Das Waldsterben im Erzgebirge gab es wirklich - denn dort, und zB. im Fichtelgebirge, drifteten die 'sauren' Abgase aus tschechichen Kohlekraftwerken auf.
Das Thema war ein aktueller Schwerpunkt durch meine gesamte Studienzeit, und ich habe zusätzlich an dutzenden von Seminaren und Podiumsdiskussionen teilgenommen.
Überall sonst in Deutschland gab es kein 'neues' Waldsterben. Aber man hat zum ersten mal genauer hingeschaut und erhebliche Vitalitätsmängel festgestellt - insbesondere bei der Fichte, dem Brotbaum Deutschlands.
Zur Erklärung musste bei Fichtenbeständen generell der 'saure Regen' herhalten, weil man mental nicht in der Lage war, die einfach zu verstehende wahre Ursache anzuerkennen, weil dies die Existenz der traditionellen Forstwirtschaft in Frage gestellt hätte. Denn nach 500 Jahren kontinuierlichem Fichtenanbau in Reinkultur, ohne 'Fruchtfolge' oder regelmässige Düngung, wie sie außer den Holzlandwirten jeder andere Landwirt betreibt, waren die Böden selbstverständlich ausgelaugt: Durch den bei der Fichte besonders 'saueren' Rohhumus, und durch teilweise erhebliche Humus-Erosionen (Wind, Wasser) nach Kahlschlägen, und auch durch die jahrhundertelange Holzentnahme.
Glücklicherweise war die resultierende Forderung für beide Szenarien brauchbar: Staatlich geförderte Waldkalkung; nur mit dem Unterschied, daß die Wirtschaftsweise nicht angepasst werden und man in der Öffentlichkeit nicht kritisiert werden brauchte.
Bei anderen Baumarten (etwa Eichen) hatten die Vitalitätsmängel viel mit kklimabedingten Veränderungen in Ausbreitung und Abundanz von Insektenpopulationen zu tun; bei der Buche auch mit Niederschlagsdefiziten, welche manchmal lediglich in unsachgemäßer Standortswahl begründet waren (aka: Fichte und Buche wurde einfach überall angepflanzt.)
Die Forst-Wissenschaftler waren nicht sonderlich motiviert, den Hype zu kritisieren, flossen doch zum ersten mal erhebliche Forschungsgelder in ihre Institute. Praktisch jedes Forschungs-Projekt damals musste irgendeinen Zusammenhang zum Waldsterben herstellen, egal aus welcher Fachrichtung - dann war alles in Ordnung. So ähnlich wie heute mit dem Klimawandel. Und der letzte Satz in den Abschlußberichten lautete damals immer: "Es besteht weiterhin noch erheblicher Forschungsbedarf."
Erst in den 1990er Jahren hatte man genügend Daten zusammen, um das Paradigma nicht mehr aufrecht erhalten zu können, und begann etwas verschämt statt von "Waldsterben" von einem "Multifaktoren-Komplex" zu schreiben. Ein professionelles Wort welches niemanden anklagt und alles offen lässt. (Und im Jahr 2003 wurde das Waldsterben dann durch Künast offiziell für beendet erklärt.) Die Rolle des Fichtenreinbestandes findet sich aber bish heute in keiner Veröffentlichung, die von Landesforstverwaltungen in Auftrag gegeben wurde. Und das waren die meisten.
Übrigens verbessert eine Waldkalkung natürlich den Humuzustand über eine Intensivierung der sogenannten 'Mineralisierung' des Rohhumus, und natürlich ersetzt sie in ausgelaugten Böden die verschwundenen basischen Nährelemente Magnesium und Kalzium. Eine Humus-Anreicherung kann sie aber nicht bewirken, und die vielen verloren gegangenen Spurenelemente sowie die Hauptnährelemente Phosphor und Kalium werden nicht ersetzt. Sie ist lediglich eine Notfallmaßnahme, keine 'Heilung' des Problemes, vergleichbar mit der ersten Not-Infusion am menschlichen Unfallort.
Zurück zum Thema Klimamodelle: Der eingangs genannte Link ist tot. Es gibt eine Menge neuerer Webseiten (in populärer Darstellung etwa bei der
Tagseschau ), aber ich habe erhebliche Zweifel an solchen Modell-Rechnungen. Derzeit stimmen schon die meisten Wetterberichte nicht mehr, und so einen einfachen, aber gewaltigen Faktor wie das Zusammenbrechen der Westwind-Drift hat bisher kein Klimamodell angemessen berücksichtigt. Vom Golfstrom mal ganz zu schweigen.
Wenn es unter den Klimaforschern derzeit einen Trend gibt, dann ist es der auch wesentlich rapidere Entwicklungen für möglich zu halten, als bisher angenommen.
Hier und
hier nur mal zwei Beispiele - und da habe ich lediglich faul mal eben schnell bei der Tagesschau gesucht, weil ich die gerade offen hatte.
Es macht mich ein wenig wütend, wenn ich immer und immer wieder sehe, wie man sich derzeit bei der Frage nach dem Anteil menschlichen Handelns am Klimawandel festbeißt. Ich möchte es mal etwas provokativ sagen: Die Behauptung, der Mensch sei schuld daran, ist absolut fahrlässig und gefährdet unsere Zukunft. Denn man nimmt dann implizit an, daß wenn wir daran schuld sind, wir also nur unsere schädliche Wirtschaftsweise ändern müssten, und damit hätten wir den Klimawandel dann gestoppt.
Das ist ein zutiefst naiver und fataler Fehler.
Es reicht überhaupt, ganz und GARNICHT, nicht mal annähernd, aus, wenn wir unsere Wirtschaftwseise ändern. Sondern wir müssen über diese selbstverständlichen Änderungen hinaus, noch gewaltige, extreme Mehraufwendungen tätigen, um überhaupt signifikant etwas am Weltklima ändern zu können.
Das ist schon wieder eine einfache Tatsache die die Menschheit derzeit mental nicht bereit ist anzuerkennen, weil sie bedeuten würden, daß wir uns sehr viele teure - aber nicht existenzielle - Dinge NICHT mehr leisten können: Zum Beispiel Handelskriege, militärisches High-Tech wie Flugzeugträger und Atomwaffenarsenale, oder speziell in Deutschland einen großen Teil der Wirtschafts-Subventionen (einschließlich der Auto- und Flugindustrien) und leider auch der Sozialleistungen; und vieles, vieles mehr. Denn die notwendigen 'Umgestaltungen' des Planeten werden gewaltige Summen verschlingen.
Ich rechne daher damit, daß man dieses Thema ernsthaft erst gegen das Jahr 2040 aufgreifen wird. Bis dahin werden aber die meisten naturnahen Ökosysteme (flächenmässig) verschwunden sein, und möglicherweise haben extreme soziale Probleme und der ziemlich unausweichliche neue kalte Krieg mit China dann bereits absolute Priorität, so daß ein globales Handeln vollkommen unmöglich geworden ist.
Leider gibts von "dumm gelaufen" kein Futur. (Außer in Österreich: "passt scho")