Dear Sir,
Erstmal: schöne Bäume hast du da gefunden!
Zweifel wegen des Alters scheinen mir jedoch angebracht. Wenn du die Durchmesser in 1,30 Meter Höhe richtig eingeschätzt hast, dürften die Bäume nicht so alt sein. Die Höhe sagt auch nicht immer was über das Alter aus. Ich habe mal in Köln einen Baum gemessen, der bei einem DBH von ca. 1,60 Meter über 38 Meter hoch ist, aber 100prozentig nicht aus dem 19. Jahrhundert stammt. Die gleiche Erfahrung habe ich am Mittwoch in Bad Honnef gemacht (siehe Beitrag im Forum).
Zum Thema Messung:
Variante 1 mit (guter) Kamera und Bildbearbeitungsprogramm (dazu brauchts in der Regel zwei Leute):
Wenn man das richtig macht, ist die Methode sehr genau! Allerdings: je höher der Baum, desto schwieriger wirds!
Zollstock (weiß, 2 Meter) in die Hand nehmen und senkrecht neben den Baum stellen. Beachten, dass keine Äste den Zollstock verdecken. Der Fotograf sollte möglichst weit entfernt stehen und nicht mit dem Weitwinkel von schräg unten fotografieren (sonst verzerrt die Perspektive). Später dann den Zollstock-Ausschnitt am Computer EXAKT markieren und solange übereinander kopieren, bis die Spitze des Baumes erreicht ist. Optimal wäre ein Zollstock, der alle 50 Zentimeter die Farbe wechselt... Wenn du ein guter Sprinter bist, kannst du das natürlich auch mit Stativ und Selbstauslöser probieren. Bei einem 30-Meter-Baum wird das aber ganz schön knapp...
gefunden bei
http://www.redwoodworld.co.uk/measuring.htm 2. Variante:
Hier die leicht modifizierte Version des letzten "Maus"-Tipps. Du hattest ja die Quelle schon genannt. Nimm dir einen Stift und halte ihn am gestreckten Arm senkrecht nach oben. Jetzt so weit zurückgehen, bis der Stift den Baum exakt in der Höhe abdeckt. Wichtig: der Stift muss genau über dem Baum platziert werden (Stift auf Stamm). Jetzt den Stift "fällen" und nicht den Baum... Den Punkt an der Spitze des jetzt waagerecht liegenden Stiftes (parallel zum Baum, also gleich weit weg von deinem Standpunkt wie der Baum) fixieren. Jetzt mit starrem (Zombie-)Blick auf den Punkt zugehen und markieren. Bis zum Baum messen. Ich habe diese Methode öfter mal zum Test eingesetzt. Ist gar nicht so ungenau gewesen (plus/minus 2 Meter bei großen Bäumen). Die "Fäll-Simulation" funktioniert allerdings nicht immer (vor allem wirds schwierig, wenn neben dem Baum nicht genug Platz ist oder zu viele Hindernisse beim Messen im Weg sind).
Wenn dir das reicht, ok. Wenn nicht, musst du leider noch den ellenlangen Text zur dritten Methode lesen...
3. Variante:
Das habe ich mal irgendwann vor vielen Jahren bei "Löwenzahn" im ZDF gesehen. Oder war's die "Pusteblume"? Egal.
Die Messmethode ist im Prinzip die Klinometer-Messung ohne (nicht ganz billigen) Klinometer. Wie das MIT diesem Gerät funktioniert, steht auch auf
http://www.redwoodworld.co.uk/measuring.htmDer Messvorgang ist sehr einfach, die (einmalige) Einrichtung deines "körpereigenen Mess-Systems" hört sich kompliziert an, ist aber schnell erledigt. Ich habe mich zur ausführlichen Beschreibung "durchgerungen". Mit Skizzen wärs leichter, hab aber leider nicht die Muße zum Zeichnen...
Du streckst den Arm gerade nach vorne aus (so weit du kannst !) und schließt die Hand. Die kleine Öffnung in der Faust zeigt nach oben (Daumen liegt oben, Handrücken nach außen). Den Abstand zwischen Auge und der Faust-Öffnung z. B. mit einem Zollstock messen (lassen). Bei mir sind das X = 62,5 cm. Jetzt nimmst du dir den Zollstock und lässt ihn bei gerade ausgestrecktem Arm um den gemessenen Betrag X oben senkrecht aus der geschlossenen Faust herausschauen. Die Achse vom Auge zur Hand und der obere Teil des Zollstocks sollten einen 90-Grad-Winkel bilden. Diese Position nimmst du dann auch beim Messvorgang ein.
Wenn du vor einem Baum stehst, gehst du "in Mess-Position" so weit zurück, bis der Baum der Höhe des Zollstock-Teilstückes (Wert X) oberhalb der geschlossenen Hand bei ausgestrecktem Arm entspricht. Also genauso wie bei der "Stift-Fäll-Methode". Wichtig: der Arm muss wirklich immer voll gestreckt sein, sonst wird's sofort ungenau.
Theoretisch müsstest du dich jetzt auf den Boden legen, weil du ja VOM BODEN aus messen willst. Du kannst aber auch, wenn du im Stand misst, nach der Messung den Abstand von den Augen bis zum Boden (Körpergröße minus 10 Zentimeter) addieren. Standpunkt markieren. Zollstock ausfahren und in 2-Meter-Schritten bis zum Baum messen. Einfacher: Maßband.
Wichtig: Die Hälfte des Stammdurchmessers am Boden dazu addieren (der zu messende Baum könnte ja theoretisch auch eine gleich hohe Eisenstange mit 1 cm Durchmesser sein).
Wenn du diese Methode perfektionieren willst: Kauf dir ein Maßband und messe z. B. die Höhe von einem Hochhaus-Balkon bis zum Boden (Assistent!). Jetzt notierst du dir die Höhe zur oberen Balkonkante, z. B. 15 Meter. Das Gelände sollte möglichst eben und frei von Hindernissen sein. Jetzt nach unten laufen und wie oben beschrieben den Abstand messen und die Körpergröße minus 10 cm addieren. Jetzt kannst du so lange dein Arm/Stock-Verhältnis korrigieren, bis du bei der Messung auf 15 Meter kommst (Stelle am Zollstock markieren!). So was ähnliches habe ich auch gemacht, es gab aber kaum eine Abweichung (!). Die Methode funktioniert also.
Lösungen für Problemfälle:
Der Baum steht am Hang? Möglichst quer zum Hang messen. Bergauf oder bergab wird die Messung wahrscheinlich zu kurz. Das wäre ja theoretisch das gleiche, als wenn der Baum auf gerader Ebene völlig windschief dastehen würde und dadurch ein paar Meter niedriger wäre. Tut er aber nicht.
Das Gelände ist stark hügelig? Leider ist der Baum dann nicht korrekt messbar. Wenn du hundert Mal die verschiedenen Baumtypen (schmal/kräftig) gemessen hast, fällt das Schätzen leichter ;-). Bäume auf Hügeln wirken natürlich größer als die in Senken.
(Schmale) Hindernisse im Weg? In Teilstücken versetzt messen.
Baum steht auf Privatgelände (Zaun im Weg?) Bis zum Zaun messen, Restentfernung zur Stamm-Mitte schätzen. Wenn man etwas Zeit hat, kann man ja vielleicht auch mal klingeln und fragen, ob man mal zum Nachmessen in den Garten darf. Ist ja möglicherweise auch für die Besitzer interessant...
Umfang messen:
Maßband und Nagel am Start? Nagel in 1,30 Meter Höhe so tief wie unbedingt nötig ins Holz drücken (Den Berg- und Küstenmammutbaum schert das wegen der dicken Faserschicht sowieso wenig), Schlaufe des Maßbandes einhängen und einmal um den Baum marschieren. Umfang dividiert durch pi 3,1416 = Durchmesser. Mit einem Assistenten kann man sich den Nagel natürlich sparen.
Beitrag Ende (uff, fast zwei Stunden geschrieben)
viel Spaß beim messen ;-)
Michael