Morgen allerseits!
Interessantes Thema! Da ich mich damit auch beschäftige (aus vielen Gründen), möchte ich dazu einiges beizutragen.
Atomkraft:Zuerst einmal das Argument, wir "brauchen" die AKWs. Ganz aktuell gibt es einen netten Artikel darüber:
http://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/nachrichten/artikel/greenpeace_recherchen_atomstrom_verliert_bundesweit_an_bedeutung-1/http://www.contratom.de/wissen/standorte/akwstatus/index.php?land=17 AKWs sind vom Netz und ist bei jemandem das Licht ausgegangen? Ja, ich weiß, dieses Argument ist eigentlich so nicht haltbar, weil es Lieferabkommen im europäischen Bereich gibt, die Bedarf und Angebot ausgleichen. Aus meiner Sicht geht es darum auch nicht, sondern, ob wir alle eine Technologie brauchen/haben wollen, die gefährlich ist (es gibt schlicht keine 100% Sicherheit in einem AKW - egal, wer was verspricht. Und von der Fusionstechnik brauchen wir noch gar nicht reden, weil da erst um ca. 2050 mit einem ersten kommerziellen(!) Kraftwerk gerechnet wird). Außerdem ist das Endlagerproblem niemals zu lösen, es sei denn, wir können die strahlenden Abfälle durch Umwandlung (welcher Art auch immer) neutralisieren.
Die Reichweite von Uran ist ebenso strittig, wie so ziemlich alles andere
Aktuell geht man von 25 - 166 Jahren aus (Quelle Bundestag)
http://www.bundestag.de/wissen/analysen/2006/uran_als_kernbrennstoff-vorraete_und_reichweite.pdfIn diesem Greenpeace-Artikel kann es auch schon 2026 soweit sein, dass wir am Ende sind.
http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/atomkraft/uranreport2006_lf.pdfBeide Artikel sind Stand 2006. Bei einer Ausweitung der Atomkraft (wie derzeit gefordert) wird der Wert nur noch sinken. Aus meiner Sicht sind die Jahreszahlen aber bereits so niedrig, dass ich um einen solch raren Stoff keine weltweit davon abhängige Gesellschaft aufbauen möchte!
Zusätzlich zu diesen Fakten kommt noch die Sicherheits-/Abhängigkeitsfrage. Bis auf Kanada/Australien (großer Anteil) kommt Uran aus instabilen Ländern wie Kasachstan, Namibia, Usbekistan, Niger, Russland. Ich für meinen Teil möchte nicht von diesen Ländern abhängig sein, wenn ich es vermeiden kann!
Solarenergie:Die schon angesprochenen solarthermischen Kraftwerke lasse ich mal außen vor. Ich möchte zu Photovoltaik etwas sagen. Weil im Thread angesprochen wurde, die Zellen würde niemals die Produktionsenergie erzeugen:
Stand 2002: Die Amortisationszeit beginnt mit 4 Jahren und geht auf 11 Jahre. Da vor allem in den letzten Jahren deutlich Fortschritte erzielt worden sind (vor allem in der Siliziumherstellung - JSSI, metallurgisches Silizium, RGS-Verfahren usw.) wird dieser Wert auch gesunken sein.
http://www.voltarlux.de/download/Kill_argu_4_PV_braucht_zuviel_Energie.pdfAktuell in wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Solarzelle#Energetische_Amortisation_und_ErntefaktorenWenn man also von 5-7 Jahren ausgeht für die Energierückgewinnung und eine Lebensdauer von 40-50 Jahren annimmt (Manche Hersteller geben 20-25 Jahre Garantie), dann kann man schon behaupten, die Sache rechnet sich energetisch! Diese Zellen lassen sich auch ein paarmal recyceln, wobei deutlich weniger Energie verbraucht wird, als wenn eine Zelle neu produziert werden würde.
Speicherung:Es ist ein Irrglaube, dass die herkömmliche Stromerzeugung ohne Speicherung auskommt
Allerdings fällt es im ersten Moment auch nicht so auf. Das Pumpspeicherkaftwerk oder Druckluftspeicher im Erdboden werden auch für die bisherigen Kraftwerke genutzt und sind recht offensichtlich. Aber auch die Kohleberge von den Kraftwerken, die Gastanks oder die Hackschnitzelberge sind Speicherarten von Energie
Bei Sonne oder Wind kann man jedoch nicht den Rohstoff auf Halde legen, sondern nur die bereits erzeugte Energie speichern. In diesem Bereich wird derzeit sehr viel geforscht. Da bin ich aber auch ein wenig veraltet mit meinem Wissen. Damals waren aber interessante Ansätze im Bereich von Redox-Batterien (z.B. mit Vanadium) zu sehen.
Meine Meinung:Meiner Meinung nach, benötigen weder Atomkraftwerke noch Gas und Kohlekraftwerke! Die Menschheit kann all die benötigte Energie aus natürlichen Energiequellen erzeugen! Jedoch, und hier ist der Knackpunkt, sind dafür ersteinmal sehr hohe Investitionen nötig und eine gewisse Zeit, um dies umzusetzen. Man kann einfach nicht genug Solarzellen schnell genug auf jedes Dach installieren, keine zahllosen Windräder offshore in ein paar Monaten bauen, keine solarthermischen Kraftwerke ruckzuck aus dem Boden stampfen. Außerdem sind dies alles Technologien, die erst industriell reifen müssen bzw. mussten. Das erfordert Zeit.
Aber auch Druck! Druck, der durch den Atomausstieg erzeugt wird, Druck der durch den wachsenden Widerstand in der Bevölkerung gegen Kohle- und Atomkraftwerke erzeugt wird. Druck durch Instrumente wie z.B. das EEG, ein Gesetzt, dass sich selbst im Laufe der Jahre überflüssig macht.
Ich finde, wir können noch viel, viel schneller die Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke abschalten, wenn wir ersteinmal aufhören an die "Unmöglichkeit" zu glauben, alles mit Erneuerbaren Energien schaffen zu können!
Ein sehr interessantes Buch darüber ist übrigens von Hermann Scheer "Energieautonomie". Schade, dass die SPD in Hessen nicht gewonnen hat.
Falls jemand im Bereich Öl interessiert ist : "Twillight in the desert" von Matthew Simons. Danach wurde mir erstmal etwas anders. Es werden keine Endzeitszenarien vorgestellt, sondern nackte Tatsachen (sofern man im Bereich Ölförderung von Tatsachen sprechen kann, wenn niemand genaue Zahlen veröffentlicht).
So, das mal meine Gedanken zur Diskussion.
TrotzdemOptimistische Grüße
Stephan