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Sturmfestigkeit von Mammutbäumen

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Lukas Wieser:
An Tuff: Hallo Michael, ich habe mich intensivst mit diesem Thema auseinandergesetzt und seit ich in Walenstadt lebe (fast) jeden Sturmwind über 50km/h notiert!:-) (Daten beziehe ich von der Meteo Schweiz AG) Generell kann ich sagen, daß Sturmwinde bis 80km/h (Sturm) meinem BHD-3.57m BM Giganten in Walenstadt nichts anhaben können, es regnet einfach Knebel, Nadeln, Zapfen und Rinde!:-) Sturmwinde von 80-100km/h (schwerer Sturm) können gelegentlich kleinere grüne Äste und angerissene grössere grüne Äste herunterbrechen!:-) Sturmwinde von 100-117km/h (orkanartiger Sturm) können auch gesunde grüne Äste herunterbrechen, mit etwas Glück kann aber mein Gigant allen Angriffen trotzen!:-) Sturmwinde von über 117km/h=Orkan! Grösste Verwüstungen in der Krone, ganze Kronenbereiche brechen weg-> Astserienbruch, eine Art Dominoeffekt!:-( Ab 117km/h bedeuten ein bisschen schwerere Böen unproportional schwerere Schäden am Baum, ähnlich der Erdbebenskala ist auch hier ein bißchen mehr ->..viel mehr was die Schadenbilanz betrifft!:-( Bei Orkan Lothar kam es fast schweizweit mit Böen von 140-181km/h bei BM zu schweren Schäden, umgefallen ist nur ein einziger, bei Schloß Buonas Kt.Zug, dieser BM wurde allerdings nicht geworfen sondern am Ufer vom Wellengang des Zugesees unterspühlt+zu Fall gebracht!:-( LG Lukas.

An Tuff: Hallo Michael!:-) Ich denke, daß das regelmässige Ausbrechen von Starkästen zu einem erwachsenen BM gehört!:-) Das Ausbrechen von Starkästen ist ein Schutzmechanismus das einen BM vor Überlastung schützt!:-) Ein Extrembeispiel ist da mein Gigant in Walenstadt, viele Mammutbaum-freunde werden erst mal enttäuscht sein, wenn sie meinen Baum sehen!:-) Die von vielen heissgeliebte Form ist durch unzählige Stürme fast vollständig zerstört, überall ragen gewaltige Aststumpen ins Leere!:-) Ich werde oft gefragt: Wie lange machts der Baum noch? Ist der Baum krank daß er so viele Äste verloren hat? Etc... Das kostet manchmal extrem Nerven!;-) Dabei ist der Baum kerngesund, wuchs 2008 an Nebenästen ca20cm, an Starkästen ca20-40cm, und der Wipfel wuchs ca50cm!:-) Die Umfangzunahme des dicksten Astes gemeßen 1m vom Stamm entfernt betrug 2004+2005 total+17cm!:-) 2006+2007 waren es total+11cm!:-) Also+28cm in 4 Jahren, die meisten BM-Stämme wachsen weniger!:-) Gruss Lukas


Xenomorph:
An Lukas:

Man muss bei der ganzen Sache sicher auch berücksichtigen, dass die allermeisten BM allein in der Landschaft stehen, deiner ja auch. Trotzdem ist bisher (soweit ich weiß) noch kein einziger durch einen Sturm komplett umgeworfen (entwurzelt) worden. Wenn es sich um kleinere Gruppen oder mehrzeilige Reihen handeln würde wäre die Widerstandskraft unserer Jungs sicher noch viel größer!

An alle:

Ist über den KM eigentlich schon was bekannt was Sturmfestigkeit angeht? Wäre auch mal interessant...

Bernhard:

--- Zitat von: Xenomorph am 07-Februar-2009, 20:57 ---An alle:

Ist über den KM eigentlich schon was bekannt was Sturmfestigkeit angeht? Wäre auch mal interessant...

--- Ende Zitat ---


Hallo Clemens!

Was ich so gelesen habe deutet darauf hin, daß KMs bei weiten nicht so Sturmfest wie BM sind.
Es gibt auch zahlreiche Fotos von gefallenen Küstenmammts.

Gruß
Berni

Tuff:
Lukas !
Danke für die Infos !
Ist Dir ein Bergmammut aus Europa bekannt, der im Sturm gefallen wäre ? Und wie sieht es mit der Sierra aus, hast Du darüber mal etwas gelesen ?

Ja das mit den abbrechenden Starkästen klingt plausibel. Und ich glaube alle die schon mal in einem NP in der Sierra waren, haben begriffen, daß ein Mammutbaum wie eine Ruine aussehen kann und dennoch vollkommen intakt ist. Ich sehe sie als 'Katastrophen-Bäume' weil es i.d.R. Katastrophen sind (im weiteren, biologischen Sinne), die ihnen eine ausreichende Verjüngung ermöglichen, und genau daran sind sie angepasst. Das kann Feuer sein oder der Harvester oder vielleicht auch eine Sturmflut, wer weiß.

Wir kennen ja nicht alle natürlich möglichen Formen. Es wäre beispielsweise auch mal überlegenswert wie ein alter Mammutbaum aussieht dessen untere Äste sich auf den Boden legen und dann wieder hochwachsen. Das kommt unter dem Einfluss von Konkurrenz oder regelmäßiger Feuer ja nicht vor. Diese Sonderform kann man aber in Parks ermöglichen. Solch ein Gebilde kann doch eigentlich überhaupt gar nicht mehr umfallen.

Und was ist mit 3 oder 4 Stämmen die praktisch ineinander verwachsen. Bei Hartesveldt (1975: The Giant Sequoia of the Sierra Nevada) steht,
When the bark of such trees begin to touch, the pressures created must, in time, destroy the soft, fibrous bark so that phloem, cambium and eventually sapwood (xylem) tissues become fused and continuous around the trees' entire perimeters. The fusion is evident in several specimens where subsequent fires have carved deep caverns and exposed the fused tissues. Here it is not easy to determine just where the wood of one tree ends and that of the other begins. Fusion is basal only, of course, but the fused trunks sometimes continue upward for 20 or 30 ft. In large specimens, the combined circumference may considerably exceed the circumference of the larger single-stemmed trees; some early records of excessively large trees were probably measurements of such dual specimens. (Chapter 2)

Solch ein Multi-Stamm fällt auch nicht mehr um, schätze ich.

Hoffentlich können die Besitzer von Parks die engen Vorstellungen vom traditionellen Wertholz-Einstamm mal vergessen, und zum Beispiel den unteren Ästen erlauben sich auszubreiten, auch wenn es sie ein paar hundert m² Rasen kostet. Nur passt so ein Gebilde nicht in einen Hochwald, das ist natürlich klar. Es ist wohl eher keine Option für den Waldbau.

Zum Zapfensammeln ist die Kraken-Form optimal. Möglicherweise ist sogar die Bestäubung bei einem solchen tiefgelegenen 'Fächer' relativ gut, auch wenn es bei Hartesveldt heißt daß die Zapfen in der Mitte der Krone die beste Qualität haben. (Within individual cones, the seeds' germination was 26% in the basal portion (nearest the peduncle), 59% in the central portion, and 36% in the apical region. Aber das bezieht sich auf den natürlichen Standort der Sierra.)

Tuff:
Zum Küstenmammut: Bei dieser Art ist ja die phänomenale Vielseitigkeit bekannt, nicht nur von der Wurzel her wiederauszutreiben, sondern sogar aus umgefallenen Stämmen wieder anzuwurzeln. Diese Fähigkeiten trugen zwar zunächst einmal nichts zur Sturmfestigkeit des gefallenen Baumes bei; jedoch sind die in der nächsten Generation eng miteinander verwurzelten nahe stehenden Stämme (sei es als Ring oder Reihe) u.U. stabiler als ein einzeln stehender Baum. Stellen wir uns vor wir hätten den Röntgenblick ;) und sehen eine unterirdisch miteinander verwachsene große Wurzelmasse, wie bei einem Bambuswald...
Man könnte bei Sequoia als schattenverträgliche Art, allgemein gesagt, also einfach auf den Wurzelverband setzen und sie die Natur nachahmend in relativ engen Gruppen pflanzen.

An dieser Stelle müssen wir aber überlegen, ob wir die Sturmfestigkeit von Verteilungs-Modellen (einschließlich der Effekte solitären Aufwachsens) diskutieren, oder die Standfestigkeit des einzelnen Baumes an sich, im Vergleich zu andern Arten. Beides hat seine Berechtigung.

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