Ich stimme Ralf zu, steil ist gar nicht schlecht, und durch einen Schnitt wird man zu diesem Zeitpunkt keinen großen Vorteil erzielen. Ich würde es dem Baum überlassen, sich erst einmal neu zu organisieren, und selber die Grenzen zwischen 'endgültig verloren' und 'noch reparabel' zu finden. Dann, wenn klar ist, wohin die Entwicklung geht, kann man beherzt eingreifen und den Prozess durch einenn Schnitt abkürzen.
Die von Michael genannte Gefahr der Verpilzung ist natürlich immer gegeben. Diesbezügliche Erfahrungen kommen aber zum teil aus dem Obstbau, wo die Gehölze vergleichsweise empfindlich sind (wenn nicht gar ohne jede Widerstandskraft). Bei eher robusten Koniferen wie Mammutbäumen sieht das schon anders aus. Sie haben eine Menge Inhaltsstoffe die unappetitlich sind für eine Sporenkeimung.
( Man darf die vorliegende Situation nicht mit Bodenpilzen wie dem Hallimasch verwechseln, die durch ein aggressives Myzel in die Rinde so ziemlich jeden Baumes eindringen können. )
Ich habe schon viele Mammutbäume große Wunden überwachsen sehen, und es ist bekannt daß sogar innen mehr oder weniger hohle KM und BM noch stabil stehen können. Der rasante Wuchs der Gattung übertrifft wahrscheinlich den Verfall, der innendrin möglicherweise auch fast zum Erliegen kommt, wenn neu gebiildetes Holz sich abschottet.
Wenn bei diesem UM aber dennoch Bedenken bestehen, etwa aufgrund eines eher feuchten Mikroklimas, würde ich empfehlen, die Bruchstelle und vor allem die spätere Schnittfläche gelegentlich zu desinfizieren (aber nicht abzudecken!), solange bis sie überwachsen ist. Mit welchen verträglichen Mitteln, dazu gbt es m.W. kaum Erfahrungswerte. Man könnte es einfach mal mit Jod probieren, oder mit natürlichen Ölen die im Baum sowieso enthalten sind. Man sollte aber jedenfalls darauf achten, daß das Überwallungsgewebe (Kambium) nicht verätzt wird.
Ich habe dies bei einem 50jährigen UM mit einer 2 m lang klaffenden Stammwunde gemacht. Diese ist inzwischen, nach 10 Jahren, vollständig überwallt. Das Problem ist, ich kann ihn jetzt nicht aufschneiden um nachzuschauen wie gut es geklappt hat.