Nachdem es in den letzten Jahren bei uns in der Region verstärkt zu Dürreperioden kommt, habe ich begonnen, einige Flächen (im Garten oder im Wald) so bodenzuverbessern, daß sie mehr Wasser speichern können.
Bis sich der Effekt im kommenden Winter zeigt, versuche ich aber noch, ein paar schwer angeschlagene große Bäume in unserem eher großen Garten durch Gießen zu unterstützen. Es geht hier um beträchtliche Wassermengen - die bei mir auf total 20 Kubikmeter pro Sommer begrenzt sind, denn nur soviel kann ich der Zisterne entnehmen - und ich überlege daher immer wieder, wie ich möglichst effizient sein kann.
Weil die angekündigten Regenmengen bis uns im Sommer meistens mit jedem Tag den sie näher kommen, auch weiter zusammenschrumpfen, bis nur noch Zehntelmillimeter übrig sind, habe ich begonnen, im Rythmus der nicht eintreffenden Regenfälle zu bewässern. Also quasi den ausfallenden Regen ersetzen. In den heißen Trockenperioden gieße ich dann nicht mehr (wenn sie nicht zulange dauern).
Auch wenn denn mal ein paar Liter Regen zusammenkommen (nicht genug für Bäume, die ja eher in 20 - 60 cm Tiefe wurzeln, als oberflächennah) fahre ich kurz vorher oder nachher mit dem Wasserfaß raus.
Meine Nachbarn müssen mich wohl für total besch* halten. Aber viele wollen auch keine Bäume versorgen, sondern wenns hochkommt mal einen Busch Rosen oder einen kleinen Apfelbaum.
Der 'natürliche Rythmus' ist günstig weil die kombinierte Wassergabe (Mensch + Wolke) dann noch eher tief eindringen kann. Wobei ich, wenns um Bäume geht, immer nur punktuell richtig viel in die Erde einfließen lasse - und dazu oft mit der Eisenstange vorher noch einen tiefen Krater schaffe.
Bei neu gepflanzten Bäumchen kann so ein Rythmus zudem die Wühlmaus-Falle etwas abmildern (Wühlmäuse werden von frisch gegossener Erde magisch angezogen, wenns drumherum nur knochentrocken ist).
Man muss sich klarmachen daß ein Boden, der auf 60 cm Tiefe trocken ist (bei einer nutzbaren Feldkapazität << 50%) mit 5 oder 10 mm Regen schon allein von der Masse her nicht wiederaufgetankt wird. Zudem saugt bei geringen Niederschlägen die trockene Oberschicht über den Wurzeln schon alles weg.
Daher ist es notwendig, massiv auf den Punkt und in die Tiefe zu gießen. Dazu sollte man einen Punkt auswählen, der in größerem Abstand vom Baum ist, damit dieser nicht nur rund um seinen Stamm seine Wurzeln intensiviert. (So umgeht man auch das Problem, beim Anlegen von Kratern mittels Brechstange Starkwurzeln zu verletzen.) Eine gute Stelle ist dort, wo der Baum im Sommer flächig geringte Niederschläge aufsaugen soll, und wo der Boden zugleich eher beschattet ist.
Beispielsweise eine ca. 50jährige große Konifere (Mammutbaum, Tanne, Scheinzypresse) wird in gutem Boden ihre Wurzeln mindestens 10m weit ausbreiten (Radius). Daher suche ich in einer Entfernung von 5 - 10 m nach Punkte, welche der Regen gut erreicht oder wo das Wasser natürlicherweise zusammenfließt. Man erkennt sie oft daran, daß hier die Bodenvegetation üppig wächst.
Es sind natürliche 'Tankstellen' an denen es sich für den Baum lohnt, viele Wurzeln zu haben. Woanders wäre es falsch, den Baum anzuregen, mehr Wurzeln zu machen, weil diese sofort verdorren würden wenn man mal nicht gießt. An den Tankstellen können sie später ohne den Menschen überleben und weitertanken
An so einer Stelle lasse ich dann für den gedachten 50jährigen Baum circa 300 Liter einsickern (manchmal per
Gießpott = ein großer Maurerkübel mit ein paar kleinen Löchern unten; im Prinzip dasselbe wie ein Gießsack). Wenn ich genug Wasser in der Zisterne habe, dann suche ich für diesen Baum ca. 6 solcher Stellen. Sie müssen nicht schmematisch rundrum sein - wichtiger ist, daß es natürliche Tankstellen sind.
Eine Gießmenge von 1,5 - 2 Kubikmetern Wasser ist für einen 50jährigen Baum im Sommer nicht viel; zumal nur ein geringer Prozentsatz wirklich von den Wurzeln, statt von wuzelloser Erde drumherum aufgenommen wird. Wiederholt man das aber regelmässig, werden diese Stellen in der Tiefe immer feuchter, denn das Gießwasser dringt immer tiefer ein, und auch Regenwasser dringt in dem Bereich bessser ein, und die Wurzeln bekommen in der Bilanz mehr ab.
Wenn man hingegen mit dem Gießen wartet bis der Boden ausgetrocknet ist, hat man diesen Effekt erstmal nicht mehr, und es wird sehr schwer sein ihn in angemessener zeit wiederherzustellen - während bei intensiver Sonne jede Stunde Feinwurzeln vertrocknen und die Schäden schnell irreparabel werden.
Ich möchte zum Schluß betonen daß es keine 'Dauerlösung' sein soll. Das beschriebene Verfahren dient dazu, einen Baum, der sonst eingehen würde, über 2 oder 3 Jahre mit Dürren hinweg zu retten; mit dem Ziel sich die Zeit zu verschaffen, die Situation insgesamt zu verbesssern, so daß der Baum in Zukunft auch ohne den Menschen eine Chance hat.
Zu diesen Verbesserungen kann das Auftragen wasserspeichernder oder verdunstungsreduzierender Bodenschichten gehören, das Anlegen von Regensammlern, oder auch mehr Beschattung durch Anpflanzen weiterer, trockentoleranter Koniferen (eigentlich ein Widerspruch, aber ich glaube die Bilanz lässt sich verbessern wenn man solche Arten wählt, die in Hitzeperioden wenig verdunsten).
Wenn ein Baum auch nach maximalen Verbesserungen unter den Dürren so leidet, daß er nur noch krank und jämmerlich aussieht, dann kann man sich das Gießen wahrscheinlich sparen, und sollte schon mal über einen Ersatz nachdenken ...