Zum Riesenwuchs in erdgeschichtlichen Zeiten.
Fossilen Funde können selten so gut bestimmt werden, daß man eine
Identität zu heutigen Arten herstellen kann. Daher werden sie generell mit einem arbiträren Artnamen belegt. Beispiel:
Sequoiadendron chaneyi (zu Ehren eines Paläontologen) oder
Sequoia abietina. Eine Identität zur heutigen Sequoia wird in der heutigen paläontologischen Systematik erst bei Fossilien aus dem Miozän festgestellt. Die Art
sempervirens ist damit wahrscheinlich nicht älter als ca. 20 Mio Jahre.
Je weiter man in die Vergangenheit geht, desto unsicherer wird die Zuordnung. Insbesondere ist es meist - aus Mangel an Fossilien - unmöglich, eine direkte Verbindung von einer Art zu ihrem Vorläufer herzustellen. Dieser Vorläufer kann von derselben Gattung sein, oder sogar einer anderen Gattung, dann hätten wir das 'missing link' zwischen zwei Gattungen. Das dürfte nur sehr selten gefunden werden.
Es gibt auch ein prinzipielles Problem. Wir sind es ja gewohnt, Arten quasi 'räumlich' zu denken: Ein Baum hier ist nicht ein Baum dort. Aber was ist, platt gesagt, mit dem gleichen Baum der vorgestern noch so war und heute anders ist ? Wann ist es eine eigene Art ? Gibt es Zwischenstadien ? Aber wo hört 'zwischen' auf ?
Wenn wir jetzt also über 'Riesenwuchs' (oder nicht) von Bäumen einer speziellen Gattung spekulieren, sagen wir
Sequoia vor > 140 Mio Jahren (vielleicht die ältesten Fossilien die es bezüglich 'unserer Mammutbäume' überhaupt gibt, den eigentlichen Funden hierzu habe ich aber bisher nicht auf den Zahn gefühlt) dann muss man zunächst mal die Quellen prüfen. Sind die genannten Fossilien wirklich von der Gattung
Sequoia oder wurde das falsch kolportiert. Leider sind die 'Populär-Texte' der Sekundärliteratur oft genauso salopp wie ich mit den 'Eukalyptusartigen'
. Aber auch wenn es
Sequoia war, muß es sich nicht um einen Vorläufer unserer heutigen KM handeln.
Gehen wir noch weiter in der Zeit zurück bis zu einem gemeinsamen Vorläufer aller fossilen
Sequoia Arten, landen wir höchstwahrscheinlich bei einer eigenen schon relativ unähnlichen Familie, wie zum Beispiel den
Cheirolepidiaceen. So eine Familie wird nebenbei gesagt auch nach möglichen 'Abspaltungen' noch weiterexistiert haben. Man findet also vom Vorläufer gegebenenfalls auch jüngere Fossilien als vom Nachfahren.
Das alles beinhaltet eine Menge Potential zu Fehlern und Verwirrung - man darf sich nicht zu sehr auf die ferne Vergangenheit stützen. Daher schlage ich vor, zum Vergleich mit heutigen Arten nur einen Zeitraum zu nehmen, der nicht so weit zurückreicht und der relativ gut 'erforscht' ist, etwa das Tertiär (heute durch das anders definierte "Känozoikum" ersetzt), welches mehr oder weniger mit dem Einschlag des Chicxulub Asteroiden vor 66 Mio Jahren begann.
Über die Höhen der tertiären Baum-Fossilien konnte ich bisher nicht soviel finden, das Bild hierzu ist mindestens unklar. Auffällig riesige Exemplare (auch im Durchmesser) wurden jedenfalls nicht berichtet. Vergleiche mit den Saurieren wo dies Alltag war. Aber einen fossilen 100 m Stamm nach 50 Millionen Jahren intakt an einem Stück zu finden ist andererseits auch ein Ding der Unmöglichkeit; und genau da wo die Bäume am größten wurden herrschten vielleicht auch die Bedingungen einer raschen Zersetzung.
Ich gehe jedenfalls davon aus, daß in erdgeschichtlichen Zeiten die Bäume im Allgemeinen auch nicht viel höher waren als heute (tut mir leid, Andre). Es wird aber durchaus immer wieder, als Ausnahme, einzelne Giganten gegeben haben von denen einige sicher auch den Sherman Tree oder den Maria-del-Tule-Baum übertrafen.
Sondern ich glaube eher, daß über eine lange Evolutionszeit bestimmte sich selbst verstärkende Merkmale bis zum Extrem 'ausgereizt' werden. Hier denke ich an den evolutionären Druck zum Höhenwuchs bei Sequoia, der sich bei innerartlicher Konkurrenz (welcher die Bäume aufgrund der klonalen Vermehrung auch nicht ausweichen können) selbst verstärkt. Es ist auch denkbar, daß heutige Gebirgsmammutbäume, nachdem sie durch die Eiszeiten gingen, im Durchschnitt sehr viel älter und dadurch auch größer werden als ihre tertiären Vorläufer.