Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Paläontologie
Paläontologie von Sequoiadendron
Tuff:
Joachim,
Gut daß Du diesen Punkt ansprichst. Was meinen wir überhaupt mit 'Sequoiadendron' wenn wir von anderen Erdzeitaltern sprechen. Wie alt ist die Gattung Sequoiadendron ??
Wir meinen hier also nicht die moderne Art 'giganteum'. Wenn man sich mal die Unterschiede innerhalb der Gattungen Pinus oder Sorbus oder Quercus anschaut, wird einem begreiflich wie weit dieser Rahmen gespannt ist. Dennoch wird aber niemand Pinus mit Picea verwechseln (hoffe ich): Es gibt Gemeinsamkeiten die einige Arten so sehr verbinden daß man sie zu einer Gattung zuordnen kann. Das waren früher in erster Linie der Aufbau der Blüte und der Früchte. Durch mikroskopische Methoden wurden die so gefundenen Gattungen im großen und ganzen bestätigt: Untersucht werden die Pollen oder charakteristische spezialisierte Holz-Zellen oder die Kutikula der Blätter. Schließlich kommt heute noch die Genanalyse hinzu - diese ist aber für Fossilien nicht möglich.
Die direkten Vorfahren von Sequoiadendron sind noch unbekannt - ebensowenig weiß man wo und wann die Gattung entstanden ist. Wir können nur sagen ab wann die ersten Sequoiadendron-Fossilien auftauchen. Daniel Axelrod, der über 30 Jahre mit der Untersuchung von Sequoiadendron- und Sequoia-Fossilien verbracht hat, war der Ansicht daß die Gattung Sequoiadendron nicht viel älter als etwa 70 Mio Jahre ist. Das ist eine lange Zeit. Es kann gut sein daß Sequoia und Metasequoia (und Ginkgo) deutlich älter sind, darüber weiß ich noch zu wenig. Ich fand jedoch bisher keine Berichte über Sequoiadendron-Fossilien die älter wären als das Eozän.
[] Axelrod, Daniel I. (1986): The Sierra Redwood (Sequoiadendron) forest: End of a dynasty. Geophytology 16: 25-36
"Unless the forest groves are opened by clearing, or controlled burning, these forest giants-some of which are over 3,000 years old, and whose ancestry reaches back fully 70 million years-will all be gone within a few hundred years, or possibly less."
Man findet zum Suchwort 'Sequoiadendron' in paleodb dies:
[] K.R. Aulenback and B.A. LePage. 1998. Taxodium wallisii sp. nov.: First occurence of Taxodium from the Upper Cretaceous. International Journal of Plant Sciences 159(2):367-390 [B. Tiffney/J. Fosdick/J. Fosdick]
# Horseshoe Canyon Formation near Drumheller, Alberta, Canada: Sequoiadendron sp. (multiple organs), Upper Cretaceous
Leider behandelt die Arbeit eigentlich das erste Auftauchen von Taxodium, daher sollte der Datenbankeintrag erst einmal überprüft werden. Upper Cretaceous bedeutet vor 65 - 100 Mio Jahren. Es wäre jetzt wichtig nachzuschauen ob damit eher 65 oder eher 100 gemeint sind. Jedenfalls ist es der älteste Fund.
Es gibt eine seltsame Ausnahme und die betrifft Neuseeland:
[] Pole, M. 1995. Late Cretaceous macrofloras of eastern Otago, New Zealand: Gymnosperms. Australian Systematic Botany 8(6) 1067 - 1106. Full text doi:10.1071/SB9951067.
Die Bestimmung des ca. 90 Mio Jahre alten fossilen Holzes ist unsicher - es scheint sich eher um einen Vorfahren zu handeln, die Unterschiede zu Sequoiadendron sind doch auffällig (mündl. Mitteilung Mike Pole - wir diskutieren das gerade). Dann könnten die Vorfahren aber vielleicht auch über den Pazifik oder entlang der südamerikanischen Andenkette nach Nordamerika gelangt sein ? Das würde Axelrods Theorie nicht widersprechen, daß die Vorfahren asiatischen Urpsrungs sind (u.a. Axelrod 1986). Eine dritte Möglichkeit ist, daß die Gattung Sequoiadendron, zumindest aber die Art 'giganteum' in Nordamerika endemisch ist (also dort erst entstanden). Deshalb ist es wichtig, die Europa-Frage zu klären.
Die Sierra-Groves sind ein Refugium in dem die Art die Eiszeiten überleben konnte. (Wer weiß wie sie das geschafft haben!) Aus den Groves können sie seit Jahrtausenden nicht mehr auswandern. Wahrscheinlich sind es keine optimalen Standorte - die mehrfach schnelleren Wuchsleistungen in anderen Klimaten und die komplizierte Ökologie der Keimlinge weisen eindringlich darauf hin. Wir wissen daher nicht wo sie sich heute 'wohl fühlen' würden. Um das herauszufinden, können wir sie weltweit unter verschiedenen Bedingungen anpflanzen. Auf diese Weise kann es aber sehr lange dauern bis eine wirkliche Ansiedlung gelungen ist (also mit Naturverjüngung durch Samenkeimung.) Ein anderer Weg ist die Ursprünge der Art zu erforschen. Wenn man diese Geschichte erst einmal kennt, wird man auch wissen wo sie heute hingehören.
Joachim, nein, für Türkei habe ich noch keine Zeit gehabt. Vieleicht fahre ich mal in den Urlaub dahin und schau selber nach ;) ;)
Joachim Maier:
--- Zitat von: Tuff am 02-September-2008, 00:57 ---Joachim,
Gut daß Du diesen Punkt ansprichst. Was meinen wir überhaupt mit 'Sequoiadendron' wenn wir von anderen Erdzeitaltern sprechen. Wie alt ist die Gattung Sequoiadendron ??
--- Ende Zitat ---
Wie gesagt, meine Angaben nennen 200 Mio Jahre und beziehen sich auf Sequoiadendron giganteum. Ich habe aber noch nicht die Zeit meine Quellen zu rekapitulieren. Das muss noch warten.
Aber was sagst Du dazu:
Gibt es einen fossilen Beweis ist die These zweifelsfrei bewiesen.
Gibt es keinen fossilen Beweis ist die These zwar nicht bewiesen, aber auch nicht wiederlegt!
Es kann nicht für alles Fossilien geben, etwas muss auch in den Naturkreislauf zurück.
Gruß
Joachim
Joachim Maier:
Weiß nicht, ob ich den schon mal gepostet hab' oder ein anderer:
http://www.parks.ca.gov/default.asp?page_id=1152
Bin grad an der Sequoiadendron giganteum-Versteinerung aus der Türkei dran.
So wie es im Artikel oben beschrieben ist entspricht auch der Sequoiadendron chaneyi optisch dem giganteum von heute. Möglicherweise ist der Unterschied nicht so groß. Vielleicht lässt sich das im Zusammenhang mit der Versteinerung der Türkei in Erfahrung bringen, vielleicht sogar mit Bild.
entdeckender Gruß
Joachim
Tuff:
Man kann nicht erwarten einen genauen Artnachweis zu finden. Fossile Funde bekommen fast immer einen arbiträren Artnamen. Es reicht für unsere Zwecke in diesem Thread aus, wenn die Gattung nachgewiesen wird, also Sequoiadendron. Genau da liegt der Hase aber bereits im Pfeffer, das ist bei reinen Holzfunden schon schwierig genug.
Solange die Behauptung, daß Sequoiadendron auch in Europa heimisch war, in vielerlei Fachliteratur zu finden ist, können wir als Laien uns darauf berufen, und es dabei belassen.
Ich persönlich bin aber an der Aufklärung der Frage interessiert, weil die Wanderungen etwas über die Ökologie aussagen können, vielleicht wertvolle Hinweise liefern können was für diese Art eigentlich eine 'artgerechte' Umwelt wäre.
Joachim Maier:
Umgezogener Beitrag vom 07.11.2008:
--- Zitat von: Fritz am 11-September-2008, 09:46 ---
--- Zitat von: Michael D. am 10-September-2008, 13:35 ---Hallo,Fritz !
Mammutbäume hat es auf der gesamten Nordhalbkugel seit ca.150 Mill.Jahren gegeben,sie sind erst mit der letzten,großen Eiszeit weitgehend vernichtet worden (wie viele andere Arten auch) (...) Meines Erachtens kann es einheimischer nicht gehen ( Was sind da 12 000 Jahre "Pause" ? )
Viele rotborkige Grüße ! :) Michael D.,Rhina
--- Ende Zitat ---
ABER, der derzeit noch lebende Art 'Giganteum' ist gerade mal 15 Mio. Jahre alt und kam m.W. in Europa (im Gegensatz zu 'Metasequoia glyptostroboides' o. ausgestorbene Arten von der Unterfamilie 'Sequoioideae') gar nicht vor, oder? ( weiß jemand mehr? Tuff?)
Wissbegierige Grüße
Fritz
--- Ende Zitat ---
Meines Wissens ist der Giganteum der Älteste mit 200 Mio Jahren, der KM mit 140-170 Mio der zweite und der Meta mit ca. 60 Mio Jahren der jüngste!
Die zweite Aussage ist noch in der Klärung. Wie in dem Link zur Paläontologie ersichtlich habe ich einen Fossilienfund aus der Türkei gefunden, welche ich demnächst genauer recherchieren werde. Ich werde auch noch weitersuchen. Zudem ist das nicht vorhandensein von Fossilien noch kein Beweis für die Nichtexistenz da es ja viel Biomasse gab, die "recycled" wurde; hingegen ist das Vorkommen ein Beweis der Existenz.
Klärender Gruß
Joachim
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