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Autor Thema: Neue Infos zu Mammutbäumen von einem Baumsachverständigen  (Gelesen 5272 mal)

JNieder

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Liebe Community,

nachstehend der Text einer Email,
welche den Verein in den letzten Tagen erreichte.

Möglicherweise ist der eine oder andere Standort in Eurer Nähe
und man könnte noch mehr dazu erfahren.


Aber leider sind auch traurige HorrorNachrichten dabei.

(Die Erlaubnis, diese Email zu veröffentlichen, liegt uns vor.)

Anmerkungen hierzu, Ergänzungen, eigene Recherchen usw.,
sind ausdrücklich hier erwünscht.


Guten Tag,

endlich komme ich dazu, Ihnen einen Überblick über die mir bekannten
Mammutbäume zusammenzustellen.

Grugapark Essen, mehrere große Exemplare von giganteum;

Botanischer Garten Freiburg mehrere Exemplare von giganteum und Metasequoia;

Stadtpark Lahr mehrere Exemplare von metasequioa;

Steinach, Ortenaukreis, ca. 50 jähriger Mammutbaum in Vorgarten, direkt an
der Ortsdurchfahrt;

Bad Krozingen Kurpark, giganteum:

Badenweiler Kurpark, mehrere Exemplare giganteum und Metasequoia,

Linda/Bodensee im Holdereggenpark giganteum;

Insel Mainau mehrere alte giganteum und alle mit Metasequioa;

Freudenstadt Marktplatz (900 Meter Höhenlage!) ein sehr altes Exemplar von
giganteum mit interessantem geschichtlichen Hintergrund;

Darüber hinaus noch ein weiterer vielleicht interessanter Hinweis:

Im Staatswalddistrikt "Hollwanger", heute Kreisforstamt Lörrach wurden im
Jahre 1962 mehrere Mammutbäume gepflanzt.
Ich habe versucht, diese wieder aufzufinden.
Nachdem ich dort schon seit 1964 nicht mehr war und sich die
Landschaft durch den herangewachsenen Wald sehr stark verändert hat, habe
ich die Bäume nicht mehr gefunden.
Sollten diese aber noch existieren,
so müsste das dem Forstamt bekannt sein.

Über den Freudenstädter Mammutbaum habe ich vergangenes Frühjahr ein
umfangreiches Standsicherheitsgutachten erstellt, welches ich bereits Frau
Breloer zugänglich gemacht habe. Bei Bedarf kann ich Ihnen dieses ebenfalls
zugänglich machen.

Sind Ihnen die Mammutbäume in der Kaiserallee und Lichtenthaler alle in
Baden-Baden bekannt? Die Bäume in der Lichtenthaler Allee sind nicht zu
verfehlen. Mehrere starke Exemplare stehen nahe der Kaiserallee westlich der
Trinkhalle in Richtung Stourdzakapelle.

Weitere starke Bäume stehen zusammen mit anderen alten und seltenen Bäumen
in dem als Naturdenkmal eingetragenen aber der Öffentlichkeit nicht mehr
zugänglichen Schlosspark des "Neuen Schlosses" in Baden-Baden. Die
jetzigen Eigentümer wollen den Park abholzen und ein Hotel bauen. Da die
Genehmigung hierzu bislang nicht erteilt wurde, lassen sie den Park
verkommen. Ein Abgang ist vorauszusehen.

Leider muss ich aber auch über drei traurige Fälle berichten, welche
eigentlich an die Öffentlichkeit gehören. Die zuständigen Behörden haben
bislang nichts dagegen unternommen.


1.        Waldfriedhof in Villingen-Schwenningen, Stadtteil Schwenningen.
Dort wurden vor kurzem einige ca. 50 jährige Metasequioa gefällt, da es
Klagen über die Verschmutzung der Gräber durch abgefallene Nadeln gab.

2.        Auf dem Wartenberg bei Geisingen/Baden fiel ein starker giganteum
dem Orkan Lothar zum Opfer. Dies war eine Folge der radikalen Freistellung
des Baumes. Der Eigentümer des Schlosses hat im flächenhaften Naturdenkmal
und Landschaftsschutzgebiet radikal abgeholzt um wieder zu einer schönen
Aussicht zu kommen. Der plötzlich freigestellte Baum konnte keinem Sturm
standhalten. Eine Strafe wegen der Abholzung wurde nicht ausgesprochen.

3.        In St. Georgen/Schwarzwald wurden 2 giganteum gefällt. Diese
prächtigen Exemplare standen vor dem Pfarrhaus einer ev. Sekte. Ein
Missionar hatte die Samenkörner etwa um 1880 mitgebracht. Beide Bäume waren
in Ordnung, einer davon hatte einen Blitzschlag gut überstanden. Die
Stadtgärtnerei St. Georgen pflegte regelmäßig die Bäume und säuberte auch
den Parkplatz.

Grund für die Fällung:
Ein sog. "Baumpfleger" wurde beim Pfarrer vorstellig
und wies diesen darauf hin, dass die Wurzeln der Bäume in den Keller
einwachsen könnten und auch die vor 20 Jahren (verbotenerweise) unmittelbar
an einem Baum verlegte Gasleitung sei gefährdet.
Da die Bäume bereits als Naturdenkmale kartiert,
aber noch nicht ausgewiesen waren schaltete sich das Landratsamt ein.
Der Stadtgärtner und ich als bestellter Sachverständiger
schauten nach und es war im Keller nicht die kleinste Faserwurzel zu sehen.
Entgegen unserem Rat erteilte eine Verwaltungsbeamtin bei der UNB  die
Genehmigung zur Fällung. Besagter "Baumpfleger" fällte beide Bäume zu einem
horrenden Preis und verkaufte dann auch noch das Holz teuer an einen
Zimmereibetrieb. Die Bäume und die Fällung sind fotografisch dokumentiert.

Ich bin der Meinung, dass solche Vorgänge veröffentlicht werden sollten.

Weitere Vorkommen werde ich Ihnen, sobald ich sie entdecke, zur Kenntnis
geben.

Mit freundlichen Grüßen

H.L.


Der Name wurde von mir gekürzt.
Die Ortsnamen habe ich mir erlaubt, fett herauszustellen.

Beste Grüsse
Jochen




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xandru

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Re: Neue Infos zu Mammutbäumen von einem Baumsachverständigen
« Antwort #1 am: 30-Dezember-2009, 17:10 »

Hallo Jochen,

Das ist ja eine wunderbare Liste, die einem richtig Appetit macht.

Nicht dass wir für ein paar Mammutbäume „stundenlang anschleichen und sinnlos nebeneinander herreiten“ würden… Aber der eine oder andere gute Vorsatz für das Neue Jahr könnte in dieser Liste schon enthalten sein.

Konkrete Reaktionen:


Die Geschichte mit dem Neuen Schloss in Baden-Baden würde ich in die Schublade Spekulation stecken! So lange man bei uns Besitztümer anhäufen und damit wuchern kann ohne dass die damit verbundenen Lasten und Verpflichtungen einklagbar wären, befinden wir uns auf dem rechtlichen Niveau eines Entwicklungslandes. „Eigentum verpflichtet.“

In die gleiche Kategorie passt es, wenn jemand ein in Geisingen/Baden ein Naturdenkmal abholzt und ungestraft davonkommt.

Die Geschichte in St. Georgen/Schwarzwald schlägt dem Fass den Boden aus: Die Verwaltung lässt den Baum entgegen dem Gutachten fällen – und dann auch noch (ohne Ausschreibung?) zu stark überhöhten Preisen. Das riecht doch förmlich nach Kumpanei und Zuschanzen eines Auftrags!

Leider kann man so was im Einzelfall schlecht beweisen. Aber die Vorfälle passen im Tenor zu der Geschichte dieses Jahr in Tiefenbronn-Mühlhausen, deren Nutznießer letztlich der ortsansässige Landschaftsarchitekt war.

So etwas ist immer ärgerlich!

Dennoch vielen Dank an den Baumexperten,
Wolfgang

PS: Sehr interessant sind immer die Geschichten hinter den Bäumen. Manch eine hätte sicherlich einen eigenen Forums-Eintrag verdient!
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Bergbauer

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Re: Neue Infos zu Mammutbäumen von einem Baumsachverständigen
« Antwort #2 am: 30-Dezember-2009, 22:42 »

Hi,

also das mit St. Georgen/Schwarzwald finde ich auch Hammerhart, wo es doch wirklich keine Notwendigkeit dafür gab. Sowas sollte man wirklich publik machen, Wie wäre es mit einer Mitteilung an den Bund der Steuerzahler? Die könnten bei der dortigen Stadtverwaltung mal gezielt nachfragen. Ich könnte mir gut vorstellen das dann etwas "Bewegung" in den Verwaltungsapparat kommt.

Parallel dazu könnte unser Verein mal bei der ev. Sekte nachzufragen was sie veranlasst hat die Bäume gegen die Fachgutachten fällen zu lassen. Das bringt die Bäume nicht wieder zurück, ist klar aber vielleicht wird dann darüber nachgedacht und es wenigstes Ersatzpflanzungen oder sonst etwas in der Richtung.

Gruß, Herbert
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JNieder

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Re: Neue Infos zu Mammutbäumen von einem Baumsachverständigen
« Antwort #3 am: 31-Dezember-2009, 04:24 »

Sowas sollte man wirklich publik machen, Wie wäre es mit einer Mitteilung an den Bund der Steuerzahler? Die könnten bei der dortigen Stadtverwaltung mal gezielt nachfragen. Ich könnte mir gut vorstellen das dann etwas "Bewegung" in den Verwaltungsapparat kommt.

Absolute Zustimmung !!!

Wäre Klasse, wenn z.B. Du dort Deine Überlegungen mal darlegst.
Andere (hmmmm  :-\) hier ziehen unbestimmt mit. 8)

Ich/wir/bin/sinddabei Gruss
Jochen
 :-[


« Letzte Änderung: 31-Dezember-2009, 04:32 von JNieder »
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Bergbauer

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Re: Neue Infos zu Mammutbäumen von einem Baumsachverständigen
« Antwort #4 am: 31-Dezember-2009, 22:12 »

HI Jochen,

mach ich gerne, bin doch schon lange Mitglied im Bund der Steuerzahler. Mal schauen ob dann eine Reaktion kommt.

Gruß und guten Rutsch, Herbert
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JNieder

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Re: Neue Infos zu Mammutbäumen von einem Baumsachverständigen
« Antwort #5 am: 02-Januar-2010, 01:09 »

Heute erreichte uns zu diesem Thema und zu den Anmerkungen
der Forumsmitglieder noch eine Ergänzung des Baumsachverständigen:

Guten Tag Herr Nieder,

mit Interesse habe ich heute die Reaktionen auf meine Mail gelesen.
Anscheinend haben aber einige der Mammutbaum - Fans etwas in meinem Bericht
missverstanden:
Die Bäume waren im Besitz einer Sekte. Diese bezahlte auch die teure
Fällung. Die Einnahme aus dem Holzverkauf floss aber an den "Baumpfleger".
Es wurden also außer den Kosten für das Gutachten, die Reisekosten und
Arbeitszeit der Verwaltungsbeamtin keine Steuergelder verschwendet.
Allerdings riecht es dennoch nach Kumpanei, denn der "Baumpfleger" wird von
der Unteren Naturschutzbehörde eindeutig bevorzugt und man schanzt ihm
Aufträge zu.
Der Umgang mit den Mammutbäumen ist kein Einzelfall, das betrifft alle alten
Bäume im Landkreis. Irgend jemand oder besser noch mehrere sollten einmal
eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Dame stellen! Ich selbst darf das
als Baumsachverständiger nicht tun, kann aber die Adressen liefern.

Was den Schlosspark in Baden - Baden angeht, sollten möglichst viele Leute
an das Regierungspräsidium Karlsruhe als Obere Naturschutzbehörde schreiben
und Abhilfe verlangen. Ich habe das schon getan. Dieser Fall sollte auch
publik gemacht werden, immerhin kann man bei sofortigem Handeln noch etwas
für diesen wunderbaren Baumbestand tun.

Einige Bilder kommen in den nächsten Tagen als Anhang einer Mail.

Mit freundlichen Grüßen

H.L.


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JNieder

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Re: Neue Infos zu Mammutbäumen von einem Baumsachverständigen
« Antwort #6 am: 05-Januar-2010, 20:49 »

Beste Community,

hier dazu eine neue Nachricht:

Hallo,

ich dachte, dass es allgemein bekannt sei, wer die UNB ist, nämlich die
Untere Naturschutzbehörde und die sitzt beim Landratsamt.

Ich werde Ihnen in Bälde noch genauer antworten.
Zusammen mit den Bildern hätte ich sowieso den Standort bekanntgegeben.
Es gibt auch schon eine weitere Reaktion, welche mich erreichte,
wohl weil jemand weiß, wer HL ist.
Macht aber nichts, zumal die Reaktion sehr interessant ist.
Ich habe in meinem Fotoarchiv noch weitere Bäume gefunden und teile Ihnen
diese dann zusammen mit den Maßen und der Geschichte des Mammutbaumes in
Freudenstadt mit (die sind bei Ihnen noch nicht erfasst)

Bis in Bälde viele Grüße

H.L.
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Sischuwa

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Re: Neue Infos zu Mammutbäumen von einem Baumsachverständigen
« Antwort #7 am: 05-Januar-2010, 22:03 »

Zitat
Ich habe in meinem Fotoarchiv noch weitere Bäume gefunden und teile Ihnen
diese dann zusammen mit den Maßen und der Geschichte des Mammutbaumes in
Freudenstadt mit (die sind bei Ihnen noch nicht erfasst)

..ui, da bin ich aber mal gespannt.. :o
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Grüsse aus Stuttgart vom THILO..

JNieder

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Re: Neue Infos zu Mammutbäumen von einem Baumsachverständigen
« Antwort #8 am: 09-Januar-2010, 16:41 »

Hier weitere Ergänzungen zum Thema:

Hallo „Bergbauer Herbert“, 
Deine Meinung habe ich gelesen. Ja, man sollte wirklich einmal schreiben!
Mache das doch. Ich habe ja vorher schon genug mit dem Pfarrer gestritten, ohne Erfolg.

Die Adresse lautet wie folgt: ....................
(Die habe ich, wegen Öffentlichkeit hier, nur Herbert zukommen lassen.)

Man sollte eigentlich meinen,
dass eine Kirche der Schöpfung etwas mehr verbunden ist und nicht solche Dinge frevelt.

Übrigens hat man noch folgendes nachgeschoben:
Im Wurzelbereich der Bäume befinde sich ein Gasleitung.
Sollte dies tatsächlich der Fall sein, so wurde die entgegen der Vorschriften  nach DIN 18920 und der RAS LG 4 gebaut.
Es war zum Zeitpunkt der Aufnahme am Haus kein gelbes Zeichen für den Gasanschluss angebracht.

Hätte dieser wirklich verbotenerweise dort bestanden,
hätte man ihn ohne große Kosten an anderer Stelle durchpressen können.

Bei wirklicher Angst vor den Wurzeln hätte man entlang der Wand für einen Teil der Fällungskosten z.B. eine Spundwand aus Stahlblech einpressen können!

HL.


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Lukas Wieser

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Re: Neue Infos zu Mammutbäumen von einem Baumsachverständigen
« Antwort #9 am: 11-Januar-2010, 11:41 »

Hallo Jochen, hallo Wolfgang!:-) Interessante, wenn auch zum Teil schockierende Infos, bei so was bekomme ich einen dicken Hals!:-@:-( In Wimmis/Kt.Bern wurde im Mai 2008 einer der mächtigsten Schweizer BM gefällt, grundlos, der Baum von 1870 (!) war 42m (!) hoch und hatte 1m ü.B.10.50m (!) Stammumfang, er war kerngesund und erst noch eine Besonderheit da ab 7m doppelstämmig!:-(:-@ *traurig* *wütend* Eine Frau schickte mir auf meine Anfrage 5 der letzten grünen Zapfen die noch aufzufinden waren.. Aus dem nicht sehr keimfähigen Saatgut (Baum stand isoliert) ist Urs und mir wenigstens ein kräftiger Sämling gelungen, dieser mißt jetzt ca25cm!:-) Ich hoffe er überlebt und wird ein mächtiger BM, er ist alles was von einem der mächtigsten BM Europas bleibt!:-( *traurig* Und das alles nur, wegen einem Gefälligkeitsgut- achten und einem unfähigen Gemeinderat Wimmis!:-(:-@ Dem Gemeinderat habe ich meine Meinung geschrieben!! LG Lukas
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Waldbaum

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Re: Neue Infos zu Mammutbäumen von einem Baumsachverständigen
« Antwort #10 am: 20-Januar-2010, 11:04 »

Hallo,
die besagten Mammutbäume im Staatswalddistrikt Hollwanger  sind leider ca. 5 Jahre nach der Pflanzung von Bromeeren überwuchert worden. Da teilte mir der jetzige Forstrevierleiter gestern mit. Aber auch eine erfreuliche Nachricht: Dort wurden etwa ab 1970 viele weitere gignateum gepflanzt. Ich werde mir diese zusammen mi9t dem Revierleiter im Frühjahr anschauen und dann darüber berichten.
Waldbaum
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Waldbaum

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Re: Neue Infos zu Mammutbäumen von einem Baumsachverständigen
« Antwort #11 am: 21-Januar-2010, 11:53 »

Hallo Xandru,

Du meinst man könnte die Kumpanei nicht beweisen. Könnte man schon, aber wer macht es? Einem SV sind da die Hände gebunden!
Waldbaum
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