Hallo Bernt,
Dein kritischer Standpunkt gefällt mir gut ! Aber findest Du Deine Beschreibung der 'natürlichen Bedingungen' in der Sierra nicht selbst ein wenig zu pauschal ? Ich war zwar nie in Kalifornien und habe leider mein googleearth gerade auch nicht zur Verfügung (kann daher nicht im 3d-Modell nachschauen), aber mir fallen auf Anhieb ein paar Groves ein die nicht in das typische Klischee passen.
Groves die sich eher auf Plateaus, Rücken oder Satteln befinden, ohne signifikanten Schmelzwasserzufluß aus höheren Zonen, wären zum Beispiel der Giant Forest und ich glaube auch der Grant Grove. In den 'Dennison Ridge Groves' (Garfield, Dillon Wood, Devils Canyon), im Peyrone North Grove, und im Big Baldy Grove wachsen die Bergmammuts auf steinigen steilen Hängen, und keineswegs in Schluchtlage.
Meines Erachtens sind es in diesen Lagen die winterlichen Schneemassen, welche bis in den Juni hinein abtauen und damit die Bäume über den Sommer retten. Sommerliche Gewitter und Nebel spielen demgegenüber nur für die Keimlinge eine wichtige Rolle.
Hier sind ein paar Kennwerte aus dem Redwood Mountain Grove, von 1966 -1980 (gefunden irgendwo auf
http://forestry.berkeley.edu):
Jahres-Niederschlag 1092 mm, davon 410 mm als Schnee. Die Bandbreite war in dieser Zeit von 381 mm bis 1524 mm ! Einzelne Schneestürme brachten mehr als 1,80 m Schnee aufs mal. Die Temperaturen im Winter bleiben in der Regel unter Null, so daß die Schneemassen nicht wegschmelzen, sondern sich akkumulieren. Das ist bei uns in Deutschland (außer in den Alpen) leider ganz anders !
In der totalen Summe haben die Bäume des Redwood Mountain Groves also gar nicht 'soo viel' Zulauf, nur verteilt er sich sehr effektiv durch den großen Schnee-Puffer.
Dieser Grove ist über 4000 acre groß, mit der größten Fläche von 'Oldgrowth', und enthält mehr große Bäume als jeder andere Grove. Die Mammutbäume zählen hier tausende, und es gibt sie in jedem Alter.
Es gibt hier auch größere Areale in denen die Mammutbäume sehr dicht, praktisch im Reinbestand stehen. Dies ist wiederum zwar ein eher seltenes Phänomen, kommt aber doch häufiger vor als daß man es Zufall nennen könnte. Etwa im Giant Forest (wo Sequoiadendron eindeutig und natürlicherweise der dominierende Baum ist), im Converse Basin, und vermutlich auch in den Indian Basin und Atwell Mill Groves, die letzten drei jeweils vor den historischen Fällungen.
John Muir sah den Converse Basin Grove noch im Urzustand und schrieb 1875: "I discovered a grand forest nearly 6 miles by 1 to 2 miles long, composed almost exclusively of sequoia, in a fine thrifty condition."
Ein Aufwachsen im gelegentlich auch dichten Reinbestand ergibt sich aus der Feuerökologie. Er ist zwar auf die Fläche gesehen eher die Ausnahme als die Regel (da Feuer patches erzeugen, und sich bei geringer Intensität etwa von Bodenfeuern auch andere Baumarten noch verjüngen). Aber in fast allen Groves gibt es extrem dicht stehende Gruppen von 5 - 10 Altbäumen, die sehr wahrscheinlich gleichzeitig hochwuchsen. Man kann also nicht sage, diese Situation sei unnatürlich.