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Zapfen sammeln - Welche Zapfen ?
Tuff:
Für das letztere Phänomen habe ich zur Zeit keine bessere Erklärung, als daß grüne Zapfen manchmal eben doch nicht so geschlossen sind wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Dann kann das Pigment aus den am Boden liegenden Zapfen ausgewaschen werden. Dadurch entfällt ein wie auch immer gearteter Schutz für den Embryo, der in der Folge abstirbt. Durch die Spalten können zudem Insekten und Pilze in die Zapfen eindringen. Dies scheint insbesondere bei längerer Liegezeit und in feuchter Witterung, etwa über den Winter, plausibel.
In der Tat fand ich in einige grüne, eigentlich frische Zapfen mit deutlichen Spalten zwischen den Samenschuppen (Bild 3 und 4).
Tuff:
Folgende Fragen können derzeit noch nicht beantwortet werden:
- Sind Embryonen die nicht 'weizengelb' sind (wie die auf dem Foto, rechts) abgestorben oder handelt es sich eher um eine winterliche Verfärbung ?
- Welche Faktoren können zum Absterben von Embryonen in grünen Zapfen führen ? Diese Frage ist nicht trivial. Beispielweise kann die Verbindung zum Zapfen absterben, der Embryo kann nach dem Ausfall des Pigmentes im grünen Zapfen aus seinem Winterschlaf erwachen (also quasi eine Fehlgeburt), er kann erfrieren oder vertrocknen oder von Pilzen oder Kleinstinsekten angegriffen werden. Es ist auch wahrscheinlich, daß bereits tote Embryonen von Pilzen zersetzt werden.
Zur Zeit wage ich nur ein paar einfache Aussagen:
(1) Viele Zapfen 'sterben' natürlicherweise am Baum ab und öffnen sich dort. Im Gegensatz zur Sierra, wo minierende Käfer und Feuer als wesentliuche Ursachen dafür angeführt werden, scheint bei uns die Verbindung durch den (oftmals sehr dünnen) Stiel physiologisch unterbrochen zu werden, vermutlich durch Sturmbewegungen der Äste.
(2) Die Samenschuppen physiologisch getrennter Zapfen (im Baum oder am Boden) lösen sich durch den beginnenden Austrocknungsprozess voneinander. Wie rasch dies geschieht hängt hauptsächlich von der Witterung ab, möglicherweise jedoch auch von der Wasserversorgung des Baumes.
(3) Die Spalten grüner Zapfen können sich demnach bereits im Baum bilden. Das Pigment dieser Zapfen kann schon in der Krone asugewaschen oder ausgetrocknet sein.
(4) Wenn solche Zapfen bei einem späteren Sturm abbrechen und herabfallen, können Schadorganismen unverzüglich in die Zapfen eindringen.
(5) Der optimale Zapfen zur Saatguternte ist grün, mindestens 3 Jahre alt, ausgereift, und noch vollständig geschlossen. Solche Zapfen findet man vermutlich selten am Boden, sondern eher direkt in der Krone.
Ich werde mir dies zu Herzen nehmen und in Zukunft versuchen, Zapfen direkt aus der Krone zu gewinnen, und abgebrochene Äste und Kronenteile (oder auch gefällte Bäume) nach reifen Zapfen durchsuchen. Ein mindestens dreijähriger Zapfen wird sich vermutlich an einem mindestens 4jährigen Ast befinden, Zapfen die am Ende eines grünen Endtriebes sitzen sind demgegenüber sicher zu jung.
Schade daß unsere Eichhörnchen bisher nicht dieselben Vorlieben wie die 'Chickarees' in der Sierra zeigen, die innerhalb von wenigen Stunden viele hundert Zapfen herabwerfen um sie als Wintervorrat zu verstauen !
Immerhin, sie nagen auch bei uns schon gelegentlich daran. Vieleicht lernen sie es noch ?
Bernhard:
Hallo Micha!
Tolle Makro Bilder der Zapfen.
Und interessanter Bericht!
Gruß Bernhard
Joergel:
Jetzt habe ich auch endlich Zeit gefunden, alles zu lesen. Sehr interessant, Micha! Leider ist es sehr schwer, die Vermutungen durch Experimente zu belegen, da so viele Faktoren die Keimquote beeinflussen und man erst mal passende Samen finden müsste.
Von meinen deutschen BM-Samen aus Bad Honnef (ein grüner Zapfen voll mit Samen und einige Samen aus alten, bereits offenen Zapfen) keimten bisher 2 von vielen hundert Samen. Keimquote gegen Null, aber immerhin!
An die Zapfen in der Krone kommt man leider recht schlecht ran...
Tuff:
Ja wenn es nur mehr Bäume gäbe mit Ästen bis tief runter, so daß eine lange Leiter reicht um hinein zu klettern. Eine Seilsicherung im Baum wäre dann nicht mehr schwierig, weil Bergmammutbäume relativ dichte Äste haben. Eine Alternative ist, wenn man einen Profi kennt, ihn um den Gefallen zu bitten. Man sollte alle Baumpfleger anschreiben und Sie bitten bei einem Mammutbaumeinsatz Bescheid zu sagen. Dann zeigt man ihnen vorher noch schnell welche Zapfen sie herabwerfen sollten. 20 Stück reichen ja schon, wenn dann wenigstens 10 davon was taugen. Keine Ahnung ob die das für ein Trinkgeld oder für ein paar Sämlinge machen würden ?
Oder wenn man Ihnen den Auftrag verschafft hat....vieleicht ein Blitzableiter ? :)
Eine andere Methode wäre das Herunterschießen, etwa mit einer Mini-Armbrust. Auf ähnliche Weise wird von Forschern auch Material für genetische Untersuchungen gewonnen. Da wir aber gerade Zapfen an stärkeren Ästen brauchen ist es nicht praktikabel, man würde den Ast treffen und der Pfeil bleibt stecken oder zerbricht. Schließlich handelt es sich meist um Privatbäume und da wirkt es vieleicht auch merkwürdig wenn man mit einer Armbrust auftaucht...
Vieleicht reicht für ein paar wenige Zapfen auch eine lange Teleskopstange mit einer Klinge am Ende, mit der man geeignete Zapfen abzieht oder abstößt.
Wenn man weit genug in die Krone eines Bergmammutbaumes hinaufklettert (was bei tief herabreichenden Aesten nicht so schwierig ist), kann man versuchen mit Geschossen dieser Art (runterscrollen) aus naher Entfernung in die 'Zapfentrauben' hineinzuschiessen und ein paar Zapfen abzutrennen.
Dazu weiterführende Literatur :)
http://www.bsc-spreitenbach.ch/pfeiltypen.html
http://www.robins-kids.de/seiten/bauanleitungen/pfeile.html
ps. Pfeile werden bevorzugt aus Chamaecyparis- ('Zeder') oder Kiefernarten gefertigt. Chamaecyparis und Sequoiadendron waren bis ins Miozän hinein vergesellschaftet [1], unter klimtischen Bedingungen die heutzutage als traumhaft gelten muessen. Interessanterweise liegt das nördlichste Vorkommen von fossilen Sequoiadendron-Spuren (wenn ich mich recht erinnere, aus dem Pliozän [1], [2]) im heutigen British Columbia.
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