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Der Küstenmammutbaum im Waldbau

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Tuff:
Vielleicht sollte ich das Wort 'schlimme' wieder zurücknehmen ...  :o

Also was meinte ich mit 'schlimm' ...

Schlimm ist es, Bäume absterben zu sehen, die über viele Jahrzehnte lang 'angepasst' waren. Etwa ein Alteichenbestand auf tiefgründigem frischem Lehm. Der nach 2018 eben nicht mehr 'frisch' war, auch nicht in der Tiefe.

Seit mindetens 10 Jahren sind die Niederschläge hier bei uns gerade (an der Grenze zum Sauerland) in der Vegetationszeit deutlich reduziert. Im Winterhalbjahr aber immer noch auf altem hohem Niveau. Vielleicht sogar höher !

Dieses Jahr 2020 hat es im April + Mai für unsere Verhältnisse nur wenig geregnet, nämlich zusammengenommen nur sowas wie 70 mm - während es zugleich schon extrem sonnig war. Füs unsere Vegetation hier, insbesondere die Laubgehölze, ist das eine kritische Zeit: Das austreibende Laub hat noch keinen UV-Schutz und 'verbrennt' schnell (oder vertrocknet bei extrem geringer Luftfeuchte) - vor allem, wenn dieses Stadium zu lange dauert. Ohne Regen stagniert der Austriebe aber und genau dann dauert es eben 'zu lange'.

zb. waren bei mir absichtlich extrem früh (Anfang März) gesäte Ringelblumen im fortgeschrittenen Keimblatt-Stadium für viele Wochen komplett steckengeblieben, bis es Ende Mai endlich weiterging ! Ohne eine minimale Notbewässerung (mehr konnte ich nicht leisten) hätte keine einzige diese Zeit überlebt. (bei später Saat Anfang Mai wäre ohne Wässern aber eben auch nix aufgegangen ... und mit Wässern dann vielleicht ebenfalls 'verbrannt' - so daß ich auf diese Weise doch besser davongekommen bin.)

Dieses Jahr eskalierte die Situation jedenfalls, viele Laubbaumarten die gerade frisch austrieben stagnierten und die ungeschützten empfindlichen Blättchen vertrockneten oder verbrannten an der Sonne. Besonders deutlich sichtbar an Eichen (die prinzipiell nicht alle gleichzeitig austrieben), Buchen, und Eiben. Auch Taxodium (bei uns extrem selten), UM und KM hat es schlimm erwischt. Meine Fichten und Tannen (verschiedene Arten) aber anscheinend gar nicht, und auch die noch jungen BM hatten kein ernstes Problem - bis auf einen, bei dem aber wahrscheinlich spezielle Umstände vorliegen.

Der Boden ist zu Anfang April in der Tiefe meist noch aus dem Winter mit Wasser gefüllt ist, egal ob es im März viel regnet oder nicht. Daher kommt es m.E. auf die Monate Apil + Mai an. Wenn die zu trocken ausfallen, kann die vegetation das über den Sommer nicht mehr aufholen. Es sei denn es regnet im Juni massiv - was auch schon vorgekommen ist.

Aus dem Bauch raus würde ich daher schätzen, daß ein Frühling bei uns (auf 400m üNN) 'zu trocken' ist wenn im April + Mai zusammen weniger als 100 mm Regen fallen, und zugleich schon heftig die Sonne scheint.
Was be uns manchmal auch schon im März, ja sogar im Februar schon der Fall sein kann.

Im Sommer, wenn das Laub bzw. die neuen Nadeln dann ausgehärtet sind mit starken Zellwänden, machen Sonne / Lufttrockenheit sehr viel weniger aus. Dann ist auch die Photosynthese voll hochgefahren, was bedeutet, daß ein Baum wieder Wasser aus der Tiefe pumpen kann.

Mein KM (derzeit an die 4m hoch) ist übrigens einige Wochen später noch einmal ausgetrieben, und die Triebe sind auch recht lang geworden (Seitentriebe ca. 20 - 30 cm, neuer Zentraltrieb mindestens 70).

Offenbar spielte die in diesem Frühling auffällig niedrige Luftfeuchte (trotz teilweise sehr niedriger Temperaturen!) eine wichtige Rolle, denn die Solarstrahlung allein für sich war im Juni wohl nicht geringer. Ein Spätfrostereignis hat zusätzlich noch eins auf den Dätz gegeben; allerdings blieb es bei uns immer knapp über Null.

Die im April/Mai verbraunten Eiben- und KM-Triebe sind hingegen auch wirklich abgestorben, und gegen Ende Mail bereits als brauner trockener Brösel abgefallen.

Weil der KM auch aus dem Stamm neu austrieb, kann man sagen, er ist durch die schwierigen Bedingungen dichter geworden. Für die Holzqualität wäre es aber ein Nachteil.

Kurz zusammengefasst, halte ich seit diesem Frühjahr die Faktoren Sonnenintensität x Luftfeuchte zum Laubbaustrieb, im Frühling, für ein wesentliches Kriterium zur Beurteilung von 'Standortgerechtigkeit' - jedenfalls sofern man keine verbrannten Triebe sehen möchte.

Tuff:
Gerade durch einen 'Verklicker' zufällig gefunden:

https://www.wissenschaft.de/erde-klima/april-stellt-weichen-fuer-duerre-im-sommer/

Andreas Roth:
@Tuff: Man muss dazu natürlich sagen, dass der durchschnittliche Jahresniederschlag hier erheblich geringer als bei Dir in der Ecke ist, ca. 525 mm sind bei Lehmboden schon einigermaßen brauchbar. Aber wie Du schon schreibst, die zunehmende Trockenheit bereits in der Wachstumsphase im April/Mai ist ein großes Problem; ich kann ich nicht daran erinnern, dass ich den Garten bereits im April schon einmal ausgiebig wässern musste, obwohl es nur wenige Wochen zuvor noch so nass war, dass sich hier und da Pfützen bildeten.

Wenn die schützende Vegetationsdecke noch schütter ist, trocknet der Boden aber in Nullkommanichts aus, da gehen die Pflanzen teils schon geschädigt in den Sommer. Trockenphasen von zwei, drei Wochen sind kein Problem aber wenn im Frühling sechs Wochen lang die Sonne vom Himmel brennt, kann das einfach nicht gut sein. Wären die Spätfrosteinbrüche im März/April nicht, könnte man stärker auf mediterrane Pflanzen u. ä. setzen, die auch mit der Sommertrockenheit zurechtkommen, aber das klappt - zumindest noch - nur begrenzt...

Tuff:
Es kommt wirklich drauf an WANN diese Niederschläge fallen. Unsere Regenmassen hier nutzen längst nicht soviel wie sie hermachen da sie fast ausschliesslich im Winter fallen. Von Oktober bis Januar sind hier regelmässig über 100 mm drin, in den Monaten Dezember und Januar sogar oft weit über 200 mm. Alles außerhalb der Vegetationszeit ... wenigstens füllt es die Talsperren. Der August war früher auch oft regenreich (Sommergewitter) aber das ist lange her.

Wurzeln brauchen im Unterschied zu grünen Blättern Sauerstoff, nicht Kohlendioxid. Die meisten Baumarten sind in der Wurzeltiefe eingeschränkt auf maximal 60 - 100 cm (das hängt aber sehr vom Bodentyp ab), wegen der Abnahme der Sauerstoffversorgung.

Das Jahr 2019 demonstriert was passiert wenn der April sonnig und zu trocken ist (Anhang, für 2 nahegelegene regenreiche Orte hier in meiner Umgebung). Mit Blick auf eine Anpflanzung im ersten Jahr: 30 - 50% nFK sind schon erheblicher Wasserstress, unter 30% ist für die meisten Baumarten nichts mehr zu holen. 

Natürlich reichen die Bodenwasservorräte in der Tiefe noch eine ganze Weile aus; aber wenn der Oberboden bis zu 30 cm tief austrocknet, dringt selbst bei Niederschlägen um 50 mm auch nichts mehr durch, und die Tiefenvorräte werden nicht mehr aufgefüllt. Stattdessen verdunstet das Wasser, oder fliesst ab.

In den obersten 20 cm ist ein Regen im Sommer (sofern heiß und sonnig) 'doomed to die' oder fast schon verschwendet: Esrevaporiert in der Sommerhitze und weg isser. Eine Monatssumme von 80 mm klingt dann auf dem Papier gut, hat aber nichts gebracht; vor allem nicht wenn es als Sturzregen runterkommt welche wegfliessen zu Sickerlöchern, statt flächig und langsam einzudringen.

Was bedeutet das für den Küstenmammutbaum ? Wie der oben zitierte Artikel (oder Podcast) schon nahelegt, es kommt nicht auf die absolute Summe an sondern darauf, daß der Boden im Wurzelhorizont (sagen wir, mit Schwerpunkt auf die Tiefe 20 - 60 cm) auch im Sommer nicht austrocknet. Wenn die Verdunstung gering ist, würden dazu auch geringe Niederschläge ausreichen -- wenn sie regelmässig fallen. Damit die Verdunstng aber gering ist, braucht es entweder Schatten, oder eine Verdunstungsbarrierre.

Ich werbe ja immer für Häckselauflagen (ganze Bäume inkl. grüner Masse) welche im ersten Jahr beim Verrotten selber jede Menge in den Zellen gebundenes Wasser freisetzt (also immer feucht bleibt) und später zu Humus wird der von Regenwürmern, Wühlmäusen, Wildschweinen usw. in die Tiefe eingearbeitet wird. Was für die Wasserspeicherung ein Vorteil ist.

Die Alternative "Beschattung" hat den Nachteil, daß geringe Niederschläge oft durch den beschattenden Altbestand abgefangen werden (die sogenannte Interzeption) und schliessich kommt auch noch die Wurzelkonkurrenz hinzu. Andererseits können Altbäume auch tiefe Schichten nutzen, während KM-Sämlinge wohl eher die oberen Bodenschichten durchwurzeln. Aber auch hier dürfte die Wurzelkonkurrenz stark sein.

Hierzu fällt mir ein, daß in einer natürlichen Wildnis ein heißes Bodenfeuer die oberste Schicht vielleicht wurzelfrei machen würde, wonach die KM-Sämlinge erheblich besser wüchsen. Andererseits braucht ein etablierter KM-Wald keine Sämlinge mehr: Er regeniert sich wohl hauptsächlich aus Wurzelbrit und Stockausschlag.

In Deutschland befinden wir uns aber in der Situation, das normalerweise keine KM-Altbäume vorhanden sind und wir daher Sämlinge oder Stecklinge pflanzen müssen.

Dann ist es wahrscheinlich am besten, einen Altholz-Schirm aus einer möglichst 'anderen' Baumart zu haben welche nicht genau dieselben Resourcen nutzt wie ein KM. Es ist ja zb. bekannt daß de sich in den ostdeutschen Kiefernwälern ansamenden Eichen hervorfragend wachsen. So eine Paarung müsste man für den KM finden. Vom Standort und den waldbaulichen Möglichkeiten (sukezssives Abernten des Schirmes) her kämen ja zb. Buchenwälder in Betracht. Leider macht die Buche doch sehr viel Schattten. Ich wette unter einem Lärchenschirm wächst KM hervorragend ! Ich habe auch die Hoffnung daß der KM sich auch unter einem lichten Fichtenschirm gut macht. Dann könnte man ihn in den noch verbliebenen letzten Fichtenplantagen vorbauen, welche grundsätzlich ebenfalls vom Borkenkäfer bedroht sind.

Es schadet auch nichts, sich einstellende Fichtenverjüngung stellenweise (in Gruppen und nur sporadisch) zu übernehmen, und generell auch noch Laubbäume (Buchen) dazu zu setzen. Dann hätten wir eines Tages den Waldtyp 'Fi-KM-Bu' der sich vielleicht wie ein 'Fi-Ta-Bu' bewirtschaften lässt. Und wenn nun jemand fragt, warum nicht gleich Weißtanne statt KM ... weil der KM sich eben durch Stockausschlag regeniert, und daher dem Verbiß auch ohne Wildzaun irgendwann entkommen wird. Während die Weißtanne reh-technisch bedingt schnell zu 100% ausfällt.
Jedenfalls wäre das meine Annahme.

Tuff:
Ein Dauerwald mit Zielstärkennutzung setzt übrigens verjüngungs-schonende Erntemethoden voraus. Einfach mit dem Harvester rein ist oft zu zerstörerisch, und bei den angestrebten Dimensionen (etwa Buche: 60-80cm) auch gar nicht mehr praktikabel. Man benutzt hier viel häufiger den Seilkran. Das Know-How und die Technologie muss dann natürlich erstmal vorhanden sein. In vielen Bundesländern ist das leider nicht der Fall.
Aber das kann sich ändern.

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