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Holzzuwachs in der Bundesrepublik
Odysseus:
--- Zitat ---Da gebe ich Dir recht. In unserer Gegend gibt es riesige Privatwälder, welche enorm vernachlässigt sind.
Entweder haben die Besitzer keine Ahnung oder keine Lust den Wald zu bewirtschaften!
Buchen 10, 15 Jahre alt, stehen hochgeschossen in max. 50 cm Abstand. Die Stämme nicht mal Spatenstieldicke!
Eine Schande.
--- Ende Zitat ---
Hi Boys,
ich habe viele Jahre Wald gepflegt, hab auch Wald umfallen sehen (Fichten, Eichen, Kiefern, alles), das Zeug aufgearbeitet und den Wald wieder eingepflanzt; daher erlaube ich mir mal einen leisen Einwurf.
Muss man alle Wälder "pflegen"? - Was bedeutet: So damit umgehen, dass man wirtschaftlichen Profit damit macht (gleichzeitig natürlich allen Anforderungen der Landschaftsökologie und moderner Waldbewirtschaftung gerecht wird).
Muss man das? -
Wenn Bäumchen in 50cm Abstand stehen, ist das Naturverjüngung. Die Natur also hat das so eingerichtet. Und sie sah, dass es gut war (Durchhaus richtig: Nicht schön in den Augen dessen, der mit dem Wald Geld verdienen will).
Ich weiß, was ich sehe, wenn ich einen wertgeasteten Wald sehe: Da war einer fleißig und zielorientiert.
Freuen tue ich mich, wenn ich einen "ungepflegten" Wald sehe, weil da die Natur am Werke ist. Und manchmal findet sich da Seltsames: ein eingestreutes Birnbäumchen oder Apfelbäumchen, skurril und schräg gewachsene, umgestürzte, stehende dürre Bäume aller Arten...Und in denen hacken Spechte. Aus denen wachsen Pilze ...
Wenn ich einmal vielleicht einen oder zwei Hektar unseres Waldes erben sollte, werde ich kein Geld damit verdienen, sondern gucken, dass alle so genannten Exoten es packen, und der Rest soll unter sich ausmachen, wer das Rennen in die Zukunft macht. Und ich werde zugucken ... Ob von oben oder von unter der Grasnarbe. LOL.
Großen Streit gab's um das Naturschutzgebiet Bayrischer Wald: Borkenkäferbefall! - Im Naturschutzgebiet abholzen und das Reisig verbrennen, damit der gefährliche Borkenkäfer sich nicht auf die umliegenden Staats- und Privatwälder ausbreitet (große wirtschaftliche Schäden) oder der Natur ihren Gang lassen.
Tja, die Naturalisten haben gewonnen. Einige Hektar im Wald und außerhalb sind dem Käfer zum Opfer gefallen, aber die Epidemie hat sich totgelaufen und aus der ehemaligen Borkenkäferfläche ist ein Dorado für neues, interessantes Geziefer und Ungeziefer geworden.
Zur Genugtuung von Biebelriether ("Die Wurzeln der Waldbäume"), einem der Iniatiatoren des Projektes und langjährigem Chef.
Grüße
Walter
Bernhard:
--- Zitat von: Odysseus am 04-Dezember-2007, 16:00 ---Wenn Bäumchen in 50cm Abstand stehen, ist das Naturverjüngung. Die Natur also hat das so eingerichtet.Grüße
Walter
--- Ende Zitat ---
Einspruch, Walter!
Leider hast Du mal nicht recht, ich hoffe Du verkraftest das ;) :
Ist das Naturverjüngung, wenn die Bäumchen in 50 cm Abstand in Reih und Glied, parallel und ausgerichtet stehen ??
Wohl kaum!
Odysseus:
--- Zitat ---Einspruch, Walter!
Leider hast Du mal nicht recht, ich hoffe Du verkraftest das:
Ist das Naturverjüngung, wenn die Bäumchen in 50 cm Abstand in Reih und Glied, parallel und ausgerichtet stehen ??
Wohl kaum!
--- Ende Zitat ---
Haha, Bernhard, du hast recht. Das verkrafte ich nicht. Da werde ich - nachdem ich das geschrieben habe -erst mal eine halbe Stunde weinen gehen...
Ich hatte den Eindruck, du meinst, da hätte einer Bäume (Und da so dicht: Naturverjüngung) einfach so "ungepflegt" herumstehen lassen... Aber - LOL:
Noch mal, bevor ich weinen gehe: In Heidelberg, auf der rechten Seite des Wegs, der zu den dicken Mammutbäumen hinunter führt, standen auch Roteichen (Q. rubra) genau so in Reih und Glied, etwa einen halben bis dreiviertel Meter voneinander entfernt, mindestens zwanzig Jahre (zuständig auch Weinheimer Försterei). Über 15m hoch, tja, und dann kamen die Waldarbeiter und haben sie ein wenig ausgelichtet. So vor sieben bis acht Jahren.
Wenn du mal nach HD kommst, schau an, wie sie heute aussehen ...
Ich gebe dir hier die Koordinaten:
49.401723
8.711826
And now I will go shedding bitter tears :-)
Walter
Bernhard:
--- Zitat von: Odysseus am 04-Dezember-2007, 20:26 ---
Haha, Bernhard, du hast recht. Das verkrafte ich nicht.
And now I will go shedding bitter tears :-)
Walter
--- Ende Zitat ---
Danke , Walter für Deine Antwort und Nennung der Koords. Werde bestimmt mal nachgucken, bin ja hin und wieder
im HD/MA - raum.
NS.: Mit mir kannst Du ruhig Deutsch reden, verstehe ich gut ;),.........und : Heul doch! ;D
chris:
Moin Freunde,
Auch ich kann in das Männergespräch mit einsteigen. :D
Mein Bruder und ich besitzen inzwischen gut 16ha Wald. Fichte, Kiefer, Lärche.
Wir haben seit nun gut 8 Jahren auch mit Aufforstung, Durchforstung, Pflege und Anpflanzung zu tun. Allein vorletztes Frühjahr pflanzten wir ca. 800 Weißtanne und 300 Douglasien. Wir haben einen Unterbau mit 3000 10jährigen Buchen.
Allein, weil ich weiß was für Arbeit und Verantwortung es bedeutet, einen von den Altvorderen überkommenen Wald entgegenzunehmen und weiter zu bewirtschaften, kann ich nicht so ohne weiteres sagen: "Lass ihn doch wachsen". Auch hat hier der Gesetzgeber, in Form des Revierförsters, ein nicht grad kleines Mitspracherecht.
Natürlich versuche ich aus den Fichten und Kiefernbeständen langsam einen Mischwald zu formen. Nur das wird wahrscheinlich aber schon mein kleines Erdenleben dauern.
Daher versuche ich mir gar nicht erst anzumaßen einen Plenterwald aus unseren einförmigen Altersklassenbeständen zu formen. Noch dazu wo es wohl utopisch wäre, zu hoffen, daß dies ohne eine grundlegende Reform des Jagdrechts in Deutschland oder der Umstrukturierung der Holzabnahmeindustrie möglich wäre.
Sollte ich versuchen einen einstufigen Altersklassenwald in einen Plenterwald umzubauen dauert dies mindestens zwei bis drei Menschengenerationen. Dazu müßte man als erstes die Wilddichte in einem bestimmten Gebiet dermaßen reduzieren, daß der Wald sich ohne menschliches Zutun, von Allein, regenieren kann. Also auch kein Zaun oder künstliche Verjüngung.
Als nächster großer Punkt muß dieser Plenterwald auch nach dessen Prinzip bewirtschaftet werden. Das heißt regelmäßige Entnahme von Bestandesmitgliedern. Also alle ein bis zwei Jahre eine Entnahme von 5-6fm. Dies natürlich, bedingt durch die Eigenheiten eines Plenterwaldes, ohne Rückegassen, ohne oder nur mit sehr geringer machineller Rücketechnik um Bodenverdichtungen zu vermeiden. Also bleibt nur eine teure Rückung per Pferd. Und wer nimmt einem Holzbauern eine Holzfuhre von 10 oder 12fm ab. Bei unserem Sägewerk brauche ich unter 50fm nicht anzukommen.
Um die höheren Kosten aufzufangen wird im Plenterwald eine Produktion von besonders großen Durchmessern angestrebt um die Fäll- und Aufarbeitungskosten pro fm so gering wie möglich zu halten.
Das alles ist wohl möglich in Gebieten, in denen die Plenterwirtschaft seit Jahrhunderten betrieben wird. Bei uns in Thüringen gibt es z.B. schon lange keine Sägewerk mehr, daß Stammdurchmesser von mehr als 60cm verarbeiten kann. Industrieholz ist gefragt!
Einen Altersklassenwald in einen Plenterwald umzubauen ist eine Aufgabe für mehrere Generationen und deren Umwelt. Einen starken Mischwald kann man durchaus in einer Generation vorformen. Es wird uns wohl angesichts des Klimawandels auch nichts anderes übrig bleiben.
Grüße
Christian
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