Die Montezuma Cypresse (Taxodium mucronatum) in Santa Maria del Tule, Oaxaca, Mexiko, mit einem Umfang von 42 Metern, muss man in der Tat als Ausnahme ansprechen.
Zum einen ist der Stamm stark spannrückig / brettwurzelig. Zum anderen legt die ganze Wuchsform nahe, daß hier mehrere Einzelstämme zusammenwuchsen. Das schließt eine identische DNA überhaupt nicht aus, etwa könnte Abbrechen / Abbeißen / Absägen in jungen Jahren (also vor mehr als 1000 Jahren) zu einem vielstämmigen Austrieb aus derselben Wurzel geführt haben. Spätere Seitenaustriebe (etwa durch ständiges weiteres Abknabbern oder -sägen) können ebenfalls eingewachsen sein.
Vielleicht haben wir hier auch ein Beispiel dafür, was nach 1000 Jahren aus einem Solitär werden kann, dessen Äste sich krakenartig auf dem Boden abstützen und dann wieder hochwachsen.
Und noch ein Vorschlag: Die Azteken betrieben vor mehr als 1500 Jahren bereits eine Hochkultur, und künstliche Bewässerung bis hin zur regelmässigen Anstauung eines Tales oder Beckens wäre ihnen (auch hier im Hochland) durchaus zuzutrauen. Auch das 'Befestigen' eines Dammes mit Stecklingen wäre dann denkbar. So wurden etwa die aufgeschütteten 'Wassergärten' oder
Chinampas der Azteken (oft nur wenige Meter breit) typischerweise mit Stecklingen aus Weiden oder Sumpfzypressen befestigt. Wenn so ein Beet (oder in Oaxaca vielleicht ein Damm) aufgegeben wird und ein paar Bäume an einer Seite schließlich zusammenwachsen, könnte das ebenfalls ein genetisches Individuum aus vielen Stämmen ergeben.
Übrigens sind auch viele dicke Eibenstämme zusammengewachsene Einzelstämme, vermutlich desselben Individuums.
Obwohl es eine Ausnahme ist, könnten derartige Wuchsformen aber in prähistorischer Zeit (und bei allen möglichen Baumarten) durchaus häufiger vorgekommen sein. Ich würde darauf tippen, daß es zu Zeit ihrer weiten Verbreitung im Tertiär Küstenmammutbäume gab, die den Oaxaca Baum wahrhaftig in den Schatten stellen, bei sehr viel größerer Höhe.