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Kann Sequoiadendron in Mitteleuropa wirklich heimisch werden?

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Michael D.:
Hallo,Tom !

Eine erfolgreiche Aussaat von KM könnte ich mir dort gut vorstellen,wobei hier allerdings die Frage bleibt,wie sehen dort die Wintertemperaturen aus.Bei der Keimquote von BM dürfte das eher Glückssache sein.Ich habe hier im Wald einen Aussaatversuch für kommendes Frühjahr im Auge,entsprechende Stellen bin ich am aussuchen.
Versuchen würde ich es auf jeden Fall  :) !

Erfolgwünschende Grüße ! Michael

Tuff:
Tom,

das Klima sollte ihnen absolut keine Probleme machen

Das ist ein typischer Trugschluß. In der Tat, nach Lehrbuch (welches anscheinende generell anhand der künstlich vermehrenden Forstwirtschaft geschrieben wird): Die Standortansprüche einer Baumart werden _grundsätzlich_ immer nur für den erwachsenen Baum genannt. Die Bedingungen zu einer erfolgreichen Keimung hingegen wurden m.W. noch in keinem einzigen (!) Buch behandelt.

Die Sache, die diesem essentiellen Aspekt der natürlichen Artenverteilung am nächsten kommt, ist die Lehre der Pflanzengemeinschaften (Pflanzen-Soziologie); in der aber ebenfalls praktisch so getan wird, als fänden sich bestimmte Arten aufgrund ihrer Ansprüche als ausgewachsene Pflanze zusammen. Ich habe diese Lehre in meinem Forst-Studium gründlich gelernt (eher in Eigeninitiative, wobei wir enen sehr, sehr guten und auch menschlich sehr respektierten Botanik-Professor hatten, Prof. Albert Reif, dem ich heute noch dankbar bin) und seitdem viele, viele Pflanzen-Gemeinschaften beobachtet und Experimente gemacht (ich versuche in meinem Projekten aktiv, solche Gesellschaften zu 'bauen' - und ich habe ein paar Jahre lang auch mit BM-Einsaaten in Brandflächen experimentiert) und ich habe über 20 Jahre gebraucht um zu begreifen, daß die Ansprüche der Keimlinge für die Soziologie vorrangig entscheidend sind. Erst danach kommt die Selektion der reiferen Stadien.

Also. Um zu keimen, müssen BM Samen 1. gründlich durchfeuchten =ca. 2 Wochen sehr nasse Witterung - aber kein Frost! und dann 2. muss es warm genug werden zum Keimen und dann 3. ab dem Beginn der Keimung dürfen sie für eine längere Zeit nicht mal für wenige Stunden trockenfallen; und das so lange bis sie mit der Wurzel an einen Bereich mit stabiler Bodenfeuchte herangelangen = Grundwasser oder Schmezwasser oder nochmal 3-4 (?) Wochen feuchte Witterung -- aber ohne Sonne werden die Keimlinge es nicht schaffen (Wuchsstop, Pilzbefall). Es läuft auf weitere 3 Wochen 'abwechselnd Regen und Sonne' hinaus.

Selbst wenn sie im Herbst schon auf den Boden fallen, und den Winter hindurch liegen und daher durchfeuchtet an den Start gehen, wird die notwendige Keimtemperatur doch erst frühestens Mitte / Ende Februar erreicht, in einer plötzlich sonnenreichen Periode in der der Boden sehr stark erwärmt - und typischerweise auch austrocknet. Wenn die Samen bis dahin schon angefangen haben zu keimen, vertrocknen sie. Offen liegende Samen werden durch diese erste Sonne (V) auch effektiv sterilisert.
Die unter diesen Umständen zu erwartenden erfolgreichen Keimlinge sind fast Null.

Nach der ersten frühen Sonnenperiode wird es bei uns oft nochmal sehr kalt, das Wachstum eventueller Überlebender wird gestoppt; aber Gras, Brenneseln, Brombeeren u.ä. können bei niedrigeren Temperaturen noch zuwachsen. Und oft gibt es dann auch kaum noch Sonne (->Schimmelbefall) und wenn es dann irgendwann wieder sonnig wird, haben wir plötzlich noch intensivere Sonnenstrahlung -> wieder ist Austrocknen oder Verbrennen angesagt.

Es kann in einigen Jahren auch ausnahmsweise mal anders laufen, und die Bedingungen können für BM-Keimlinge ausreichen. Damit genau in diesen Jahren auch genügend aufwachsen, und man irgendwann also eine erfolgreiche Naturverjüngung hat, muss es quasi in jedem Jahr eine geeignete Verjünhunsfläche in Samenflugweite (und das sind für die Masse der Samen nur wenige Dutzend Meter) geben und genau im geigneten Jahr auch ausreichend gereifte Zapfen, die dann auch sicher aufgehen - ohne Feuer schwer vorstellbar. Der andere Faktor der zu massiven Samenfall führt, ist Trockenheit - dann fallen die Samen aber im Sommer, und werden bis zum Winter kaum überleben; diese Umstände sind also leider wieder besonders schlecht für die Keimung.
 
Was ich damit sagen will: Für eine erfolgreiche Naturverjüngung müssen nicht dieselben Bedinungen vorliegen wie in der Sierra Nevada. Sie können auch komplett anders sein. Aber mit Sicherheit werden sie genauso speziell sein, und solche extrem speziellen Standorte zu finden - oder diese speziellen Umstände gezielt zu schaffen - ist eine große Herausforderung.

Tuff:
BM-Samen können ohne tiefe Asche-Schichten am ehesten in tiefen Ritzen und Spalten keimen, also zB. in Geröll (im Gebirge) oder wenn viele dicke Äste am Boden liegen (nach einem Sturmwurf).

Falls das die Frage von Ralf H. beantwortet: In einer 'normalen' Sturmwurffläche wachsen Gebüsch und Bodenpflanzen (Stockaustrieb der Bäume, Himbeere, Brombeere, Brenneseln, Weidenröschen, Kreuzkraut, Adlerfarn, Ginster, Ilex, Seggen, und neuerdings leider auch das sich explosiv ausbreitrende Indische Springkraut) so rasch und intensiv auf, daß BM-Keimlinge absolut gar keine Chance haben.

Handelt es sich hingegen um einen völlig kahlen Koniferenboden, muss man sich fragen, warum der so kahl war. Oft ist der Grund ein sehr trockener Standort - ebenfalls besonders ungünstig.

Tuff:
@Michael: Ja, mit KM-Samen müsste man wirklich mal mehr Tests machen (habe ich nie). In Bonn im Botanischen Garten wuchsen fast jedes Jahr KM-Sämlinge zwischen den Ritzen einer schattigen, und allerdings bewässerten Schotterfläche hervor. Ein paar von denen stehen jetzt im Siebengebirge :D

In Bonn gab es vereinzelt auch andere Cupressacea-Artren; ein BM-Sämling war trotz nahen Altbaumes aber nie dabei.


Ich habe viele Jahre lang immer wieder scheinbar geeignete Flächen unter dutzenden von Altbäumen im ganzen Land aufwändig abgesucht, aber niemals auch nur einen einzigen BM-Sämling/Keimling gefunden.

Tom E:
Schönen Abend,

ich meinte damit lediglich, dass die evtl. wachsenden Bäume das Klima dort überleben müssten. Was die Keimbedingungen angeht, ist eine bessere Wasserversorgung durch eine länger andauernde Schneeschmelze im Gebirge noch deutlich eher gegeben, als irgendwo im deutschen Flachland. Man kann leider nicht jedes Jahr damit rechnen, dass 1,5m Schnee abschmelzen, aber ab und an kann es auch bei solch einem Hügelchen passieren.

Mein Ziel ist es auf jeden Fall, dass ich vor den ersten Schneefällen dort mein Unwesen treibe und mein Glück versuche. Sollte ich Glück haben, müssten die Bäume "nur" solange überleben, bis sie selbst Brände überleben könnten und so Chancen auf eine weitere Ausbreitung hätten. Im Endeffekt braucht es wirklich viele Zufälle, dass die ganze Geschichte langfristig klappt. Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.

KM-Samen hätte ich auch noch, vielleicht klappt es mit denen eher?  8)

Gruß
Tom

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