Mammutbäume (öffentlicher Bereich) > Experten- und Fachbeiträge
Was kommt da auf uns zu!? - Pilzinfektionen an Bergmammuts, LINK+PICS
Cryptomeria:
Hallo Jochen,
deine Deko auf Akazie ( Robinie?) und Flieder sind Flechten ( keine Pilze) und stehen für gute Luft. Ansonsten gibt es auch Pilze, die einfach totes Holz zersetzen und wieder zu Humus verarbeiten. Nicht alles ist krankhaft. Schöne natürliche Deko. Bewundere ich auch immer im Wald, wenn ich etwas entdecke.
Viele Grüße
Wolfgang
JNieder:
Hallo Wolfgang,
Du hast wahrscheinlich Recht.
Ich war selbst im Zweifel ob es sich hierbei um Pilze, Moose oder Flechten handelt.
Danke für die Info.
:)
JNieder:
.... übrigens:
Die aktuell zu sehenden Beschaffenheiten der Baum-/Borken- und/oder Rindenoberflächen können für den (nur) Bildbetrachter keinen gesicherten Rückschluß auf die einzelne Baumart geben.
Grund:
Manches liegt schon viele Jahre dort und die äußeren Bestandteile verrotten selbstredend zuerst.
:)
Tuff:
Als gefährliche Pilze für Altbäume kommen hierzulande vor allem Heterobasidion annosum (Wurzelfäule) und Armillaria spec. (Kambiumkiller) in Frage. Wenn Teile des Stammes oder der Wurzel durch den Pilz zerstört werden, werden die jeweils anhängigen Teile der Krone zuerst braun. (In der Regel versorgt ein 'Wurzelstrang' nicht die ganze Krone gleichmässig sondern bestimmte Äste mehr als andere, und manche Äste gar nicht.)
Verantwortlich für braune Zweige und Äste älterer Bäume sind oftmals Rindenpilze wie Botryosphaeria dothidea [1]. Bei Sämlingen und jungen Pflanzen (bis 50cm Höhe?) ist es eher der Grauschimmel Botrytis cinerea.
Man braucht vereinzelte braune Zweiglein nicht gleich für eine ernsthafte Bedrohung halten. Zum Beispiel ist zu bedenken daß Cupressaceen cladoptosisch sind, also als Folge normaler Alterung ganze Zweige abfallen, was in manchen Jahren auch gehäuft vorkommen kann.
Beispiel für normal absterbenden Zweig von Sequoia sempervirens: http://www.conifers.org/cu/se/4.jpg .
Ferner ist es gewissenhaft zu unterscheiden wenn SeqGig Jungpflanzen sich über Winter (ohne schützende Schneedecke) bei tiefen Temperaturen grau-oliv-braun-wie-auch-immer verfärben, wovon sie sich im Frühhjahr normalerweise problemlos wieder erholen.
Armillaria kann man relativ leicht an den kriechenden Mycelsträngen erkennen, und natürlich an den Fruchtkörpern. Bei einem Baum der von Armillaria oder Heterobasidion befallen wird werden als Folge absterbender Wurzeln und damit verbundener Leitstränge ganze Kronenpartien (und oft nur auf einer Seite, von unten bis oben) braun. Verwechslung besteht mit Käferfraß, hier schaut man nach Löchern und Bohrmehl. Frostgeschädigtes Kambium kann ähnliche Erscheinungen zur Folge haben, dann sollte man aber auch erfrorene Knospen sehen. Frostschäden können als rotstrocknis effektiv auch ein Dürreschaden sein, wobei dann junge Zweige der oberen Krone zuerst abesterben.
Nadelpilz-Infektionen können bei absterbenden Zweigen natürlich sekundär aufttreten. Wie immer ist die Stärkung der Vitalität die beste Maßnahme gegen alle Pilze, zum Beispiel für Sequoiadendron: Gute Wasserversorgung, wenig Stickstoff, genügend Kalium, und wenn's geht viel Sonne (keine beschattenden Nachbarn.)
Beim Befall mit Nadel- oider Rindenpilzen ist Aufasten und Verbrennen der Zweige nicht verkehrt. Jdoch sollte man noch 1 Jahr warten, oder jedenfall zunächst einmal längere Aststummel belassen (wenn möglich mit ein paar kleinen Trieben), denn SeqGig kann aus schlafenden Augen wieder austreiben. So kann man die Chance erhöhen daß der Baum später wieder eine lange tiefe Krone bildet (welche u.a. auch die Sturmfestigkeit erhöht.)
An vielen alten Bäumen in der Sierra kann man am Winkel von steil nach oben wachsenden uralten Ästen sehen, daß irgendwann einmal der Original-Ast abgestorben oder abgebrochen ist, und ein neuer Austrieb nach oben wuchs.
[1] Kehr, R.:Triebschäden an Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum) durch Botryosphaeria dothidea auch in Deutschland nachgewiesen. Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd. 2004, 56(2), 37-43.
Tuff:
Hier ist eine Sammlung loser Notizen zu den häufigsten Pilzerkrankungen von Sequoiadendron:
Zunächst einmal eine Klarstellung:
Zweigverbraunung bei Bäumen, Unfallkrankheit der Keimlinge, und Keimlingswelke werden von jeweils einem anderen Pilz verursacht!
[1] Douglas D. Piirto (1994): Giant Sequoia Insect, Disease, and Ecosystem Interactions
USDA Forest Service Gen. Tech. Rep.PSW-151.
.
"Bega (1964), Libby (1982), Worral and others (1986)
have conducted studies on giant sequoia trees planted
outside their native range and found some of them severely
damaged by a canker fungus Botryosphaeria sp. In addition,
giant sequoia seedlings in nurseries were found to be
particularly vulnerable to charcoal root disease caused by
Macrophomina phaseoli and grey mold caused by Botrytis
cinerea (Peterson and Smith 1975)."
Zum Triebsterben durch Botryosphaeria dothidea:
[2] Kehr, R.:Triebschäden an Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum) durch Botryosphaeria dothidea auch in Deutschland nachgewiesen. Nachrichtenblatt Deutscher Pflanzenschutzdienhst 2004, 56(2),37-43.
Abstracts:
"(...) In den letzten Jahren sind in Deutschland auffällige, unregelmäßig in der Krone verteilte Triebschäden beobachtet worden. Bei erkrankten Bäumen im Rhein-Main-Gebiet konnte der Pilz Botryosphaeria dothidea, der bereits in anderen europäischen Ländern mit Schäden an Mammutbäumen in Verbindung gebracht wurde, erstmals für Deutschland als Schaderreger an Sequoiadendron giganteum nachgewiesen werden. Der Artikel gibt zunächst einen Überblick über die Eigenschaften und Krankheiten von S. giganteum und stellt dann die Symptome der jetzt gefundenen Krankheit sowie Taxonomie und Biologie des Pilzes vor. Weiterhin werden mögliche Handlungsoptionen für den Umgang mit erkrankten Bäumen diskutiert."
- Hat jemand zufällig Zugriff auf dieses Blatt und kann es einscannen ? (bitte PM)
[3] Worrall, J. J., J. C. Correll, and A. H. McCain. 1986. Pathogenicity and teleomorph-anamorph connection of Botryosphaeria dothidea on Sequoiadendron giganteum and Sequoia sempervirens. Plant Disease 70[8],757-759.
Resultate von [3]: Das Absterben von Trieben und ganzen Ästen durch Botryosphaeria wurde beim Bergmammutbaum nachgewiesen. Gelegentlich wurde auch das Absterben der Spitze beobachtet, bis zu einem Spitzentriebdurchmesser von 4cm. Der Pilz ist übrigens nicht baumartenspezifisch - Ansteckung von anderen Gehölzen her ist möglich.
"Common twig- and branch dieback of Sequoiadendron planted outside its natural range is generally considered to be caused by Botryosphaeria dothidea." mit Referenz auf:
[3] Scharpf, R.F. (1978): Cankers, diebacks, and galls
Das konnte ich bisher nicht finden, ebensowenig dieses:
[4] Scharpf, R.E. 1993. Diseases of Pacific coast conifers. Agriculture Handbook 521. Washington, DC: Forest Service, U.S. Department of Agriculture. 199p.
[5] Artikel in dieser Übersicht zu Erkrankungen an Stadt- und Parkbäumen:
http://www.lwg.bayern.de/gartenbau/baumschulen/29320/linkurl_0_5.pdf (pdf)
Zitat: Diese Krankheit trat an Mammutbäumen in den letzten Jahren in ganz Deutschland auf, aber mit einem Schwerpunkt in wärmeren Lagen Süddeutschlands. Die von dem Pilz Botryosphaeria dothidea ausgelöste Krankheit führt zu einem Triebsterben an Bäumen, die in sommerwarmen Gebieten zeitweise an Wassermangel leiden. Es kommt zur unansehnlichen Löcherbildung in der Krone und im Extremfall zum Absterben des Gipfeltriebes. Chemische Pflanzenschutzmaßnahmen sind in der Baumschule und an jüngeren Bäumen möglich, aber an größeren Exemplaren kann mittel- und langfristig nur Prävention betrieben werden, indem Mammutbäume ausreichend mit Wasser versorgt bzw. nur an solchen Standorten gepflanzt werden, an denen auch im Sommer genügend Bodenfeuchtigkeit vorhanden ist.
Botryosphaeria befällt den Ast nicht die grünen Zweige (wenn ich das richtig verstanden habe), auf Fotos sollte daher die Rinde des Astes, an dem die verbraunten Zweige sich befinden, gut errkennbar sein. Am besten so nah wie möglich (Makro) und den wesentlichen Teil ausschneiden, so daß fürs Forum keine Verkleinerung mehr nötig ist.
Bild im Anhang: Ein gutes Beispiel eines jungen Baumes mit ~U=90, Alter~40, der sonst keine braunen Zweige aufweist. Man sieht einen Seitentrieb ganz oben in der Krone, es ist aber nicht der zentrale Wipfeltrieb. Davor die alten Früchte einer Paulownie, die stand leider von allen Seiten mordsmässig im Weg.
Bitte mehr Fotos hochzuladen, wenn wir der Sache auf den Grund gehen sollen !
Zur Umfallkrankheit (Macrophomina phaseolina, charcoal root disease):
[6] http://www.rngr.net/Publications/ghs/charcoal-root-disease/file (pdf, engl.)
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