Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Experten- und Fachbeiträge
Pflanzabstände beim BM
Tuff:
Bin gerade über diesen Artikel gestolpert:
York et al 2013:
Density Effects on Giant Sequoia (Sequoiadendron giganteum) Growth Through 22 Years:
Implications for Restoration and Plantation Management
http://www.ingentaconnect.com/content/saf/wjaf/2013/00000028/00000001/art00005
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Ausgangssituation:
Seedlings were planted in 1989 at nine levels of density ranging
from 2.1- to 6.1-m hexagonal spacing between seedlings. To ensure
that a tree was growing at each planting location, seedlings were
initially double-planted, with the less vigorous seedling of the pair
removed after 2 years.
Ich habe leider keine Zeit den Artikel zu lesen :( aber Bedeutung der Grafiken auf S.33 würde ich so zusammenfassen:
1. Bis zum Alter 22 (mehr wurde nicht untersucht) sind sowohl Höhe als auch BHD umso größer, je mehr Standraum zur Verfügung steht.
2. Bei jungen Pflanzen, die sich aufgrund großer Abstände gegenseitig noch fast keine Konkurrenz machen, führt eine weitere Vergrößerung des Standraumes zu keiner Verbesserung (Stagnation der unteren, jungen' Kurven). Das sollte selbstverständlich sein.
3. Bei älteren Bäumen (16 bzw. 22 Jahre alt) ist ein Unterschied im Zuwachs noch messbar zwischen Standräumen von rund 4,8x4,8m gegenüber rund 5,3x5,3m (also bei Vergrößerung des Quadrates um nur 50cm Seitenlänge) eines an sich gut ausreichenden Standraumes.
Kurz gesagt, für den Bergmammutbaum macht jedes bißchen mehr an Licht und Wasser was aus.
Tuff:
Ich bin reinzufällig über ein paar alte Beiträge hier gestolpert und es juckt mich nun, nochmal zu kommentieren :D
--- Zitat von: Bernd am 23-November-2009, 11:54 ---(...) Der schnelle Bestandesschluß sorgt für die Unterdrückung von gras Brombeere Birke usw. Man muss Berufsgenossenschaftsbeiträge ,Grundsteuern, Wegebeiträge usw. bezahlen.Daher sollte man versuchen einen produktiven Wald zu begründen, wie es die Amerikaner auch praktizieren.
--- Ende Zitat ---
Die Unterdrückung von Brombeeren war anfangs auch mein Grund, meine Wäldchen nicht allzusehr aufzulichten.
Ich glaube zwar nicht, daß monetäre Gründe für Remis Wäldchen den Ausschlag geben; aber das Argument 'Amortisation' ist trotzdem stichhaltig. Ich habe in meinen Flächen garantiert keine Holzernte-Ziele, dise werden irgendwann dem Naturschutz übergeben, und ich habe auch schon versucht sie beim Land NRW als 'Naturwaldzellen' anzumelden (leider zu klein). Aber das interessiert die Berufgenossenschaft, die gegen betriebliche Unfälle versichert, nicht.
Wir hatten diesbezüglich einen lustigen Briefwechsel, in dem sie erhebliche Mühe hatten, zu erklären, wieso und was genau für einen 'Betrieb' ich führe, wenn ich im Prinzip alles verwildern lassen möchte. Aber zahlen muss ich trotzdem. Und ich bin seit Jahren ein extrem-gering-Verdiener.
Daher kann ich das Argument, irgendeine Amortisation zu haben, sehr gut nachfühlen.
Weiterhin schreibt Bernd,
B50 BMs pro ha ab Jungbestand werden sich die Erben in 100 Jahren über die dicken, astigen krummen Bäume schwarz ärgern.
und das wiederum muss relativiert werden. Es sind genau solche Bäume, die ich mir für die Nachwelt wünsche, und die möglichst keinen Holzwert haben, damit sie eben nicht gefällt werden, sondern 1000 Jahre alte werden. Das ist absolut ein Grund für weite Pflanzabstände, bzw. ich fördere gezielt solche 'krummen Gesellen' und versuche, die tiefen Äste zu erhalten.
Man sieht, es gibt keine pauschale Regel, und es gibt 'Betriebsziele' (mit Gruss an die SVLFG haha) welche eine Amortisierung ausschliessen.
Und in meinem Eichen-Grove habe ich 2017 (glücklicherweise rechtzeitig vor der Sommerdürre 2018) gewaltig aufgelichtet, wegen der Wasserkonkurrenz. Auch ein Argument für weite Abstände.
sequotax:
Lieber Michael,
da juckt mich natürlich gleich eine Antwort (zumal du meine Parzellen ja auch erwähnt hast ;)):
Der eine wünscht sich einen fetten Ertrag (typischer Waldbauer), der zweite eine 'Naturwaldzelle' mit krummen Gesellen (Tuff), und so Typen wie ich streben nach einem bunten Mischwald mit möglichst angepassten Bäumen!
Und da liegt der Hund begraben, schau dir mein Areal 2 nochmal an:
Ganz viele eingegangene BMs, viele schwachwüchsige, ganz viele an Botrytis erkrankte - und einige wenige kerngesunde!!!
Ich muss gar nicht viel tun, manchmal begünstige ich einzelne Favoriten durch Freischnitt, den Rest übernimmt die Natur...
Es werden zumindest einige wenige überleben, die auch entsprechende Zukunftsaussichten haben!
Billiger wäre es natürlich gewesen, einfach 10 BMs verstreut zu pflanzen und so zu hegen, dass alle durchkommen - im Extremfall also 10 wirklich rote BMs (mit roten Nadeln ::))...
Alternativ bin ich insbesondere in den Arealen 3 und 4 vorgegangen:
Dort habe ich die primär (als Jungpflanze) vitalsten mit genügend Abstand (vielleicht 8m) gepflanzt - mal sehen...
Geht auch!
Ganz falsch liegt übrigens meiner Ansicht nach keiner, der einen Wald begründet...
Tuff:
Remi,
Mein Grove ist ja ebenfalls bunt gemischt, und hat einen kleinen Teil mit 60jährigen 'Altfichten'. Von denen nach der Sommerdürre 2018 schon wieder ein paar weniger übrig sind ... Deine und meine sind tendenziell 'Sukzesionsflächen' und am Anfang ihrer Entwicklung.
Dann gibt es die Unterschiede. Schon die Ausgangssituation war verschieden: Bei mir waren 2/3 ein Ödland-Biotop mit über 10 Waldgrasarten, und einer vielzahl anderer Bodenpflanzen; und als fester Wohnsitz von Reh und Hase zudem seit 50 Jahren ohne Baumbewuchs. Hier haben der Grove und ich uns darauf geeinigt, den offenen 'Savannencharakter' und die Artenvielfalt noch möglichst lange zu erhalten, und wenn möglich viele der Grasarten in den späteren Hochwald zu übernehmen.
Daher war eine dichte Anpflanzung ausgeschlossen.
Wenn Deine BM mal 100 Jahre alt sind, oder gar 500, werden die Abstände ungefähr so weit sein wie bei mir, und einzelne zwischen BM eingestreute Laubbäume werden ihre Kronen wohl hier wie dort eher im Unterstand ausbreiten müssen. Ich plane zu diesem Zwecke dann auch noch eine Hochastung der BM (bzw. empfehle das meinen Nachfolgern).
Dann wird meinem lichten BM-Eichen-Wald jedoch bei Dir ein schattiger BM-Eiben-Wald gegenüberstehen. Ich finde beides klingt spannend.
Übrigens habe ich 2017 einen BM kleingesägt, den ich zuvor 15 Jahre lang gepflegt habe ... weil er deutlich weniger winterfest war als die anderen. Ich habe Glück daß es nur einer war, und es gibt zwar auch 'Ersatz' drumherum - der ist aber erst 50 cm groß. So etwas ist ganz klar ein Argument, von anfang an dichter anhzupflanzen.
Ich habe also mit meinen geringen Pflanzzahlen auf Risiko und auch auf Zeit gespielt. Aber nur was die BM angeht - bei den Eichen habe ich von Anfang an eine höhere Stammzahl gehabt, und diese werden so oder so den Zielbestand bilden, egal welcher Anteil BM dann noch übrig ist.
Übrigens werden die BM (leider) keine krummen Gesellen sein. Der Ausdruck bezog sich auf meinen anderen Grove, aus Eichen, Eßkastanien, und Walnüssern, und einigen anderen Arten, namentlich ein Dutzend Eiben sowie hoffentlich bald noch einige mehr, aus Deiner Anzucht :D
Dieses Holz ist ja relativ wertvoll, und gerade astfreie Stämme wecken in 100 Jahren bei irgendwelchen Erben schnell Begehrlichkeiten. Was gegen meine Ziele wäre. Daher versuche ich diese Holzgüte zu vermeiden :D
Beim BM bin ich zuversichtlich daß der Marktwert nie so außergewöhnlich sein wird, daß es sich wirklich lohnte, die paar Bäume in meinem Grove umzusägen.
Tuff:
Wenn ich die Bilder von Remis Flächen anschaue, denke ich, daß ich es dort vielleicht genauso wie er machen würde, also anfangs relativ dicht pflanzen. Ich kann gar nicht genau erklären, warum. Und ein gemischter Hochwald mit den 'Säulen' der BM zwischen schattigen Eiben, und Gebüschen, das passt schon gut.
(Vielleicht ein bißchen wie der südliche Calaveras Grove, den Experten für 'senescent' und zu dicht bewachsen halten - aber was stört das Bäume die Jahrtausende alt werden.)
Das Betreuen eines eigenen Waldes über Jahrzehnte ist irgendwie auch immer ein 'Zwiegespräch'. Naturverbundene Menschen entwickeln ein 'feeling' dafür was an diesem Ort gut wäre, oder 'benötigt' wird. Es entwickelt sich in der intuitiven Zusammenschau vieler Bedingungen - der Boden, das Klima (und sein Wandel), vielleicht die zukünftigen starken Winde die einmal auf die Fläche treffen werden, wenn der umliegende Wald abgeerntet wird, ... und viele andere Faktoren.
In meiner Fläche habe ich anfangs noch kein klares Konzept gehabt, aber im Laufe der Jahre gabe es immer wieder 'Erleuchtungen' in einer Weise, die man nur vor Ort haben kann, wenn man sich so umschaut .... an einem kalten windigen Wintertag, oder bei wochenlanger Dürre im Sommer, oder in dichtem Nebel ... und auf einmal hat man wieder was begriffen.
Damit will ich sagen, man kann eine Waldfläche, die man nie übers Jahr gesehen hat, eigentlich nicht aus der Ferne beurteilen, und man sollte auch keine pauschalen Regeln aufstellen.
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