Hallo Denniz,
grundsätzlichen Gedanken der Naturschützer teile. Vandalismusbefürchtungen
Kurz zur Begrifflichkeit:
„Vandalismus“ ist es für mich, wenn Einzelne oder Gruppen sinnlos Dinge zerstören um ihr Mütchen zu kühlen, weil ihnen langweilig ist oder weil sie besoffen sind (was sich nicht ausschließen muss). Für Vandalen ist die Zerstörung Selbstzweck.
Gezielte Aktionen politischer Aktivisten, die mit der Zerstörung auch noch behaupten ein Umdenken anstoßen zu wollen, sind für mich zuallermindest „Sabotage“. Je mehr die angebliche Rechtfertigung durch einen ideologischer Überbau das Unrechtsbewusstsein vernebelt, desto mehr geht es sogar in die Richtung von „Terrorismus“. Die ansonsten typische Gewalt gegen Menschen fehlt zwar; aber man nimmt sich doch das Recht heraus, aus der Deckung durch eine Gruppe heraus munter fremdes Eigentum zu zerstören und vereinzelt sogar die Wirtschaftsgrundlage zu schäden.
Es ist unendlich tragisch zu sehen, wie billig die Münze „legal – illegal – scheißegal“ inzwischen geworden ist. Vom Ethos der Pershing-Aktivisten vor 30 Jahren ist das sehr weit weg, die eine unermesslich große Gefahr abwehren wollten mit minimalem Rechtsbruch
à la Gandhi und die nachher selbstverständlich im Prozess für ihre Tat gerade gestanden sind.
Eine der Ursachen ist das unsägliche Schüren diffuser Existenz-Ängste durch vorgebliche Experten. Ein großes Artensterben durch ein paar Hektar Exoten? Der „röhrende Hirsch“ im spießigen Wohnzimmer mit anderen Mitteln… Wie gesagt: Diese Meinung dürfen sie ja haben. Aber das berechtigt sie weder zur Sachbeschädigung noch zur Panikmache oder Verunglimpfung Andersdenkender.
Die Ursache dahinter dürfte aber wohl die berühmte „Neigung der deutschen Seele zur Angst“ sein. Wiese lässt sich unsere Nation das eine und das andere Mal zur Extrempositionen verführen? Wieso lassen wir uns immer wieder einreden, irgendwann „früher“ sei alles besser gewesen?
Wieso gibt es hier keine Skepsis, die an extremen Mitteln zweifelt? Grüne Gemeinden sind doch am deutlichsten zu erkennen an der Allgegenwart von Blitzern an den unsinnigsten Stellen. Zwang und Überwachung, die die Ökos früher als Herrschaftsinstrument des Kapitalismus verteufelt hatten, zögern sie nicht selber anzuwenden, sobald sie in den Dienst der vermeintlich guten Sache gestellt werden. Wieso sagt das niemand in dieser Deutlichkeit? Weil man dann fürchten gleich muss, aufs Gröblichste aus der Gemeinschaft der Gutmenschen exkommuniziert zu werden!
Wieso gibt es keinen gesunden Menschenverstand, der laut aufschreit, wenn wir mit unserer Fortschrittsfeindlichkeit an dem Ast sägen, auf dem wir selber sitzen? Keinen Nutzwald, keine Landebahnen, Autobahnen, Schnellbahnen? Früher ging’s ja auch ohne… Vielleicht sind es die gleichen, die programmatisch eine Durchgangstraße nach der anderen zur 30-er Zone machen. Autos sind böse, Wirtschaft ist böse, Wohlstand ist böse. Aber diese Haltung muss man sich erst mal leisten können!
Denn unser Überleben in einem rohstoff-armen Land hängt doch an der Technologie und an der Entfremdung, die jede arbeitsteilige Gesellschaft notwendigerweise mit sich bringt. Ich kann nun gar nichts Verlockendes daran finden, als grabender Adam neben meiner spinnenden Eva vor der Höhle zu sitzen und bei der erst besten Infektion im Alter von 30 den Löffel abzugeben. Das Paradies hat es nie gegeben; es war immer eine nachträgliche Verklärung – mit dieser Denkfigur der heilen Welt lässt sich also nichts rechtfertigen oder alles.
Bekennend neuzeitliche Grüße,
Wolfgang