Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Weitere Projekte

Mammutbaum-Projekt "Burgsalach"

<< < (193/378) > >>

denniz:
Hallo Remi,
Ganz gewiss möchte ich nicht die Arroganz besitzen, dich zu irgendetwas zu bringen oder dir die Laune zu versauen.
Ich hab ja nur gefragt ob du dir, aufgrund des aktuellen Entwicklungsstandes bei der Verbreitung von KM, bewusst bist,
das du sehr sehr viele KMs über den Jordan schicken musst, um für deinen Standort brauchbare Pflanzen zu gewinnen.
Zugegebener Massen in sehr harter Formulierung.

Natürlich ist das schon mit sehr viel Mühe und auch Rückschlägen bestimmt irgendwann zu schaffen.
Ich hätte mich in deiner Lage nicht zu diesem Prozedere hinreissen lassen, und halt andere Arten gepflanzt und vermehrt.
Ich habe hier meine Einschätzung preisgegeben, die ja ausdrücklich erwünscht ist, sonst gäbe es ja kein "Antwort-Button".
Schön finde ich die vielen Rückmeldung zu dieser Sache, und es scheinen doch nicht Alle der gleichen Meinung zu sein.

Ich habe lange gehadert mit mir bevor ich überhaupt darüber nachgedacht habe KMs in den Garten zu setzen, mit der
Vorstellung die Hälfte zu verlieren, gegebenenfalls Alle, neues Material besorgen, vermehren, auspflanzen usw.

Hoffentlich hast du soviel Durchhaltevermögen, Remis !

An die Klimawandeljünger:
Das das Klima sich verändert ist ein Fakt. Ob es bei uns in den nächsten Jahrzehnten wärmer,kälter oder sonstwas wird
ist ungeklärt. Das der Klimawandel zum Kassenschlager geworden ist, bemängeln heute viele Klimaforscher und Geologen.
Eine Klimaveränderung als Argument für die Verbreitung exotischer Baumarten zu verwenden ist zwar nachgeschobene Grundlage der Burgholz-Versuche geworden (siehe Vorwort E.Uhlenberg) aber eigentlich ging es um Industrieresistente Baumarten und wertvollerers
schnellerwachsendes Holz.

Es gibt doch streng genommen bei den MB-Experten genau zwei Typen:
1:Forstwirte und wissenschaftlich Arbeitende aus Forst und Baumschulen
2:Sequoianitis-Patienten

Mischformen nicht ausgeschlossen  ;)
Hier im Forum vermischen sich auch Ansätze und Zielsetzungen, Fakten und Wunschvorstellungen in der Diskussion.
Jeder KM-Liebhaber fände eine  Klimaerwärmung um 3° geil, jeder Forstwirt katastrophal.
Da liegt mein Hund begraben.


--- Zitat ---Am wichtigsten ist jedoch, das es Remis Vision ist. Selbst wenn die Chancen klein sind, warum nicht dran glauben und es versuchen?
Ich halte zB. auch nix vom Lotto spielen, aber viele andere tuen es und glauben das sie evtl gewinnen ...und bei manchen klappt es dann
--- Ende Zitat ---
Schöner Vergleich! Mit dieser Aussage stimme ich völlig überein.

sechsrichtigewünschend
Denniz
 




 





sequoiaundco:
Hallo Remi,

du hast völlig Recht: Auf die Selektion wird es letztendlich ankommen.

1.   Beim BM ist die Befundlage ziemlich eindeutig. Im Vordergrund steht hier die Selektion geeigneter Herkünfte. Dazu gibt es wissenschaftlich gut begleitete Provenienzvergleiche mit klaren Ergebnissen bzgl. Frosthärte. Zugrunde liegen natürlich auch hier nur statische Durchschnittswerte mit Abweichungen nach oben und unten.

2.   Beim frostempfindlicheren KM ist die Lage komplexer/komplizierter. Beim bisher in Europa eingeführten Pflanzenmaterial müssen alle Möglichkeiten genutzt werden, die kältebedingte Anbaulimitierung zu verschieben. Ich meine, auf folgendes Erfahrungswissen verweisen zu können (im Forum und anderswo vielfach dokumentiert):

- Grundlage dafür ist natürlich die Selektion geeigneter Anbaustandorte (regional und kleinstandörtlich) und artgerechter waldbaulicher/gärtnerischer Methoden.
- Jungpflanzen (1-3-Jahre) benötigen einerseits genügend Möglichkeit für individuelle Anpassung in frühwinterlicher Kälte, andererseits genügend Schutz bei Temperaturen ab ca. - 8 Grad (d.h. Glashaus o.ä. und/oder Eingraben & Vliesbedeckung o.ä.).
- Besonders im Jungpflanzenstadium aus Einzelschicksalen von „Überlebenden“  auf generationsübergreifende Angepasstheit an mitteleuropäische Bedingungen zu schließen, ist gewagt. Vielleicht waren die nutzbaren Ressourcen (Temperatur-, Licht-, Nährstoff- und Wasserversorgung, Schädlingsfreiheit etc.) für die Einzelpflanze nur zufällig optimal und für andere nicht. Selbst bei zusammenstehenden Töpfen kann das alles schon sehr unterschiedlich sein.
- Pflanzung ins Freiland erst ab einem bestimmten Alter bzw. ab einer Größe von mindestens 1 m nach genügender individueller Anpassung.
- Flexibler Winterschutz muss in den ersten Anwuchsjahren möglich sein bei Temperaturen unter - 12 Grad (z.B. Vlies).
- Stecklingsvermehrung von Plusbäumen ist z. Zt. die Methode der Wahl. In-vitro brachte nur unbefriedigende Ergebnisse.
- Züchtungserfolge im Sinne einer generativen Verbreitung sind wegen der immer wieder nachgewiesenen genetischen Variabilität bei KMs schwierig und mindestens ein Generationenprojekt (So zeigen die erfolgten Naturverjüngungen und Nachzuchten z. B. aus Tervuren und Burgholz nicht unbedingt die Frosthärte der Eltern).

Bei allen Einsichten und Erfahrungen (auch im Forum) kenne ich selber die praktisch-organisatorischen und auch finanziellen Beschränkungen, mit denen man als Einzelkämpfer und kleiner Privatwaldbesitzer leben muss. Wissenschaftlichen Selektionskriterien kann man eh nicht gerecht werden (große Pflanzenzahlen, Methodenvielfalt, verschiedene Standorte, randomisierte Stichproben, Betreuung über lange Zeiträume etc). Und wer von uns hat schon die Möglichkeiten eines Forstamts in Westfalen, wo die Mitarbeiter im letzten Winter vor der Starkfrostperiode noch schnell mal eben 600 ca. 1m hohe KMs mit Vlies einwickelten und 400 weitere, für die Pflanzung in diesem Frühjahr vorgesehene in ein Glashaus schafften und dort eingruben.

Jeder schafft im Rahmen seiner Möglichkeiten; am besten so, dass Redwood eine Chance (auch zur Selektion) und man selbst die Motivation behält.
 
Chris (sequoiaundco

sequotax:
Liebes Forum,

mein primäres Ziel ist es auch nicht, mit dem Vorschlaghammer DEN Zukunftsbaum zu generieren !
Ich setze schon auf eine dezentere Vorgehensweise. Meine Bäume nicht mehr zu schützen, als ich es getan habe (Standort immerhin eng aneinandergeschmiegt im Pferdestall), hat insbesondere die Aussortierung der ohnhin aussichtslosen Fälle zum Ziel. Nicht einen Verlust von 80-90% im den ersten zwei Jahren, eher eine Reduktion auf die Hälfte der Ausgangsmenge halte ich für sinnvoll. Dieser Winter hat jedoch überrascht...

Aber:
Die KMs, die jetzt bei mir im Wald überlebt haben, stammen praktisch ausnahmslos aus den Partien, die auch sehr gut über ihren ersten Winter gekommen waren.
Andersherum sind die anfangs wackeligen Kandidaten jetzt praktisch komplett ausgeschieden...
Die Verhältnisse im Pferdestall sind übrigens für alle KMs nahezu identisch. Wenn der eine Baum abstirbt und sein Nachbar den Frühling mit grasgrünen Naden erlebt, dann wird er da einfach einen genetischen Bonus besitzen...
Es ist aber weniger Aufwand, einen kaputten Sämling zu entsorgen als einen Jungbaum nach 10 Jahren intensiver Pflege !!!
Ich glaube auch nicht daran, dass ich eine andere Baumart züchte, nur weil ich nach einem bestimmten Kriterium selektiere - eine Dahurische Lärche hält -70 °C aus, eine Europäische nicht (das gilt natürlich ebenso für Fichten, Kiefern u.a. !)...

Im Waldbau (und auch in freier Natur !) ist es absolut normal, dass nur ein ganz geringer Teil des Anfangsbestandes auch das Endalter erreicht.
Du kannst mich korrigieren Chris, aber meist wird bei Anpflanzungen nur so jeder 20. (!) wirklich alt !
Man pflanzt einige tausend Bäume auf einen Hektar und lässt letztendlich wenige hundert stehen (z.B. können aus 8.000 dann 400 werden)...
Und das ist die Vorgehensweise bei angepassten Bäumen !
(Es stimmt auch nicht, das dies nur wegen der Astreinigung im Dickicht so gehandhabt wird, bei einer Nesterpflanzung setzt man halt viele Pflanzen ganz nah beieinander und entfernt dann alle bis auf den aussichtsreichsten...)

Mir fällt es emotional auch schwer, Bäume, die ich so sehr schätze, zu selektieren !
Nur ist das ihre einzige Chance hier, wenn es um eine erfolgversprechende Ansiedlung der Art geht !
Der BM 'Hazel Smith', den die meisten von uns mit gutem Recht zu schätzen wissen, entstammt ja beispielsweise solch einem brutalen Ausleseprozess. Er war doch wohl der beste von mehreren hundert (oder sogar tausend) Sämlingen. Er hat diesen Winter übrigens ohne Nadelverfärbungen überstanden...

Wer einen MB züchtet, wird ihn lieben.
Wer tausend MBs züchtet, wird unter diesen Lieblinge finden...

Ich freue mich wirklich sehr über die freundlichen Worte, die so viele von euch bzgl. meines Projektes finden, verstehe aber durchaus auch die kritischen Stimmen !!!
Man kann allerdings meiner Meinung nach absolut nichts falsch machen, wenn man etwas (Gewagtes) versucht - man kann nur gewinnen !

Always look on the bright side of life,  :)

Remi

Waldläufer:
Hallo,
schalte mich mal für diesen Thread kurz zu, da das Thema sehr interessant ist.
Grundsätzlich warne ich davor die Anbaurisiken für Redwood unmotiviert immer weiter nach unten zu setzen. Auch wenn eine weitere Klimaerwärmung kommt,
sind kalte Winter wie gehabt möglich. Danke an Dennis daß er die Ungereimtheiten des Burgsalacher Anbaues nochmals thematisiert hat.
Man sollte mal einen Schritt zurücktreten und sich die Heimatbedingungen nochmals klar machen. Ozenisches extrem wintermildes Klima, Extremminima werden mit
-10°C genannt. Wird in der Literatur als Element des subtropischen Winterregenwaldes klassifiziert. In der ernstzunehmenden Literatur wird der Redwood versuchsweise für die mildesten Regionen empfohlen. Die immensen Wuchsleistungen sind bedingt durch sehr fruchtbare Böden, hohe Feuchtigkeit bis 2500mm
Niederschlag und Assimilation übers ganze Jahr. Daß der kM in milden Regionen mehr oder weniger zufriedenstellend wächst ist bekannt. Seine heimatlichen Dimensioen erreicht er hier aber bei weitem nicht, da unsere Bedingungen nicht kompatibel sind. Sicherlich sind die Erfolge in Burgholz beeindruckend, jedoch kommt dieser Standort den beschriebenen Heimatbedingungen schon näher. Es ist jedoch ein klares Wuchsgefälle in der BRD zu beobachten je schlechter die Bedingungen werden. Halbwegs geeignet scheinen stark ozeanische milde Gebiete  oder Weinbaulagen und deren Randgebiete. Daß in den erwähnten Gebieten nie Frostschäden
aufgetreten sind stimmt natürlich nicht. Z.B. ließ mich Frau Dr. Martin 1980 erst gar nicht in ihre Anlage weil es so schlimm aussah.
Daß durch Seletion und Akklimation eine Verbesserung der Frosthärte erreichbar ist stimmt, allerdings hat auch diese ihre Grenzen. Es stimmt keineswegs wie Remi
schreibt, daß lediglich eine Erhöhung der Aussaatmenge zu beliebig frostharten Exemplaren führt. Die Frosthärte ist genetisch fixiert und variiert innerhalb einer
Population in engen Grenzen. Auf jeden Fall reicht sie auf keinen Fall für einen Anbau in Winterhärtestufe 6b(-20,5 bis -17,8°C) aus. Die vielbeschworenen Minimaltemperaturen sind ja nur die Spitze des Eisberges. Frostbedingte Kürze der Vegetationszeit und Feuchtigkeitsverluste durch Wintersonne bei kalten Temperaturen sind weitere Negativpunkte von den evtl. Bodenverhältnissen ganz zu schweigen. Auch ist Redwood nicht auf Schneefälle eingestellt und kippt um.
Das heißt die Mittelgebirgslage Burgsalachs bei ca. 600m ü.NN. ist restlos ungeeignet für einen vernünftigen Redwoodanbau. Für mich ist auch nicht wesentlich ob
hier einige kümmerliche Exemplare überleben mit Zwergwuchseigenschaften. Unter den genannten Burgsalachbedingungen können die Redwoods einheimischen
Pflanzen keine ernsthafte Konkurrenz bieten und sind durch dauernde Winterschäden auch ästhetisch unattraktiv. Anbauten in botanischen Gärten sollte man nicht
überbewerten, hier ist meist Winterschutz im Spiel. Außerdem sind die genannen Exemplare in Franken in Zone 7a, lediglich Erlangen ist Übergangszone 7a/6b.

                                                       VG             Bernt

Wayne:
Hallo Bernt!

Das freut mich, von dir wieder mal was zu lesen!! Könntest dich ruhig öfter mal wieder "zuschalten"........

Hätte mich gewundert, wenn du deinen Standpunkt zu Remis Anpflanzungsversuch geändert hättest ;)

Würde wirklich gerne zu diesem Thema mal ne Telefonkonferenz machen......

Remi, Denniz, Chris, Bernt......traut euch (alle anderen sind natürlich ebenfalls willkommen :)))

Erfreute Grüße

Wayne

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln