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Trockenstress? Nein Danke!

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Tom E:
Noch ein Denkanstoß meinerseits. Nicht gießen hilft mehr. Nicht gießen begrenzt die oberirdischen Machenschaften und verlangt verstärktes Wurzelwachstum. Die Folge sind womöglich Zuwachseinbußen, dafür bekommt man einen weniger trockenstressanfälligen Baum. Anders ist es natürlich bei frisch gepflanzen Bäumen, die womöglich noch Wurzelmasse verloren haben. Je früher man damit anfängt, desto besser ist es für den Baum. Also, junge/kleine Bäume pflanzen und früh jegliche Hilfe einstellen. Viel Spaß beim Nichts tun.  ::)
Ansonsten mein Beileid, wenn der Boden unter einem kleinen Baum jetzt schon zu trocken ist.

Gesättigtergruß
Tom

Tuff:
Naja, ich dachte mir, schreib das mal lieber rechtzeitig bevor ichs wieder vergesse :)

Und wer sagt daß oberirdisch gegossen werden muss ? Ich mache inzwischen immer Löcher (in einiger Entfernung) und stecke die Tülle der Giesskanne dort hinein. Meistens vergluckert das Wasser dann irgendwie spurlos, vielleicht in Mausgängen.

Ich habe ein paar im Winter gepflanzten Minis (5cm) draußen im Grove die voll in der Sonne stehen, nach Weghauen von tonnenweise Hasel zudem unbeschirmter unbewachsener Boden, und unter ein paar cm saurem Humus nur sandiger steiniger Lehm, mager und humusarm). Eine Strahlenhölle, und absolut keine Gartensituation. Das ist 800m weg vom Dorf und ich bin nur alle paar Wochen hier.

Die Minis würden dort bei so einem Wetter wie heute in 3 Tagen komplett trockenfallen und wären hinüber. Bei solchen Pflanzungen verwende ich daher viel Mühe darauf, sie im Voraus gegen alle möglichen Katastrophen zu schützen. Dazu gehören zur Südseite hin gestapelte Wurzelstöcke oder Stammstücke, die den Boden vor dem Austrocknen und den Mini mittags vor direkter Einstrahlung schützen. Wenn ich genügend Klötze habe, schütze ich auch nach Nordosten gegen Frostwind. Das sieht ein wenig lächerlich aus, ein halber Kubikmeter Holz für eine wenige Gramm schwere Pflanze, ist aber in diesem Grove absolut notwendig. Früher hatte ich 50% Ausfälle, inzwischen (und zu dem System gehören auch Mauskragen und ein spezieller Winterschutz) sind es jedes Jahr 0% und ich bin zuversichtlich, auch in Zukunft jeden mit 5cm ausgepflanzten kleinen Mammutbaum - und zwar in meiner Abwesenheit - durchzukriegen. Dazu sind, ich sags nochmal, die Holzklötze und ein wenig Beschattung unverzichtbar.

Tuff:
Tom, ich pflichte Dir ja im Grunde weitgegend bei. Aber ich kenne noch einige 'Asunahmen' mehr unter denen ich gieße. Zum Beispiel diese:

Mein im letzten Herbst gepflanzter, jetzt ca. 30cm hoher Experimental-KM hat sehr früh begonnen auszutreiben, dann aber mit dem Kälteeinbruch natürlich wieder stagniert.

Wir hatten Ende April noch eine Nacht mit -8° C (im Oberbergischen). Der freistehende KM wurde zwar auf meine Bitte vor Ort nochmal notdürftig eingepackt (wobei der Abbau der Winterschutzes schon ohne jede Absprache und gegen meineb Wunsch geschah) und blieb nach wie vor grün, ist aber sicher noch geschwächt. In Frage kommen etwa kaum sichtbare Zellschäden der Kutikula, die einen verminderten UV-Schutz bedeuten. Die junge Pflanze ist auch generell noch weich und grün, kaum verholzt.
 
Gestern hat das inzwischen weiter austreibende Bäumchen begonnen, seine Triebe und Nadeln hängen zu lassen, was zunächst wohl an der großen Hitze lag. Dennoch wären bei offenbar nicht ausreichender Verdunstung auch die frischen Nadelspitzen des Neuaustriebes vertrocknet / verbrannt. Problematisch ist der Zeitpunkt: Mitten im Austrieb, sollte der Baum in seiner Entwicklung möglichst nicht gestört werden. Zudem reise ich heute wieder ab, wenn es noch ein paar Tage heiß bleibt kann ich also nicht mehr helfen. Daher habe ich das Bäumchen etwas beschattet und zuggleich tüchtig Wasser in die Tiefe gegeben.

Die Ausnahme ist also, wenn ein spät austreibender (noch junger) Baum, der noch kein ausreichend großes Wurzelwerk entwickeln konnte, eine Hitzeperiode durchstehen muss, und ohne Gießen irreparable Schäden davontrüge.

Klar - so ein Baum ist offensichtlich nicht lokal angepasst. Und genau das ist der Fall mit meinem jungen KM. (Übrigens auch mit 5cm großen BM die hier an keinem Ort überleben könnten ohne menschliche Hilfe.) Ich möchte an ihm einfach etwas über KMs lernen, und hoffe ansonsten einfach daß er in 20 Jahren sehr viel robuster ist, in dem Sinne daß er Schäden durch neues Wachstum ausgleichen kann. Zudem ist es noch offen wohin genau sich das lokale Klima entwickelt. Sollte der Baum dauerhaft kümmern und 'leiden' werde ich ihn eben wieder entfernen. Zumindest hat er eine gute Chance, in der Tiefe und auch lateral an Wasser heranzukommen, nur braucht er dazu ein paar Jahrzehnte.

Tuff:
Dieser Tage habe ich mal wieder meine draußen auf dem Land verteilten Obstpflanzungen bewässert. Die Prioritäten sind dabei 1.  jünger als 5 Jahre = vom Vertrocknen bedroht und 2. reichlicher Obstansatz welcher durch die Sommerdürre bedroht ist. Das Fruchtwachstum braucht viel Wasser !

Dabei fiel mir jedenfalls ein weiterer wichtiger Grund ein, warum man im Sommer / bei trockenem Boden niemals direkt an den Stamm gießen sollte, sondern stattdessen vor allem die außen am Rand der Wurzelausdehnung liegenden Feinweurzeln erreichen sollte:

Es ist nämlich so, daß der Geruch frisch aufgewühlter oder eben auch frisch bewässerter Erde Wühlmäuse auf weite Distanz anzieht. Ist ja logisch - in einem ausgeprägten Dürresommer stoppt das Wurzelwachstum der meisten Baumarten weitgehend und zwar vor allem in den oberflächennahen Schichten bis ca. 30 cm Tiefe, welche vollkommen austrocknen können.  Wühlmäuse gehen selten tiefer als ca. 20cm (behaupte ich mal, weiß ich aber nicht genau)  und beginnen dann also zu hungern.
Ich denke, sie rennen sofort hin sobald es irgendwo nach Wasser riecht !

Dann würden sie beim stammnahen Gießen die dort durch die Feuchte aufquellenden Starkwurzeln an- und abfressen.  Beim Wurzelrand-Gießen jedoch lediglich die 'Enden' der Wurzeln, was für den Baum nicht so gravierend ist: Er kann das irgendwann durch Neuwachstum wieder kompensieren. Stammnah abgefressene Starkwurzeln sind jedoch ein massives Problem, weil dann die ganze anhängige Wurzel  eingeht und eine Neubildung auf Jahre hinaus noch keine Windfestigkeit hat.

Kurz zusammengefasst: Stammnah gießen kann einen Baum umbringen :D

Weil das Wurzelrandgießen so schwer abzuschätzen ist, schlage ich (für Jungpflanzen < 5m Höhe) folgende extreme Vereinfachung vor:

Schwerpunkt des Gießens in einem Abstand welcher der Baumhöhe entspricht.

Also:     r = h
 
Ich glaube einfacher kann man es wirklich nicht ausdrücken  ...

Tuff:
Ich veranschlage leider immer wieder unbewußt meine extrem früh direkt aus Anzuchtkisten ausgepflanzten BM-Sämlinge. Ich pflanze sie typischerweise  mit 10 cm Größe in meinem Grove aus (mit Mauskragen).

Ich denke aber, viel häufiger liegen (leider) relativ große Topf- oder Ballenpflanzen an. Je größer diese ist, desto untauglicher wird leider die genannte einfache Formel. 

Wenn ich zB. einen 2m Heister direkt aus einem Topf / Ballen einpflanze (was quasi der worst case wäre, sowas sollte man nie machen)  bringt es im Sommer direkt danach überhaupt nichts, auf 2 m Abstand zu gehen. Der Bauum wird einige Zeit brauchen, um sein Wurzelwerk auszudehnen. Das geht bei einem BM wahrscheinlich schneller als bei einem Obstgehölz. Dennoch bzw. deswegen sollte man aber doch vom Pflanzloch ausgehend. jeden Monat ein bißchen weiter nach außen vorrücken.

Hier gehts um die Problematik der Sommerdürre, und in so einem Dürre-Regime würde ich empfehlen, generell keine 2m Heister zu pflanzen, weil sie aufwändig zu wässern wären und als Ballen- oder Topfpflanze sehr wahrscheinlich massivste Wurzelverknotungen (Drehwuchs) hätten. Daher behandle ich den Fall nicht weiter.

Stattdessen veranschlage ich mal einen 1m-BM, was ich ökonomisch für das maximal Erträgliche halte, obwohl es keineswegs optimal ist. Eine Wurzelverknotung ist hier normalerweise schon genauso massiv vorhanden. 50 cm Auspflanzhöhe wären deutlich empfehlenswerter (außer vielleicht in schneereichen Hochlagen) und lässt sich auch leichter 'wurzelbehandeln' (Knoten lösen).

Wenn man einen Ende September ausgepflanzten 1m-BM zu gießen beginnt, sollte man man von anfang an besonders die Außenränder des Pflanzloches reichlich versorgen. In diesem Beispiel sollte das Pflanzloch mindestens 60cm Durchmesser haben, auch wenn der Wurzelballen schmaler ist, weil der frisch gepflanzte Baum sich so erstmal ein wenig ausbreiten kann und zu Kräften kommt, bevor er auf die Grenze lockere Erde - gewachsener Boden stößt, welche fast immer eine gewisse Durchwurzelungs-Barriere darstellt.

Dann sollte der BM bis zum Einbruch eines - milden - Winters (bis Ende Dezember, die Wurzelaktivität steigt im Herbst noch einmal) schon 10 cm lateral durchwurzelt haben, vielleicht schon bis an die Grenze des Pflanzloches. Daher wäre es günstig, durch stärkeres Gießen an der Pflanzlochgrenze hierzu einen Anreiz zu schaffen.

Im nächasten Jahr kann man schon nur noch vom Außenrand des Pflanzloches ab (nur) nach außen gießen. Am Ende dieses 2. Jahres sollte der BM circa 150 cm hoch sein; gießen würde ich zu diesem Zeitpunkt, sagen wir mal in einem trockenen September, nur noch im Bereich 100 - 150. Auch wenns schwerfällt -- aber der Baum hat im nächsten Dürresommer sehr viel davon !

Um das knapp zusammenzufassen, hier wäre eine neue Faustformel für einen 1m hohen Topf-BM, welche aber nur für die ersten 2 Jahre gedacht ist:

Gießen ausgehend von r = h  und gerne breit, aber eher wenig nach innen, und nie bis ganz an den Stamm.

Angaben wie 'gerne breit' oder 'nicht bis ganz' sind allerdings als klare Anweisung untauglich, daher hier noch eine Annäherung was genau ich damit meine:

Der Radius der nicht begossenen Fläche rund um den Stamm könnte im ersten Jahr bei h/5 beginnen und im Herbst bei h/3 aufhören.

Beim Beispiel-BM von 1m Auspflanzhöhe wären dies anfangs r = 20 cm, die nicht begossen werden; dann fortschreitend bis zum Herbst r = 50 cm welcher zum Stamm hin nicht begossen wird.

Ab dem dritten Jahr nach der Pflanzung sollte ein BM eigentlich Gießen nicht mehr nötig haben (dann wäre was am Standort verkehrt) aber wenn es denn in einer extremen Dürre doch mal sein muß, dann wäre die Basis-Faustformel r=h wieder anwendbar. Dann aber eher noch weiter nach draußen gießen, nicht nach innen Richtung Stamm!

Ich erwarte jetzt von niemandem daß er bei jedem Baum groß misst und rechnet, und es kommt auch sicher nicht auf ein paar cm an. Und natürlich sind schematische Generalisierungen immer nach den jeweiligen Umstände zu korrigieren.

Aber man sollte doch mal ein feeling dafür entwickeln, was für den Baum beim Gießen eigentlich am besten ist,  indem man die genannten Werte doch ein paarmal berechnet oder abschätzt. Und genau dazu können diese Faustformeln hoffentlich hilfreich sein.

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