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Autor Thema: Trockenstress? Nein Danke!  (Gelesen 23621 mal)

Tom E

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Re: Trockenstress? Nein Danke!
« Antwort #30 am: 07-Mai-2016, 13:27 »

Noch ein Denkanstoß meinerseits. Nicht gießen hilft mehr. Nicht gießen begrenzt die oberirdischen Machenschaften und verlangt verstärktes Wurzelwachstum. Die Folge sind womöglich Zuwachseinbußen, dafür bekommt man einen weniger trockenstressanfälligen Baum. Anders ist es natürlich bei frisch gepflanzen Bäumen, die womöglich noch Wurzelmasse verloren haben. Je früher man damit anfängt, desto besser ist es für den Baum. Also, junge/kleine Bäume pflanzen und früh jegliche Hilfe einstellen. Viel Spaß beim Nichts tun.  ::)
Ansonsten mein Beileid, wenn der Boden unter einem kleinen Baum jetzt schon zu trocken ist.

Gesättigtergruß
Tom
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Gartenwetter: Awekas von den Bäumchen und der Heidi.

Tuff

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Re: Trockenstress? Nein Danke!
« Antwort #31 am: 07-Mai-2016, 13:57 »

Naja, ich dachte mir, schreib das mal lieber rechtzeitig bevor ichs wieder vergesse :)

Und wer sagt daß oberirdisch gegossen werden muss ? Ich mache inzwischen immer Löcher (in einiger Entfernung) und stecke die Tülle der Giesskanne dort hinein. Meistens vergluckert das Wasser dann irgendwie spurlos, vielleicht in Mausgängen.

Ich habe ein paar im Winter gepflanzten Minis (5cm) draußen im Grove die voll in der Sonne stehen, nach Weghauen von tonnenweise Hasel zudem unbeschirmter unbewachsener Boden, und unter ein paar cm saurem Humus nur sandiger steiniger Lehm, mager und humusarm). Eine Strahlenhölle, und absolut keine Gartensituation. Das ist 800m weg vom Dorf und ich bin nur alle paar Wochen hier.

Die Minis würden dort bei so einem Wetter wie heute in 3 Tagen komplett trockenfallen und wären hinüber. Bei solchen Pflanzungen verwende ich daher viel Mühe darauf, sie im Voraus gegen alle möglichen Katastrophen zu schützen. Dazu gehören zur Südseite hin gestapelte Wurzelstöcke oder Stammstücke, die den Boden vor dem Austrocknen und den Mini mittags vor direkter Einstrahlung schützen. Wenn ich genügend Klötze habe, schütze ich auch nach Nordosten gegen Frostwind. Das sieht ein wenig lächerlich aus, ein halber Kubikmeter Holz für eine wenige Gramm schwere Pflanze, ist aber in diesem Grove absolut notwendig. Früher hatte ich 50% Ausfälle, inzwischen (und zu dem System gehören auch Mauskragen und ein spezieller Winterschutz) sind es jedes Jahr 0% und ich bin zuversichtlich, auch in Zukunft jeden mit 5cm ausgepflanzten kleinen Mammutbaum - und zwar in meiner Abwesenheit - durchzukriegen. Dazu sind, ich sags nochmal, die Holzklötze und ein wenig Beschattung unverzichtbar.
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Tuff

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Re: Trockenstress? Nein Danke!
« Antwort #32 am: 08-Mai-2016, 13:46 »

Tom, ich pflichte Dir ja im Grunde weitgegend bei. Aber ich kenne noch einige 'Asunahmen' mehr unter denen ich gieße. Zum Beispiel diese:

Mein im letzten Herbst gepflanzter, jetzt ca. 30cm hoher Experimental-KM hat sehr früh begonnen auszutreiben, dann aber mit dem Kälteeinbruch natürlich wieder stagniert.

Wir hatten Ende April noch eine Nacht mit -8° C (im Oberbergischen). Der freistehende KM wurde zwar auf meine Bitte vor Ort nochmal notdürftig eingepackt (wobei der Abbau der Winterschutzes schon ohne jede Absprache und gegen meineb Wunsch geschah) und blieb nach wie vor grün, ist aber sicher noch geschwächt. In Frage kommen etwa kaum sichtbare Zellschäden der Kutikula, die einen verminderten UV-Schutz bedeuten. Die junge Pflanze ist auch generell noch weich und grün, kaum verholzt.
 
Gestern hat das inzwischen weiter austreibende Bäumchen begonnen, seine Triebe und Nadeln hängen zu lassen, was zunächst wohl an der großen Hitze lag. Dennoch wären bei offenbar nicht ausreichender Verdunstung auch die frischen Nadelspitzen des Neuaustriebes vertrocknet / verbrannt. Problematisch ist der Zeitpunkt: Mitten im Austrieb, sollte der Baum in seiner Entwicklung möglichst nicht gestört werden. Zudem reise ich heute wieder ab, wenn es noch ein paar Tage heiß bleibt kann ich also nicht mehr helfen. Daher habe ich das Bäumchen etwas beschattet und zuggleich tüchtig Wasser in die Tiefe gegeben.

Die Ausnahme ist also, wenn ein spät austreibender (noch junger) Baum, der noch kein ausreichend großes Wurzelwerk entwickeln konnte, eine Hitzeperiode durchstehen muss, und ohne Gießen irreparable Schäden davontrüge.

Klar - so ein Baum ist offensichtlich nicht lokal angepasst. Und genau das ist der Fall mit meinem jungen KM. (Übrigens auch mit 5cm großen BM die hier an keinem Ort überleben könnten ohne menschliche Hilfe.) Ich möchte an ihm einfach etwas über KMs lernen, und hoffe ansonsten einfach daß er in 20 Jahren sehr viel robuster ist, in dem Sinne daß er Schäden durch neues Wachstum ausgleichen kann. Zudem ist es noch offen wohin genau sich das lokale Klima entwickelt. Sollte der Baum dauerhaft kümmern und 'leiden' werde ich ihn eben wieder entfernen. Zumindest hat er eine gute Chance, in der Tiefe und auch lateral an Wasser heranzukommen, nur braucht er dazu ein paar Jahrzehnte.
« Letzte Änderung: 08-Mai-2016, 14:03 von Tuff »
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Tuff

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Re: Trockenstress? Nein Danke!
« Antwort #33 am: 25-Juli-2019, 19:41 »

Dieser Tage habe ich mal wieder meine draußen auf dem Land verteilten Obstpflanzungen bewässert. Die Prioritäten sind dabei 1.  jünger als 5 Jahre = vom Vertrocknen bedroht und 2. reichlicher Obstansatz welcher durch die Sommerdürre bedroht ist. Das Fruchtwachstum braucht viel Wasser !

Dabei fiel mir jedenfalls ein weiterer wichtiger Grund ein, warum man im Sommer / bei trockenem Boden niemals direkt an den Stamm gießen sollte, sondern stattdessen vor allem die außen am Rand der Wurzelausdehnung liegenden Feinweurzeln erreichen sollte:

Es ist nämlich so, daß der Geruch frisch aufgewühlter oder eben auch frisch bewässerter Erde Wühlmäuse auf weite Distanz anzieht. Ist ja logisch - in einem ausgeprägten Dürresommer stoppt das Wurzelwachstum der meisten Baumarten weitgehend und zwar vor allem in den oberflächennahen Schichten bis ca. 30 cm Tiefe, welche vollkommen austrocknen können.  Wühlmäuse gehen selten tiefer als ca. 20cm (behaupte ich mal, weiß ich aber nicht genau)  und beginnen dann also zu hungern.
Ich denke, sie rennen sofort hin sobald es irgendwo nach Wasser riecht !

Dann würden sie beim stammnahen Gießen die dort durch die Feuchte aufquellenden Starkwurzeln an- und abfressen.  Beim Wurzelrand-Gießen jedoch lediglich die 'Enden' der Wurzeln, was für den Baum nicht so gravierend ist: Er kann das irgendwann durch Neuwachstum wieder kompensieren. Stammnah abgefressene Starkwurzeln sind jedoch ein massives Problem, weil dann die ganze anhängige Wurzel  eingeht und eine Neubildung auf Jahre hinaus noch keine Windfestigkeit hat.

Kurz zusammengefasst: Stammnah gießen kann einen Baum umbringen :D

Weil das Wurzelrandgießen so schwer abzuschätzen ist, schlage ich (für Jungpflanzen < 5m Höhe) folgende extreme Vereinfachung vor:

Schwerpunkt des Gießens in einem Abstand welcher der Baumhöhe entspricht.

Also:     r = h
 
Ich glaube einfacher kann man es wirklich nicht ausdrücken  ...
« Letzte Änderung: 26-Juli-2019, 20:49 von Tuff »
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Tuff

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Re: Trockenstress? Nein Danke!
« Antwort #34 am: 29-Juli-2019, 16:56 »

Ich veranschlage leider immer wieder unbewußt meine extrem früh direkt aus Anzuchtkisten ausgepflanzten BM-Sämlinge. Ich pflanze sie typischerweise  mit 10 cm Größe in meinem Grove aus (mit Mauskragen).

Ich denke aber, viel häufiger liegen (leider) relativ große Topf- oder Ballenpflanzen an. Je größer diese ist, desto untauglicher wird leider die genannte einfache Formel. 

Wenn ich zB. einen 2m Heister direkt aus einem Topf / Ballen einpflanze (was quasi der worst case wäre, sowas sollte man nie machen)  bringt es im Sommer direkt danach überhaupt nichts, auf 2 m Abstand zu gehen. Der Bauum wird einige Zeit brauchen, um sein Wurzelwerk auszudehnen. Das geht bei einem BM wahrscheinlich schneller als bei einem Obstgehölz. Dennoch bzw. deswegen sollte man aber doch vom Pflanzloch ausgehend. jeden Monat ein bißchen weiter nach außen vorrücken.

Hier gehts um die Problematik der Sommerdürre, und in so einem Dürre-Regime würde ich empfehlen, generell keine 2m Heister zu pflanzen, weil sie aufwändig zu wässern wären und als Ballen- oder Topfpflanze sehr wahrscheinlich massivste Wurzelverknotungen (Drehwuchs) hätten. Daher behandle ich den Fall nicht weiter.

Stattdessen veranschlage ich mal einen 1m-BM, was ich ökonomisch für das maximal Erträgliche halte, obwohl es keineswegs optimal ist. Eine Wurzelverknotung ist hier normalerweise schon genauso massiv vorhanden. 50 cm Auspflanzhöhe wären deutlich empfehlenswerter (außer vielleicht in schneereichen Hochlagen) und lässt sich auch leichter 'wurzelbehandeln' (Knoten lösen).

Wenn man einen Ende September ausgepflanzten 1m-BM zu gießen beginnt, sollte man man von anfang an besonders die Außenränder des Pflanzloches reichlich versorgen. In diesem Beispiel sollte das Pflanzloch mindestens 60cm Durchmesser haben, auch wenn der Wurzelballen schmaler ist, weil der frisch gepflanzte Baum sich so erstmal ein wenig ausbreiten kann und zu Kräften kommt, bevor er auf die Grenze lockere Erde - gewachsener Boden stößt, welche fast immer eine gewisse Durchwurzelungs-Barriere darstellt.

Dann sollte der BM bis zum Einbruch eines - milden - Winters (bis Ende Dezember, die Wurzelaktivität steigt im Herbst noch einmal) schon 10 cm lateral durchwurzelt haben, vielleicht schon bis an die Grenze des Pflanzloches. Daher wäre es günstig, durch stärkeres Gießen an der Pflanzlochgrenze hierzu einen Anreiz zu schaffen.

Im nächasten Jahr kann man schon nur noch vom Außenrand des Pflanzloches ab (nur) nach außen gießen. Am Ende dieses 2. Jahres sollte der BM circa 150 cm hoch sein; gießen würde ich zu diesem Zeitpunkt, sagen wir mal in einem trockenen September, nur noch im Bereich 100 - 150. Auch wenns schwerfällt -- aber der Baum hat im nächsten Dürresommer sehr viel davon !

Um das knapp zusammenzufassen, hier wäre eine neue Faustformel für einen 1m hohen Topf-BM, welche aber nur für die ersten 2 Jahre gedacht ist:

Gießen ausgehend von r = h  und gerne breit, aber eher wenig nach innen, und nie bis ganz an den Stamm.

Angaben wie 'gerne breit' oder 'nicht bis ganz' sind allerdings als klare Anweisung untauglich, daher hier noch eine Annäherung was genau ich damit meine:

Der Radius der nicht begossenen Fläche rund um den Stamm könnte im ersten Jahr bei h/5 beginnen und im Herbst bei h/3 aufhören.

Beim Beispiel-BM von 1m Auspflanzhöhe wären dies anfangs r = 20 cm, die nicht begossen werden; dann fortschreitend bis zum Herbst r = 50 cm welcher zum Stamm hin nicht begossen wird.

Ab dem dritten Jahr nach der Pflanzung sollte ein BM eigentlich Gießen nicht mehr nötig haben (dann wäre was am Standort verkehrt) aber wenn es denn in einer extremen Dürre doch mal sein muß, dann wäre die Basis-Faustformel r=h wieder anwendbar. Dann aber eher noch weiter nach draußen gießen, nicht nach innen Richtung Stamm!

Ich erwarte jetzt von niemandem daß er bei jedem Baum groß misst und rechnet, und es kommt auch sicher nicht auf ein paar cm an. Und natürlich sind schematische Generalisierungen immer nach den jeweiligen Umstände zu korrigieren.

Aber man sollte doch mal ein feeling dafür entwickeln, was für den Baum beim Gießen eigentlich am besten ist,  indem man die genannten Werte doch ein paarmal berechnet oder abschätzt. Und genau dazu können diese Faustformeln hoffentlich hilfreich sein.
« Letzte Änderung: 14-Juli-2020, 14:26 von Tuff »
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DerAchim

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Re: Trockenstress? Nein Danke!
« Antwort #35 am: 09-August-2019, 21:55 »

Hat jemand zweigbilder vom trocken stress beim BM ?
LG
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Zu fällen einen schönen Baum braucht´s eine halbe Stunde kaum. Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenkt es, ein Jahrhundert.

-Eugen Roth-

Bakersfield

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Re: Trockenstress? Nein Danke!
« Antwort #36 am: 10-August-2019, 14:18 »

Hallo Achim,
dafür brauchst du im Grunde keine Zweigbilder.
Nach einem trockenen Frühjahr/Sommer wirft mancher BM den ältesten Nadeljahrgang früher ab als gewohnt. Das sind also die inneren Astpartien. Bei unserem Baum sind es in diesem Jahr sogar ZWEI Nadeljahrgänge (2015 & 2016). Wahrscheinlich weil nach dem Dürresommer 2018 in diesem Jahr wieder recht wenig Regen fiel.
Als Trockenstress würde ich das jedoch noch nicht unbedingt bezeichnen. Natürlich sollte sich dieser Vorgang nicht wiederholen.
Dagegen ist ein Trockenstresssympton das Absterben des Leittriebes und das komplette Absterben ganzer Äste inkl. der frischen Nadeln aus dem aktuellen und dem letzten Jahr.
Kleine absterbende Anteile/Äste sind bei jedem BM zu finden. Wird der Anteil größer, könnte Trockenstress die Ursache sein.
Falls der Baum jedoch schon stärker geschwächt sein sollte, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch noch ein Sekundärschädling (Nadel- oder Borkenpilz) hinzukommt und damit das Schadbild verändert. Das verschleiert jedoch nur die eigentliche Ursache.

Viele Grüße aus'm WML,Frank
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"And it smells like rain, Maybe even thunder, Won't you keep us from all harm, Wonderful redwood tree"
"Redwood Tree" - Van Morrison (Album "Saint Dominic's Preview" 1972)

DerAchim

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Re: Trockenstress? Nein Danke!
« Antwort #37 am: 10-August-2019, 21:37 »

Hallo Frank
Super danke für die ausführliche Aufklärung.
Bei meinem ist nämlich ein aussen ast in etwa 3,5 Meter hohen gelb/bräunlich. Hat mir schon etwas Kopfschmerzen bereitet.
LG
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-Eugen Roth-

Tuff

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Re: Trockenstress? Nein Danke!
« Antwort #38 am: 14-Juli-2020, 14:59 »

Nachdem es in den letzten Jahren bei uns in der Region verstärkt zu Dürreperioden kommt, habe ich begonnen, einige Flächen (im Garten oder im Wald) so bodenzuverbessern, daß sie mehr Wasser speichern können.

Bis sich der Effekt im kommenden Winter zeigt, versuche ich aber noch, ein paar schwer angeschlagene große Bäume in unserem eher großen Garten durch Gießen zu unterstützen. Es geht hier um beträchtliche Wassermengen - die bei mir auf total 20 Kubikmeter pro Sommer begrenzt sind, denn nur soviel kann ich der Zisterne entnehmen - und ich überlege daher immer wieder, wie ich möglichst effizient sein kann.

Weil die angekündigten Regenmengen bis uns im Sommer meistens mit jedem Tag den sie näher kommen, auch weiter zusammenschrumpfen, bis nur noch Zehntelmillimeter übrig sind, habe ich begonnen, im Rythmus der nicht eintreffenden Regenfälle zu bewässern. Also quasi den ausfallenden Regen ersetzen. In den heißen Trockenperioden gieße ich dann nicht mehr (wenn sie nicht zulange dauern).

Auch wenn denn mal ein paar Liter Regen zusammenkommen (nicht genug für Bäume, die ja eher in 20 - 60 cm Tiefe wurzeln, als oberflächennah) fahre ich kurz vorher oder nachher mit dem Wasserfaß raus.

Meine Nachbarn müssen mich wohl für total besch* halten. Aber viele wollen auch keine Bäume versorgen, sondern wenns hochkommt mal einen Busch Rosen oder einen kleinen Apfelbaum.

Der 'natürliche Rythmus' ist günstig weil die kombinierte Wassergabe (Mensch + Wolke) dann noch eher tief eindringen kann. Wobei ich, wenns um Bäume geht, immer nur punktuell richtig viel in die Erde einfließen lasse - und dazu oft mit der Eisenstange vorher noch einen tiefen Krater schaffe.

Bei neu gepflanzten Bäumchen kann so ein Rythmus zudem die Wühlmaus-Falle etwas abmildern (Wühlmäuse werden von frisch gegossener Erde magisch angezogen, wenns drumherum nur knochentrocken ist).

Man muss sich klarmachen daß ein Boden, der auf 60 cm Tiefe trocken ist (bei einer nutzbaren Feldkapazität << 50%) mit 5 oder 10 mm Regen schon allein von der Masse her nicht wiederaufgetankt wird. Zudem saugt bei geringen Niederschlägen die trockene Oberschicht über den Wurzeln schon alles weg.

Daher ist es notwendig, massiv auf den Punkt und in die Tiefe zu gießen. Dazu sollte man einen Punkt auswählen, der in größerem Abstand vom Baum ist, damit dieser nicht nur rund um seinen Stamm seine Wurzeln intensiviert. (So umgeht man auch das Problem, beim Anlegen von Kratern mittels Brechstange Starkwurzeln zu verletzen.) Eine gute Stelle ist dort, wo der Baum im Sommer flächig geringte Niederschläge aufsaugen soll, und wo der Boden zugleich eher beschattet ist.

Beispielsweise eine ca. 50jährige große Konifere (Mammutbaum, Tanne, Scheinzypresse) wird in gutem Boden ihre Wurzeln mindestens 10m weit ausbreiten (Radius). Daher suche ich in einer Entfernung von 5 - 10 m nach Punkte, welche der Regen gut erreicht oder wo das Wasser natürlicherweise zusammenfließt. Man erkennt sie oft daran, daß hier die Bodenvegetation üppig wächst.

Es sind natürliche 'Tankstellen' an denen es sich für den Baum lohnt, viele Wurzeln zu haben. Woanders wäre es falsch, den Baum anzuregen, mehr Wurzeln zu machen, weil diese sofort verdorren würden wenn man mal nicht gießt.  An den Tankstellen können sie später ohne den Menschen überleben und weitertanken :D

An so einer Stelle lasse ich dann für den gedachten 50jährigen Baum circa 300 Liter einsickern (manchmal per Gießpott = ein großer Maurerkübel mit ein paar kleinen Löchern unten; im Prinzip dasselbe wie ein Gießsack). Wenn ich genug Wasser in der Zisterne habe, dann suche ich für diesen Baum ca. 6 solcher Stellen. Sie müssen nicht schmematisch rundrum sein - wichtiger ist, daß es natürliche Tankstellen sind.

Eine Gießmenge von 1,5 - 2 Kubikmetern Wasser ist für einen 50jährigen Baum im Sommer nicht viel; zumal nur ein geringer Prozentsatz wirklich von den Wurzeln, statt von wuzelloser Erde drumherum aufgenommen wird. Wiederholt man das aber regelmässig, werden diese Stellen in der Tiefe immer feuchter, denn das Gießwasser dringt immer tiefer ein, und auch Regenwasser dringt in dem Bereich bessser ein, und die Wurzeln bekommen in der Bilanz mehr ab.

Wenn man hingegen mit dem Gießen wartet bis der Boden ausgetrocknet ist, hat man diesen Effekt erstmal nicht mehr, und es wird sehr schwer sein ihn in angemessener zeit wiederherzustellen - während bei intensiver Sonne jede Stunde Feinwurzeln vertrocknen und die Schäden schnell irreparabel werden.

Ich möchte zum Schluß betonen daß es keine 'Dauerlösung' sein soll. Das beschriebene Verfahren dient dazu, einen Baum, der sonst eingehen würde, über 2 oder 3 Jahre mit Dürren hinweg zu retten; mit dem Ziel sich die Zeit zu verschaffen, die Situation insgesamt zu verbesssern, so daß der Baum in Zukunft auch ohne den Menschen eine Chance hat.

Zu diesen Verbesserungen kann das Auftragen wasserspeichernder oder verdunstungsreduzierender Bodenschichten gehören, das Anlegen von Regensammlern, oder auch mehr Beschattung durch Anpflanzen weiterer, trockentoleranter Koniferen (eigentlich ein Widerspruch, aber ich glaube die Bilanz lässt sich verbessern wenn man solche Arten wählt, die in Hitzeperioden wenig verdunsten).

Wenn ein Baum auch nach maximalen Verbesserungen unter den Dürren so leidet, daß er nur noch krank und jämmerlich aussieht, dann kann man sich das Gießen wahrscheinlich sparen, und sollte schon mal über einen Ersatz nachdenken ...

 
« Letzte Änderung: 18-Juli-2020, 03:35 von Tuff »
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Steffen

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Re: Trockenstress? Nein Danke!
« Antwort #39 am: 14-Juli-2020, 19:53 »

Eine Billige und einfache Lösung ist meiner Meinung nach das flächigeAusbringen eines groben Kies/Split Gemisch.
Dadurch versickert Regenwasser recht schnell und die Verdunstung in den oberen Schichten wird vermindert.

Auch ein Paar Bohrlöcher rund um den Baum, so 15-20 cm Durchmesser, 30 - 50 cm Tiefe, möglichst in kleinen Senken um den Baum ebenfalls gefüllt mit einem Split/Kiesgemisch helfen, dass regenwasser schnell versickert und der Baum im Untergrund an diesen Zapfstellen Wurzeln bildet.
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Tuff

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Re: Trockenstress? Nein Danke!
« Antwort #40 am: 15-Juli-2020, 01:50 »

Steffen, das halte ich auch für ideal. Aber nicht jeder wird bereit sein so etwas zu tun, und aus gutem Grund:

1. wollen viele einen leicht aufzugrabenden Boden (mindestens in den in Beeten) oder alternativ haben sie einen schönen 'weichen' Rasen den sie weder neu anlegen wollen, noch durch einen Grobkiesrasen ersetzen auf dem zb. Kinder nicht mehr so schön herumtollen können. Man muss auch bedenken daß der Grobkiesrasen ebenso gemäht werden muss um eine Verunkrautung zu verhindern. Damit er gut befahrbar wäre, müsste man wieder Erde auftragen und planieren ... die dann über den Winter 'versickert' .... es wird ein Faß ohne Boden.


2. haben manche recht große Flächen. Mein Beitrag bezog sich ja auf große Bäume und die findet man eher in großen Gärten oder parkartigen Anlagen.

Sagen wir mal, die Kiesschicht müsste mindestens 5 cm hoch sein um einen guten Effekt zu haben. Dann sind das pro 1000 qm immerhin schon 50 Kubikmeter Schüttgut .... und eher mehr, weils durchs Planieren etwas dichter wird. Ob das inklusive Planieren mit Radlader noch 'billig' ist ... ?

Als Wurzelraumscheibe um einen großen Baum, zb. mit 10 - 15 m Durchmesser, kann ich mir das aber gut vorstellen; sofern dieser Bereich nicht unbedingt anderweitig genutzt werden muss. Es wird bei mehreren Bäumen aber dann oft nicht mehr soviel unbedeckte Fläche übrigbleiben.
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Tuff

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Re: Trockenstress? Nein Danke!
« Antwort #41 am: 15-Juli-2020, 02:15 »

Ich habe spaßeshalber nochmal den Anfang dieses Threads gelesen (weil ich wissen wollte worum es eigentlich mal ging) und bin dabei auf diesen Beitrag von Frank gestoßen:

...Werde heute noch ein paar Liter Wasser verteilen. Ordentliche Feuchtigkeit zum Start kann nicht schaden. ....
Hi Udo,

bei der Aussage kann ich nicht so ganz zustimmen. Ich hatte das auch zuerst immer so gemacht. Doch unser BM hat erstens immer erst relativ spät ausgetrieben und zweitens auch immer etwas mit Botrytis zu kämpfen gehabt. Nix schlimmes, aber ich führe beides auf das Gießen vor dem Austrieb zurück.

Hier meine Argumente gegen das Wässern:

- Der Baum wartet jetzt im Frühjahr auf die Erwärmung des Erdreiches. Das Wasser verzögert die Erwärmung = den Austrieb.

- Big Larissa ist inzwischen schon an ihrem Platz etabliert, also gut eingewurzelt. Da sollte sie nach dem Winter genug Feuchtigkeit in der Erde finden können, um den Stoffwechsel in Gang zu bringen. Zu Beginn ist der Wasserbedarf auch nicht so hoch wie im Hochsommer. Da macht dann das Wässern mehr Sinn.

Vorschlagende Grüße aus'm WML,
Frank

Ich finde das im Rückblick eine wichtige Anregung. Ich habe bei meinem jungen KM in den ersten Jahren nach der Pflanzung schon sehr früh ium Jahr eine erste Gießrunde gemacht, und eigentlich nie einen deutlich positiven Effekt sehen können. Der 'schlief' sowieso noch recht lange, Gießen hin oder her.

Ein durch unnötiges Eingreifen verzögerter Austrieb könnte sogar zu ernsthaften Schäden führen (wie sie dieses Jahr zb. an einigen Bäumen hier zu beobachten waren, wohl eine Folge von nachts tiefen Temperaturen und tags plötzlich heißer Sonne).

Aber auch ein zu früher Austrieb wäre schlecht, zb. wenn es noch Fröste gibt.

In Ermangelung einer Glaskugel die mir sagt, wann denn in diesem oder jenem Jahr der beste Zeitpunkt wäre, ist es wohl angemessener, die Natur selber entscheiden zu lassen.

(Und wenns schiefgeht muss man sich wenigstens keine Vorwürfe machen ...)

Ich hatte damals auch bereits darauf hingewiesen daß Bewässern schnell mit Bodenverdichtung einhergeht. Das ist generell immer schlecht; und könnte gerade nach dem Winter die Arbeit der wiederauflockernden Wühler und Würmer behindern.
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Tuff

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Re: Trockenstress? Nein Danke!
« Antwort #42 am: 18-Juli-2020, 03:40 »

Auffüllen eines Gießpottes mit dem 35mm Schlauch, allein mit dem Gefälle-Druck des vollen 1000 Liter-Tanks auf der Karre.  Jeder Pott hat 4 Löcher á 4mm -> Dauer bis zum Leerwerden 28 min. Ich werde beim nächsten Set aber mal 3 mm Durchmesser wählen damit es noch etwas langsamer geht.
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