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Bergmammutbäume im Wald auspflanzen?
Waldläufer:
Hallo Klaus,
ich denke die Situation, die du beschreibst ist nicht mehr ganz zeitgemäß.
Wenn ich von der Situation im hiesigen Staatswald ausgehe und ich denke
woanders wird es auch nicht viel anders sein, orientiert sich heutzutage der Abschuß
am Schadensbild. Der Staatswald ist der Verpächter und setzt die Normen.
Das soll aber nicht in Abrede stellen, daß teils noch überhöhte Wildbestände vorhanden sind.
Viele Grüße Bernt
Tuff:
eine grundregel der wildbiologie ist daß territoriale jäger eine beutepopulation nicht regulieren können. ausnahmen sind inselsituationen (etwa große gehege oder eben inseln im meer) ohne rückzugsmöglichkeiten, sowie klimatische extreme oder spezielle seuchen. viren sind aber auch nicht territorial. unser deutsches jagdsystem ist immer noch überwiegend territorial (jagdreviere).
es ist in erster instanz das nahrungsangebot welches die population wachsen oder schrumpfen lässt. in der deutschen kulturlandschaft wird dieses zu einem immer noch unterschätzten anteil durch die landwirtschaft gestellt. soweit ich weiß sind die wildbetsände im innreren der letzten großen deutschen waldgebiete, etwa im bayrischen wald, dementsprechend deutlich geringer.
im kanton genf wurden durch nicht-territroriales jagen (jeder der einen jagdschein hat) die wildbestände anscheinend gegen null reguliert. das gab es bei uns auch schon mal irgendwann im mittelalter. wollen wir heute wirklich wieder dorthin ? insbesondere wären waldbesucher heute, im zeitalter des modernen weitreichenden jagdgewehres nicht mehr ihres lebens sicher - jagdschein hin oder her.
unsere landwirte zäunen ihre maisfelder inzwischen regelmässig gegen schwarzwild ein. sollte die umwandlung von weiden in maisfelder voranschreiten hat sich das rehproblem irgendwann auch erledigt. wer eine weiden-kulturlandschaft will muß überhöhte rehpopulationen in kauf nehmen.
Bothmer: "jagd ist vielleicht die intensivste form der naturnutzung und des naturerlebnisses" - ich kann das eigentlich gut verstehen, obwohl ich nur mit fernglas oder kamera auf die jadg gehe. das jagdfieber ist mit der waffe aber möglicherweise ursprünglicher und die ganze sache verlangt auch normalerweise eine ernsthaftigkeit, die man nur mit fernglas bewaffnet nicht unbedingt haben muss. immerhin kann man aber sagen daß es auch ohne waffe geht. weswegen ich gerne den witz mache daß die jäger nur mit der waffe rausgehen um mal so richtig ihre ruhe zu haben.
ich hege keine besonderen sympathien für unser jagdsystem oder die jagdzunft. ich muss meine pflanzungen seit fast 15 jahren aufwendig schützen, viele hundert arbeitsstunden stecken allein in dieser arbeit. Obwohl auch viel wahres gesagt wird, ist der film dennoch sehr polemisch, und malt schwarzweiss. als wildbiologe habe ich zur erklärung der zusammenhänge hier keinen einzigen qualifizierten satz gehört, was aber nicht nur an den befragten personen sondern wohl auch am schnitt der regie liegt.
ich mag es aber einfach nicht wenn jemand zu unrecht eine schuld für etwas in die stiefel geschoben wird, das eigentlich eine menge ursachen hat und am ehesten als kulturprodukt der landnutzungsform begriffen werden kann.
apropos inselsituation, diesmal von naturnahen waldinseln. in meinen flächen wohnen reh und hase geradezu, sie ziehen dort ihre jungen auf. man kann aber selbst in der unberührten natur des fernsten alpentales nicht einfach etwas pflanzen und erwarten daß sich kein freßfeind findet. die natur arbeitet mit zig millionen keimlingen über riesige flächen. wenn wir menschen stattdessen pflanzen, wenden wir von vorneherein schon eine schutzbedürftige methode an. in unseren weitgehend noch eher unnatürlichen waldökosystemen können wir aber derzeit nicht generell auf naturverjüngung setzen. viele arten müssen erst wierder neu angesiedelt werden. seit jahrzehnten werden immer mehr wälder 'umgebaut' zu naturnahen beständen. wird erstmal auf großer fläche, deutschlandweit, naturverjüngung betrieben, ist das wildschadenproblem sicher deutlich entschärft.
zufällige auswahl links zum thema:
Verbiss bei unterschiedlicher Fütterung
Raumnutzung
Abhängigkeit von Baumartenzusammensetzung
Waldläufer:
Hallo Tuff,
du hebst hier auf territoriale Jagd ab - so sei das Problem nicht zu beheben.
Aber in genügend großen Einheiten ist so der Wildbestand zu regulieren.
Siehe Beispiel Freiburg, wo die Exoten ohne Schutz wachsen können.
Der Staatswald kann seine Vorgaben durchsetzen, wenn er wirklich will.
Am Nahrungsangebot ist in der Regel so schnell nichts zu ändern.
Viele Grüße Bernt
Tuff:
welches beispiel freiburg meinst du denn bernt ? den gesamten stadtwald ? oder sogar explizit nur das arboretum ?
Waldläufer:
Hallo Tuff,
habe im Gebiet wo in Freiburg die Exotenflächen sind mit einem Jäger geredet
und dieser beklagte den hohen Abschusszwang.
Denke also das betrifft wohl den gesamten Stadtwald.
Viele Grüße Bernt
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