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Autor Thema: Mammutbaum-Projekt "Burgsalach"  (Gelesen 596825 mal)

denniz

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Re: Mammutbaum-Projekt "Burgsalach"
« Antwort #960 am: 24-April-2012, 20:14 »

Hallo Remi,
Ganz gewiss möchte ich nicht die Arroganz besitzen, dich zu irgendetwas zu bringen oder dir die Laune zu versauen.
Ich hab ja nur gefragt ob du dir, aufgrund des aktuellen Entwicklungsstandes bei der Verbreitung von KM, bewusst bist,
das du sehr sehr viele KMs über den Jordan schicken musst, um für deinen Standort brauchbare Pflanzen zu gewinnen.
Zugegebener Massen in sehr harter Formulierung.

Natürlich ist das schon mit sehr viel Mühe und auch Rückschlägen bestimmt irgendwann zu schaffen.
Ich hätte mich in deiner Lage nicht zu diesem Prozedere hinreissen lassen, und halt andere Arten gepflanzt und vermehrt.
Ich habe hier meine Einschätzung preisgegeben, die ja ausdrücklich erwünscht ist, sonst gäbe es ja kein "Antwort-Button".
Schön finde ich die vielen Rückmeldung zu dieser Sache, und es scheinen doch nicht Alle der gleichen Meinung zu sein.

Ich habe lange gehadert mit mir bevor ich überhaupt darüber nachgedacht habe KMs in den Garten zu setzen, mit der
Vorstellung die Hälfte zu verlieren, gegebenenfalls Alle, neues Material besorgen, vermehren, auspflanzen usw.

Hoffentlich hast du soviel Durchhaltevermögen, Remis !

An die Klimawandeljünger:
Das das Klima sich verändert ist ein Fakt. Ob es bei uns in den nächsten Jahrzehnten wärmer,kälter oder sonstwas wird
ist ungeklärt. Das der Klimawandel zum Kassenschlager geworden ist, bemängeln heute viele Klimaforscher und Geologen.
Eine Klimaveränderung als Argument für die Verbreitung exotischer Baumarten zu verwenden ist zwar nachgeschobene Grundlage der Burgholz-Versuche geworden (siehe Vorwort E.Uhlenberg) aber eigentlich ging es um Industrieresistente Baumarten und wertvollerers
schnellerwachsendes Holz.

Es gibt doch streng genommen bei den MB-Experten genau zwei Typen:
1:Forstwirte und wissenschaftlich Arbeitende aus Forst und Baumschulen
2:Sequoianitis-Patienten

Mischformen nicht ausgeschlossen  ;)
Hier im Forum vermischen sich auch Ansätze und Zielsetzungen, Fakten und Wunschvorstellungen in der Diskussion.
Jeder KM-Liebhaber fände eine  Klimaerwärmung um 3° geil, jeder Forstwirt katastrophal.
Da liegt mein Hund begraben.

Zitat
Am wichtigsten ist jedoch, das es Remis Vision ist. Selbst wenn die Chancen klein sind, warum nicht dran glauben und es versuchen?
Ich halte zB. auch nix vom Lotto spielen, aber viele andere tuen es und glauben das sie evtl gewinnen ...und bei manchen klappt es dann
Schöner Vergleich! Mit dieser Aussage stimme ich völlig überein.

sechsrichtigewünschend
Denniz
 




 





« Letzte Änderung: 25-April-2012, 09:06 von denniz »
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sequoiaundco

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Re: Mammutbaum-Projekt "Burgsalach"
« Antwort #961 am: 24-April-2012, 22:24 »

Hallo Remi,

du hast völlig Recht: Auf die Selektion wird es letztendlich ankommen.

1.   Beim BM ist die Befundlage ziemlich eindeutig. Im Vordergrund steht hier die Selektion geeigneter Herkünfte. Dazu gibt es wissenschaftlich gut begleitete Provenienzvergleiche mit klaren Ergebnissen bzgl. Frosthärte. Zugrunde liegen natürlich auch hier nur statische Durchschnittswerte mit Abweichungen nach oben und unten.

2.   Beim frostempfindlicheren KM ist die Lage komplexer/komplizierter. Beim bisher in Europa eingeführten Pflanzenmaterial müssen alle Möglichkeiten genutzt werden, die kältebedingte Anbaulimitierung zu verschieben. Ich meine, auf folgendes Erfahrungswissen verweisen zu können (im Forum und anderswo vielfach dokumentiert):

- Grundlage dafür ist natürlich die Selektion geeigneter Anbaustandorte (regional und kleinstandörtlich) und artgerechter waldbaulicher/gärtnerischer Methoden.
- Jungpflanzen (1-3-Jahre) benötigen einerseits genügend Möglichkeit für individuelle Anpassung in frühwinterlicher Kälte, andererseits genügend Schutz bei Temperaturen ab ca. - 8 Grad (d.h. Glashaus o.ä. und/oder Eingraben & Vliesbedeckung o.ä.).
- Besonders im Jungpflanzenstadium aus Einzelschicksalen von „Überlebenden“  auf generationsübergreifende Angepasstheit an mitteleuropäische Bedingungen zu schließen, ist gewagt. Vielleicht waren die nutzbaren Ressourcen (Temperatur-, Licht-, Nährstoff- und Wasserversorgung, Schädlingsfreiheit etc.) für die Einzelpflanze nur zufällig optimal und für andere nicht. Selbst bei zusammenstehenden Töpfen kann das alles schon sehr unterschiedlich sein.
- Pflanzung ins Freiland erst ab einem bestimmten Alter bzw. ab einer Größe von mindestens 1 m nach genügender individueller Anpassung.
- Flexibler Winterschutz muss in den ersten Anwuchsjahren möglich sein bei Temperaturen unter - 12 Grad (z.B. Vlies).
- Stecklingsvermehrung von Plusbäumen ist z. Zt. die Methode der Wahl. In-vitro brachte nur unbefriedigende Ergebnisse.
- Züchtungserfolge im Sinne einer generativen Verbreitung sind wegen der immer wieder nachgewiesenen genetischen Variabilität bei KMs schwierig und mindestens ein Generationenprojekt (So zeigen die erfolgten Naturverjüngungen und Nachzuchten z. B. aus Tervuren und Burgholz nicht unbedingt die Frosthärte der Eltern).

Bei allen Einsichten und Erfahrungen (auch im Forum) kenne ich selber die praktisch-organisatorischen und auch finanziellen Beschränkungen, mit denen man als Einzelkämpfer und kleiner Privatwaldbesitzer leben muss. Wissenschaftlichen Selektionskriterien kann man eh nicht gerecht werden (große Pflanzenzahlen, Methodenvielfalt, verschiedene Standorte, randomisierte Stichproben, Betreuung über lange Zeiträume etc). Und wer von uns hat schon die Möglichkeiten eines Forstamts in Westfalen, wo die Mitarbeiter im letzten Winter vor der Starkfrostperiode noch schnell mal eben 600 ca. 1m hohe KMs mit Vlies einwickelten und 400 weitere, für die Pflanzung in diesem Frühjahr vorgesehene in ein Glashaus schafften und dort eingruben.

Jeder schafft im Rahmen seiner Möglichkeiten; am besten so, dass Redwood eine Chance (auch zur Selektion) und man selbst die Motivation behält.
 
Chris (sequoiaundco
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sequotax

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Re: Mammutbaum-Projekt "Burgsalach"
« Antwort #962 am: 24-April-2012, 23:13 »

Liebes Forum,

mein primäres Ziel ist es auch nicht, mit dem Vorschlaghammer DEN Zukunftsbaum zu generieren !
Ich setze schon auf eine dezentere Vorgehensweise. Meine Bäume nicht mehr zu schützen, als ich es getan habe (Standort immerhin eng aneinandergeschmiegt im Pferdestall), hat insbesondere die Aussortierung der ohnhin aussichtslosen Fälle zum Ziel. Nicht einen Verlust von 80-90% im den ersten zwei Jahren, eher eine Reduktion auf die Hälfte der Ausgangsmenge halte ich für sinnvoll. Dieser Winter hat jedoch überrascht...

Aber:
Die KMs, die jetzt bei mir im Wald überlebt haben, stammen praktisch ausnahmslos aus den Partien, die auch sehr gut über ihren ersten Winter gekommen waren.
Andersherum sind die anfangs wackeligen Kandidaten jetzt praktisch komplett ausgeschieden...
Die Verhältnisse im Pferdestall sind übrigens für alle KMs nahezu identisch. Wenn der eine Baum abstirbt und sein Nachbar den Frühling mit grasgrünen Naden erlebt, dann wird er da einfach einen genetischen Bonus besitzen...
Es ist aber weniger Aufwand, einen kaputten Sämling zu entsorgen als einen Jungbaum nach 10 Jahren intensiver Pflege !!!
Ich glaube auch nicht daran, dass ich eine andere Baumart züchte, nur weil ich nach einem bestimmten Kriterium selektiere - eine Dahurische Lärche hält -70 °C aus, eine Europäische nicht (das gilt natürlich ebenso für Fichten, Kiefern u.a. !)...

Im Waldbau (und auch in freier Natur !) ist es absolut normal, dass nur ein ganz geringer Teil des Anfangsbestandes auch das Endalter erreicht.
Du kannst mich korrigieren Chris, aber meist wird bei Anpflanzungen nur so jeder 20. (!) wirklich alt !
Man pflanzt einige tausend Bäume auf einen Hektar und lässt letztendlich wenige hundert stehen (z.B. können aus 8.000 dann 400 werden)...
Und das ist die Vorgehensweise bei angepassten Bäumen !
(Es stimmt auch nicht, das dies nur wegen der Astreinigung im Dickicht so gehandhabt wird, bei einer Nesterpflanzung setzt man halt viele Pflanzen ganz nah beieinander und entfernt dann alle bis auf den aussichtsreichsten...)

Mir fällt es emotional auch schwer, Bäume, die ich so sehr schätze, zu selektieren !
Nur ist das ihre einzige Chance hier, wenn es um eine erfolgversprechende Ansiedlung der Art geht !
Der BM 'Hazel Smith', den die meisten von uns mit gutem Recht zu schätzen wissen, entstammt ja beispielsweise solch einem brutalen Ausleseprozess. Er war doch wohl der beste von mehreren hundert (oder sogar tausend) Sämlingen. Er hat diesen Winter übrigens ohne Nadelverfärbungen überstanden...

Wer einen MB züchtet, wird ihn lieben.
Wer tausend MBs züchtet, wird unter diesen Lieblinge finden...

Ich freue mich wirklich sehr über die freundlichen Worte, die so viele von euch bzgl. meines Projektes finden, verstehe aber durchaus auch die kritischen Stimmen !!!
Man kann allerdings meiner Meinung nach absolut nichts falsch machen, wenn man etwas (Gewagtes) versucht - man kann nur gewinnen !

Always look on the bright side of life:)

Remi
« Letzte Änderung: 24-April-2012, 23:15 von sequotax »
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Waldläufer

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Re: Mammutbaum-Projekt "Burgsalach"
« Antwort #963 am: 25-April-2012, 15:39 »

Hallo,
schalte mich mal für diesen Thread kurz zu, da das Thema sehr interessant ist.
Grundsätzlich warne ich davor die Anbaurisiken für Redwood unmotiviert immer weiter nach unten zu setzen. Auch wenn eine weitere Klimaerwärmung kommt,
sind kalte Winter wie gehabt möglich. Danke an Dennis daß er die Ungereimtheiten des Burgsalacher Anbaues nochmals thematisiert hat.
Man sollte mal einen Schritt zurücktreten und sich die Heimatbedingungen nochmals klar machen. Ozenisches extrem wintermildes Klima, Extremminima werden mit
-10°C genannt. Wird in der Literatur als Element des subtropischen Winterregenwaldes klassifiziert. In der ernstzunehmenden Literatur wird der Redwood versuchsweise für die mildesten Regionen empfohlen. Die immensen Wuchsleistungen sind bedingt durch sehr fruchtbare Böden, hohe Feuchtigkeit bis 2500mm
Niederschlag und Assimilation übers ganze Jahr. Daß der kM in milden Regionen mehr oder weniger zufriedenstellend wächst ist bekannt. Seine heimatlichen Dimensioen erreicht er hier aber bei weitem nicht, da unsere Bedingungen nicht kompatibel sind. Sicherlich sind die Erfolge in Burgholz beeindruckend, jedoch kommt dieser Standort den beschriebenen Heimatbedingungen schon näher. Es ist jedoch ein klares Wuchsgefälle in der BRD zu beobachten je schlechter die Bedingungen werden. Halbwegs geeignet scheinen stark ozeanische milde Gebiete  oder Weinbaulagen und deren Randgebiete. Daß in den erwähnten Gebieten nie Frostschäden
aufgetreten sind stimmt natürlich nicht. Z.B. ließ mich Frau Dr. Martin 1980 erst gar nicht in ihre Anlage weil es so schlimm aussah.
Daß durch Seletion und Akklimation eine Verbesserung der Frosthärte erreichbar ist stimmt, allerdings hat auch diese ihre Grenzen. Es stimmt keineswegs wie Remi
schreibt, daß lediglich eine Erhöhung der Aussaatmenge zu beliebig frostharten Exemplaren führt. Die Frosthärte ist genetisch fixiert und variiert innerhalb einer
Population in engen Grenzen. Auf jeden Fall reicht sie auf keinen Fall für einen Anbau in Winterhärtestufe 6b(-20,5 bis -17,8°C) aus. Die vielbeschworenen Minimaltemperaturen sind ja nur die Spitze des Eisberges. Frostbedingte Kürze der Vegetationszeit und Feuchtigkeitsverluste durch Wintersonne bei kalten Temperaturen sind weitere Negativpunkte von den evtl. Bodenverhältnissen ganz zu schweigen. Auch ist Redwood nicht auf Schneefälle eingestellt und kippt um.
Das heißt die Mittelgebirgslage Burgsalachs bei ca. 600m ü.NN. ist restlos ungeeignet für einen vernünftigen Redwoodanbau. Für mich ist auch nicht wesentlich ob
hier einige kümmerliche Exemplare überleben mit Zwergwuchseigenschaften. Unter den genannten Burgsalachbedingungen können die Redwoods einheimischen
Pflanzen keine ernsthafte Konkurrenz bieten und sind durch dauernde Winterschäden auch ästhetisch unattraktiv. Anbauten in botanischen Gärten sollte man nicht
überbewerten, hier ist meist Winterschutz im Spiel. Außerdem sind die genannen Exemplare in Franken in Zone 7a, lediglich Erlangen ist Übergangszone 7a/6b.

                                                       VG             Bernt
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Wayne

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Re: Mammutbaum-Projekt "Burgsalach"
« Antwort #964 am: 25-April-2012, 18:02 »

Hallo Bernt!

Das freut mich, von dir wieder mal was zu lesen!! Könntest dich ruhig öfter mal wieder "zuschalten"........

Hätte mich gewundert, wenn du deinen Standpunkt zu Remis Anpflanzungsversuch geändert hättest ;)

Würde wirklich gerne zu diesem Thema mal ne Telefonkonferenz machen......

Remi, Denniz, Chris, Bernt......traut euch (alle anderen sind natürlich ebenfalls willkommen :)))

Erfreute Grüße

Wayne
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die Väter des Waldes sterben stehend

de tinen

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Re: Mammutbaum-Projekt "Burgsalach"
« Antwort #965 am: 25-April-2012, 20:44 »

Wow!
Wahnsinns-Diskussion, echt spannend!
Und: Hello back, Bernt!

Werde mir alles von euch anschauen.

lg,
Tina
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JNieder

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Re: Mammutbaum-Projekt "Burgsalach"
« Antwort #966 am: 26-April-2012, 02:12 »

Wow!
Wahnsinns-Diskussion, --------

Klasse !" was hier an Einschätzungen, eigenen Erfahrungen und vor allem Wissen
mit eingebracht wird.
Das gehört aber auch dazu ! :)

Zusammenfügender Gruss
Jochen
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denniz

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Re: Mammutbaum-Projekt "Burgsalach"
« Antwort #967 am: 26-April-2012, 09:05 »

Hallo und guten Morgen,

Ich halte das eigentlich nicht für eine Diskussion, sondern eher für ein erneutes Abklären
verschiedener Interpretationen derselben Sachlage.

Mir persönlich ist wichtig, das noch mal ganz klar dargestellt wird, wie gering die Chancen sind
die KM an solch extremen Standorten wie Remi`s gedeien zu lassen, denn alles was hier im Forum geschrieben
wird ist für die Öffentlichkeit sichtbar, somit auch Motivation oder Warnung an Besucher.

Remi, wenn dir diese Dinge alle schon bekannt sind, weisst du auch, das ein Erfolg frühestens in 4o Jahren
in Betracht gezogen werden kann, und selbst dann noch nicht endgültig ist. Eine klimatische "Katastophe"
wie ein Polarwinter oder ein Vukanausbruch der das Wetter verändert für einen Zeitraum X ,kann Jahrhunderte
erfolgreicher Etablierung von empfindlichen Gehölzen vernichten, selbst an Standorten wie Kaldenkirchen oder
Burgholz, die wir ja irgendwie schon als "fixiert" ansehen.
In den Wintern 2008 und 2009 sind hier bei uns in der Gegend alle Kirschlorbeerhecken erfroren, die seit
Jahrzehnten erfolgreich angepflanzt wurden. Das hatte den Vorteil, das die Eibe wieder interessanter wurde... ;)

schönen Gruß in die Runde
Denniz

Fritz

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Re: Mammutbaum-Projekt "Burgsalach"
« Antwort #968 am: 26-April-2012, 11:05 »

@ Burslachkritiker

a) Remi frönt einem Hobby - er betreibt m.W. keine erwerbsmäßige Forstwirtschaft - deswegen sind Bernts Kategorien wie "unvernünftig" hier m.M. unpassend. Meine Kaktus auf der Fensterbank ist ja auch nicht "vernünftig".

b) Wenn ich mein Pflanzenportfolio im Hinblick auf mögliche Vulkanausbruchsdauerwinter oder anderen Klimakatastrophen ausrichte komm ich über Moose und Flechten nicht hinaus. Was soll das bringen?
 
c) :-P

VLG Olli
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sequoiaundco

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Re: Mammutbaum-Projekt "Burgsalach"
« Antwort #969 am: 26-April-2012, 11:36 »

Lieber Bernt,

schön von dir zu lesen und dem Forum die Gelegenheit zu geben, sachlich Argumente auszutauschen.

Deine Argumentation erscheint mir in sich schlüssig und nachvollziehbar.

Meiner Meinung nach setzt du allerdings einige Grundannahmen voraus, die ich nicht teile:

1.   Wie in Stein gemeisselt gelten für dich die folgende Anbauvoraussetzungen für KMs: „Ozeanisches extrem wintermildes Klima, Extremminima …-10°C…., subtropischen Winterregenwaldes… die mildesten Regionen,..sehr fruchtbare Böden, hohe Feuchtigkeit bis 2500mm, Niederschlag und Assimilation übers ganze Jahr“.
Dagegen spricht die Empirie: Sequoien werden heute erfolgreich und durchaus im forstlichen Maßstab rund um die Welt angepflanzt an völlig verschiedenen Standorten, mit ganz anderen Klimadaten und Bodenverhältnissen. Auch in Mitteleuropa gibt es inzwischen eine 160jähre Anbautradition mit Erfolgen und Fehlern, aus denen gelernt wurde.

2.   Natürlich ist „Die Frosthärte … genetisch fixiert und variiert innerhalb einer Population in engen Grenzen“. Allerdings ist die genetische Varianz bei Sequoien unerwartet groß, wie die o.g. Anpflanzungen, insbesondere aber auch genetische Analysen vielfach erwiesen haben.
Wer sagt uns denn, dass das wenige, meist zufällig gesammelte Pflanzenmaterial, das in Deutschland kursiert, den gesamten Genpool z.B. bzgl. Frosttoleranz enthält, wir also alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben, wie du anscheinend annimmst?

3.   Du schreibst: „Auch wenn eine weitere Klimaerwärmung kommt, sind kalte Winter wie gehabt möglich. Auf jeden Fall reicht sie auf keinen Fall für einen Anbau in Winterhärtestufe 6b(-20,5 bis -17,8°C) aus“.
Als Birkenpollenallergiker spüre ich schleimhautnah, dass die Birke inzwischen 2-3 Wochen früher blüht als vor 20 Jahren, und sehe als botanisch Interessierter wie sich die Vegetationszeiten verschoben haben. Flora und Fauna, ganze Landstriche verändern sich. Für mich heißt das,  die Klimaerwärmung ist längst da (s.a. Link zum Deutschen Klimaatlas)
Weiter gedacht, heißt das natürlich auch, wir sollten uns endlich mal von diesen Heinze/Schreiberschen Winterhärtezonen-Karten verabschieden. Sie beziehen sich auf Durchschnittswerte bis 1980. Würde man sie heute neu berechnen z.B. ab 1990, wären die über die Jahre ermittelten Minima der Messstationen sicherlich viel milder, wahrscheinlich würden sich ganze Zonen verschieben.
 
4.   Schon Heinze & Schreiber wiesen 1981 daraufhin, dass sich durch eine Veränderung des Mikroklimas die zonenbezogene Überlebenswahrscheinlichkeit von Pflanzen verbessern kann. Auch erinnern sie daran, „dass Kaltluft schwer ist und talwärts fließt – vor allem in der Nacht, in der die absoluten Temperaturminima liegen ... Höhenlagen (bis 800m) sind – oft über einer tiefer liegenden Temperaturinversion gelegen -  gleichzeitig verhältnismäßig mild.“ (DDG, Nr. 75).

Das sind einige Gründe, warum ich Burgsalach  600 m ü. M. durchaus optimistischer beurteile als du und auch Denniz. Dazu kommen Sympathie für experimentierfreudige Waldbauern (für Remi sowieso) und Respekt vor all der Arbeit.

Chris (sequoiaundco)
« Letzte Änderung: 26-April-2012, 12:44 von Kawi »
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JNieder

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Re: Mammutbaum-Projekt "Burgsalach"
« Antwort #970 am: 26-April-2012, 12:06 »

Moin Chris,

der angegebene Link funzt leider nicht.
Bitte mal prüfen.
Danke.

LG
Jochen
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Kawi

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Re: Mammutbaum-Projekt "Burgsalach"
« Antwort #971 am: 26-April-2012, 12:48 »

Hallo allerseits,

habe den Link im Beitrag von Chris etwas anders eingegeben: sollte jetzt hoffentlich funktionieren. Den Korrekturbeitrag von Chris habe ich gelöscht, ich hoffe, das ist so in Ordnung?

Editierende Grüße
Karola
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Ich könnte mich den ganzen Tag ärgern ...
... ich bin aber nicht dazu verpflichtet! ;)

sequotax

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Re: Mammutbaum-Projekt "Burgsalach"
« Antwort #972 am: 26-April-2012, 13:10 »

Liebe Expertenrunde !

Auch ich war NICHT unangenehm überrascht, mal wieder etwas von Bernt zu lesen, obwohl er ja quasi den ideologischen Gegenpol zu mir bildet !
Er schreibt wirklich lesenswerte Dinge.
Natürlich teile ich eher die Haltung von Fritz, Chris u. doch so einigen anderen hier im Forum...

Vielleicht noch einige grundsätzliche Dinge zur Biologie:
In der Biologie ist fast gar nichts fixiert - Biologie ist ein Prozess !!!
Alle Pflanzen haben sich aus Einzellern entwickelt, zunächst im Wasser. Die ersten Landpflanzen gediehen wohl in tropischen Verhältnissen, waren also sicherlich nicht sehr frosthart. Dann ging die Evolution weiter (die geht immer weiter !) und es entwickelten sich schließlich die heutigen Pflanzen.
Und jetzt kommt Bernt und sagt: "Die Frosthärte eines Küstenmammutbaumes ist genetisch fixiert und variiert innerhalb einer Population in engen Grenzen."
Schön !
Wie eng sind die Grenzen denn ?
Welche Grenzen haben denn andere KM-Populationen ?
Worin besteht die genetische Fixierung (steht auf Chromosom Nr. 7 vielleicht "geeignet bis -10°C)" ?
Wieviel Frost kann eigentlich ein Mensch aushalten ?
(Ist ein Afrikaner gegenüber einem Eskimo nicht vielleicht doch im Nachteil... ?)
Die Genetik eines KMs ist überaus komplex !
Soweit ich weiß, variiert bei ihm sogar der Chromosomensatz - es gibt diploide (2n), tetraploide (4n) und hexaploide (6n) Formen. Polyploide Chromosomensätze führen häufig zu einer Vergrößerung des Organismus (das hat man auch bei der Zucht unserer Getreidesorten ausgenutzt)...
Die genetische Varianz der KMs ist extrem groß, es gibt für seine Erbanlagen in der Regel sehr viele Allele. Also gibt es auch extrem viele Möglichkeiten...

Und jetzt kommt der Mensch und versucht gezielt, einige Erbanlagen herauszuzüchten.
Das muss nicht unbedingt mit einem Verlust anderer Erbanlagen einhergehen.
(Stell dir eine Population von Menschen mit blauen Augen vor: Fehlt denen etwas ? Sind das keine richtigen Menschen mehr, nur weil sie alle blauäugig sind ?)

Und ein Scheitern meines Versuchs in Burgsalach muss auch nicht automatisch alle, die hier im Forum mitlesen, davon abhalten, diesen bei sich auszuprobieren (bei ggf. besseren Bedingungen).
Ich glaube im Gegenteil, dass ich durch meine Arbeit sogar ganz viel Neugier und Interesse FÜR den KM wecke !
Ich habe auch nirgendwo behauptet, dass man die Frosthärte eines KMs beliebig steigern kann - nein, aber man KANN sie steigern...

Lehnt euch doch entspannt zurück und beobachtet das Grauen...  :)
(Und vielleicht werdet ihr ja doch noch überrascht !)

Durchaus mit wissenschaftlichem Ansatz (eine These ist noch kein Gesetz !),

Remi
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JNieder

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Re: Mammutbaum-Projekt "Burgsalach"
« Antwort #973 am: 26-April-2012, 13:19 »

Moin Chris,

der angegebene Link funzt leider nicht.
Bitte mal prüfen.
Danke.

LG
Jochen

Edit:
Kawi hat`s zum funzen gebracht. Danke !
:)
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Waldläufer

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Re: Mammutbaum-Projekt "Burgsalach"
« Antwort #974 am: 26-April-2012, 20:23 »

Hallo,
ich wollte mich eigentlich kurz halten will aber ein paar Antworten nicht schuldig bleiben.
Ich schließe mich der Argumentation von Dennis an. Mir geht es ebenfalls darum das Feld nicht alleine ich sags mal salopp den"Wunschdenkern" zu überlassen,
so daß der Interessierte auch die Gegenposition prüfen kann.
Lieber Chris, wir hatten ja schon mal vor längerem einen Disput über den Holzwert des Gebirgsmammutbaumes, den du im Nachhinein als unerfreulich eingestuft hast.
Hoffentlich blüht mir das nicht wieder. Manche werden sich erinnern- ich vertrat den Standpunkt das Holz ist wirtschaftlich nicht verwertbar, du hast behauptet das
Holz wäre qualitativ gut. Ums kurz zu machen, ich habe bei der Bttwb. Forstl. Forschungs-u. Versuchsanstalt angerufen und mir wurde meine Position voll bestätigt.
Natürlich kann der Liebhaber einzelne Partien verarbeiten, auch massive Holztäfelungen ich weiß, aber leider in wirtschaftlichem großem Umfang nicht machbar.

Zu deinem Punkt Nr.1
Ich wäre ganz froh, wenn ich richtig zitiert würde. Jeder kann sofort klar nachlesen, daß ich die heimatlichen Bedingungen definiert habe. Ich habe überhaupt nichts
in Stein gemeißelt, sondern die möglichen Anbauorte in der BRD beschrieben. Allerdings habe ich zum Schluß darauf hingewiesen, daß ich Anbauten in Winterhärtezone
6b(-20,5 bis -17,7°C) für unrealistisch halte, nicht nur wegen der Minima.  Dabei bleibe ich auch. Daß es in Dt. eigentlich nur Standorte gibt wo es kälter als -10°C
werden kann ist doch klar. Sonst hätte ich meine Versuche in Unterensingen wo es auch schon -24°C am Boden hatte ja nicht machen dürfen.
Daß weltweit in Südamerika, Neuseeland, England und ähnlich günstigen Ländern Anbauten erfolgten spricht trotzdem nicht für Burgsalach.

Punkt Nr.2
Sicherlich hat Redwood durch diese Chromosomengeschichte eine etwas höhere Varianz im Erbgut. Bei Untersuchungen war aber das Erstaunen darüber mehr dadurch
begründet daß man aufgrund der überwiegenden Wurzelsprossenvermehrung viel weniger Varianz erwartet hatte. Jedoch wächst Redwood in einem klimatisch sehr einheitlichen Gebiet so daß sich gar keine klar fassbaren Standortrassen herausgebildet haben wie etwa bei der Douglasie. Allerdings sind die nördlicheren Groves etwas kühler, so daß man sich bei der Samenbeschaffung auf diese konzentrieren sollte.

Punkt 3 u.4
Die Winterhärtezonen geben meines Erachtens immer noch einen sehr guten Anhalt, auch wenn sie etwa überholt sind. Von 1900 bis 2000 hatten wir lediglich einen
Anstieg der durchschn. Jahrestemp. um 1°C. Wobei die letzte Hälfe erst ab ca. 1970 einsetzte. Meines Erachtens ist dies bereits eingepreist, da sich die Gehölzfreunde heute mit empfindlichen Pflanzen in Zonen vorwagen, die vorher undenkbar waren. Z.B Redwood in warmen Lagen von Zone 7a(-17,7 bis -15°C)
Daß die Kaltluft absinkt ist nichts neues und Berge und Täler gibt es in jeder Zone. Nicht vergessen, es sind Mittelwerte der Minima.
Redwood bewegt sich noch mal zum Vergleich in der Winterhärtezone (-3,8 bis -1.1°C) und da finde ich leider nicht mal eine Annäherug an Burgsalach.

zu Remi
verschiedene Fragen sind mit obigem soweit beantwortet.
Es ist für mich jedoch keine schlüssige Argumentation, wenn man Hoffnungen mit immer neuen Hoffnungen untermauert.
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