Hallo liebe Mammutbaunfreunde !
Da jetzt bei winterlichem Sonnenschein und nach stürmischen Tagen wieder eine gute Zeit ist, Zapfen zu sammeln, möchte ich mich diesem Thema heute noch einmal widmen.
Die vielen guten Fragen im Forum u.a. von Gottfried und Christian haben mich bewogen die vergangenen Schlechtwettertage zu investieren und daheim im improvisierten Studio Fotos von Mammutbaum-Zapfen und Samen zu machen und mit ein paar Erläuterungen zu versehen. Leider ist das Ergebnis zu umfangreich fürs Forum. Ich folge daher dem Ratschlag von Lutz und skizziere hier nur kurz den Inhalt, und hänge die Version mit Bildern als pdf Dokument an. Es sind 22 Bilder, die eine gewisse Größe haben müssen damit man die Details noch erkennen kann. Daher sind es leider 7 Megabyte geworden. Für die, denen das zu viel ist, hänge ich zusätzlich eine reine Textversion an, damit sie sich überlegen können ob es einen Download wert ist.
Hier ist das pdf:
Download (7 MByte, pdf)
Mein Ausgangspunkt war die Frage warum die Keimungsrate hiesiger Bäume so gering ist, und als ersten Schritt habe ich von ein paar Bäumen Zapfen gesammelt und versucht das Alter zu bestimmen, und ihren Zustand fotografisch festzuhalten. Dabei kam es mir hauptsächlich darauf an die Methode zu entwickeln, für eine Statistik habe ich weder Zeit noch Ausrüstung.
Die Jahresringe am Zapfenstiel zähle ich mit einer 10x Lupe, das ist eigentlich noch nicht stark genug und im Grunde braucht man wirklich ein Mikrsokop. Aber manchmal geht es gerade noch so.
Dann mache ich mit meiner alten billigen Kamera Makroaufnahmen, das einzige was sie überhaupt einigermaßen kann. Die Bilder bearbeite ich am PC um das Beste ehrauszuholen. Die Jahresringe kann man so machmal noch etwas deutliczher machen.
Dann habe ich die Zapfen von außen und von innen angeschaut und fotografiert. Es kam mir nicht darauf an die Samen zu zählen sondern nur ihren Zustand zu sehen.
Hier sind die Hauptergebnisse (Zitat):
1. Ab dem 3. Jahr, spätestens mit dem 4. Jahr, wurden die Ringe sehr fein. Aufgrund meiner unzulänglichen Ausrüstung (eigentlich wäre ein Mikroskop nötig) kann ich Fehler nicht ausschließen Altersangaben sind daher im Zweifelsfall nur Minimalwerte, und alle Interpretationen können nur vorläufig sein.
2. Von den grünen Zapfen waren die meisten 2-3 Jahre alt. Darunter waren wiederum die 2jährigen am häufigsten.
3. Braune Zapfen sind nicht automatisch älter. Sie können jedes beliebige Alter haben. Auch hier waren die meisten von denen die ich untersuchte in der Klasse 2-3 Jahre. Es ist wichtig das Lebensalter von der Liegezeit zu unterscheiden. Ein 2jähriger Zapfen kann mehrere Jahre am Boden liegen und dann 'alt' erscheinen. Ich habe gezielt nach braunen Zapfen gesucht die vom Aussehen her ein hohes Lebensalter erwarten ließen. Dabei fand ich nur sehr wenige 4 oder 5jährige, und nur einen einzigen älteren (8+ Jahre). Es ist aber nicht unwahrscheinlich daß ich Ringe übersehen habe.
4. Jeder Baum scheint bezüglich der Zapfen ganz individuelle Eigenschaften zu besitzen. Ein Größenvergleich unter verschiedenen Bäumen kann keinen Hinweis auf das Alter geben. Vergleiche unter Zapfen desselben Baumes sind eher möglich.
5. Für einen gegebenen Baum waren größere Zapfen tendenziell älter sind als Kleinere. Die Größe variiert aber auch mit der Kronenlage, daher gibt es keine allgemeingültige Regel. Bei vielen Bäumen erkennt man 2jährige Zapfen an einer eher kugeligen oder 'pummeligen' Form. Die 'klassische' Form größerer (i.d.R. älterer) Zapfen ist demgegenüber tendenziell abgerundet-konisch.
6. Größe und Form werden vermutlich auch von anderen Faktoren wie Genetik und Standort beeinflusst. Beispielsweise lagen unter einem der Bäume braune Zapfen, die mit zwei Jahren bereits konisch und 5,5 cm lang waren, und damit aussahen wie 3+jährige Zapfen anderer Bäume. Auffällig war bei diesem großen, zapfenreichen Baum auch das vollständige Fehlen grüner Zapfen am Boden. Der Baum unterscheidet sich von den anderen nach Augenschein in zwei Eigenschaften: Er steht an einem nordexponierten, eher luftfeuchten Hang, und sein Wurzelraum befindet sich zu 100% in unversiegeltem Boden (größtenteils Wiese). (Zitatende)
Aus meinen Beobachtungen und dem was ich aus der Literatur weiß, habe ich dann versucht, Empfehlungen zur Ernte und Lagerung abzuleiten. Diese sind natürlich sehr spekulativ, da ich bisher keine vergleichenden Versuche gemacht habe und auch keine in der Literatur gefunden habe.
Wichtig ist folgendes: Zapfen werden im ersten Jahr bestäubt und reifen bis zum Ende der zweiten Vegetationsperiode. Das bedeutet, daß im Frühjahr und Sommer herabfallende Zapfen unreif sein können, während dies im Herbst und im Winter nicht zu erwarten ist. Wenn meine Vorstellungen zutreffen, wäre der optimale Zeitpunkt zum Sammeln von Zapfen zu Beginn von einsetzendem Sonnenwetter (um Zapfen an der Sonne nachzureifen) nach einer stürmischen Schlechtwetterphase im Herbst oder Winter.
Nach Hartesveldt steigt die Keimungsrate bis zum 5. Jahr an und sinkt danach wieder ab. Da die Samen 2jähriger Zapfen am empfindlichsten scheinen, und die Zapfen insbesondere im dritten Jahr noch beträchtlich wachsen, scheint es angesichts eines erhöhten Aufwandes bei der Samenpflege vertretbar auf 2jährige Zapfen ganz zu verzichten.
Zur Behandlung von grünen Zapfen: Ich empfehle sie wenn möglich im Sonnenlicht nachzureifen. Aber vieleicht doch lieber nicht über der Heizug auf der Fensterbank sondern etwas kühler. Wenn man die Zeit dazu hat
Richtig trocknen kann man sie später immer noch wenn sie dunkel werden.
Sobald die Zapfen sich öffnen müssen die Samen vor dem Austrocknen bewahrt werden, also ab diesem Zeitpunkt keinesfalls merh auf der Heizung lassen. Rasches Trocknen halte ich grundsätzlich für ungünstig. Wenn man die Zeit hat, ist eine lange Trocknungszeit in einem kühl temperiertem Raum sicher besser. Ich würde sogar so weit gehen und Zapfen lieber geduldig ausreifen und sich öffnen zu lassen, als sie 'rechtzeitig' im Frühling auszusäen. In der Sierra in Californien fängt der Frühling auch erst im Mai-Juni an und die Vegetationszeit ist relativ kurz.
Wer weiß, vieleicht ist gerade der mächtige Lichtinput im frühen Sommer etwas das den Keimlingen hilft sich gegen Pilze zu behaupten.
Zapfen, die braun vom Boden aufgesammelt werden, benötigen eine andere Behandlung.
Ich habe eine kurze Literaturangabe angefügt, ich empfehle jedem der sich mit der Aufzucht beschäftigt wenigstens in eines der ersten zwei Bücher hineinzuschauen (sie sind online verfügbar.)
Jedem der in die Sierra reist empfehle ich die Bücher von John Muir
Ich bin für jede Art von Feedback sehr dankbar, ganz besonders auch für Korrekturen und Kritik.
Lutz hat mir versichert daß ich diesen problemlos Text updaten kann, also werde ich gerne eure Ideen, Erfahrungen, und sonstige Verbesserungen einbringen. --Michael
Anhang:
* Textversion
* Bild 03: 2jähriger grüner Zapfen mit weißen unreifen Samen.
* Bild 19: Mein ältester Zapfen war 8+ Jahre alt, es ist zugleich das gelungenste Jahresringfoto.