Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Experten- und Fachbeiträge
Die Entwicklung der Wurzel des Bergmammutbaumes
Tuff:
Nun noch zur Situation am Rhein. Hier muss man gewiss unterscheiden zwischen den noch relativ ursprünglichen, überfluteten Bereichen vor allem des Oberrheines, und kanalisierten befestigen und eingetieften Abschnitten des Mittel- und Unterlaufs.
Am Oberrhein weisen die annähernd ursprünglichen Bereiche der Altarme sehr sumpfige sauerstoffarme, aber nährstoffreiche 'Schlickböden' auf, welche im höheren Bereich der trockengefallenen Hartholzaue (mit hohem Grundwasserspiegel) aber vielleicht geeignet sind. Ich kenne keine Bergmammutbäume in dieser Situation, zumal es sich weitgehend um Schutzgebiete handelt. Mit Sicherheit wäre aber ohne jedes Gestein (bodenkundlich: Skelett-Anteil) die Sturmfestigkeit ein großes Problem. Auch ältere Stieleichen fallen dort in Stürmen regelmässig um.
Am Mittel- und Unterrhein haben wir fast das Gegenteil: Das befestigte Ufer liegt durch die Eintiefung hoch über dem sommerlichen Grundwasserspiegel, und praktisch alle Bergmammuts die ich hier (im Bereich von Bonn) kenne, leiden unter der Sommertrockenheit. Daran ändert auch eine gelegentliche Überflutung bei Hochfluten nichts.
Unterhalb der befestigen Ufer, an den gelegentlich vorhandenen Sand- und Schlickbänken könnte man sich Bergmammuts schon vorstellen; aber hier ist die Flutung so stark, daß man eine Anpflanzung massiv vor Erosion schützen müsste, und ich hätte keine Idee wie das zu bewerkstelligen wäre (wir reden hier von einem Anstieg des mit großer Kraft strömenden Wassers um sowas wie 2 Meter). Ob die Bäumchen hier eine evtl wochelnange Flutung verkraften, weiß keiner. Da das Wasser in den betreffenden Jahreszeiten eher kalt ist, würden sich die Wurzel aber in Hibernation (Stagnation des Stoffwechsels) befinden und theoretisch hätten die Bäumchen damit vielleicht eine Chance.
Für eine wärmeliebende Art mit ausgeprägter Feuerökologie ist solch ein Standort aber auf jeden Fall untypisch, und es ist zweifelhaft ob sie dann langfristig mit diesen Bedinungen klarkommt. In unserem Klima könnte zb. das milde Winterklima oder auch die Wurzelkälte zu Pilzbefall führen; weiter östlich könnten Verletzungen durch Eisschollen zu einem Problem werden. Man kann das mal ausprobieren, aber ich würde es allenfalls als Experiment ansehen. Den gepflanzten Bäumchen tut man damit wahrscheinlich langfristig nichts Gutes.
Und schließlich gibt es anscheinend hervorragend (?) gedeihende Bergmammuts an Seen in den Alpen (jetzt mal einschließlich Bodensee). Die Bäume stehen dort gegenüber dem Wasserspiegel etwas erhöht; und oft innerhalb von Siedlungen, und das bedeutet dann u.U. auch mal aufgeschütteten vielleicht qualitativ guten Boden.
Hier wird es m.E. auf einen des Sommers nicht allzutief abfallenden Grundwasserspiegel ankommen. In den Alpen muss man aber auch anrechnen, daß es in vielen regionen regelmässige Sommergewitter gibt und die Niederschlagssumme doch recht hoch ist. Vielleicht kommt es dann auf den See sowieso nicht mehr an.
(Ein sonnenhungriger Bergmammut kann aber an einem Ufer sehr von der Reflexion des Sonnenlichts profitieren, welche im Herbst und Frühjahr auch zusätzliche Wärme bringt; ich würde versuchen das zu optimieren bei der Auswahl eines solchen Standortes.)
Tuff:
N. Stark hat in den Jahren 1960/61 in Freiland-Versuchen in der Sierra Nevada Stanislaus Experimental Station (Stanislaus Forest) das Verhalten von BM-Keimlingen unter verschiedenen Behandlungen intensiv studiert [1].
Eher als Neben-Ergebnis stellte sie fest, daß diese Spezies in den ersten 2 Jahren zwei verschiedene Wurzelstrategien gleichzeitig verfolgt:
(1) Eine Wurzelmatte (Stockwerk) in einer Tiefe, welche gerade noch ausreichend geschützt ist vor sommerlicher Austrockung, aber ebenso gerade noch gut Regenwasser aufsaugen kann. (Im Freilandversuch waren das ~ 15 cm)
(2) Eine zentrale Tiefwurzel welche rapide wächst und versucht, den Grundwasseranschluß herzustellen. Sobald diese erfolgreich etabliert werden konnte, wurden die im zweiten Jahr ca. 20-30cm hohen Sämlinge weitgehend unabhängig von der Versuchs-Bewässerungsfrequenz undteilweise auch vom Einfluss des pH-Wert des Substrates.
Es ist absolut konsequent, die beiden zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, an Wasser zu kommen, auf zwei verschiedene Wurzelarchitekturen aufzuteilen. Es ist daher zu erwarten, daß auch ausgewachsene Bäume noch diese grundlegende 2-Wege-Struktur aufweisen.
Die Pfahlwurzel ist dabei nach Starks Ergebnissen diejnige, welche unter natürlichen Bedingungen das Überleben von Dürreperioden und sogar unter diesen Bedingungen noch ein rapides Wachstum des Sämlings ermöglicht ( <- meine Interpretation der Tabellenwerte).
Für die Anzucht ergibt sich daraus übrigens, daß es vorteilhaft ist, zum Auspflanzen eine möglichst unverletzte Pfahlwurzel einzugraben bzw. die Ausbildung dieser Wurzel nicht zu behindern (Stichwort Wurzelverdrehungen bei Anzucht im Topf, welche man - sofern sie sich denn nicht vermeiden lassen - wenigstens aktiv aufdröseln und ggf. sogar kappen sollte vor der Pflanzung.) In zweiter Linie ergibt sich daraus dann auch die Notwendigkeit, einen BM möglichst früh auszupflanzen, wenn man eine ungestörte Wurzelentwicklung anstrebt; was anderseits einen erheblichen Mehraufwand bei der "Betreuung" nach der Pflanzung bedeut, welche dann zb. einige Jahre länger nötig sein kann.
[1] Environmental Tolerance of the Seedling Stage of Sequoiadendron Giagnteum. Desert Research Institute, University of Nevada, Reno 89507. Pacific Southwest psw_1968_stark001 .
Tuff:
Gerade habe ich bei mir gespeichert ein altes Foto von Norbert 'takatapetry' gefunden - ich weiß nicht mehr wo im Forum er das gepostet hatte. Daher reposte ich es hier.
Man sieht wie er das Problem der zu kleinen Anzuchttöpfe versucht hat zu lösen: EInfach 2 Töpfe übereinander (und der obere bodenlos). Plus Bewässerung von unten (hier automatisiert), so daß sich, ohne Bodenverdichtung durch Gießen, eine tiefe Wurzel entwickelt. Natürlich muss zum, und nach, dem Keimen auch erstmal oberflächlich gesprüht werden.
Wie man das dann verpflanzt - keine Ahung. Aber wo einer willig ist, da ist auch keiner im Weg ! :D
Tom E:
Da fand ich meinen eigenen "Doppeltopf" aber fast schöner und man konnte die Töpfe ganz einfach nach oben und unten abziehen. Die Wurzel hat sich übrigens trotz 100% Wasser von oben einwandfrei entwickelt, ich würde allerdings empfehlen sich Gedanken über die Bodenart zu machen, aber mit den meisten Substraten sollte es keine Problem mit der Bodenverdichtung wegen dem Gießen geben. Hätte man die Möglichkeit die Tiefenentwicklung der Pfahlwurzel durch Gießen zu verringern, wäre das eine gute Sache und man sollte es zwingend so durchführen. Mehr Zeit bis zur theoretisch notwendigen Auspflanzung, die trotzdem nicht früh genug stattfinden kann.
PaddyPatrone:
Hier sieht man mal was passiert wenn der Mammut sich selbst stranguliert. Ich würde mal raten die Strangulierung ist vielleicht schon bei der Pflanzung vorhanden gewesen, sprich, im Topf eingekringelt. Auf jeden Fall eine deutliche Unterentwicklung der Wurzel.
Fotos verlinkt von hier...
https://www.facebook.com/elwoodstreeserviceco/
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