen, da der Leittrieb dominanter wird. Ich tippe aber trotzdem mal, dass die Bäume sehr dicht wachsen und langfristig keine spitzen Raketen werden sondern einen etwas abgerundeteren Habitus bekommen. We'll see... :)
Tuff:
Frank, vergleichende Tests sind immer gut. Wenn es Dir nicht allzuviel Aufwand bedeutet, mach doch mal folgendes:
Kleiner Topf - sehr großer Topf
und
Dünger - kein Dünger (bitte nur eine Sorte Dünger & die Zusammensetzung notieren, ich empfehle viel Kalium wenig Stickstoff = typischer Koniferendünger). Düngen würde ich dann maximal viel damit der Unterschied deutlich wird. Der Unterschied nach dem Auspflanzen muß auch dokumentiert werden, die Bäumchen sollten dann 'in situ' nicht mehr gedüngt werden. Evtl. holen die Ungedüngten dann noch etwas auf weil sie sich nicht so drastisch umstellen müssen.
Damit hätten wir also 4 Varianten.
Leider produzierst Du so ein paar BM mit verdrehten Wurzeln. Damit dieses Opfer nicht umsonst ist, kannst Du mit denen etwas ausprobieren, was tausenden anderen Züchtern was nützen könnte, nämlich: Kann man die Wurzeln korrigieren, indem sie nach Wurzelschnitt noch einmal umgetopft werden ? Dazu schlage ich vor, die dickste Wurzel als senkrechte 'Pfahlwurzel' an einen dünnen Holzstab zu binden (mit einer sich nach wenigen Wochen schon auflösenden Faser), und andere Verdrehte an geeigneter Stelle abzuschneiden. Nach dem Umtopfen gut wässern und erstmal schattig halten bzw. mit Verdunstungsschutz.
Was den Schutz im Winter angeht. In der Sierra sind die kleinen Pflanzen generell mit Schnee bedeckt. In erdgeschichtlichen Zeiten (Tertiär) gab es im damaligen Areal kaum Temperaturen unter 0, und auf jeden Fall deutlich mehr Niederschläge und Dampfwolken als heute. Eher vergleichbar mit den heutigen Coast Ranges. Was in den Eiszeiten war, weiß keiner, aber wahrscheinlich haben die Populationen die 'trockenfielen' einfach nicht überlebt.
Es ist also irgendwie unfair von den Sämlingen zu erwarten, daß sie mit unserem Winter klarkommen müssen. Wenn Du so eine Selektion konsequent betreiben wolltest, bei entsprechend harten Bedinungen (= alles was austrocknet bzw. brennende Sonne schon im Vor-Frühling), überleben ungeschützt nur die Langsamwüchsigen. Die würden ungepflegt aber keine Chance gegen Gras und Unkraut haben, spätestens im Gebüsch untergehen. Ein langsamer Wuchs widerspricht auch der Feuerökologie, nach der ein Baum in spätestens 50 Jahren groß genug sein muß um wenigstens eine kleine Chance zu haben, zu überleben.
So what.
Ich bin besonders interessiert an solchen Langsamwüchsigen, in der Hoffnung die Höhenstufe nach oben verschieben zu können in eine Region, wo Unkraut (und Pilze) keine Rolle mehr spielen, und Brände unwahrscheinlicher werden, also Tendenz Richtung Baumgrenze. Solch eine Selektion würde auch besser mit Trockenheit zurechtkommen (Stichwort Klimawandel). Dann wäre auf der anderen Seite zu erwarten, daß sie erst in sowas wie 300 Jahren so groß werden, wie bei uns Hundertjährige. Aber im Hochgebirge gelten eben andere Zeitmaßstäbe.
Übrigens kann man von einer Selektion erst nach ein paar Generationen sprechen, welche die gleichen Bedingungen durchgemacht haben. Aber irgendwann muß man ja mal anfangen...
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