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Botryosperia-Triebsterben des Sequoiadendron giganteum

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sequoiaundco:
Zu den Holzeigenschaften von Sequoiadendron

Lieber Waldläufer,

Gerüchte sind hartnäckig, weil sie eigene Einschätzungen und Recherchen erübrigen und das Leben in einer Scheinrealität manchmal einfach ist.

Die alten Stories über die Minderwertigkeit des BM-Holzes sind schon vor langer Zeit durch viele wissenschaftliche Untersuchungen in den USA (z.B. Cockrell 1971, Knudsen 1973, Keylwerth 1954) aber auch z.B. in Deutschlands renomierter Niedersächsischer Forstl. Versuchanstalt (Knigge 1982,1983,1984 & Guinon 1983) widerlegt worden. Von J. Kleinschmitd (1984), aber auch von der NRW LÖLF (1986) und insbesondere schon von unser aller "Ziehvater" E.J.Martin (DDG Mitteilungen, 60 von 1957/58) wurden die positiven Holzeigenschaften ausführlich beschrieben. Verwendungsmöglichkeiten z.B. lt. Kleinschmidt: "Bauholz, Möbel, Kisten, Leichtfässer, Boootsbau, Blindfuniere, Außenverkleidung, Täfelung". Als Vorteile werden bes. die schöne-dunkelrotbraune Farbe, das gute Stehen, das Halten von Nägeln, und die leichte Bearbeitbarkeit beschrieben. Nachteil ist die mit der geringen Rohdichte verbundene Empfindlichkeit.
Wie gesagt, die Rede ist von Sequoiadendronholz, das nach heutiger Sicht in vielen Eigenschaft dem der Küstensequoien ähnelt.
Auch aktuellere Quellen sehen das ähnlich z.B.:
http://www.holzwurm-page.de/holzarten/holzart/mammutbaum.htm

Wahrscheinlich wird jetzt wieder der Ruf nach den Quellennachweisen laut. Wenn jemand mir versichert, darüber zu promovieren oder zumindest eine Diplomarbeit zu schreiben, mach ich mir die Mühe.
 
Ps.: Das Bild stammt aus Kaldenkirchen, Sequoiafarm: Täfelung (Splint) und Türblatt (Kernholz) aus Sequoiadendronholz

realitätsnahe Grüße   chris                         

 

Waldläufer:
Na ja Chris,
du bist ja recht hartnäckig. Ich habe schon etliche der angeführten Beurteilungen gelesen bzw. hier vorgestellt.
Es stellt sich halt jenseits der Theoretiesierung in vielen Expertisen die Frage inwieweit der Holzmarkt mit dem Sequoiadendron-Holz was anfangen kann. Und hier ist das Urteil negativ.
Ich habe schon mit einigen Förstern gesprochen die sich mit Grausen abgewendet haben. In der DDG war ab ca. 1985 klar daß der Holzwert des GM nicht ausreicht um einen rein forstlichen
Anbau zu rechtfertigen. In Weinheim hat man vor etlichen Jahren hoffnungsfroh einen Altstamm an ein Furnierwerk verkauft. Nach einiger Zeit meldete sich die Firma man solle die Bruchstücke
abholen. Die Altbäume waren nicht geastet. Nun wird man sagen dann eben aufasten. Dies ist jedoch mit hohen Kosten verbunden u. die technischen Eigenschaften des Holzes bewirken daß am
Markt kein kostendeckender Preis erziehlt werden kann. Es wurden ja nach dem Krieg umfangreiche Anbauversuche gemacht. Leider ergab sich bei hohen Pflegekosten auch durch die hohe
Vegetationsdruckempfindlichke it ein ungutes Kosten/Nutzen Verhältnis.
Du selbst führst doch die immens um sich greifenden Schäden durch das Triebsterben an. Ein weiterer negativer forstlicher Aspekt. Dieses Triebsterben wird meines Erachtens durch Reinanbauten
gefördert da dafür der Wasserhaushalt des Bodens nicht ausreicht. Also Eigengebrauch ja - ansonsten Schauwald.
                                                               VG               Bernt

Mick Rodella:
Hallo Chris,

ich wohne in der Nähe vom forstbotanischen Garten und bin öfters da. Sieht schlimm aus, obwohl zuletzt ordentlich durchforstet wurde, der Bestand erholt sich wohl kaum mehr. Die zweite Großpflanzung im FoBo (Friedrich-Ebert-Str.) sieht gesünder aus, hier wurde jedoch in 3er- bis 5er-Reihe statt Fläche gepflanzt. Bessere Ausweichmöglichkeit im Wurzelbereich. Ähnlich in Kaldenkirchen (Versuchsfläche vs. Farmgelände). Völlig klar, dass es nicht um langfristig artgerechte Pflanzung, sondern um die Eignung als Forstbaum ging. Dann muss allerdings eben auch entnommen werden, wenn man nicht nur ansehnliche Randbäume will.

Es gibt über ein Dutzend dieser Anpflanzungen mit Stammzahlen 100-500 in und um Köln. Recht eng gepflanzt nach Kaldenkirchener Modell, Schädigung durchweg mittel bis stark. Für mich wären also Licht- und Nährstoffmangel (auch Spätfolgen) die Ursache für den Zustand, der Pilz macht den Rest.

Im Register sind um die 13000 Standorte für Einzelbäume und Gruppen verzeichnet, etliche sind als geschädigt eingetragen. Leider kann man die Daten nicht dahingehend automatisch aufrufen, sondern müsste das manuell machen. Botryosphaeria ist natürlich nicht explizit vermerkt, wer nimmt schon Proben und lässt das prüfen? Bedeutet eine abgestorbene Wipfelspitze automatisch B.-Befall? 

Wenn Du auf der Forums-Startseite oben ins Fenster "Suche" passende Begriffe eingibst, erhältst Du sicher einige Beispiele inkl. Bilder.

Probleme nach Trockenphasen oder bei schlechten Standorten sind im Grunde nichts neues, besonders heftig finde ich diesen Schaden an einem 1862er-Altbaum in Ahrweiler:

http://mbreg.de/forum/index.php?topic=5011.0 (Zustand aktuell stagnierend bzw. durch Niederschlag leicht erholt)

Was die Holzqualität angeht: sicher macht es einen Unterschied, wie alt der Baum ist, ob rechtzeitig entastet wurde und wie fein die Jahrringe sind (BM allerdings brüchiger mit zunehmendem Alter). Das BM-Holz aus Köln wird zum Beispiel für recht chice Möbel verwendet. Was der Waldbauer an dem Holz verdienen kann, hängt wohl stark vom Marketing (Klüngeltalent) und von der geschickten Darstellung der eingeschränkten Verwendung ab. Hört sich allerdings gerade für Kunde Neureich gut an, Mammutbaum-Möbel.

http://www.stadtwaldholz.de/

Ziel unseres Vereins ist allerdings eher die artgerechte Pflanzung bzw. Aufbau naturnaher Waldlandschaften, wo die maßvolle Integration von Mammutbäumen nicht stört. Wer die KM in Burgholz bewundert, sollte sich z. B. auch die BM-Altbäume in Auenwald ansehen, so funktioniert das langfristig.

LG Micha

sequoiaundco:
Natürlich bin ich in diesem Punkt hartnäckig. Schließlich trägst du und dein längst empirisch und nicht theoretisch! widerlegtes Argument, das Holz sei ungeeignet, ja mit dazu bei, dass die bestehenden forstwirtschaftlich ausgerichteten Anbauten die von dir beschriebenen Vermarktungsprobleme haben.

Noch einmal: das Holz ist besser und verwendungsfähiger als vieles andere aus deutschen Wäldern. Das habe ich dir und der Community mit vielen Belegen versucht darzulegen.

Auch ich habe für die dringend nötige Durchforstung in Kaldenkirchen 3 Jahre lang einen Holzhändler suchen müssen, der es nicht als Faserholz sondern als Stammholz verwenden will. Nur weil weiterhin hartnäckige Gerüchte (scheinbelegt z. B. mit deiner Story über einen brüchigen Stamm in Bayern) entgegen vieler wissenschaftlicher Untersuchungsergebnisse verbreitet werden. Bitte Schluss damit !!

Die Frage der Holzqualität hat mit den Fragen: waldbauliche Integration, Reinbestand, Pflanzabstände, Wertastung, Vermarktungsprobleme u.ä. erstmal nichts zu tun. In diesen Punkt werden wir schnell einig, glaube ich. Aber die Vorstellung, hier und da mal einen Mammutbaum in die (Park-)Landschaft zu setzen, erinnert mich sehr ans adelig-elitäre Frankreich, wo man die meisten Schlösser schon kilometerweit vorher entdeckt durch einzelne markante BMs. Das hat mit der waldbäuerlichen Realität zumindest in NRW nichts zu tun, wo hektarweise gepflanzt wurde und auch heute selbst vom Landesbetrieb Wald und Holz Sequoiadendron größflächig eingebracht wird (Mischbestände und waldbaulich besser als im FoBo Garten Köln und Kaldenkirchen), natürlich aber auch mit späteren Vermarktungserwartungen.
Wir sollten froh darüber sein, dass überhaupt wieder nach 2 1/2 Jahrzehnten die Anbautabus für "Fremdländer" langsam aufweichen. Denkt immer dran, die entsprechenden Anbauten in Burgholz sollten mal völlig ausgemerzt werden.     

                                                                                                                      chris

sequoiaundco:
Hallo Bernt,

sorry, im nächtlichen Diskussionseifer habe ich vergessen, dich anzusprechen. Das war grob unhöflich, auch konnte meine Antwort wahrscheinlich nicht zugeordnet werden. Du schreibst in deinem Text: "In der DDG war ab ca. 1985 klar, daß der Holzwert des GM nicht ausreicht um einen rein forstlichen
Anbau zu rechtfertigen." Hab ich da irgendetwas Wichtiges nicht mitbekommen? Wer hat da wann was geäußert oder veröffentlicht von den 1985 ca. 1300 DDG-Mitgliedern? Oder ist das jetzt auch nur Hörensagen wie die Geschichte vom brüchigen Baum?

Übrigends von meinen 53 in Kaldenkirchen gefällten 60-Jährigen war keiner brüchig oder nicht zu verarbeiten; der Holzhändler war sehr zufrieden. Geschnitten wartet das Holz jetzt auf Weiterverarbeitung.                             chris

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