Hallo Richard, hallo Tom,
Der Pflanzplan von Tom ist als eine erste Veranschaulichung ein guter Anstoß, vor allem auch was mögliche Arten, und den Platzbedarf und die Pflanzenzahlen angeht (Danke Tom!).
Ich habe noch einige Anregungen, was die 'Designprinzipien' und das Potential einer Neubegründung angeht. Es handelt sich zum Teil um erste Resultate (nach ca. 15 Jahren) aus meinen eigenen Pflanzungen. Inwiefern sie übertragbar sind auf deine Fläche, Richard, kannst natürlich nur Du beurteilen.
Asymmetrie
Im allgemeinen empfinden Menschen eine künstlerische Asymmetrie als schöner als völlige Gleichmäßigkeit. das trifft sich mit der Idee, auf einer Fläche Bereiche mit verschiedenem Charakter zu gestalten, um den Biotopwert zu erhöhen. Gradienten ist das Stichwort. Ich werde im Folgenden für diese Gradienten poetische aber griffige Namen verwenden
Schluchtwald
Etwa ein dunkler Bereich mit Schattbaumarten, klassischerweise im Norden und am Hangfuß. Hier würden Küstemmammutbaum (der ja auch sehr hoch wird und dann sowieso ans Licht gelangt) und die ebenfalls hochwüchsge Thuja gut passen, die schattentolerante Eibe im Unterstand. Man kann dort später auch Farne und Moose ansiedeln.
Der Küstenmammutbaum wirkt am Schönsten als Gruppe, die den dann astfreien, säulenartigen Stamm betont. Also nicht tief beastet. Bei der Thuja ist es gerade andersrum. Aber auch Thujas können gut als Gruppe wachsen.
Lichter Gebirgswald (etwa nahe der Baumgrenze)
Das wäre ein besonders sonniger Bereich, vermutlich eher südlich und hangaufwärts, wo es im Sommer am ehesten etwas trockener wird. Es wäre schön wenn es hier auch deutlich steiniger wäre. Hier passen von den Toleranzen her gut Lärche und Esskastanie, auch Kiefern. Die Traubeneiche wäre auch passend. Anscheinend ist aber auch die Eibe relativ trockenheitstolerant (etwa auf Kalkhängen am Bodensee) und würde hier am Oberhang zur winterlichen Begrünung beitragen.
Mit 'trocken' meine ich nicht, daß es dort wirklich trocken ist, sondern daß man diesen Bereich zu einem 'eher trockenen' Charakter entwickeln kann; analog ist der Unterhang oder der schattige Norden nicht unbedingt sehr viel feuchter, lässt sich aber naheliegend als 'Schluchtwaldcharakter' entwickeln. Eventuell triffst Du aber vor Ort eine ganz andere Aufteilung oder findest ganz andere Charakter-Typen.
Da die Bereich ineinander übergehen, würde ich eher von Gradienten sprechen, das hilft bei der Vorstellung - scharfen Grenzen wären unnatürlich.
Geschützter Kernbereich .... Feenwald
Dazwischen der zentrale Bereich, windgeschützt, mit interessantem Lichtwechsel während des Tages. (Es muß also noch Licht einfallen!) Hier könnte man einfach eine asymmetrische Graslichtung anlegen, von denen aus man einen schönen Anblick hat (mansieht ja später im Altholz sonst die Kronen nicht mehr). Darin und mehr zu den Rändern hin optisch besonders ansprechende blühende Arten wie Liriodendron (welcher erdgeschichtlich ein alter Freund des Bergmammutbaumes ist ist und optisch gut zu ihm passt).
In der Mitte ein zentraler Ginkgo ? Der wird in 1000 Jahren ein sehr dicker Riese sein, schau Dir mal Bilder aus Fukaura / Japan an.
Lichte Bäume passen generell gut in diesen Bereich. Wie etwa der UM. Diese Art wirkt besonders schön wenn sie die Äse tief geschwungen ausbreiten kann. Weil der UM eigentlich ins deutlich Feuchte gehört, kommt der 'trockene Oberhang' aufgrund seines Charakters eher nicht in Frage (die Arten würden nicht zusammenpassen), leider aber auch nicht der für den UM zu schattige und zu konkurrenzstarke Redwood-Thuja-'Schluchtwald'
Der Ginkgo würde auch in den 'Feenwald' gehören, obwohl er eigentlich eine Art der Gebirgs-Aue (also des Schluchtwaldes) wäre; aber er hat unter Küstenmammutbäumen keine Chance. Sein hellgelb leuchtendes Herbstlaub lohnt sich total, er wäre als zentraler Baum überzeugend.
Lichtschächte
Wenn die Fläche groß genug ist, lohnt sich die Planung von 'Lichtschächten'. Das sind unregelmässige Streifen mit SW-Ausrichtung, in denen sehr lockere lichte Bäume wachsen oder niedrige Arten, so daß Licht bis in die Tiefe des Bestandes fallen kann. Im Sommer ist das Licht des des frühen Abends meines Erachtens das Schönste (evtl. nach dem frühen Morgenlicht, für daß man aber doch meistens keine Zeit hat) Da die hochstehende Mittagssonne eher senkrecht einfällt, braucht sie keine horizontalen Schächte.
Die Bergmammutbäume würde ich dann planerisch (Markierungspfähle stecken?) erstmal über die ganze Fläche verteilen, sie dann aber dort wieder aussparen wo es nicht so gut passt.
Das wäre zum einen die Küstenmammut-Thuja-Gruppe, welche eine enorme Wurzel- und Lichtkonkurrenz darstellt. Bergmammutbäume sind extrem lichthungrig, und weichen dem kleinsten Anflug von Schatten sofort aus. Sie mit derart konkurrenzstarken Schattbaumarten zusammenzupflanzen, ist ein Kardinalfehler.
Zum anderen muß man die Flächenanteile berücksichtigen, welche seitliches Licht (Abendstunden) abbekommen sollen. Große Mammutbäume machen lange Schatten. Man sollte durch ihre Anordnung sicherstellen, daß wenigstens für ein paar wenige Stunden am Tag die Sonne noch zwischen ihnen hindurchkkommt. Das gilt auch für Küstenmammuts und Thuja, sollten sie nicht im Norden stehen.
Natürliche, scheinbar ungeordnete Abstände
Es bleiben schließlich die Vorzugs-Bereiche für den BM, die rechnerisch (>10m Abstand) aber nur extrem wenig Bäumen Platz bieten würden. In dieser Situation würde ich in der Tat öfters mal 2 oder 3 dicht zusammenpflanzen. (Mit dicht meine ich mindestens 5m, damit sie im Jungwuchs noch schnell vorankommen.) Auch in den Groves in Kalifornien gibt es viele, oft sehr dekorative, Gruppen! Mehr als drei würden sich aber zuviel Konkurrenz machen und dann fallen die Überzähligen in spätestens 40 Jahren als Spargel von selber aus.
Vertikale Struktur
Ferner muß man sich die Baumhöhen vor Augen halten und den Platzbedarf der Kronen. Es gibt noch nicht ausreichend viele Vorbilder dafür, wie hoch Bergmammuts bei uns in Deutschland werden können, in den ersten 100 Jahren aber jedenfalls nicht viel höher als etwa 50m. Auf derselben Fläche werden sie aber schneller wachsen als etwa Eichen oder Maronen, und diese mittel- wie langfristig überragen.
Wenn man nur wenig Platz hat, kann es dann sinnvoll sein, die Mammuts nach und nach aufzuasten und die Laubbaumarten den Kronenbereich unter den Mammutbäumen nutzen zu lassen. Damit greift man der natürlichen Entwicklung nur vor, denn eines Tages werden die unteren Äste sowieso durch Beschattung dürr. Das Ziel wäre ein Waldbild wie in der Sierra, wo die untersten 30 - 50% der Altbäume natürlich astfrei sind.
Dort, wo es sehr licht ist, können unter Mammuts gut Eichen oder Esskastanien stehen. Halbshatten vertragen Liriodendron oder auch die Roßkastanie; diese schafft es aufgrund ihrer großen Schattenblätter, sogar noch an knapp über dem Boden 'schwebenden' herabhängenden Ästen zu blühen, was wunderbar wirken kann (irgendwie tropisch).
Diese Vorschläge berücksichtigen nicht nur die Standortansprüche der Baumarten, sondern auch ihr Zusammenwirken als Gemeinschaft. Man sollte eine so reichhaltige multikulturelle Artengemeinschaft dann aber konsequenterweise als privates Arboretum oder Park bezeichnen, oder ein zukünftiger Lehrwald, um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen. Sie ist zwar kein Widerspruch zum Naturschutz im globalen Sinne oder im Sinne von 'wertvolles Ökosystem', entspricht aber einfach nicht der traditionellen Vorstellung, in der die 'urheimische Natur' (der letzten 4000 Jahre) vor dem Aussterben geschützt werden soll.
Steine im Weg laden zum Verweilen ein
Daneben gibt es auch eine gewisse gesellschaftlichen Verantwortlichkeit, etwa für den Landschaftsschutz, für die ich empfehle, Kompromisse einzugehen. Wenn es Dir also angemessen scheint, könntest Du zB. anteilig etwas mehr einheimische 'Standortvegetation' (wertvolle Laubbaumarten, zB. Speierling u.a. Wildobst) anpflanzen und die Fläche mit 'beigemischten Bergmammutbäumen' deklarieren, welche dann eines Tages über die anderen Bäume hinausragen und die Oberschicht bilden.
Lärchen und Kiefern sind in dieser niedreigen kollinen Höhenstufe, auf gutem Boden im Weinbergsklima, leider nicht heimisch. Lärchen sind aber ökologisch eine Bereicherung, weil die Nadelstreu besonders guten Humus macht (d.h. den Boden nicht versauert) und sie lassen eher viel Licht durch. Für einen Bereich, der als sommertrockener, sonnenreicher 'Gebirgswald' entwickelt wird, eignen sie sich natürlich gut. Wachsen werden sie bei Dir wahrscheinlich hervorragend.
Beschränken auf das Wesentliche
Du hast auf der Fläche nicht Platz genug für alles, was interessant wäre, selbst wenn Du alles dicht und total beliebig ineinander drängst. Bitte versuche zu reduzieren, und Abwechlsung durch sinnvolle aber in sich eher artenarme 'Bereiche' zu schaffen.
Ich würde keine Buchen pflanzen. diese Klimaxbaumart schlängelt sich mit weit ausstreichenden Ästen in de Kronen andere Bäume hinein und dunkelt sie aus. Unter großen Buchen wächst dann schließlich auch so gut wie nichts anderes mehr (und das Laub ist schlecht abbaubar und vergrault die meisten Kräuter und Gräser.) Buchen sind weder selten noch ökologisch besonders wertvoll, auch wenn natürliche, geschlossene Buchenwälder eine eigene speziell angepasste Bodenflora aufweisen. Diese hallenartigen Wälder haben einen schönen Charakter. Das ist aber hier wirklich nicht Dein Ding.
Auch keine Roteichen. Du hast doch 'Fremdländer' genug, und nur wenig Platz, wozu dann noch eine fremdländische und sehr konkurrenzstarke Eichenart die alle anderen Laubbäume totwächst? Pflanz lieber ein paar heimische Eichen, von den schönsten Bäumen der Region abstammend. Das fördert auch das Image (bezüglich Naturschutz).
Kommt Zeit, kommt Unwesentliches, oder: Das Fußvolk
Eventuell eignen sich heimische, blühende Buscharten zur Bildung eines Saumes (am Zaun). Ich würde aber mit sehr dornigen Arten (Schlehe, Weißdorn) sparsam umgehen weil Du den Zaun eines Tages auch wieder entfernen musst, und ggf. sogar die Wege freischneiden.
Gerade solange die Bäume noch klein sind, lohnt es sich, blühende krautige Arten anzusiedeln, einfach damit die Fläche mehr Spaß macht. Sie wird natürlich auch wertvoller, wenn man natürliche 'Standortvegetation', und hier wiederum Besonderheiten wie schöne Lichtnelken oder Orchideenarten ansiedelt, und alles was dort so unter Naturschutz steht, sofern Du davon legal Samen sammeln kannst. Im 'Redwood-Forest' (Sequoia) kannst Du Farne ansiedeln und Moose.
Ich glaube das reicht erstmal
(t)uff.