Liebe Mitdiskutanten,
noch Folgendes: In Heidelberg im Arboretum auf der Sprunghöhe stehen Mammutbäume seit 1872. In einem Bestand, in dem auch noch ab und zu eine Hemlocks steht, eine Thuja, ein paar Götterbäume, ein paar hohe, dünne Atlaszedern, alte Nordmänner und noch anderes exotisches Gewächs. Alle etwa so alt wie die Mammutbäume. Die Bäume sind also etwa 140 Jahre alt.
Ich kenne den Bestand seit 1972 und bin dort etwa 10 Mal im Jahr.
Die Mammutbäume stocken auf sehr sandigem oberen Buntsandstein.
Im Moment sind's, wenn ich mich recht erinnere, noch 23 Bäume. Nach 2003 sind 2 oder 3 ausgefallen. Komplett dürr geworden. Die anderen sehen seit 2003 nicht ganz toll aus, sind aber soweit okay.
50 Meter weg stehen wieder Mammutbäume. Schätze mal, sie wurden Anfang der 1960er Jahre gepflanzt. Darunter auch ein paar fremdländische Gehölze. Sie sind also etwa 50 Jahre alt.
Der Boden ist dort der gleiche. Es ist sogar eher feuchter, wie man an den Farnen, Moosen und anderen Feuchtezeigern sehen kann.
Die Bäume haben nahezu alle vor etwa 15 Jahren, vielleicht war's auch vor 18 oder 20 Jahren, jedenfalls deutlich vor 2003, gleichzeitig die Wipfeldürre bekommen. Ich hab das nicht fassen können. Manche Bäume sind abgestorben oder entnommen worden. Dürre Wipfel haben noch viele. Gut aussehen tun sie auch nicht.
Ich betone: Es sind nicht einzelne Bäume, die krank sind, sondern der ganze Bestand.
Jetzt guckt euch einmal das Niederschlagsdiagramm von Mannheim an. Es geht von 1892 bis 1998 (Der Pfälzer Neumayer hat als einer der ersten in Deutschland mit der systematischen Klimaaufzeichnung begonnen. Nach ihm auch benannt Neumayer Station auf der Antarktis. Siehe auch "Mannheimer Stunden", zu denen die Meteorologen weltweit zu gleichen Zeiten ihre Wettermeldungen abgesetzt haben).
Das Mannheimer Diagramm kann man nicht auf Heidelberg direkt übertragen. Aber die Tendenz müsste in Heidelberg, das ja nur 13 km weg ist von hier, gleich sein.
(Ich habe im Moment keine Langzeitdaten von HD, sonst könnte ich das direkt vergleichen. Letztes 30jähriges Mittel sind 800 mm für HD).
Wenn man also annimmt, die Tendenz des Mannheimer Diagramms gelte auch für HD, dann hätten die Altbäume in HD die ersten 50 Jahre mit etwa 100 mm Niederschlägen weniger auskommen müssen, als die jetzt wipfeldürren Jungbäume, und seien trotzdem nicht abgestorben.
Insgesamt sieht man auf dem Diagramm sowieso eine klare Tendenz: Es wird feuchter. Von 1890 bis 1940 gab es in MA durchschnittlich 500-550 mm Niederschläge im Jahr, von 1940 bis heute sind es mehr als 100 mm im Jahr mehr.
Und obwohl es feuchter wird, sterben jetzt Jungbäume ab, aber Altbäume haben das damals gepackt mit 100 mm weniger Feuchtigkeit und packen es jetzt weiter! Aber die Jungbäume sterben, und der Grund für das Absterben der Jungbäume heute ist mangelnde Feuchtigkeit (in Verbindung mit einem Pilz)? - Macht das Sinn?
Und in England geht's allen gut? Jungen und alten?
- Interessant wäre zu sehen, gibt's unsere Art der Wipfeldürre in den USA?
- Gibt es sie in Neuseeland, wo es meist feuchter ist als hier?
- Gibt es sie in Norwegen oder Schweden?
- Gibt es sie in südlichen Ländern?
Viele Grüße
Walter