Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Experten- und Fachbeiträge
Trockenstress? Nein Danke!
Tuff:
Frank, vielen Dank für diesen nützlichen Einwand ! An so einen Zusammenhang habe ich bisher noch nie gedacht.
Tatsächlich behindert tüchtiges Gießen natürlich den Luftaustausch: Boden wird verdichtet, Luft aus den Poren gedrückt. Für eine Weile dürften auch die gefluteten Mikroorganismen und 'wühlenden' Arthropoden eine Pause einlegen, welche ansonsten nach dem Winter erstmal gründlich 'aufräumen', und dabei für Auflockerung sorgen. Das alles kann und wird das Erwärmen verzögern.
Ich denke daß auch der Effekt auf die Belüftung eine negative Wirkung hat.
Allerdings, der Wasserbedarf ist, wenn die Sonne (wie dieser Tage) bereits kräftig scheint, auch dann hoch, wenn bei immer noch kühlem Boden das Wurzel-System noch eher im Standby ist. Dann dürstet der Baum sozusagen nur oberirdisch.
ps. Um das klarzustellen, ich habe mich nicht fürs Gießen im Freiland spreziell ganz früh im Jahr eingesetzt, sondern für ein Gießen generell, aber nur am äußeren Rand (also auch außerhalb) der durchwurzelten Baumscheibe, ohne spezielle Zeitangabe.
Tom E:
Zu diesem Thema habe ich heute kurz ein Bild produziert welche zeigt, in welcher Fläche man bei einem einjährigen, 22cm hohen Bergmammutbaum in gut durchwurzelbaren Boden mit Wurzeln rechnen kann. Ob man diese Entwicklung einfach "hochrechnen" kann weiß ich nicht, nur dass ich auch schon längere Bergmammutbaumwurzeln in der Hand hatte... über einen Meter lang in einem Jahr gewachsen.
Es ist ja sicherlich jedem bekannt, wie groß das Wurzelsystem eines alten Bergmammutbaumes ist und die Entwicklung geht wohl schnell dorthin. ;)
Wenn man auf dem Bild genau hinsieht, erkennt man besonders am unteren Ende noch immer die geöffneten Stellen in denen jetzt die Wurzeln liegen.
Gruß
Tom
Tuff:
Tom,
Habe ich Dir schon mal gesagt daß Dein Forschungsdrang mich beeindruckt :) ?
Wir haben hier eine klassische Garten-Situation: Lockerer humoser Oberboden (nehme ich mal an?), ohne Hindernisse oder Konkurrenz. Also, können wir in der Situation 1 m / Jahr als Faustwert nehmen ?
Mein Microgrove (derzeit 20 BM, davon etliche Minis, also noch in der Aufwand-Klasse eines großen Gartens) hat einen zerklüfteten lehmigen steinigen, noch nie (!) bearbeiteten Boden, bis vor 60 Jahren Eichenwald, heute noch mit vielen Eichenstubben, dicht bewachsen mit einem dutzend verschiedenen Wildgrasarten (einschließlich Sandrohr), Himbeere, Ilex ... inzwischen auch von mir gepflanzte Mischbäume wie Kiefer, Vogelbeere, Wildbirnen, Esskastanie, viele kleine und größere Eichen. Hier würde es ziemlich viel Arbeit bedeuten, eine Wurzel zerstörungsfrei aufzugraben und zu verfolgen. Meiner Einschätzung nach haben es die BM dort klimabedingt auch schon schwer genug und ich möchte sie nicht auch noch 'stören'.
Jedenfalls würde ich hier nicht von einem Meter pro Jahr ausgehen, durchschnittlich eher von 30 cm. D.h. im Durchschnitt über alle Richtungen - der Boden ist kleinstandörtlich uneinheitlich, ich denke, sie schaffen auch hier an feuchten Stellen beträchtliche Längen, aber sagen wir auf der anderen Seite des Baumes vielleicht fast gar nichts. Genau an diesen Stellen würde ich gießen, wenn die Chance besteht, daß die Wurzel 'dahinter' wieder auf bessere Verhältnisse stößt.
Diese 2 Standorte (Garten, quasi-Wildnis) haben nicht viele Gemeinsamkeiten, daher ist mein erster Ansatz, eine pauschale Faustformel anzugeben, wohl untauglich.
Man sollte das vielleicht 'Wuzel-Training' nennen, um klarzumachen, worum es geht.
Übrigens, bei den letzten Stürmen fällt auf, daß die Bäume bei uns alle von SW her umgeblasen wurden. Dabei reissen ja die Wurzeln ab und der Teller klappt auf. Ich trainiere meine Bäume nun absichtlich in diese Richtung lange starke Wurzeln zu machen. (Bäume halten sich im Sturm auf Zug fest) Zuerst durch Gieß-Training, später schichte ich feuchtigkeitsspeichernde Holzreste auf dieser Seite auf (alte Zaunpfähle, Schlagraum). In ein paar Jahrzehnten beschatten die groß gewordenen Bäume den Boden dann ausreichend, so daß er dann nicht mehr so schnell austrocknet, zudem sammelt sich dann Laub-Nadel-Humus an. Wenn bis zu diesem Stadium jedoch die Hauptwurzeln nicht auch in die Sturmrichtung gewachsen sind, können sie das kaum noch wettmachen, weil dann alles bereits 'belegt' ist.
Tuff:
--- Zitat ---Wenn man auf dem Bild genau hinsieht, erkennt man besonders am unteren Ende noch immer die geöffneten Stellen in denen jetzt die Wurzeln liegen.
--- Ende Zitat ---
Ich weiß gar nicht wie Du das gemacht hast, Tom. Hast Du tatsächlich der Wurzel nachgegraben ? Wird sie dabei nicht beschädigt ??
Tom E:
Micha, der Baum wurde doch erst eingepflanzt... ;-)
Bezüglich der Überprüfung des Wurzelverhaltens hätte ich aber eine Idee. Ich schreibe dir dazu heute Abend mal eine PN.
Gruß
Tom
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