Das sind interessante, kritische Gedanken. Es scheint plausibel, daß ein Baum sich an das zusätzlich verfügbare Wasser anpasst, etwa indem er üppige Zweige entwickelt, die er nach dem Einstellen des Gießens nicht mehr unterhalten könnte. Aber was ist die Alternative ? Ein Baum der jahrelang vor sich hin kümmert, hätte nicht die Kraft, die Winterschäden (meist Trockenschäden, wie Michael D.
gestern erst bemerkte) zu reparieren, und möglichst rasch neue Bodenbereiche zu erschließen. (Sparen und verkümmern oder Schulden machen und Investieren ... woher kennt man dieses Thema...)
Ohne direkten Grundwasseranschluß macht ein Baum vor allem auf eher (wechsel-) trockenen Standorten ohne Gießen ein relativ oberflächennahes Wurzelgeflecht, welches sich radial immer weiter ausbreitet, allerdings nicht symmetrisch sondern entsprechend leichter Unterschiede in der Bodenfeuchte, und welches wie ein Schwamm auch geringe Regenmengen aufsaugen kann.
Man kann einen jungen Baum zur Ausdehnung seines Geflechts motivieren, in dem man ihn nicht am Stammfuss gießt, sondern jedes Jahr ein Stück weiter weg (also ringförmig). Ich glaube, so ein ausgedehntes Wurzelgefelcht macht einen Baum generell erstmal robuster.
Ich habe keine jungen Bäume ausgegraben um zu schauen wie weit die Wurzeln streichen, und kenne auch keine derartige Untersuchung. Aus der Anschauung von Topf-Wurzeln würde ich aber schätzen, daß ein junger Bergmammutbaum sich radial jedes Jahr mindestens 30 - 50 cm ausbreiten kann - in lockerem Boden vermutlich noch weiter.
Dann wäre die Ausbreitungs-Front im 3. Jahr also schon etwa einen Meter entfernt, mit 10 Jahren zwischen 3 und 5 Meter. Das sind grobe Faustwerte und wie gesagt, nur geschätzt. Aber so weit entfernt müsste man dann ringförmg giessen.
Die stammnahen Bereiche (also die Wurzelscheibe) dürfte man dann nicht mehr gießen, um den positiven Effekt nicht wieder kaputt zu machen. Auf diese Weite entwickelt der Baum rasch einen ausgedehnten 'Schwamm' und kann dann leichte Regenfälle besser nutzen.
Ich weiß, es fällt unheimlich schwer, einen jungen Baum nicht direkt drumherum zu gießen, sondern erst etwas weiter entfernt. Irgendwie haben wir Menschen da ein eingebautes Problem, an das was wir nicht sehen (die Wurzeln) zu glauben. Man muß sich überwinden, und 'Auf Gut Glück' tapfer draufhalten